Am frühen Morgen entsteht das Bild: Ein Stau vor der Schule ärgert alle Ankommenden. Aus den Volvos, Audis und Toyotas springen Kinder und laufen in die Schule.
Draußen weht ein kühler Nordwind, drinnen herrscht warme Sicherheit.
Eine Kollegin lacht hell auf:
"Wenn sie schon sont nichts machen, wenigstens warm und sicher haben sie's."
Aus den Schulen sind Sozialgaragen geworden. Die Eltern parken ihre Nachkommen in den ehemaligen Lehrinstituten und huschen an ihre Arbeitsplätze. Die Wirtschaft freut sich, weil die Arbeits- bzw. Einkaufskraft ohne Ablenkung zur Verfügung steht. Der ökonomische Arm der Maschinerie funktioniert.
"Wir müssen den schulischen Nachmittagsbereich ausbauen", verkünden sogar Politiker, die man der christlich-sozialen Reichshälfte mit dem plakatierten Familiensinn zuordnet. Kinder stören die Maschinerie.
Wie lange wollt ihr Kinder in anonyme, herzlose Betonhallen stecken, die für Physikunterricht aber nicht für Freizeitgestaltung errichtet wurden?
Sagen wir es offen: Die Wirtschaft verlangt es. Flexible Arbeitszeiten brauchen entsprechende Rahmenbegingungen, also Sozialgaragen rund um die Uhr, möglichst auch samstags und sonntags. Und mitten im Hochsommer!
Wir werden reicher und unglücklicher.
... auf Kosten vereinsamter Kinder.
Euer Tankwart.
P.S.: Sonderangebot des Schulbuffets - Pommes rotweiß mit Cola Euro 2,20.
Draußen weht ein kühler Nordwind, drinnen herrscht warme Sicherheit.
Eine Kollegin lacht hell auf:
"Wenn sie schon sont nichts machen, wenigstens warm und sicher haben sie's."
Aus den Schulen sind Sozialgaragen geworden. Die Eltern parken ihre Nachkommen in den ehemaligen Lehrinstituten und huschen an ihre Arbeitsplätze. Die Wirtschaft freut sich, weil die Arbeits- bzw. Einkaufskraft ohne Ablenkung zur Verfügung steht. Der ökonomische Arm der Maschinerie funktioniert.
"Wir müssen den schulischen Nachmittagsbereich ausbauen", verkünden sogar Politiker, die man der christlich-sozialen Reichshälfte mit dem plakatierten Familiensinn zuordnet. Kinder stören die Maschinerie.
Wie lange wollt ihr Kinder in anonyme, herzlose Betonhallen stecken, die für Physikunterricht aber nicht für Freizeitgestaltung errichtet wurden?
Sagen wir es offen: Die Wirtschaft verlangt es. Flexible Arbeitszeiten brauchen entsprechende Rahmenbegingungen, also Sozialgaragen rund um die Uhr, möglichst auch samstags und sonntags. Und mitten im Hochsommer!
Wir werden reicher und unglücklicher.
... auf Kosten vereinsamter Kinder.
Euer Tankwart.
P.S.: Sonderangebot des Schulbuffets - Pommes rotweiß mit Cola Euro 2,20.
teacher - am Mittwoch, 27. Juni 2007, 21:27
gulogulo meinte am 27. Jun, 21:57:
für diese drive-in-schulen findet sich sicher ein gelber m-sponsor.
teacher antwortete am 28. Jun, 10:16:
Ich denke, dass sich die Wirtschaft nocht stärker in die Schule drängen wird. Alles dreht sich in unserer Gesellschaft um Arbeit und Konsum, der Sieg des Kapitalismus auf breiter Front - da sollte die Schule ein (gewisser) Freiraum bleiben. Das sage ich, obwohl ich vieles gerne den Kräften des freien Marktes überlasse.
PeZwo meinte am 27. Jun, 22:35:
das ist jetzt nicht zynisch gemeint...aber wenn man sich so den Zustand so mancher Familien ansieht, stellt sich einem automatisch die Frage, ob die Kinder in der Sozialgarage nicht vielleicht eh besser aufgehoben sind...
Simon Columbus (Gast) meinte am 27. Jun, 23:18:
Flexible Schulzeiten - das wär's! Aber leider hält man nichts von eigenständigem Lernen...
teacher antwortete am 28. Jun, 19:58:
Ich bin ein Fan von selbstbestimmten Lehren und Lernen, aber ich bin Realist und sehe, dass ohne Druck selbst an Universitäten nicht ausreichend studiert wird.
marco (Gast) meinte am 28. Jun, 08:12:
Flexibel...
...ist ja gut und schön. Aber ich kann meine Arbeitszeit nur flexibel nach Wünschen der Firma gestalten. Wenn ich aufgrund eigener Belange meine Werkzeit flexibel gestalten will, stoße ich auf Widerstand.Ich arbeite auch nicht um reich zu werden, sondern um glücklich zu sein. Und das bin ich mit einer Mischung aus Geldeinkommen und Familienfreizeit. Ich "parke" mein Kind nicht um reich zu werden, sondern gebe den Kleinen in gute Hände bis ich mit der nötigen Arbeit fertig bin. Und da rede ich doch wohl für die Mehrheit derjenigen, die stets von ein gewisses Maß von Jobangst mit sich tragen. Beamte zählen da eher nicht zu.
teacher antwortete am 28. Jun, 20:07:
Ich kenne den Druck auf die Arbeitnehmer, ich war nicht immer Beamter.Das Schlimme ist doch, dass heute 2 Elternteile arbeiten gehen müssen, um finanziell gut dazustehen, während früher 1 Einkommen auch für größere Familien gereicht hat. Das Wohl der Kinder spielt doch im Karrieredenken höchstens die dritte Geige.
walküre meinte am 28. Jun, 11:28:
Da ich
keinen Kommentar liefern wollte, der Ihren Eintrag an Text übersteigt, habe ich meine Gedanken in meinem eigenen Weblog deponiert, will diesen aber keineswegs als Angriff gegen Sie verstanden wissen, sondern als allgemeinen Denkansatz.
cc meinte am 28. Jun, 12:39:
Du heisst teacher, nicht Tankwart
"wie lange wollt ihr Kinder in anonyme, herzlose Betonhallen stecken, die für Physikunterricht aber nicht für Freizeitgestaltung errichtet wurden?"Ich nehme an, dass dies ein (sehr richtiger) Appell für eine andere Schularchitektur ist, und nicht ein grundsätzliches Argument gegen ganztägige Schulformen.
Denn: Die immer kleinere Kleinfamile (nahezu alle historischen Familienformen hatten grössere Kernverbände) kann nicht die gesamte Erziehnungsaufgabe übernehmen.
Das soll auch (nicht nur) in den Schulen passieren.
Lernen, spielen, essen, feiern, lesen , diskutieren, Sport treiben usw.
dafür braucht es gesellschaftlicher Orte,die Schule ist deren wichtigster und Lehrer haben dafür eine besondere Verantwortung.
Was ist los mit deren Selbstbewusstsein, wenn sie sich als "Tankwarte" sehen?
teacher antwortete am 28. Jun, 19:51:
1. Ja, wenn wir die Kinder auch nachmittags in den Schulen betreuen sollen, dann gehören die entsprechenden Einrichtungen aufgebaut. Momentan sitzen die Kinder am Nachmittag in normalen Klassen herum: unbequem, ungesund, unmöglich!2. Ja, die Familien- und Wirschaftsverhältnisse legen es nahe, dass neue (Nachmittags-)Betreuungsformen für die Kinder geschaffen werden. Aber sie (die Ärmeren) einfach in die bestehenden Schulen zu stecken, das ist m.E. kriminell! Kein Lehrer mutet das seinen (eigenen) Kindern zu, wir bemitleiden diese NNB (Neue Nachmittagsbetreuung)-Kinder! Keine Bewegung, kein Freiraum, keine Ablenkung, mieses Essen, ständig wechselnde Bezugspersonen - da läuft eigentlich alles falsch.
3. In solchen "Sozialgaragen" fühlt man sich nicht mehr als "Lehrer" (weil wir nicht mehr lehren), sondern als Garagenverwalter = Tankwart.
Ludovika (Gast) meinte am 4. Jul, 14:28:
Ganztags unbehaust?
habe schon öfter schülerchen fast heimjagen müssen. die wollten einfach nicht zu keifenden, kreischenden, geisteskranken oder betrunken vor trüben gerichtsshows hockenden eltern oder teilen davon gehen! für solche sind längere verbringzeiten in einer schule mit wohlfühlklima rettiglich.
heimat mit anflügen von geborgenheit. sonst unbekannt!
ich würde als kind lieber mit einer verständnisvollen person voller menschenakzeptanz meine hausaufgaben machen als mit einer ohrfeigenden hysteria. anschließend in den kurs für kreatives schreiben gehen oder schräge figuren töpfern.
meint Lu
madeye meinte am 6. Jul, 14:28:
wie schön
da brauchen wir ja nur noch das bewusstsein der reichen eltern ein bisschen wecken...ich dachte nach all der augenwischerei dass die einführung des euro zu keiner preissteigerung geführt habe sei nun endlich jedem ins bewusstsein gewachsen dass wir alle immer weniger zur verfügung haben
als sozialarbeiterin mit 30 stunden teilzeitarbeit aus der zeit meiner kindererziehung kann ich mir mittlerweile kein auto mehr leisten kaum extras keinen urlaub und langsam geht es an die qualität der ernährung
und ich habe die schnauze voll von überheblichen lehrern mit regelmässigem ferienfrei und halbtagsunterricht die sich über eltern aufdotzen die zu zweit arbeiten gehen müssen um völlig überzogene mieten energiekosten aber auch immer neu angeforderte lernmittel und überteuerte auslandsfreizeiten zu finanzieren
mal abgesehen von den nachhilfestunden
in meiner abeit im jugendamt erlebe ich schulgespräche in denen eine lehrerIN einer mutter ihre berufstätigkeit vorwirft
wenn sie aufhört zu arbeiten erhält sie leistungskürzung vom arbeitsamt
wenn sie dann toastbrot zur schule mitgibt plärrt die gleiche lehrerin über vollwerternährung
wir sollten vielleicht alle mal zur kenntnis nehmen dass wir in einem land leben in dem soziale fragen samt kindererziehung allgemein uninteressant sind und nicht immer auf den letzten rumhacken die sich in die persönliche verarmung reiten weil sie kinder bekommen haben
die drivein schule ist nicht von den eltern gestaltet die wahrlich lieber engagierte lehrer mit freude an ihrer arbeit in ganztagsschulen mit sinnvollen angeboten hätten
mit einer schule die auch angebote für den umgebenden stadtteil bereithält
wie wärs wenn wir uns alle dafür stark machen statt jeweils mit dem finger auf die anderen zu zeigen
und nochmal schöne ferien birgit
walküre antwortete am 6. Jul, 21:06:
Um bei Ihrem Tonfall zu bleiben:
Ich für meinen Teil habe die Schnauze voll von den x-mal durchgekauten Klischees, denen zufolge Lehrer ja soooo einen tollen Beruf haben, vor allem, weil er ja sooooviel Urlaub mit sich bringt ! Ich rede hier nicht von schwarzen Schafen, sondern vom Gros der Lehrkräfte, die ambitioniert sind und für ihre Schüler das Beste wollen und einfach solche Verallgemeinerungen nicht verdient haben. Wer sich ansieht, was Lehrer heute alles sein müssen (Pädagogen, Mediatoren, Psychologen, Sozialarbeiter und aufgrund miserabler Schulbudgets auch oft genug Improvisationsgenies), relativiert schnell die scheinbar überdimensionierte Freizeit. Sechs Unterrichtsstunden an einem Vormittag in einer Hauptschule oder Gymnasialunterstufe - wer das ohne nervlichen Schaden durchsteht, hat meine Bewunderung und meinen Respekt.