Mem (Gast) meinte am 18. Jan, 13:43:
Wahrscheinlich tröstet es da auch nicht...
....dass es in der freien Wirtschaft auch nicht besser zugeht. >_> Meine Erfahrung: 9 Stunden täglich an einen verhassten Schreibtisch "gefesselt", das Telefon als moderner Sklaventreiber und die lauschende Chefin gleich nebenan hinter der stets offenen Tür ihres Büros. (Und die offene Tür ist in diesem Fall nichts, was man positiv verstehen könnte)
Und Mitte des Monats trotzdem nicht wissen, wie mit dem Geld auskommen, weils einfach nicht reicht.
Jetzt studiere ich und strebe den Lehrerberuf an (langgehegter Traum; weil ichs wollte; nicht wegen des Geldes oder der Arbeits-/Ferienzeiten oder des Beamtenstatus', wie's ja vielen Lehrern/Studenten vorgeworfen wird, nur deswegen diesen Beruf ergriffen zu haben bzw. anzustreben), aber wenn ich hier so lese, kriege ich doch langsam Angst. Ist's wirklich so schlimm? oO
BIA (Gast) antwortete am 18. Jan, 16:30:
@Mem
Jein.Ganz viel ist ganz schlimm - für Lehrer UND Schüler, die alle unter einem System leiden, das ihren Bedürfnissen aber auch überhaupt nicht gerecht wird.
Aber die Schüler, die Arbeit mit Jugendlichen ist echt ein Highlight.
teacher antwortete am 18. Jan, 20:28:
Stimmt. Ich fühle mich in den Klassen pudelwohl ... und die (allermeisten) Kinder mag ich sehr (und sie mögen mich auch, dafür gibt es viele Hinweise). Trotzdem fühle ich mich im Vergleich zu den wachsenden Ansprüchen als Versager und werde in den Medien, in der Öffentlichkeit, sogar im Bekanntenbereich als solcher behandelt.
BIA (Gast) antwortete am 18. Jan, 22:14:
@teacher
Da gibts nur eines...opfere Dich und such Dir einen Nicht-Lehrer als Partner. Womöglich eine Heldin der freien Wirtschaft. Die sieht Dir dann eine Woche beim Arbeiten zu, schluckt nach der ersten Woche betreten und fängt nach der dritten an, in der Arbeit Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Lehrer echt total viel arbeiten. :-)Hat bei mir super funktioniert, und mein Held der freien Wirtschaft ist echt ein Hardcore-Lehrerkritiker gewesen, als wir uns kennenlernten...bis zur ersten Schulaufgabenkorrektur...
teacher antwortete am 19. Jan, 19:48:
Ich hoffe, dass so ein Begleiter in meinem Fall nicht notwendig ist. Ich greife manchmal zu drastischen Worten, wie oben.
BIA (Gast) antwortete am 19. Jan, 21:47:
@teacher
Naja, es fehlt halt der Thrill, wie ein Geheimagent den Feind zu betören und "umzudrehen". :-)Übrigens ist bei uns die nächste Kollegin mit Antidepressiva heimgeschickt worden - völlig überarbeitet. Der gute Rat eines Menschen aus der Schulleitung angesichts ihrer Misere war: "Frau X, ändern Sie doch Ihre Taktik! Machen Sie einfach alle Ìhre Arbeit für die Schule an der Schule, und dann gehen Sie nach haus und machen so richtig schön Feierabend."
WTF?????
teacher antwortete am 20. Jan, 21:08:
Es gehört schon zu unserem Alltag - ich finde das furchtbar. Daher reicht es auch nicht, einigen zu raten, den Job zu wechseln oder in Krankenstand zu gehen ... die Sensiblen gehen ein, die Kalten und Rauen (ich nennen sie die "Stahlhelmfraktion") machen weiter. Wer will das?Ich vermute die wahren Gründe für Depression oder Burnout nicht in der Überarbeitung, sondern in der gleichzeitigen Überforderung und Geringschätzung.
P.S.: Danke für deine Kommentare.
Mem (Gast) antwortete am 20. Jan, 22:56:
Dummerweise sind die Rauen und Kalten genau das, was einem (aka Schüler) die Schule so verleidet (und die Noten gleich mit). :-(