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cotopaxi

 
Auf dem Lehrertisch liegt einsam und verlassen ein Handy.
Ich halte es in die Klasse und frage: "Wem gehört das?"

Sooo bekommt man Aufmerksamkeit unter den Zwölfjährigen! Sie kramen nervös in ihren Taschen und zeigen erleichtert ihre technische Überlegenheit: "Je cooler, desto I-Phone" (fasse ich meinen ersten Eindruck zusammen). Die Schlaueren brauchen diesen Protz nicht wirklich.

"Sie haben kein Handy?", erregt sich eines der Mädchen, als würde ich an einer unheilbarer Stoffwechselkrankheit leiden.

"Im Normalfall brauche ich keines. Es liegt seit 14 Tagen am Computer, der Akku ist leer ... und überhaupt: Ich mag nicht an der langen Leine hängen."

"Dann sind Sie ein MOF!", schließt das Mädchen.
"Ein was?"
"Ein MOF - Mensch ohne Freunde."
"Nee. Bloß ein MOH ... Mensch ohne Handy."
Kristof (Gast) meinte am 20. Mär, 13:27:
Im Holländischen steht MOF auch als Beleidung für einen Deutschen =)

Die Abkürzung ist aber auch spontan ausgedacht, oder? Also habe ich so noch nie gelesen oder gehört!

Aber die Typisierung von Menschen scheint ja in der heutigen Jugend noch einfacher geworden sein, als sie früher es eh schon war.

Kein Handy = Eigenbrödler ... traurig :-/ 
teacher antwortete am 20. Mär, 15:57:
Das Mädel muss den Begriff schon vorher benutzt haben, der kam ganz spontan. 
flyhigher antwortete am 23. Mär, 09:04:
den Begriff gibt es schon recht lange... 
Jogurtbecher (Gast) meinte am 20. Mär, 14:02:
Traurig
Ich finde es echt schade wie aufgrund von äußerlichkeiten und materiellen Gütern gleich auf Lebenseinstellungen und Sozialen Umständen geschlossen wird. Ist ja nicht nur bei den Kindern so, aber da kann man sich mal Gedanken machen in was für ein Gesellschaft man als Jugendlicher lebt. 
laeticia (Gast) meinte am 20. Mär, 14:12:
Wow, ein Mensch, der sein Handy nicht braucht ... unvorstellbar!*Sarkasmus aus*

Ganz ehrlich, Handys schön und gut, es gibt Situationen, da braucht man's einfach - aber noch viel schöner und besser ist es doch manchmal, einfach nicht erreichbar zu sein und Ruhe zu haben ... nur leider ist für viele Kinder ein Tag ohne Handy das drogenfreie Äquivalent zu einem kalten Entzug ... könnte ja wer anrufen! 
teacher antwortete am 20. Mär, 15:56:
Wenn ichs brauch, dann pack ichs ein. Meistens bleibt es zuhause liegen. 
DerBen (Gast) meinte am 20. Mär, 14:25:
Tja Mädel, wenn für dich "Freunde" einfach nur Menschen mit Handy sind, die die kennst, dann kennst du die Bedeutung des Wortes nicht und tust mir leid. Vielleicht lernst du es mal kennen- wenn du dein Handy mal verlierst. Oder ein "Freund" es dir klaut... 
teacher antwortete am 20. Mär, 15:55:
Es ist aber was WAhres dran: Die Freunde rufen einander an. Wenn ich kein Handy hab, dann will mich niemand anrufen ... 
Elisabeth (Gast) meinte am 20. Mär, 14:52:
Also, MOF habe ich auch bei uns in Deutschland schon gehört - das ist sicher keine spontane Erfindung des Mädchens gewesen.

Hier gibt es übrigens an ganz vielen Schulen schon Handy-Verbot. Oder eine "Handy-Zone" auf dem Schulhof: Ein mit gelber Farbe auf den Boden gepinseltes Rechteck. 
teacher antwortete am 20. Mär, 15:54:
Warum nicht gleich gelbe Dreiecke? 
Wirr-Licht antwortete am 20. Mär, 16:27:
und ich dachte,
die gelben rechtecke wären für die raucher reserviert.....

nuja, der deutsche an sich diskriminiert anscheinend gerne in gelb.

ach ja - ich besitze nicht mal ein handy.

aber als lehrer (in meinem fall: "nachhilfe".... also von der konkurrenz) ist man soundso eine art außerirdischer, oder? 
teacher antwortete am 20. Mär, 20:04:
Doch nicht Konkurrenz! Zulieferer! 
UpperPalatine (Gast) meinte am 20. Mär, 17:40:
Freund?!?
Was mich irritiert und stört: Dieser inflationäre Gebrauch (eigentlich Missbrauch) des Freundesbegriffs. Im früheren Sprachverständnis (eigentlich bis vor wenigen Jahren) war „Freundschaft“ ein hohes Gut - und es bedurfte schon eines besonders innigen Verhältnisses zu einer anderen Person, um diese als „Freund“ oder „Freundin“ zu bezeichnen. Heute, im Internet- und Handyzeitalter ist ein „Freund“ jemand, den ich mehr als einmal gesehen habe, in einem beliebigen „Social Network“ „geaddet“ habe und dessen Handynummer ich besitze. Freundschaft wird an ein paar Äußerlichkeiten und wenigen Klicks festgemacht und nur derjenige gilt etwas, dessen Freundesliste im Social Network die 500er-Marke geknackt hat und dessen Telefonbuchspeicher mit Handynummern vermeitlicher Freunde überquillt.

Wehe dem, der mal in eine Lage kommt, auf einen solchen „Freund“ angewiesen zu sein... 
Benno (Gast) meinte am 20. Mär, 18:28:
Mof
Ganz offensichtlich ist MOF zumindest in Deutschland unter "jugendlichen" recht verbreitet. Habe heute im Wartezimmer im STERN die recht ausführliche Reportage um Winnenden gelesen und dreimal darf geraten werden, wer desöfteren "MOF" gerufen wurde....

Ich mit meinen 20 Jahren habe das aber noch nie gehört und auch mein 17-Jähriges Brüderchen kann damit nichts anfangen.

Zum Glück. 
Angelika (Gast) antwortete am 20. Mär, 20:31:
Früher war der Ausdruck MOF mal gängig. Früher, also in den 90ern, in dieser düsteren Zeit, als wir altmodischen Anfang-Dreißiger noch gar nicht wussten, was ein Handy ist. Wie haben wir damals eigentlich überlebt!? ;-) 
teacher antwortete am 20. Mär, 21:06:
Damals waren alle MOFS - Menschen ohne Handy (=Freunde). Traurige Zeit, damals. 
undiszipliniert (Gast) meinte am 20. Mär, 23:41:
"Denn sie wissen nicht, was sie tun" - nichts könnte es besser treffen. Die rasante technische Entwicklung hat uns- und somit noch mehr die Kinder und Jugendlichen überrollt - Eltern und Schule stehen sprachlos davor, wundern sich und schreien nach den alten Zeiten oder propagierende diese als die bessere. Aber wieso sollte die Handy-lose-Zeit die bessere gewesen sein?
Aber egal, wie wir darüber denken - ob besser oder nicht - wir können das Rad nicht zurückdrehen und müssen mit den veränderten Umständen umgehen ... diesen Umständen aber ebenfalls Werte, eine Art Moral, einzuhauchen ist unsere Aufgabe

Liebe Grüße von einer FmH 
teacher antwortete am 23. Mär, 09:21:
Ich behaupte nicht, dass das frühere Leben ohne Handys besser war. Die Jungen behaupten, dass ich ohne Handy keine Freunde hätte - da verwechseln sie wohl ein bissi was. 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 23. Mär, 22:57:
Och, mir ging es auch gar nicht um Sie, Herr teacher (o: ... Ich beobachte nur immer wieder die vielen Menschen, die plötzlich vollkommen ohne Handy auskommen, kaum schreibt ein "Blog-Guru" mal etwas zu diesem Thema ... das Ganze kann man aber auch an "Sex and the City" oder "twitter" feststellen ... alles MOFS ... ähm MOEMS oder so ;o) 
oops meinte am 21. Mär, 14:07:
;-) 
amadea (Gast) meinte am 21. Mär, 23:26:
Mich wundert, dass Ihr den Kids erlaubt, ihre Handys in die Klasse zu nehmen.

Ich bin ein HDM. Handy daheim. 
tonja (Gast) meinte am 22. Mär, 14:04:
klassische schülersicht
lehrer, die abkürzungen nehmen und umwandeln, sind uncool. das war bei mir schon so und wird bei dir nicht anders sein.

mensch! merks dir! ;) 
Daniel in Buenos Aires (Gast) antwortete am 22. Mär, 20:56:
Ich habe...
... auch kein Handy mehr, aber es ist dennoch ganz praktisch. Aber Mof habe ich auch noch nie gehört. Ich will mehr Schülersprache!!!

Saludos aus Argentinien
Daniel 
teacher antwortete am 23. Mär, 09:24:
@ tonja: Nee, ich find das kreativ - auch wenn es uncool ist.
@daniel: Das Handy wieder wegzulegen, das ist echt cool. Aber für Schülersprache bin ich nur peripher zuständig :-) 
Stephan (Gast) meinte am 23. Mär, 08:23:
"Ich brauche im Normalfall kein Handy..." Ein komischer Satz und die Interpretation durch die Schüler, sie seien ein MOF, kann ich nachvollziehen. Warum? Weil ohne Handy die Spontanität, mit der ich mich heute verabrede, gar nicht möglich wäre. Freitag riefen Freunde an, ob ich nicht noch mit ins Kaffee wolle. Wär ohne Handy nicht gegangen, ich war unterwegs. Samstag blieb ich mit meiner Karre mehr oder weniger liegen: Werkstatt angerufen, ja ist noch jemand da, gleich hin. Problem gelöst.
Das gleiche übrigens gilt auch für's Internet: hier läuft immer ein IM. "Was machst'n nach der Arbeit..." Schon hat man was vor. Mit Freunden. Wie gesagt, ich versteh' die Interpretation der Kinder. 
teacher antwortete am 23. Mär, 09:26:
Ich verstehs ja auch - aber ich führe ein anderes Leben: Mehr Ruhe, mehr Langsamkeit, mehr Nachdenkzeit.
E-Mails z.B. sind für die Kids vorgestrig, für mich eine tolle Sache. ICH bestimme, wann ich erreichbar bin und kommunizieren will. Herrlich.

P.S: Ich hab ein gutes Auto. Lt. ADAC-Pannenstatistik ganz vorne. 
Stephan (Gast) antwortete am 24. Mär, 13:04:
Langsamkeit? Handylose Planung zwischen mehr als zwei Personen ist unnötiger Aufwand und verschwendete Zeit. Da kriegt man nie alle unter einen Hut...
Mehr Ruhe? Das Ding kann man ja auch stumm schalten. Nur weils klingelt (vibriert), geh ich doch noch lange nicht ran! Ich bestimme, wann und wem ich antworte, und wem nicht - ganz einfach.
Das Autobeispiel kam nur zu pass, um zu zeigen, dass man den Knochen auch "sinnvoll" einsetzen kann. 
benq meinte am 23. Mär, 23:07:
Definition MOF
... schön! 
Daniel (Gast) antwortete am 24. Mär, 00:41:
Schön, dann bin ich ein personifizierter MOH.
Ich besitze zwar eins, aber das fristet ein ganz einsames Dasein - bis zur nächsten Klassenfahrt...

P.S. und Offtopic:
Die verzerrt angezeigten Wörter sind...WOF 
Eagel (Gast) antwortete am 26. Mär, 10:33:
WOF :)
Da denke ich an den Steppenwolf von Hesse (Wolf OH und OF)... 
sarah (Gast) meinte am 24. Mär, 12:20:
Schon seltsam. Kann man in der heutigen Zeit nur noch Freunde haben wenn man ein Handy besitzt?! Sehr komische Aussage :-)
Schade wenn das Mädchen wirklich dieser Auffassung ist. Da rückt wohl eher die Qualität des Handys in den Vordergrund und nicht die Persönlichkeit des Besitzers.
Auch wenn ein Handy heute vieles einfacher und spontaner macht finde ich es oft anstrengend 24 Std am Tag ständig erreichbar zu sein. 
 

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