Die Noten stehen fest, liegen fest, kleben schon im Direktionscomputer.
Da kommt Alex mit dem Mitteilungsheft. Ein säuberlich ausgedruckter und mit akademischen Titel unterschriebener Text schaut heraus. Der Vater will das "Nicht genügend" seines Sohnes nicht wahrhaben: "Warum haben Sie mich nicht rechtzeitig informiert?"
Das Mitteilungsheft wandert mit einer kleinen Ergänzung zurück: "Bitte um rasche Vorsprache." Da der Vater noch eine weitere Prüfung für seinen Knaben erwirken möchte, stehen die Chancen gut, dass er sich in die Schule bemüht.
Er kommt schnell zur Sache. "Sie hätten mich doch frühwarnen müssen!"
Es ist zwar keine rechtliche Voraussetzung für eine negative Beurteilung, aber es wird von allen Seiten dringend angeraten, bei akuter Gefahr die Eltern schriftlich zu verständigen.
Der erfahrene Lehrer greift in seine Unterlagen oder holt sich die Kopie aus der Direktion: "Frühwarnung vom 22.12.2006."
"Ahhhh, darf ich sehen?"
"Natürlich. Das haben Sie doch selbst unterschrieben ..."
"Aha ... jaja..."
"Und die negative Note im Halbjahreszeugnis, die Fünfer auf allen Schularbeiten ... warum sind Sie nie in die Sprechstunde gekommen? Ich hatte einen Termin mit Ihnen!"
Das strenge Gesicht des Vaters zerbröselt, eine seelische Wunde klafft in seiner Mimik. Entweder er hat sich um die Leistungen seines Sprösslings niemals gekümmert oder dieser hat ihn gnadenlos hinters Licht geführt. Belogen, getäuscht, die Unterschrift gefälscht.
Mit Beschwerden wollte er drohen, sein Kind vorm Untergang retten, mit zerrüttetem Vertrauen und schweren Vorwürfen kehrt er nach Hause. Sogar einen Betrug muss er decken. Aua ...
Daher mein regelmäßiger Tipp vor dem Notenschluss: "Sagt euren Eltern schnell noch die ganze Wahrheit. Lieber fünf vor zwölf als zu spät. Lasst sie nicht ins offene Messer laufen ... das kann richtig weh tun."
Keiner fragt dann: "Wem?"
Da kommt Alex mit dem Mitteilungsheft. Ein säuberlich ausgedruckter und mit akademischen Titel unterschriebener Text schaut heraus. Der Vater will das "Nicht genügend" seines Sohnes nicht wahrhaben: "Warum haben Sie mich nicht rechtzeitig informiert?"
Das Mitteilungsheft wandert mit einer kleinen Ergänzung zurück: "Bitte um rasche Vorsprache." Da der Vater noch eine weitere Prüfung für seinen Knaben erwirken möchte, stehen die Chancen gut, dass er sich in die Schule bemüht.
Er kommt schnell zur Sache. "Sie hätten mich doch frühwarnen müssen!"
Es ist zwar keine rechtliche Voraussetzung für eine negative Beurteilung, aber es wird von allen Seiten dringend angeraten, bei akuter Gefahr die Eltern schriftlich zu verständigen.
Der erfahrene Lehrer greift in seine Unterlagen oder holt sich die Kopie aus der Direktion: "Frühwarnung vom 22.12.2006."
"Ahhhh, darf ich sehen?"
"Natürlich. Das haben Sie doch selbst unterschrieben ..."
"Aha ... jaja..."
"Und die negative Note im Halbjahreszeugnis, die Fünfer auf allen Schularbeiten ... warum sind Sie nie in die Sprechstunde gekommen? Ich hatte einen Termin mit Ihnen!"
Das strenge Gesicht des Vaters zerbröselt, eine seelische Wunde klafft in seiner Mimik. Entweder er hat sich um die Leistungen seines Sprösslings niemals gekümmert oder dieser hat ihn gnadenlos hinters Licht geführt. Belogen, getäuscht, die Unterschrift gefälscht.
Mit Beschwerden wollte er drohen, sein Kind vorm Untergang retten, mit zerrüttetem Vertrauen und schweren Vorwürfen kehrt er nach Hause. Sogar einen Betrug muss er decken. Aua ...
Daher mein regelmäßiger Tipp vor dem Notenschluss: "Sagt euren Eltern schnell noch die ganze Wahrheit. Lieber fünf vor zwölf als zu spät. Lasst sie nicht ins offene Messer laufen ... das kann richtig weh tun."
Keiner fragt dann: "Wem?"
teacher - am Montag, 18. Juni 2007, 15:30
walküre meinte am 18. Jun, 21:47:
Oh ja,
diesen Appell unterstütze ich aus eigener Erfahrung, denn es ist ein miserables Gefühl, sich nach einer gefälschten Unterschrift mehr und mehr in ein Lügengespinst zu verstricken. Die Sache liegt schon 30 Jahre zurück, aber an die Beklemmung kann ich mich heute noch so lebhaft erinnern, als hätte ich erst gestern den Lehrer und meine Eltern hinters Licht geführt.
teacher antwortete am 19. Jun, 09:54:
Ich habe auch noch so eine grausige Erinnerung im Kopf. Ich sah damals keinen anderen Ausweg als die Unterschrift zu fälschen. Mein Vater hat mir damals keinen Ausweg gelassen, mit erhobenem Haupt das Schlachtfeld zu verlassen. Ich musste lügen ...
walküre antwortete am 19. Jun, 15:43:
Ja, wenn es
DAS gewesen wäre ! Irgendwie ist mir bis heute nicht ganz klar, warum ich mich auf diese Aktion überhaupt eingelassen hatte, denn über eine Standpauke hinausgehende Repressalien waren - selbst bei einem "Nicht Genügend" - von meinen Eltern nicht zu erwarten. Möglichweise habe ich mich vor mir selber geschämt oder wollte mir elterliche "Vorträge" ersparen oder das Gesicht wahren, aber wahrscheinlich war es eine Mischung aus alldem.
Simon Columbus (Gast) meinte am 18. Jun, 23:10:
In dieser Lage - ob jetzt Vater oder Sohn - möchte ich nicht stecken. Aber ich denke, der Vater leidet mehr darunter - der Sohn hat's ja schließlich schon gewusst. Ich denke sogar, er wusste, dass er ausffliegen würde - irgendwann. Aber so ist das, wenn man Probleme hat: Langfristiges Denken wird unbedeutend. Man rettet sich von einem Punkt zum nächsten - auch wenn die Rechnung auffläuft und man weiß: Irgendwann kommt es auf einen zurück. Mit Zinsen. Aber das ist egal, es zählt das jetzt... von der Hand in den Mund, quasi.
teacher antwortete am 19. Jun, 17:40:
Ich denke, dass die Schüler immer hoffen, dass die Geschichte nie ans Tageslicht kommt. Die Eltern glauben, dass ihre Kinder IHNEN so was antun, sie nehmen es furchtbar persönlich. Meistens steckt aber überhaupt keine böse Absicht dahinter (und ich könnte die Eltern dahingehend trösten, wenn ich wollte) - das Ende schmeckt jedenfalls sehr bitter.
.peter meinte am 18. Jun, 23:13:
Dein Appell ist absolut richtig.Ich bereue nichts ... sonst hätt ich nicht daraus lernen können, und jetzt nicht der starken Meinung sein dass Ehrlichkeit zwischen Kindern und ihren Eltern in Sachen schlechte Noten wichtig ist.
ABER: Man muss sich schon fragen, warum die Kinder sich eine solch große emotionale Mühe geben (jeder weiß das die Lüge eventuell schwieriger und anstrengender wird als die Ehrlichkeit) ihre schlechten Leistungen zu maskieren?!
Ich verstehe ja voll und ganz, dass jemand der dazu in der Lage ist solche Lügen aufrechtzuerhalten, im Gegenzug kaum in der Lage sein wird von sich aus seine schulischen Leistungen zu verbessern ... sonst wäre er oder sie ja gar nicht erst in die Lage gekommen, in die es geraten ist. Doch was meiner Meinung nach noch zu wenig hinterfragt wurde ist die Kraft, die unsere Kinder dazu treibt so zu agieren.
teacher antwortete am 19. Jun, 18:07:
Unangenehmes will man verdrängen, verstecken, verschwinden lassen, weil man die Konsequenzen fürchtet: Hausarrest, Nachhilfe, Fernsehverbot, Computersperre, Arbeitszeitverlängerung ... da unterschreibe ich schnell die Frühwarnung und alles ist (für Monate) wieder im Lot. Da braucht es keine großen soziologischen Erklärungen.
marco (Gast) meinte am 18. Jun, 23:34:
Nie gemacht!
Ich habe zu hause immer die Wahrheit gesagt. So viel Rückgrat hatte ich. Da war ich "Mann's genug". Auch wenn die Konsequenzen schon mal übel waren.Aber bei so schlechten Noten weiss ich auch nicht... das ist schon herb.
Miaka antwortete am 18. Jun, 23:44:
kann ich nur unterschreiben, ich hab auch immer alles erzählt. meistens waren meine eltern aber nicht interessiert, weil ich zu beginn meiner schulzeit immer sehr gut war, mit der zeit wurde ich aber immer schlechter. es gab aber nie zoff deswegen zu hause, denn wenn ich mal eine schlechte note bekommen hab, hab ich mich halt von selbst hingesetzt und gelernt....
teacher antwortete am 19. Jun, 18:19:
In manchen Familien ist das Thema Schule schwer vorbelastet. Die Kinder fürchten weitere Auseinandersetzungen und reiten sich noch tiefer hinein. Ein Teufelskreis beginnt.
cheridwen meinte am 19. Jun, 00:48:
Na da habe ich ja nochmal Glück gehabt - meine Unterschrift ist laut (vorwurfsvoller) Aussage meiner Töchter so kompliziert, dass man sie nicht fälschen kann *g*Müssen sie aber auch nicht. Ich bin nur sauer, wenn sie faul sind und ich unterschreiben muss, dass sie keine Aufgaben machen. Und das ist auch nur halb so schlimm.
teacher antwortete am 19. Jun, 18:10:
Üben, üben, üben ... dann kommt eine ziemlich perfekte Unterschrift heraus. So genau schauen wir ja nicht.
tyndra (Gast) meinte am 19. Jun, 06:46:
an diese grausigen
gefühle kann ich mich noch lebhaft rückerinnern. deswegen bemühe ich mich darum, dass meine kinder keine angst davor haben, schlechte noten zu hause herzuzeigen. das heisst auch: das gnadenlose donnerwetter wegen enttäuschung musste einem gespräch über die künftige strategie weichen. nicht ganz einfach, aber auf dauer besser. letztendlich ist es ja "nur" schule, deswegen soll kein ganzer haussegen schief hängen.
teacher antwortete am 19. Jun, 18:13:
Es ist wirklich "nur Schule" und selbst das richtige Leben ist nur ein seltsames Spiel.