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cotopaxi

 
Tausende stürmen die Unis: Medizin, Wirtschaft, Recht.

Das Seminar "Didaktik der Neuen Medien" wurde wegen zu geringer Anmeldeziffern abgesagt. Keiner will wissen, wie Unterricht mit neuen Medien gemacht wird.

Das ist kein Zufall. In den Lehramtsfächern sitzen ganz wenige Studierende und "genießen" die persönliche Betreuung.

Die Jugendlichen haben schnell dazu gelernt: Der Lehrberuf hat an Ansehen verloren, ist schwieriger geworden und bringt zu wenig Kohle ins Haus. Die Freizeit, die Ferien, der sichere Job ... das klingt nicht mehr so reizvoll wie vor zwanzig Jahren. Die Studierenden von heute kennen die Probleme der Lehrer aus erster Hand - sie haben sie erlebt, zum Teil selbst gemacht. Sie wollen sich nicht mit unerzogenen Kindern herumschlagen, gegen den Lärm in überfüllten Klassen schreien, von der Gesellschaft missachtet werden. Sie wissen, dass die Schule für alles verantwortlich gemacht wird, sie verlassen die kaputten Klos und die dreckigen Gänge. Sie suchen den Glanz der Supermärkte und das Prestige der Bürotürme.

Wirtschaft bringt Geld.
Jus bringt Macht.
Medizin bringt Ansehen.

Der Master schafft an.
Die Diplomingenieurin diktiert.
Der Herr Doktor fährt Mercedes.

Der Lehrer ... ? Lächerlich.

Wir spüren es bereits in der Schule: Wir bekommen keine Ersatzlehrer für erkrankte Kollegen. Wir machen Überstunden, wir steigern den Stress. Bald werden wieder alle unterrichten, die mehr als zwei Semester studiert haben.

Keiner will mehr Lehrer werden. "niemehrschule" goes reality.
gulogulo meinte am 13. Okt, 12:58:
wenn man es richtig präsentiert, finden sich, z.b. in kooperation mit dem orf, sicher genug kandidaten für den lehrerjob. stichwort "schulmania". ;-) 
teacher antwortete am 13. Okt, 20:09:
... und gu in der Jury! 
loosy (Gast) meinte am 13. Okt, 13:10:
nanu?
Also ich habe in Rostock studiert und da kann man sich vor Lehramtsstudenten kaum retten, sämtliche Vorlesungen und Seminare sind übervoll, die Einschreibungen arten zu Survivalcamps aus und ein Studium dauert locker mal 3-4 Semester länger, weil man nicht alle wichtigen Kurse bekommen hat. Kann Deine Meinung daher leider nicht teilen, aber vielleicht ist es ja in anderen Gegenden Deutschlands anders? 
PeZwo meinte am 13. Okt, 13:23:
Ich sehe das so wie du.

Man hat den Lehrern im Laufe der Zeit sukzessive immer mehr Möglichkeiten weggenommen und gleichzeitig immer mehr Verantwortung aufgebürdet.

Man braucht sich nur diverse Foren in den Webausgaben der Tageszeitungen durchzulesen. Da ist der Verfall der öffentichen Achtung für diesem Berufszweig bei Foren über das Schulwesen besonders sichtbar.

Die oftmalige Verwechslung der Eltern zwischen "anitautoritär erziehen" und "gar nicht erziehen" und die manchmal existierende zusätzliche Bürde der Multi-Nationalen Integrationsschwierigkeiten tun zu der Gesamtsituation noch ihr übriges.

Parallel dazu galt der Beruf Lehrer lange als überlaufen... jahrelange Wartezeiten und dann ein Job irgendwo... vielleicht auch in der Pampas.

Und so kommt es wie es kommen muss. 
freya (Gast) antwortete am 14. Okt, 09:52:
Ich sehe das auch so ähnlich - wobei jene, die dem Lehrerberuf noch Achtung entgegenbringen, diesen imho teilweise wegen den von PeZwo genannten Gründen als Horrorberuf als Berufsmöglichkeit ausschliessen. 
Abraxa (Gast) meinte am 13. Okt, 13:36:
hier in Deutschland ist diese Welle noch nicht angekommen. Als ich Grundschullehramt studieren wollte wurde ich ausgesiebt, weil ich nicht ausreichend Mathe konnte (irgendwie muss man es ja aussieben). In Bremen sind deutlich zu viele Lehramtstudenten anwesend. 
BIA (Gast) meinte am 13. Okt, 15:36:
In Bayern sind wir da schon: Anstellungsquote 100%. Mein Sohn wird in Mathe von einer Dame aus Tschechien unterrichtet, die er nicht wirklich besonders gut versteht. Mein Kollege wurde aus der Pension zurückgebeten, damit er doch bitte Mathe unterrichten möge...ebenso wie meine Kollegin, die mit der Begründung, sie habe in Mathe einen Leistungskurs vor dem Abi gemacht, um Übernahme zweier Klassen gebeten wurde. An den Unis haben sie offenbar händeringend um Hilfskräfte gefleht - die Studentinnen, mit denen wir jetzt geschlagen sind, sind offensichtlich überfordert.

Kein schöner Zustand. 
teacher antwortete am 13. Okt, 20:04:
Ich habe schon Inserate in Österreich gelesen, nach Bayern unterrichten zu gehen ... why not? 
Lektor (Gast) antwortete am 13. Okt, 20:32:
Wegen der Ösi-Witze. Da sind die Bayern grausam... 
teacher antwortete am 13. Okt, 20:38:
Hihi, das steckt doch der pure Neid dahinter. Das ertrag ich mit Charme. 
BIA (Gast) antwortete am 13. Okt, 21:24:
Nein, Ösi-Witze gab's keine...man wollte mich bloß sprechen hören und sagt immer noch "Küss die Hand, gnä Frau!" zu mir.

Bayern ist noch viel, vieeel verstaubter als Ö, die sehen auf Ö als das Musterland der Innovation im Unterrichtsbereich... *g 
teacher antwortete am 13. Okt, 21:42:
Österreich als innovativ? Uiii, dann bleib ich z'haus, gnä Frau.
Ich mags schon lebendig! 
emu (Gast) meinte am 13. Okt, 18:55:
Zumindest in Wien würde ich mich über die geschilderten paradiesischen Zustände für Lehramtsstudierende sehr freuen. In der Realität gibt es in vielen Lehrveranstaltungen zuwenig Kapazitäten für die Masse an angehenden Pädagogen. 
teacher antwortete am 13. Okt, 20:02:
Offenbar untrscheiden sich die Verhältnisse von Institut zu Institut. Dort vermengen sich ja die Studierenden.
Insgesamt haben Lehramtskandidaten auch in und um Wien keine Probleme mehr, sofort Jobs zu kriegen. Das wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken - damit ist der sog. Lehrerüberschuss längst vorbei. 
Mirya antwortete am 16. Okt, 23:48:
Na dann kann ich mich aus Bayern ja mal in Österreich umsehen nach einem passenden Job. Zu viele Lehrer gibt es hier sicher nicht, aber in manchen Schularten (speziell Grundschule) sitzen viel zu viele auf der Straße, bzw. werden dann in einem fantastischen "Mehrstufenmodell" im Laufe des Schuljahres als Vertretung angestellt - den Rest des Jahres und in den Sommerferien kann man ja putzen gehen oder Däumchen drehen. 
teacher antwortete am 18. Okt, 19:44:
Wir werden bald viele neue Lehrer brauchen, besonders bei den 10-14-jährigen und in den größeren Städten (wo das Unterrichten schwieriger ist). 
walküre meinte am 14. Okt, 11:15:
Ich kann mich
gut daran erinnern, dass schon zu meiner Gymnasialzeit in den späten 70ern ständig die Rede von einer Lehrerschwemme war, und das noch mindestens in den darauf folgenden zwanzig Jahren. Sowas schreckt ab, und wenn dann noch solche Unsäglichkeiten wie "Das Lehrerhasserbuch" hinzukommen, ist die Atmosphäre vollends vergiftet, denn diese Art von Polemik trägt sicher nicht zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Bedingungen bei. 
teacher antwortete am 15. Okt, 20:51:
Lehrerschwemme ist vorbei. Ich bin gespannt, ob die Polemik gegen Lehrer auch vorbei geht. Das wäre für alle wirklich wichtig ... 
kaltmamsell (Gast) meinte am 18. Okt, 17:20:
Vielleicht sollte man das hier zu einem Werbespot machen: What teachers make
http://www.youtube.com/watch?v=RxsOVK4syxU 
teacher antwortete am 18. Okt, 20:31:
Warum mag ich den Typen bloß nicht? 
holly (Gast) meinte am 12. Nov, 17:01:
Keine Lehrer mehr?
Bitte? Keine Lehrer mehr? Wir kloppen uns um Praktikumsplätze, wir müssen uns ein Jahr vorher anmelden, damit wir überhaupt unterkommen und dann vielleicht kilometerweit ( und damit meine ich keine 10... ) fahren, um sie abzuleisten. Unsere Vorlesungen platzen aus allen Nähten, jedes Semester knapp 200 Anmeldungen zum Examen... und das ist nur _unsere_ Uni... und wir sind klein...

Keiner will mehr Lehrer werden halte ich für ein Gerücht. Unirealität sieht anders aus. Die Frage ist eher: Wer erkennt in seinem Referendariat oder schon in seinen Praktika, dass er sich voll vertan hat? Immernoch zu wenige... 
teacher antwortete am 12. Nov, 18:41:
Ich habe letzten Monat 20 Überstunden gehalten, weil wir - trotz meiner Bitte - keinen Ersatz für eine erkrankte Kollegin bekommen. Ab heuer werden wieder Praktikantinnen ohne fertige Ausbildung in die Klassen geschickt und viel StudentInnen bekommen auch schon ihre Jobs ... 
 

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