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cotopaxi

 
VORSICHT. DIESER ARTIKEL ERGÄNZT UND ERSETZT DEN VORIGEN - AUCH FÜR GUTMENSCHEN GEEIGNET.

Andy legt mir einen Zettel hin: "Können Sie mir diese Website aufschreiben? Sie wissen schon, von dieser US-Forschungsplattform ..."
Gerne.
Andy nutzt die letzte Chance. Ich gehe durch das Gedränge feiernder Eltern und Maturanten und verabschiede mich von meinen Schülerinnen und Schülern. Manche kenne ich seit acht Jahren, manche habe ich erst im letzten Jahr kennengelernt, alle haben ein großes Stück von meinen Werten mitgenommen.

Jiro setzt sich ans Klavier und improvisiert eine Mozart-Serenade, bis der ganze Festsaal in Freudengeschrei ausbricht.
Anna geht auf die Bühne, greift selbstbewusst zum Mikro und singt wie ein Profi vom Blatt.
Leo und Michi führen routiniert und witzig durchs Programm.

Maturantenverabschiedungsfeier.

Die Klassenvorstände überreichen die letzten Zeugnisse an ihre Schützlinge und heben deren besondere Leistungen hervor:
"Melinda gehört zu den besten Schwimmern in Österreich, ein Riesentalent."
"Mara spricht vier Sprachen, wir sind stolz auf sie."
"Joe wird uns nicht verlassen, er betreut auch weiter unser Linux-Netz. Danke."
"Und das ist Nicky - sie hat den heutigen Abend organisiert. Lass dich umarmen."
"Philipp. Er hat mit ausgezeichnetem Erfolg maturiert. Alle Fächer sehr gut."
"Liebe Sarah. Du hast über Jahre hunderte Stunden Nachhilfe in Mathe gegeben. Gratis - für alle in der Klasse, die es gebraucht haben. Bitte um einen Sonderapplaus."
"Sue hat mir Jahre lang bei allen Aufgaben geholfen. Austeilen, einteilen, einsammeln ... ohne dich wäre ich aufgeschmissen gewesen."
"Lena, Danke für die Ruhe, die du in die Klasse gebracht hast. Alles Gute für dein Medizinstudium."

Zeugnisse. Lachen. Tränen - Freudentränen.

Mit einem Glas Sekt gehe ich weiter.
Thomas: "Ich habe mir das mit den Glühbirnen noch einmal angesehen, Herr Professor. Sie haben wirklich Recht."
Ines: "Bitte. Kommen Sie morgen ins Brauhaus - wir hätten Sie gerne dabei."
Florian: "Ich ärgere mich noch immer über die Fehler bei der Matura. Verzeihung ..."
Benedikt: "Sie sind ein guter Lehrer, wirklich."

Ich verabschiede mich von zukünftigen Rechtsanwälten, Ärzten, Ingenieuren. Ich durfte sie bis zur Reifeprüfung begleiten, ich habe enormes Potenzial erlebt, besonders dort, wo sie ihre individuellen Interessen umsetzen konnten. Ich mache mir keine Sorgen um unsere Zukunft.

Vergesst die Maturatussi - Natürlich gibt es sie. Aber die Mehrheit der Jugendlichen ist wirklich klasse. Maturaklasse.
Und: Die Matura hat immer noch ihren Wert, als Abschluss eines langen, oft steinigen, oft spannenden Weges und als Eintrittskarte in eine neue Welt. Ein europäisches Initiationsritual mit Tradition und Zukunft.

"Alles Gute, Leute."
la-mamma meinte am 20. Jun, 11:19:
auch als nicht ganz so guter mensch
freut man sich, ein so positives resumee zu lesen. und zu wissen, dass es lehrerInnen gibt, die sich über und mt ihre/n schülerInnen eben auch von herzen freuen können! 
teacher antwortete am 21. Jun, 09:33:
Solche LehrerInnen gibt es genug. 
rip (Gast) meinte am 20. Jun, 16:14:
Ying und Yang
Dass ich das noch erleben darf: Ein freudiger Artikel vom teacher :-)
Das hat mich jetzt wirklich gefreut. 
teacher antwortete am 21. Jun, 09:33:
Ich bin selbst überrascht :-) 
Matthias (Gast) meinte am 20. Jun, 16:32:
"Mara spricht vier Sprachen, wir sind stolz auf sie."

Irgendwie seltsam, das zu lesen. Da wo ich Abitur gemacht habe, war das normal *g*

"Philipp. Er hat mit ausgezeichnetem Erfolg maturiert. Alle Fächer sehr gut."

Hier habe ich mich übelst verlesen. Aber ich wette, er hatte auch so seinen Spaß. 
teacher antwortete am 21. Jun, 09:37:
Zweieinhalb Sprachen ist normal, aber Mara spricht vier Sprachen fließend.

Dass man/n maturieren mit masturbieren verwechseln kann, darauf bin ich noch nie aufmerksam gemacht worden. Reife-Leistung. 
BIA (Gast) antwortete am 21. Jun, 10:26:
Deshalb heitß das in Dtl. auch Abitur. Nicht mal ein Schuft kann Böses dabei denken... 
Matthias (Gast) antwortete am 21. Jun, 12:26:
Dass das nicht neu ist, war mir schon klar. Ich wollte es trotzdem nicht für mich behalten. 
teacher antwortete am 23. Jun, 19:19:
Für mich war es neu. 
Marie (chief) (Gast) meinte am 21. Jun, 01:37:
Hört sich doch gut an. Mein Bruder hatte gestern seine Abientlassung. Ich konnte leider nicht dabei sein, weil ich an dem Tag von meiner Klassenfahrt wiederkam :-(
Er ist Jahrgangsbester :-) 
teacher antwortete am 21. Jun, 09:38:
Gratuliere - wird bei euch auch feucht-fröhlich bis exzessiv gefeiert? 
Marie (chief) (Gast) antwortete am 21. Jun, 17:36:
Nein. Gestern war Abiball, das war's. Naja, und Essen waren wir...und Geschenke gab's. 
teacher antwortete am 22. Jun, 20:37:
Geschenke?
Das geht bei uns von Null bis BMW Cabrio. Und bei euch? 
Marie (chief) (Gast) antwortete am 23. Jun, 10:43:
Autos? Ich weiß nicht, wie das bei den anderen Abiturienten ist. Es gibt auch bei uns denke ich mal welche, die ähnliches geschenkt bekommen haben...
Nein, bei uns gab es ein Fotoalbum von seiner Schulzeit, Süßigkeiten und ordentlich viel Geld. Aber nur so Geld für die neue Wohnung, etc. 
teacher antwortete am 23. Jun, 19:11:
Ordentlich viel Geld. Gratuliere. 
Marie (chief) (Gast) antwortete am 23. Jun, 20:15:
Ja, kommt drauf an, was man als "viel" bezeichnet. Für MICH ist das viel gewesen :D Aber dafür kriegt man im Leben kein Auto. Ein paar Bobbycars vielleicht :D 
steppenhund meinte am 21. Jun, 10:41:
Saure Arbeit, frohe Feste
fällt mir dazu nur ein.
-
Wenn man sich die Gefühlswelt gut einprägen kann, hält man dann wieder einige Belastungsproben aus. 
teacher antwortete am 21. Jun, 16:21:
... oder wir feiern einfach öfter! 
Atrazin (Gast) meinte am 21. Jun, 20:23:
Mein Kleinen sind auch weg!
Meine Klasse hat auch vor 2 Wochen maturiert und ich hatte bei der Feier ernste Probleme die Rede zu halten, da ich so gerührt war - bin vorher und nachher immer kurz raus, um ein paar Tränen zu vergießen. Waren tolle Jahre, denn ich hatte die Klasse als "Problemklasse" übernommen und konnte alle bis auf 2 zur Matura führen. Habe meine Schwänzerkönige allerdings teilweise um 7h im Internat aus den Betten gestaubt und quasi an der Hand in die Schule geführt, einige bekamen sogar zu Hause eine frühmorgentlichen Besuch von mir. Unser Verhältnis war zum Schluss so gut, dass ich sie alle gar nicht mehr los werde und sie ständig auf Besuch kommen. Das ist einfach nur schön!!! Bin schon gespannt auf die nächsten ;-))) 
teacher antwortete am 22. Jun, 20:43:
Das sind echt berührende Momente, wo man den vielen Ärger vergisst. Und die Spannung vor der nächsten Klasse kenne ich auch.
Ich wünsche dir wieder nette Leute! 
tonja (Gast) meinte am 22. Jun, 16:08:
das...
..hat mich gerade zu einem kleinen tränchen gerührt.

und mein "verzerrtes wort" sagt gerade: saad.
ich finds eher: schöön. 
teacher antwortete am 22. Jun, 20:44:
Moiiii, liab. 
walküre meinte am 23. Jun, 16:03:
*schluckteinetränehinunter*
Hätt ich nicht gedacht, dass mich ein paar Zeilen hier emotional sofort um mehr als 25 Jahre zurückversetzen. Schön geschrieben, und wohltuend optimistisch dazu.

Man merkt die Ambition und die Anstrengungen eines guten Pädagogen dahinter, die nach erfolgter Arbeit einer wohligen Entspanntheit Platz machen - längstens bis zum Beginn des nächsten Schuljahres. 
teacher antwortete am 23. Jun, 19:16:
Solche Abschiede sind wirklich rührend - man kennt einander verdammt gut, und plötzlich ist es aus.
Ich selbst hatte zu keinem meiner Lehrer so ein enges Verhältnis, dass ich "Trennungsschmerzen" spürte. Werde ich mit dem Alter rührseliger (bitte NEIN!) oder ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis viel persönlicher geworden? 
Marie (chief) (Gast) antwortete am 23. Jun, 20:19:
Das Lehrer-Schüler-Verhältnis scheint persönlicher geworden zu sein.
Wenn ich daran denke, dass mein ehemaliger Mathelehrer jetzt bald in Rente geht... da wird man richtig traurig.
Ich hatte und habe immer noch so ein gutes Verhältnis zu ihm. Bei anderen Lehrern wäre ich aber nicht traurig, wenn sie gehen würden... 
walküre antwortete am 24. Jun, 17:06:
Wenn ich zurückdenke, scheint mir, dass die Lehrkräfte mehr uns nachgetrauert haben als wir ihnen, was aber nicht an deren Qualität lag, sondern an unserem jugendlichem Überschwang. Dennoch hatte fast jede/r von uns wenigstens einen Professor bzw. eine Professorin, die ihm/ihr besonders sympathisch war.

Der echte, große Abschiedsschmerz ist bei uns ehemaligen Schülern immer dann gekommen, wenn wir erfahren haben, dass wieder jemand von unseren früheren Lehrkräften verstorben war. Da hatten wir nämlich schon erkannt, welche Schätze an Wissen uns da zum Teil mit auf den Weg gegeben worden waren. 
teacher antwortete am 25. Jun, 19:24:
Es ist sehr unterschiedlich: Manchen Kindern hat man sehr viel geholfen und sie danken es kaum, andere bleiben einem wegen Kleinigkeiten ewig verbunden. 
e-mix (Gast) meinte am 25. Jun, 16:28:
danke
sehr schön wenn man als langjähriger lehrer das noch im blick hat. das schafft mut und zuversicht. danke für die positiven worte. es macht mir selbst als neuling im beruf mut, das der kampf nicht vergebens ist. 
teacher antwortete am 25. Jun, 19:22:
Das Ziel ist groß, der Weg ist steinig: Jedes Kind ein Mount Everest :-) 
 

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