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cotopaxi

 
In der Nachbarschaft lebte ein stattlicher Mann mit einer unangenehmen Eigenschaft: Er pfiff beim Arbeiten.
Mein strenger Vater empfahl mir dabei diese Einstellung - auch unangenehme Tätigkeiten mit guter Laune zu verrichten. Ich hasste die Drecksarbeit im Garten umso mehr.

In der fünften Klasse gebe ich meinen SchülerInnen nach der einleitenden Erklärung ein paar individuelle Übungen zum Bearbeiten:
"Bitte schriftlich ins Heft, jeder für sich!"
Drill & practice.
Genauigkeit und Konzentration sind gefragt.

Dann höre ich ein lustiges Pfeifen. Akustisch ist es nicht zu lokalisieren, ich suche nach einem zugespitzten Mund. Ich hasse Pfeifen (wenn sie nicht rauchen :-), das habe ich schon erklärt.

Sollte ich es als Zeichen einer entspannten Arbeitsatmosphäre endlich akzeptieren lernen?

"Muss das sein?", gehe ich das musizierende Mädchen in der zweiten Reihe vorwurfsvoll an. Sie verstummt.

Mitteilung an meinen Vater: Pfeifen stört beim Arbeiten!
der (ehemalige) VS Lehrer (Gast) meinte am 16. Mai, 09:42:
Klassischer Fall
Ich denke, dass das ein Paradebeispiel ist, was Kinder in einer Schule so aushalten müssen, nur weil Herr/Frau Lehrerin Ihre eigene Geschichte nicht aufgearbeitet haben. Solche Beispiele gibt es 1000.

Da ist die Lehrerin die nicht mit den Kinder Reckturnen will, weil sie als Kind zu blöd war auf das Ding raufzukommen und damit den "Kindern diese Schmach" ersparen will.

Da ist der VS Lehrer wie ich, der leider kein Papier angreifen kann weil er da durch Gänsehaut geschüttelt nicht mehr klar denken kann. Dass meine "Bastelstunden" daher etwas anders aussehen - ist somit klar.

Da sind die Lehrer die sich in der Schule mehr Struktur gewünscht hätten als Kinder und damit die Struktur zum höchsten Maß erheben.

Da sind die, die in ihrer Schullaufbahn nur wie Sträflinge behandelt wurden, und die Kinder "alles machen lassen!"

Kurz um: Jeder Mensch hat seine Geschichten, seine Ängste, seine Projektionen die er auslebt und mit denen er leben muss. Blöd halt nur, dass bei Lehrern im Laufe des Daseins viele viele Kinder diesen Poscher ausleben bzw. damit leben müssen

Der (ehemalige) VS Lehrer

PS: Ich liebe Pfeifen. Bei mir dürfen sie das.
PPS: Ich halte Kreidenstaub nicht aus bzw. das Gefühl in der Hand. Ich habe in meiner gesamten Karriere (die realtiv kurz ist) vielleicht 2 Mal an die Tafel geschrieben - dafür nach dem ersten Mal sofort privat einen Beamer angeschafft *g* 
Matthias (Gast) antwortete am 16. Mai, 10:19:
Da sind aber auch die Mitschüler, denen das Pfeifen in der eigenen Konzentration stören könnte. 
caretta caretta antwortete am 16. Mai, 13:08:
welcher bleibende schaden ist für das kind zu befürchten, das nicht pfeifen soll? welchen großen verlust haben kinder zu verkraften, denen andere formen der sportlichen betätigung als das reck beigebracht wurde? und welche origami-karriere wurde im keim erstickt, weil der vs-lehrer eine papieraversion hatte?

der schule wird immer vorgeworfen, dass sie nicht aufs leben vorbereitet. wenigstens in einer hinsicht stimmt das nicht: kinder müssen mit den unterschiedlichen defiziten und schwächen ihrer lehrer zurecht kommen - das fördert soziale intelligenz. deshalb finde ich es ganz und gar nicht blöd, wenn sie lernen mit den poschern ihrer lehrer zu leben. das tun sie ja auch meist problemlos.
wenn ich an die poscher meiner bisherigen vorgesetzten denke, muss ich sagen, meine lehrer waren viel zu normal... 
BIA (Gast) antwortete am 16. Mai, 16:58:
Blöderweise...
...kann man nicht einem das Pfeifen erlauben (weil Lärmbelästigung noch erträglich) und dem zehnten, elften und zwölften auch noch (weil einem dann die Ohren abfallen).
Ich glaube, auch ohne eigene traumatische Kindheitserfahrungen zum Thema Pfeifen: wenn 33 Kinder in einer Klasse konzentriert arbeiten sollen, ist ein geringer Lärmpegel von Vorteil. Ein geringer Lärmpegel ist mit 30 pfeifenden Kindern nicht vereinbar. 
teacher antwortete am 16. Mai, 19:47:
Genau das sind die Themen:
1. Wir alle nehmen unsere Vergangenheit in die Klassen mit. Wer sich darüber im Klaren ist hat schon halb gewonnen.
2. In der Gruppe gehen viele Dinge nicht, die individuell kein Problem darstellen. Individualität hat viel engere Grenzen - die von Kindern und Eltern oft nicht verstanden bzw. akzeptiert werden. 
rip (Gast) meinte am 16. Mai, 11:40:
Drill & practice & bad mood
Teacher: Muss das sein? 
teacher antwortete am 16. Mai, 19:41:
Üben und Anwenden muss sein, bad mood nicht. Pfeifen auch nicht. 
rip (Gast) antwortete am 16. Mai, 20:09:
na dann ...
Das beruhigt mich ja schon.
Also natürlich geht es nicht, wenn alle durcheinander pfeifen, und es ist sicher auch nicht der Konzentration aller förderlich, wenn auch nur ein Schüler pfeift. In meinem Unterricht pfeift auch niemand.
Es klang nur sehr missgelaunt, wie du von deinem Pfeifverbot erzählt hast, deshalb meine Reaktion. Man kann einem arglos aus Versehen vor sich hinpfeifenden Kind sicher auf nette Weise klarmachen, dass der Lärm die anderen stört. Und falls ein Bösewicht penetrant pfeift, um absichtlich die arme Lehrkraft zu ärgern, dann muss das Pfeifverbot sicher nicht nett formuliert sein ;-) 
teacher antwortete am 16. Mai, 21:26:
Mir ist schon klar, dass man nett auch reagieren können - aber das hat mein Vater vermasselt :-) 
sowai (Gast) meinte am 16. Mai, 12:37:
Vielleicht ist das Pfeifen wirklich ein Ausdruck entspannter Atmosphäre, ein Zeichen dafür, daß da jemand seine Arbeit leicht und locker nimmt und erledigt. Pfeifen, Schwätzen, im Heft kritzeln, Witzchen machen - das alles sind eigentlich Auflockerungen eines oft starren Unterrichts. Die Argumente dagegen sind immer und immer wieder: stört die anderen beim Arbeiten. Die Kehrseite der Medaille: Durch wiederholte Verbote solcher Lockerungsübungen wird den Schülern oft die Freude am Lernen und indirekt als Auswirkung fürs spätere Leben der Spaß an der Arbeit gründlich vermiest. Was Schüler nämlich oft durch entsprechende Ermahnungen lernt, ist: Ich pfeife als Ausdruck meiner Leichtigkeit (Freude, Spaß) an dieser Arbeit - dieser Ausdruck wird verboten - Leichtigkeit, Spaß, Freude an dieser Arbeit sind verboten - Leichtigkeit, Spaß, Freude beim Arbeiten sind generell verboten- Arbeit und Lernen ist Pflicht, ernst, böse und gemein. Freude dabei unerwünscht.
Als einer der immer noch gerne und viel beim Arbeiten pfeift oder summt (keine Ahnung, wieso die Umerziehung bei mir diesbezüglich so schrecklich fehlgeschlagen ist) kann ich hier aus Erfahrung sprechen. Ich tue es trotzdem immer wieder. Meistens merke ich es selber gar nicht, erst wenn mich jemand darauf anspricht. Wenn es jemanden stört, stelle ich es aus Rücksicht ein. Aber nur für diesen einen konkreten Fall. Leider stellen viele es irgendwann komplett ein, darum sieht man auch überall so viele verbiesterte, versteinerte, verhärmte Gesichter beim Arbeiten.
Erfarungsgemäß sind anderweitige Reaktionen auf meine Pfeiferei nämlich wesentlich häufiger. "Da ist aber jemand gut gelaunt", "du verbreitest immer so gute Laune", "schön zu sehen, daß noch jemand Spaß an seiner Arbeit hat", etc.
Stören tut es meistens hauptsächlich die, die die Welt und das Leben als Jammertal sehen und es nicht ertragen können, daß jemand nicht dieser Meinung ist. Es reißt sie aus ihrem so lange eingeübten Frust, Jammern, Selbstmitleid.
Nur mal als keiner Blick auf die andere Seite. 
rip (Gast) antwortete am 16. Mai, 15:01:
Danke ...
... das wollte ich auch in etwa schreiben, hatte aber keine Zeit/Lust. 
Nachtblau antwortete am 16. Mai, 15:36:
Na ich möchte euch sehen wenn 25 Schüler auf einmal schwätzen, pfeifen, kritzeln, Witze oder sonstigen Unsinn machen. 
Der (ehemals) VS Lehrer (Gast) antwortete am 16. Mai, 20:46:
aus meinem Motivationsbuch
Also vor ca. 3 Jahren bin ich per Hörspiel zufallsdownload auf folgendes Buch gestoßen

"100 Ways to Motivate Yourself by Steve Chandler (Author)"

Und ich glaube Ratschlag 27 war:
you are not singing because you are happy
you are happy because you sing (

Also ich dachte immer es wäre umgekehrt.
Um auf die Schülerin zurückzukommen:
Vielleicht weiß sie ja, dass sie sich besser fühlt mit einem Liedchen auf den Lippen - gerade in Zeiten der Not... und versucht sich so in eine besser Stimmung zu bringen. 
teacher antwortete am 16. Mai, 21:29:
Dafür kann ich Verständnis haben, aber 25 Kinder (oder auch nur eines), die singen, machen in einer Klasse Probleme für viele andere. Selbst wenn es wie ein Engelchen sänge ... 
sowai (Gast) antwortete am 17. Mai, 12:26:
"you are not singing because you are happy
you are happy because you sing "
Genau so ist es. Das ist wie mit dem Blick in den Spiegel am Morgen. Wenn dir aus dem Spiegel in der Früh ein fröhliches Gesicht entgegenlächelt.... wetten, du lächelst automatisch zurück? :-)))
Aber an dem Spruch oben ist schon was dran. Besonders deutlich zeigte sich das wohl zu Zeiten der Sklaverei in den U.S. Die Sklaven waren mit Sicherheit nicht glücklich. Sie sangen, um sich ihr Schicksal erträglich zu machen. Meines Wissens nach die Ursprünge von Blues und Gospel. Es gibt einen sehr sehr bösen Witz diesbezüglich, den spare ich uns aber besser. 
teacher antwortete am 17. Mai, 13:04:
Pfeifen, singen etc.?
Gerne - in der Früh vor dem Spiegel.
Ungerne - im Unterricht vor dem Lehrer und 25 MitschülerInnen. 
ketzerkatze (Gast) antwortete am 17. Mai, 13:27:
Wahl von Ort, Zeit und Umständen
Vorab: Pfeifen find ich auch gräßlich. Ich werd richtig aggressiv innerlich - und übe mich regelmäßig in Selbstbeherrschung *gg*.

Aber genauso, wie ein Anzug bei Hochzeiten angemessen und im Freibad unangemessen ist - und vice versa - ist Pfeifen in der Freizeit, beim Spiel, spielerischem Tun, zuhause oder draußen angemessen - in der Schule ist es das nicht. Ort und Zeit (Unterricht, Schule) passen einfach nicht zum Verhalten. Ich bin davon überzeugt, dass SchülerInnen genau _das_ auch lernen müssen (weswegen ich auch gegen das andauernde Essen und Trinken bei unterrichtlichen Aktivitäten bin, es sei denn, es herrscht große Hitze. Dann erlaube ich Trinkbares auf dem Tisch, wenn es weder zu Konversation noch zu Konzentrationsstörungen führt). 
teacher antwortete am 17. Mai, 14:13:
Und warum magst du Pfeifen nicht?

P.S.: Trinken dürfen meine SchülerInnen immer und alles - vorausgesetzt es ist Wasser :-) 
ketzerkatze (Gast) antwortete am 17. Mai, 14:21:
Mein Vater pfoff ;-)
Und zwar höllisch schief, und meistens, um "gute Laune" vorzutäuschen. War ganz klar, dass er in bestimmten Situationen pfiff, um nicht zu explodieren. Wir duckten uns schon innerlich weg, wenn wieder "tirilliert" wurde ...

Gibt es bei irgend jemandem eigentlich ne pfeifende Mutter? 
teacher antwortete am 17. Mai, 14:33:
Echt komisch, ha?! 
atrazin (Gast) antwortete am 17. Mai, 16:52:
Ich pfeife gerne und viel (Mutter)
und stelle gerade mit Schrecken fest was ich meiner Tochter und den Generationen nach ihr damit antue ;-))) 
hajo (Gast) antwortete am 18. Mai, 08:32:
Getränk
nette Variante des Spruchs, der Henry Ford nachgesagt wird (der mit der Farbe), aber warum kein Red Bull? Sollen Deine Schüler (m/w) nicht bei Ihrer Arbeit beflügelt werden ;-)
Übrigens *Klugscheissmodus EIN*: Muss es nicht heissen: "bei Arbeiten" statt "beim Arbeiten"? *Klugscheissmodus AUS"
Gruss
Hajo 
Anna (Gast) antwortete am 18. Mai, 13:42:
Pfeifen - Singen?!
Ich habe eine Kollegin, die gerne bei der Arbeit singt(!). Schön, wenn jemand so gute Laune hat. Ich allerdings kann mich dabei nicht konzentrieren, nicht arbeiten und schon gar nicht telefonieren - unser Büro ist sehr klein und wir haben genug andere Geräte, die Krach machen, das reicht eigentlich. Ich habe sie auch schon gebeten, nicht zu singen, das macht sie dann auch manchmal. Komisch, seit sie mehr Arbeit hat, hat auch das Singen aufgehört...
Musik wird oft nicht schön empfunden, weil sie stets mit Lärm verbunden 
lilula (Gast) antwortete am 18. Mai, 14:17:
wenn meine Arbeitskollogen singen - tun sie das meistens weil sie grad einen Fehler gemacht haben und unsicher sind, und durch die Singerei od. Pfeiferei wollen sie das vertuschen und zwanghaft unbekümmert rüberkommen. Ich merk das immer gleich, bin ja net blöd. 
teacher antwortete am 18. Mai, 17:06:
@hajo: "beim Arbeiten" ist typisch österreichisch (erkläre ich immer, wenn etwas nicht hochdeutsch klingt :)

@Anna: D.h. ich sollte meine Pfeifer/Pfeifen mehr mit Arbeit zudecken?!

@lilula: Danke. D.h. wohl, wenn ein SuS pfeift, hat er/sie was zu verbergen?! Muss ich einmal testen. Bin ja auch nicht ganz blöd. 
flyhigher meinte am 18. Mai, 16:18:
Also ich finde ja, Pfeifen wird überbewertet. Nicht-Pfeifen auch. Und die Kommentare zu diesem höllisch heißen Thema auch. 
teacher antwortete am 18. Mai, 17:07:
Sollte man nicht leichtfertig abtun :-) Nicht-Pfeifen kann man gar nicht genug überbewerten!!! 
tilak meinte am 19. Mai, 13:34:
ich hasse pfeifen
mein Chef pflegt pfeifend ins Büro zu kommen und ich hasse es. Für mich wirkt es unecht und aufgesetzt, wenn ich die obigen Meinung richtig gelesen habe, muss er sich motivieren morgens ins Büro zu kommen. Ich hasse es trotzdem, ich bekomme Gänsehaut davon,..... 
Marie (Gast) meinte am 9. Dez, 20:41:
Ich stimme dir vollkommen zu
ICH HASSE PFEIFEN! Ich könnte da regelrecht ausrasten,wenn ich jemanden pfeifen höre.Ich finde nicht,dass das eine gute Laune verbreitet und erst recht nicht,dass Arbeiten mit Pfeifen schneller von der Hand geht!
Genau in diesem Moment steht meine werte Mitbewohnerin pfeifend am Waschbecken und ich könnte ihr mit aller Wucht meine Hausschuhe an den Kopf werfen.
Ich bin wirklich ein ruhiger Mensch,aber wenn ich jemanden Pfeifen höre,könnte ich alles um mich herum verprügeln :D 
Svenja-and-the-City (Gast) meinte am 9. Mai, 12:21:
Ich habe gerade nach "Pfeifen im Büro" gesucht, weil just ein Kollege seit einer Stunde den selben Song pfeift. Ich hasse das! Pfeiffen ist ein widerwärtiges Geräsuch und wurde nur akzeptiert, wenn es Ilse Werner am Beginn von Winds of Change tat 
 

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