Franz K. berichtet aus seiner grauen Anstalt, einer bürokratischen und politisierten Mühle, die alle und alles verschlingt. Zerbricht.
Kennt man von wo.
In einer modernen Version steckt Franz K. geduldig gängige Vorwürfe ein:
- "Ist doch Blödsinn, was Du erzählst."
- "Du hast doch keine Ahnung vom wirklichen Leben."
- "Dumm, faul und vorgestrig seid ihr."
Ist zu ertragen, wenn man die Ursachen des Unmuts versteht. Was ihn regelmäßig aus der Bahn wirft, ist ein ebenso simples wie verständliches Ansinnen seiner Leser(m/w):
"Schreib doch von den schönen Seiten deines Berufes."
Wollt ihr Witze aus dem GULAG?
Kennt man von wo.
In einer modernen Version steckt Franz K. geduldig gängige Vorwürfe ein:
- "Ist doch Blödsinn, was Du erzählst."
- "Du hast doch keine Ahnung vom wirklichen Leben."
- "Dumm, faul und vorgestrig seid ihr."
Ist zu ertragen, wenn man die Ursachen des Unmuts versteht. Was ihn regelmäßig aus der Bahn wirft, ist ein ebenso simples wie verständliches Ansinnen seiner Leser(m/w):
"Schreib doch von den schönen Seiten deines Berufes."
Wollt ihr Witze aus dem GULAG?
teacher - am Samstag, 16. Januar 2010, 11:23
Jonae (Gast) meinte am 16. Jan, 13:14:
Wie bitte?
Der Beitrag ging komplett an mir vorbei. Wer ist Franz K.? Was ist ein Gulag? Welche moderne Version? Wer macht die Vorwürfe?
student (Gast) antwortete am 16. Jan, 14:44:
Franz KafkaUnser Schulsystem
Moderne Version: Lehrer sind die neuen Franz K.s
AllGEMEINheit an die Lehrer
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 16. Jan, 15:51:
Ich glaube, Thomas Bernhard wars, der spruch:
Etwas nagt an mir.Ich rauche zuviel, ich trinke zuviel, ich sterbe zu langsam.
Teach, pass auf - mich deucht, es weht ein Hauch von Burn-Out durchs Blog. Kann das sein, oder höre ich Flöhe husten?
Solidarisch,
die Ketzerkatz, mal richtig ernsthaft
teacher antwortete am 17. Jan, 13:29:
1. GUTER Student!2. @ketzerkatze: Ich habe mich mit dem Thema schon auseinandergesetzt. Könnte dieser Blog Teil einer Prävention/Therapie sein?
Eagal (Gast) antwortete am 17. Jan, 20:24:
Sicher kann er.
Und meine Mitmenschen sagen zu mir:"Du musst was ändern."
Ich? Nur was genau?
"So kann das nicht weiter gehen."
Finde ich auch.
"Du brauchst etwas, das dich auf völlig andere Gedanken bringt."
Wann soll dieses Etwas stattfinden?
"Ich kann das nicht mit ansehen, wie du morgens, abends, sonntags am Schreibstisch sitzt."
Ich sehe es nicht, aber ich spüre es.
Lieber teacher,
auch für mich ist Dein blog Therapie. Ehrlich.
Danke dafür.
BIA (Gast) meinte am 17. Jan, 23:22:
Die Bitte, mal was Positives zu erzählen war von mir. Der Grund: eine liebe Kollegin von mir bekam ein böses Burnout; das Ganze fing damit an (und ging damit einher), dass sie beim allerbesten Willen auch nicht mehr ein Fitzelchen Positives an Schule & Schülern erkennen konnte. Ich fürchte ein bisschen, Dir, teacher, geht es ähnlich.Ich glaube nicht, dass man unseren Beruf ohne einen Funken Hoffnung ausüben kann, ohne sich jede Menge Probleme aufzuhalsen.
Bitte, pass gut auf Dich auf.
teacher antwortete am 18. Jan, 20:15:
Ich bin von Burnoutkandidaten umgeben, jetzt habe ich sogar von einer Schulsekretärin gehört, die zusammengebrochen ist.Konkret: Ich habe maßlos übertrieben mit Kafka und Gulag - aber ich bin nicht bereit, nette Geschichten aus der Schule zu erzählen, damit die Leser den (falschen) Eindruck kriegen, wir könnten einfach so weitermachen. Nein, können wir nicht, wenn wir ordentliche Qualität bringen wollen.
BIA (Gast) antwortete am 18. Jan, 22:18:
@teacher
Ich sehe Dein Kalkül, empfinde aber für mich die Entwicklung Deines Blogs über die letzten paar Monate als besorgniserregend - auch, weil ich finde, dass vieles eine Frage der Perspektive ist und ich selbst um eine positive Haltung ringe (naja, eigentlich fällt mir das nicht so schwer). Ich glaube auch, dass Nichtlehrer als Leser sich irgendwann denken "Ja, ja, immer das selbe, so schlimm kann's ja nicht sein, typisch Lehrer, dauernd jammern", und das Kalkül einfach nicht so aufgeht wie gewünscht.
Flash (Gast) meinte am 18. Jan, 01:49:
Oh ja, es tönt wirklich nicht gesund, was da so geschrieben wird. GULAG und Franz Kafka, das Absurditätenkabinett Schule.Wie wäre es, Herr Lehrer, eventuell den Titel deines Blogs wahrzumachen? Was hält dich noch zurück, was hält dich davon ab?
teacher antwortete am 18. Jan, 20:20:
Naja, wenn ich aufgebe, dann müssen tausende andere KollegInnen, die sicher schwerer leiden als ich (aber stumm in sich hinein) mitkommen. Nein, ich flüchte nicht, solange mich SchülerInnen als einen ziemlich guten, liebenswerten und kompetenten Lehrer beschreiben (können). Aber vielleicht taucht einmal ein Job auf, der mir besser gefällt ...
John (Gast) meinte am 18. Jan, 11:42:
Witz aus dem Gulag?Nöö, keine Witze. Schreib so wie es ist. Auf schön gefärbte Artikel über die ach so tolle Schule kann ich verzichten. Diese kann man in der anderen Presse schon genug lesen....
Mem (Gast) meinte am 18. Jan, 13:43:
Wahrscheinlich tröstet es da auch nicht...
....dass es in der freien Wirtschaft auch nicht besser zugeht. >_> Meine Erfahrung: 9 Stunden täglich an einen verhassten Schreibtisch "gefesselt", das Telefon als moderner Sklaventreiber und die lauschende Chefin gleich nebenan hinter der stets offenen Tür ihres Büros. (Und die offene Tür ist in diesem Fall nichts, was man positiv verstehen könnte)
Und Mitte des Monats trotzdem nicht wissen, wie mit dem Geld auskommen, weils einfach nicht reicht.
Jetzt studiere ich und strebe den Lehrerberuf an (langgehegter Traum; weil ichs wollte; nicht wegen des Geldes oder der Arbeits-/Ferienzeiten oder des Beamtenstatus', wie's ja vielen Lehrern/Studenten vorgeworfen wird, nur deswegen diesen Beruf ergriffen zu haben bzw. anzustreben), aber wenn ich hier so lese, kriege ich doch langsam Angst. Ist's wirklich so schlimm? oO
BIA (Gast) antwortete am 18. Jan, 16:30:
@Mem
Jein.Ganz viel ist ganz schlimm - für Lehrer UND Schüler, die alle unter einem System leiden, das ihren Bedürfnissen aber auch überhaupt nicht gerecht wird.
Aber die Schüler, die Arbeit mit Jugendlichen ist echt ein Highlight.
teacher antwortete am 18. Jan, 20:28:
Stimmt. Ich fühle mich in den Klassen pudelwohl ... und die (allermeisten) Kinder mag ich sehr (und sie mögen mich auch, dafür gibt es viele Hinweise). Trotzdem fühle ich mich im Vergleich zu den wachsenden Ansprüchen als Versager und werde in den Medien, in der Öffentlichkeit, sogar im Bekanntenbereich als solcher behandelt.
BIA (Gast) antwortete am 18. Jan, 22:14:
@teacher
Da gibts nur eines...opfere Dich und such Dir einen Nicht-Lehrer als Partner. Womöglich eine Heldin der freien Wirtschaft. Die sieht Dir dann eine Woche beim Arbeiten zu, schluckt nach der ersten Woche betreten und fängt nach der dritten an, in der Arbeit Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Lehrer echt total viel arbeiten. :-)Hat bei mir super funktioniert, und mein Held der freien Wirtschaft ist echt ein Hardcore-Lehrerkritiker gewesen, als wir uns kennenlernten...bis zur ersten Schulaufgabenkorrektur...
teacher antwortete am 19. Jan, 19:48:
Ich hoffe, dass so ein Begleiter in meinem Fall nicht notwendig ist. Ich greife manchmal zu drastischen Worten, wie oben.
BIA (Gast) antwortete am 19. Jan, 21:47:
@teacher
Naja, es fehlt halt der Thrill, wie ein Geheimagent den Feind zu betören und "umzudrehen". :-)Übrigens ist bei uns die nächste Kollegin mit Antidepressiva heimgeschickt worden - völlig überarbeitet. Der gute Rat eines Menschen aus der Schulleitung angesichts ihrer Misere war: "Frau X, ändern Sie doch Ihre Taktik! Machen Sie einfach alle Ìhre Arbeit für die Schule an der Schule, und dann gehen Sie nach haus und machen so richtig schön Feierabend."
WTF?????
teacher antwortete am 20. Jan, 21:08:
Es gehört schon zu unserem Alltag - ich finde das furchtbar. Daher reicht es auch nicht, einigen zu raten, den Job zu wechseln oder in Krankenstand zu gehen ... die Sensiblen gehen ein, die Kalten und Rauen (ich nennen sie die "Stahlhelmfraktion") machen weiter. Wer will das?Ich vermute die wahren Gründe für Depression oder Burnout nicht in der Überarbeitung, sondern in der gleichzeitigen Überforderung und Geringschätzung.
P.S.: Danke für deine Kommentare.
Mem (Gast) antwortete am 20. Jan, 22:56:
Dummerweise sind die Rauen und Kalten genau das, was einem (aka Schüler) die Schule so verleidet (und die Noten gleich mit). :-(
fedor (Gast) meinte am 19. Jan, 08:45:
Schwarzer Humor aus dem Klassenalltag bringt manche Leute dazu,ihre rosarote Brille abzulegen!
kraM meinte am 19. Jan, 22:06:
Na, der alte Kafka hätte sich über Ihre Probleme sicher gefreut. :)
teacher antwortete am 20. Jan, 21:09:
Tja, die Leute in Haiti auch (hat mir heute ein Kollege gesagt).
freilerner (Gast) meinte am 19. Jan, 23:44:
Bildungsfreiheit!
Lieber Teacher und liebe Mitlesenden,es ist nicht so, dass Leher und Schüler ihr Schicksal einfach jammernd und klagend ertragen müssen. Ihr seid doch wer - alle miteinander!
Ich jedenfalls kann es nicht mehr aushalten, dass in D Freilernen nicht möglich ist und viele Familien aufgrund der Schulsituation vollkommen entnervt sind. Ich und viele Andere - wir tun was:
www.1000Kraniche.info
Unsere Aktion: Bildungsfreiheit für Deutschland - mehr als 1000 Kraniche für die Bundeskanzlerin. Inzwischen haben wir bereits mehr als 2300 Kraniche gefaltet.
Freiheit für Lehrer und Schüler. Diejenigen die die Symptome zeigen, sind die schwächsten Glieder eines Systems - sie fungieren einfach als Symptomträger: Burn out, Aggression, ASHS, Legasthenie usw.
teacher antwortete am 20. Jan, 21:12:
Mir gefällt eure Idee - in Österreich ist es auch überhaupt keine Problem, seine Kinder zuhause zu unterrichten: Unterrichtspflicht statt Schulpflicht. Mir wäre sogar lieger aus der Unterrichtspflicht ein Bildungsrecht zu machen: "Alle Menschen haben das Recht, bis zur Volljährigkeit freien Zugang zu Bildung zu haben."