Helga schreibt an einer Dissertation.
"Sonst hab' ich an der Uni keine Chance weiterzukommen."
Renate denkt über ihre Zukunft in der Entwicklungshilfe nach.
"Mein Vertrag ist auf fünf Jahre beschränkt."
Christina hat einen Fuß in die Privatwirtschaft gewagt.
"Da herrschen ganz andere Gesetze."
Christina, Renate und Helga haben vieles gemeinsam. Alle drei unterrichten seit Jahren engagiert und ... wollen abspringen. Sie haben vorsichtig Chancen außerhalb der Schule aufgebaut und fürchten nichts mehr als dorthin zurückzufallen.
Das macht mir Sorgen. Die besten Kräfte versuchen den Absprung. Was stimmt da nicht?
Übrigens: Ich würd gern Kabarett machen. :-)
(Darum bleib ich in der Schule :-))
"Sonst hab' ich an der Uni keine Chance weiterzukommen."
Renate denkt über ihre Zukunft in der Entwicklungshilfe nach.
"Mein Vertrag ist auf fünf Jahre beschränkt."
Christina hat einen Fuß in die Privatwirtschaft gewagt.
"Da herrschen ganz andere Gesetze."
Christina, Renate und Helga haben vieles gemeinsam. Alle drei unterrichten seit Jahren engagiert und ... wollen abspringen. Sie haben vorsichtig Chancen außerhalb der Schule aufgebaut und fürchten nichts mehr als dorthin zurückzufallen.
Das macht mir Sorgen. Die besten Kräfte versuchen den Absprung. Was stimmt da nicht?
Übrigens: Ich würd gern Kabarett machen. :-)
(Darum bleib ich in der Schule :-))
teacher - am Samstag, 23. August 2008, 19:47
Hokey (Gast) meinte am 23. Aug, 21:17:
Hmmm... "Was stimmt da nicht?"Vielleicht verraten Christina, Renate und Helga ihre Motive, wenn man danach fragt? Das mit der Dissertation wundert mich, da ich oft das Gegenteil erlebe, nämlich, dass Menschen mit einem Doktor oder sogar einer Habilitation von der Uni kommen und dann versuchen, in der Schule Fuß zu fassen. Auch verzweifelte Magister habe ich schon gehört, die sich über den falschen Studiengang ärgerten und dann nachträglich ein Lehramt anstrebten...
teacher antwortete am 25. Aug, 09:06:
Das ist paradox: Diejenigen, die im Lehrberuf stehen, suchen Alternativen jenseits der Schule, viele draußen beneiden uns um scheinbare Vorteile und drängen hinein.Die beschriebenen KollegInnen kennen beide Seiten - keine will in der Schule bleiben!
.peter (Gast) meinte am 25. Aug, 00:54:
Ich bin schon im Studium von Lehramt auf Magister gewechselt. Ich find die Verdienst- und Arbeitsmöglichkeiten in der freien Wirtschaft sind doch deutlich besser als das, was man im Lehrbetrieb so macht ... Idealisten verbraten, und so.
teacher antwortete am 25. Aug, 09:08:
Bei den drei KollegInnen geht es nicht primär ums Geld, eher um ordentliche Arbeitsbedingungen und ein erträgliches Image. Wer als Lehrer den Sprung "hinaus" geschafft hat, der "hat es geschafft".
.peter (Gast) antwortete am 25. Aug, 16:28:
Wenn ich ehrlich sein muss, dann muss ich leider auch eingestehen das die Verdienst-Möglichkeit als Grund eigentlich nicht an erster Stelle steht.
tilak meinte am 25. Aug, 09:21:
@teacher
Sie schreiben hier über Ihren job, DESHALB "müssen" Sie in der Schule bleiben :)
sije (Gast) meinte am 26. Aug, 18:17:
warum anonym
lieber teacher! warum schreiben sie eigentlich anonym hier? nicht dass es stört, aber was würde sie hindern, ihren richtigen namen, und kontaktaufnahmemöglichkeit zu nennen? ich meine, peter pilz macht es ja in seinem weblog auch nicht, und gutes schreiben sie ja, aber warum so versteckt?
teacher antwortete am 26. Aug, 19:22:
Nur in der Anonymität kann ich ohne Rücksicht auf Interessen von KollegInnen, Direktoren etc. frei von der Leber weg schreiben. Vieles hier im Blog hätte ich nicht niedergeschrieben, wenn ich wüsste, dass Schüler, Eltern und Lehrer (kontrollierend) mitlesen.
.peter (Gast) antwortete am 28. Aug, 15:50:
Zeitverzögerung?
Dann vermute ich mal, dass Sie mit erheblicher Zeitverzögerung schreiben. Oder ihre Stories in der Handlung stark abändern. Denn ihr Blog ist ja kein unbekannter, oder unverlinkter, von daher wäre die Gefahr eines Abgleich mit Geschehnissen an ihrer Schule ja nicht so schwer, wenn einmal gefunden.
walküre meinte am 27. Aug, 11:40:
Viele
der bei Ihnen geschilderten Probleme werden von Menschen, die mit dem Schulbetrieb wenig bis gar nichts zu tun haben, kaum wahrgenommen. Es ist gut, dass hier darüber gesprochen wird. Und wer weiß, vielleicht trägt dieses Weblog zu einer positiven Veränderung mancher Situation bei ?
teacher antwortete am 28. Aug, 09:15:
Das ist eine wesentliche Absicht hinter diesem Blog. Ich würde hoffen, dass sich ein paar Leser solche Gedanken machen :-)
steppenhund meinte am 28. Aug, 10:28:
An der Uni waren die besten Professoren die, welche aus der Wirtschaft kamen. An HTLs unterrichten oft Personen, die einen Fulltime-Job in der Industrie haben. Nicht alle sind wirklich gut, soweit kann ich das anhand einiger Ex-Kollegen beurteilen. Andere sind dafür sehr engagiert.
Das betrifft natürlich Fächer wie EDV, Mathematik, Technisches halt.
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Ich selbst halte eine Vorlesung, an der ich praktisch nichts verdiene. (Nach Abzug der Steuer 10€/h) Ich mache es sehr gerne, weil es mich dazu antreibt, selbst technisch am Ball zu bleiben und weil auch das Feedback der Studenten sehr erfreulich ist.
Ich würde auch ohne weiteres ein paar Stunden Mathematik in einer AHS unterrichten. Das verbietet sich aber aufgrund der Bürokratie.
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Interessant finde ich auch http://members.chello.at/gut.jutta.gerhard/default.htm
Die schreibt, dass sie einfach in die Erwachsenenbildung ausgewichen ist. Die Inhalte ihrer Homepage finde ich sehr gut geschrieben und interessant. Da sind Sachen dabei, die ich selber noch nicht gehört hatte.
Gerade aus der oben gelesenen Beschreibung, dass die Lehrer hinaus wollen und die in der Wirtschaft die Lehrer beneiden, ließe sich ableiten, dass eine Kombination nicht so schlecht sein müsste.
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Für die Leute in der Wirtschaft sollte gelten: lebenslang lernen. Für die Lehrer auch. Ich bin mir nicht sicher, ob das für alle Lehrer zutrifft.
Ein Lehrer, der selber nicht weiter lernt, wird nie den Schülern vermitteln können, dass Lernen Spaß macht und auch nachzuahmen ist.
Und zu lernen gibt es genug!
teacher antwortete am 28. Aug, 16:17:
Ich denke auch, dass diese Trennung zwischen Schule und Wirtschaft überholt ist. Ich würde auch gerne halb/halb arbeiten, allerdings geht das nicht in allen Fächern einfach.Dass Leute aus der Praxis die besseren Lehrer sind, glaube ich nicht. Da habe ich (bei diversen Exkursionen etc.) schon zu viele Praktiker gesehen, die keine Ahnung haben, wie sie auf Kinder eingehen können oder müssen und furchtbar scheitern. Grundprinzipien von Pädagogik und Didaktik müssten auch sie erwerben.
Im Übringen würde ich Fortbildung im Lehrbereich als verpflichtend einführen (z.B. 2 Stunden pro Woche an die Uni oder in Betrieben!), aber das darf ich an der Schule nicht laut sagen, ohne mit Steinigung rechnen zu müssen :-)
amadea (Gast) meinte am 28. Aug, 18:36:
Ok, dann bleib ich auch. Host ka Barett?
la-mamma meinte am 31. Aug, 18:10:
ich habe diese entscheidung
schon vor fast zwanzig jahren gefällt (nach nur zwei jahren unterricht) und verstehe deine kolleginnen sehr gut. bereut hab ich mein weggehen übrigens nie, aber auch mein kabarett schlummert noch halbfertig in der lade;-)
Stefan (Gast) meinte am 1. Sep, 22:52:
Das klingt ...
... ja alles ganz schön traurig :-(Darf ich zumindest ein wenig des Ausgleichs wegen einwerfen, dass es auch den umgekehrten Fall gibt. Zumindest in meiner Schulform - der Primarstufe - kenne ich 3 Frauen und einen Mann, die aus der Wirtschaft in die Schule gewchselt haben.
Sie bestätigen allerdings auch: die Arbeitsbedingungen sind mitunter nicht schön, aber die Arbeit erleben sie als sehr erfüllend. Aber ist das nicht in allen Berufen so: man starten mit Vorstellungen und wird dann mehr oder minder glücklich ?!?
Trotzdem: die Vorstellung man könnte das Lehramt mit außerschulischer Arbeit verbinden, wäre für mich sehr reizvoll - auch als Primarstufenlehrer ... oder gerade als Primarstufenlehrer ;-)
teacher antwortete am 3. Sep, 07:44:
Hart gesagt: Da gibt es Leute, die aus der Privatwirtschaft in die sichere und "sinngebende" Schulposition flüchten wollen.Der Lehrerjob ist wirklich einer der wichtigsten und sinnvollsten, aber so wie er momentan angelegt und angesehen wird, führt er schnell zu Frust und Depression.
.peter (Gast) meinte am 2. Sep, 17:09:
Glückwunsch!
Glückwunsch zum Ritterschlag. Sie sind ab sofort, wenn nicht sowieso schon, dann jetzt erst recht: Eine Internetberühmtheit!auch wenns durch spiegel geschehen ist, aber da können Sie ja nix für
eowynn (Gast) antwortete am 8. Sep, 18:44:
Wo kann ich das denn finden? *neugierigmitdenhufenscharre*
Frank (Gast) meinte am 3. Sep, 13:10:
Nicht nur in der Schule
Ich hatte als Pädagoge mehrere Jahre in Qualifikation und Fortbildung zu tun für Jugendliche - und bin froh, dass ich den Absprung geschafft habe. Dies lag allerdings nicht nur an dem oftmals nervenden und desinteressierten "Klientel", sondern auch an gruseligen - durch Arbeitsagentur etc. - vorgegebenen Rahmenbedingungen und nicht wirklich kompetenten Vorgesetzten.Endlich bin ich mein eigener Chef und glücklich damit. Somit kann ich vor allem jeden verstehen, der sich selbständig macht.
teacher antwortete am 3. Sep, 20:37:
Die vier Argumente höre ich oft:1. nervende Schüler
2. desinteressierte Schüler
3. gruselige Rahmenbedingungen
4. inkompetente Vorgesetzte
In dieser Kombination wird Schule unerträglich ... und der Absprung zur Rettung.
eowynn (Gast) meinte am 8. Sep, 18:43:
Ich sehe da öfter die anderen Lehrer - nämlich jene, die irgendwann mal ihr erstes Staatsexamen gemacht haben und entschieden, den falschen Beruf ergriffen zu haben. Nach 2 Jahrzehnten mehr oder minder erfolgreichem Arbeiten in der freien Wirtschaft (meist eher weniger) besannen sie sich dann auf die Grundqualifikation für den Lehrerberuf und strebten als Seiteneinsteiger an Pult und Tafel...
Ich habe derer drei an meiner Schule - alle halten sich für ausgeprochene Talente. Und alle drei haben massive Probleme im Umgang mit den Schülern - und auch in der Vermittlung des Stoffes...
Es mag auch hier solche und solche geben - ich schätze es aber, wenn Menschen die Erziehung und Bildung junger Menschen nicht nur als Beruf / Ausweichmöglichkeit sehen, sondern schon ein wenig als Berufung....