"Wieviel verdient der?"
"Wie wird man das?"
Soweit die zwei wichtigsten Fragen, wenn es um Berufe geht.
Ich wage es nicht mehr, den Kindern die Berufe ihrer Eltern vorstellen zu lassen. Da spricht zu vieles dagegen.
1. Immer häufiger bleibt bei der Schulanmeldung der Beruf des Erziehungsberechtigten ungenannt. Wieso wohl?
2. Immer mehr Kinder kennen die Berufe ihrer Eltern nicht, weder die Bezeichnung noch den Inhalt
3. Immer häufiger lautet die Antwort: arbeitslos.
Also präsentiere ich fiktive Personen, vom einfachen Bauarbeiter aus der Türkei mit fünf Jahren Pflichtschule bis zum akademisch ausgebildeten Chemiker in Führungsposition.
"Wie wird man Disponent?"
"Disponent? Weiß ich nicht. Es gibt zu viele Berufe, ich kann sie gar nicht alle kennen."
Einstieg in die Fragestunde misslungen!
"Was verdient die Feinmechanikerin da am Fließband?"
"Vielleicht 1200 oder 1300 Euro."
"Und wenn der Chef das Fließband schneller laufen lässt?"
"Wie wird man Doktor?"
"Doktoren gibt es verschiedene. Meinst Du Arzt?"
"Ja."
"Da machst Du zunächst die Matura bei uns, dann studierst Du Medizin an der Universität."
"Und ein Architekt?"
"Das ist ein technisches Studium, an einer Technischen Universität, da wird man dann Diplomingenieur."
Das schreibe ich vorsichtshalber an die Tafel, inklusive Abkürzung: DI. oder Dipl.Ing.
"Mein Vater ist Ingenieur!", kommt ein Jüngling plötzlich drauf.
"Von einer HTL oder der TU?"
Weiss er nicht. Hauptsache Inschenör.
"Wie wird man Professor?"
"Wie ich?"
"Ja!"
"Wir haben alle so 5 Jahre an einer Uni studiert. Dann wird man Mag. phil oder Mag.rer.nat."
"Was sind Sie?"
"Magister der Naturwissenschaften, Mag. rer. nat. steht auf meiner Visitenkarte."
"Pfauu", sind die Kleinen beeindruckt: "Naturwissenschafter!"
Ich wachse um fünf Zentimeter, mindestens.
Keiner fragt, was man eigentlich so arbeitet als Fernmeldemonteur oder Anlagebauer. Büglerin oder Bauarbeiter wollen sie nicht werden, das steht fest. Inschenör kommt gut, aber Doktor und Richter, das geht richtig ab.
"Mein Vater ist Koch, ist das schlecht?"
Böse Frage. Eigentlich wollte ich ihnen veranschaulichen, dass es sich mächtig auszahlt, brav zu lernen und lange zu studieren.
Da haben wir den Salat!
"Wie wird man das?"
Soweit die zwei wichtigsten Fragen, wenn es um Berufe geht.
Ich wage es nicht mehr, den Kindern die Berufe ihrer Eltern vorstellen zu lassen. Da spricht zu vieles dagegen.
1. Immer häufiger bleibt bei der Schulanmeldung der Beruf des Erziehungsberechtigten ungenannt. Wieso wohl?
2. Immer mehr Kinder kennen die Berufe ihrer Eltern nicht, weder die Bezeichnung noch den Inhalt
3. Immer häufiger lautet die Antwort: arbeitslos.
Also präsentiere ich fiktive Personen, vom einfachen Bauarbeiter aus der Türkei mit fünf Jahren Pflichtschule bis zum akademisch ausgebildeten Chemiker in Führungsposition.
"Wie wird man Disponent?"
"Disponent? Weiß ich nicht. Es gibt zu viele Berufe, ich kann sie gar nicht alle kennen."
Einstieg in die Fragestunde misslungen!
"Was verdient die Feinmechanikerin da am Fließband?"
"Vielleicht 1200 oder 1300 Euro."
"Und wenn der Chef das Fließband schneller laufen lässt?"
"Wie wird man Doktor?"
"Doktoren gibt es verschiedene. Meinst Du Arzt?"
"Ja."
"Da machst Du zunächst die Matura bei uns, dann studierst Du Medizin an der Universität."
"Und ein Architekt?"
"Das ist ein technisches Studium, an einer Technischen Universität, da wird man dann Diplomingenieur."
Das schreibe ich vorsichtshalber an die Tafel, inklusive Abkürzung: DI. oder Dipl.Ing.
"Mein Vater ist Ingenieur!", kommt ein Jüngling plötzlich drauf.
"Von einer HTL oder der TU?"
Weiss er nicht. Hauptsache Inschenör.
"Wie wird man Professor?"
"Wie ich?"
"Ja!"
"Wir haben alle so 5 Jahre an einer Uni studiert. Dann wird man Mag. phil oder Mag.rer.nat."
"Was sind Sie?"
"Magister der Naturwissenschaften, Mag. rer. nat. steht auf meiner Visitenkarte."
"Pfauu", sind die Kleinen beeindruckt: "Naturwissenschafter!"
Ich wachse um fünf Zentimeter, mindestens.
Keiner fragt, was man eigentlich so arbeitet als Fernmeldemonteur oder Anlagebauer. Büglerin oder Bauarbeiter wollen sie nicht werden, das steht fest. Inschenör kommt gut, aber Doktor und Richter, das geht richtig ab.
"Mein Vater ist Koch, ist das schlecht?"
Böse Frage. Eigentlich wollte ich ihnen veranschaulichen, dass es sich mächtig auszahlt, brav zu lernen und lange zu studieren.
Da haben wir den Salat!
teacher - am Mittwoch, 13. Juni 2007, 21:29
walküre meinte am 13. Jun, 22:44:
Und Sie
wundern sich, dass die Kinder zuerst nach dem Einkommen fragen, wenn sie ihnen selber nahelegen, lange zu studieren, weil sie dann abcashen können ? Denn "auszahlen" kann ich in obigem Kontext nur matieriell interpretieren. Ein Koch, der seine Arbeit mit Liebe und aus Überzeugung angeht, ist menschlich und wirtschaftlich gesehen hundertmal mehr wert als ein Akademiker, der um des Mammons willen seine Ausbildung absolviert hat und ansonsten nur wenig inneren Bezug zu dem hat, was er beruflich macht !
marco (Gast) antwortete am 13. Jun, 23:06:
Und...
...ein ambitionierter Koch muß lange lernen, verdient dann mitunter sehr gut! Also kein "aber".
Matthias (Gast) antwortete am 14. Jun, 07:11:
Außerdem...
...kommen Köche gut bei Frauen an ;)Ich kann zwar auch kochen, aber nichts, was man essen wollen würde... als zukünftiger akademisch ausgebildeter Chemiker :-)
Wobei die Geldfrage relativ schnurz ist, denn meistens ist es doch so, dass es ungefähr auf's Gleiche hinauskommt oder sogar die Arbeiter mehr verdienen als die Akademiker. Weil letztere eben viele unbezahlte Jahre an der Uni "vergeuden".
teacher antwortete am 14. Jun, 08:12:
Ich wundere mich nicht. Und ein Studium zahlt sich mehfach aus.1. Es zählt zu den schönsten Abschnitten meines Lebens.
2. Man lernt viel mehr als nur fürs Arbeiten. Z.B. denken.
3. Man verdient besser.
4. Das Image ist unschlagbar, Frau Doktor!
Eine japanische Studie zeigt, dass es keine bessere Geldanlage gibt als ein Universitätsstudium. Jeder investierte Yen kommt mehrfach wieder zurück.
walküre antwortete am 14. Jun, 08:23:
Oha,
an Ihrer Stelle würde ich mich hüten, von japanischen Verhältnissen auf uns Mitteleuropäer Rückschlüsse zu ziehen, denn Japan lebt eine beinharte Leistungsgesellschaft und hat generell andere Werte als wir !ad 1: Sie schließen von sich auf andere. Ich kenne genug Akademiker, die froh waren, den vielfach ineffizienten und lebensfremden Universitätsbetrieb hinter sich gebracht zu haben.
ad 2: Sie unterstellen Nichtakademikern, im Denken nicht geschult zu sein, als gäbe es nicht verblödete Akademiker und blitzgescheite Arbeiter genauso.
ad 3: Man verdient besser ? Kommt drauf an, wo man lebt, würde ich mal sagen, und auch darauf, in welcher Branche man tätig ist. Ein Studium bedingt keineswegs per se finanziellen Erfolg.
ad 4: So weit her kann es mit dem Image nicht sein, wenn zusehends irgendwelche akademischen Titel bewusst von deren Inhabern bei Adressen, Namensnennungen und dergleichen verschwiegen werden. Nicht einmal mehr am Lande ist ein Dr.med. ein Halbgott in Weiß, von anderen Studienfächern ganz zu schweigen.
planeten.blogg.de (Gast) antwortete am 14. Jun, 12:10:
Nichtsdestotrotz
Ein Studium bringt dennoch sehr viel. Zu 1. Wer sagt denn, dass die freie Wirtschaft soviel effizienter ist. Ich wiederum kenne einige Leute, die das Gegenteil behaupten. Dafür werden sie aber um einiges besser bezahlt ;-) Im Allgemeinen stimmt aber auch, dass man an der Uni sehr viel mehr Freiheiten und um einiges flexibler ist als in der Wirtschaft, wo man jeden morgen um 7,8,9 auf der Matte stehen muss.
zu 2. Stimmt natürlich. Wer nicht studiert nat, muss noch lange nicht doof sein. Hat hier aber auch niemand behauptet. Es kann aber ungemein den Horizont erweitern.
zu 3. Wenn man denn einen Job findet - was nicht selbstverständlich ist - hat man mit einem akademischen Grad deutlich mehr Geld auf dem Konto. Das Einstiegsgehalt unterscheidet sich zumindest bei Physikern deutlich, je nachdem ob man "nur" Diplom oder auch einen Doktortitel hat.
zu 4. Titel werden inzwischen vermehrt deswegen weggelassen, weil sich die neuere Generation, zu der ich mich auch zähle, einfach nicht so stark an ihren Titeln "aufgeilt". Das gilt aber nur für den privaten Gebrauch. In der freien Wirtschaft dagegen wird sehr genau darauf geachtet, was auf der Visitenkarte steht. Hier ist Image alles.
Apropos Berufsberatung: Ich kann jedem raten, nur bedingt auf Berufsberater zu hören und vielmehr den Beruf gemäß seiner eigenen Neigung auszusuchen.
Was nützt einem der bestbezahlteste Job, wenn der einem zuwider ist.
Zudem haben Berufsberater nicht immer den Durchblick. Mir wurde vor 11 Jahren tatsächlich aktiv davon abgeraten, ein Physik- oder Ingenieur-Studium anzufangen. Ich wurde gewarnt, dass ich danach keine Festanstellung finden würde.
Und was ist heute? Gerade werden händeringend Physiker und Ingenieure gesucht.
Seher (Gast) meinte am 14. Jun, 01:18:
Jamie Oliver
Seit Köche im Fernsehn fast nackt arbeiten gibts auch mehr Kochlehrlinge. Verrückt, oder?
teacher antwortete am 14. Jun, 20:33:
Er ist cool, etliche Mädel in den oberen Klassen interessieren sich wieder fürs Kochen. Ich wusste nicht, dass er "fast nackt" arbeitet. War das nur ein Werbeschmäh?
gulogulo meinte am 14. Jun, 08:34:
kochen kann aber auch eine höhere wissenschaft sein. also doch lieber studieren statt eine kochlehre machen.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 14. Jun, 16:40:
Beim Koch kommt's ganz darauf an, wo er arbeitet, welche Ausbildung er hat. Wenn man ambitioniert ist, kann man in diesem Beruf einiges erreichen, wenn nicht, auch an der Frittenbude oder in der Großküche enden.
teacher antwortete am 14. Jun, 20:28:
@Gu: Die CO2-Schäume sollen sogar gut schmecken.@Simon C.:
Stimmt genau. Ich erinnere mich an einen Schüler, dessen Vater einfach "Koch" in unsere Anmeldebögen geschrieben hat. Jahre später habe ich dann erfahren, wie viele Kochbücher er schon geschrieben hat und welche tollen Erfolge er schon erkocht hat.
Ich würde ihm heute noch gerne sagen: Super! Ein Star, der sich als Koch vorstellt. Der Sohn war genau so - ohne Allüren, mit viel Witz, sympathisch.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 14. Jun, 21:07:
Wenn jemand bei diesem Erfolg so bescheiden - oder eben stolz, aber auf das richtige - bleibt, ist schonmal auf dem richtigen Weg...Der Bruder eines Klassenkameraden ist Koch - hat mit Mitte Zwanzig in drei oder vier verschiedenen Ländern gearbeitet. Das ist schon eine tolle Chance! (Er hat einen Teil seiner Ausbildung im Dubaier Burj al-Arab absolviert - "mal fragen kann ja nicht schaden...").
gulogulo antwortete am 14. Jun, 21:12:
@ sc: mein kommentar war - wie üblich - nicht so ernst gemeint.ich kenne einen haubenkoch und einen kantinen/restaurantkoch.
jeder der beiden hat eben den weg gewählt, der ihm richtig erschienen ist. dem einen ist die geregelte arbeitszeit wichtiger, dem anderen die herausforderung.
generell würde ich sagen, daß man nicht studieren muss, um es "zu etwas zu bringen" (wobei weit definitionssache ist, ich würde es anhand der persönlichen zufriedenheit beurteilen). aber mit einem studium hat man am arbeitsmarkt wesentlich mehr auswahl an jobs und ist somit besser abgesichert gegen arbeitslosigkeit.
obwohl, wer würde einen gstudierten als straßenkehrer einstellen. da heißt es sofort, der ist überqualifiziert.
...
teacher antwortete am 14. Jun, 21:23:
Gu mal richtig ernst. Ich knie ungläubig vor dem Computer.@Simon C.: Koch ist ein Job, dem die Welt offen steht, mit guten Karrieremöglichkeiten. Lehrer nicht.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 14. Jun, 21:26:
Es kommt halt auf den Menschen an, was ihm überhaupt liegt. Aber auf dem gewählten Gebiet sollte man die bestmögliche Ausbildung wählen - was eben nicht immer ein Studium sein muss, aber in vielen Fachrichtungen sein kann.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 14. Jun, 21:37:
@ teacher:Darf ich zusammenfassen?: Als Lehrer hat man keine Zukunft, man macht sie.
Ein seltsames Missverhältnis...
steppenhund antwortete am 16. Jun, 15:53:
finde ich auch...
alexius meinte am 14. Jun, 16:52:
Zur Diskussion
Ich nehme zwar an, dass hier eh recht viele den online-Standard lesen, aber zur Zeit findet man dort einen interessanten Artikel (plus Umfrage)http://derstandard.at/?url=/?id=2918797
teacher antwortete am 14. Jun, 20:23:
Danke für den Link. Witzigerweise finde ich dort ein Verweis hierher. Das erinnert mich an meine ersten Programmier-Abstürze: In einer Endlosschleife ist der C 64 dann verhungert, verhungert, verhungert ...
steppenhund antwortete am 16. Jun, 15:58:
Ich habe irgendwo schon einmal über einen Unterschied zwischen Finnland (ist ja so gut laut Pisastudie) und Deutschland, auch Österreich, geschrieben: die Anerkennung der Lehrerberufs ist dort ungleich höher. Und es gibt auch so etwas wie eine Zugangsprüfung, d.h. nicht jeder kann überhaupt einer werden.Aber bei uns ist das Image nicht so hoch, wenn auch der Titel "Professor" in Österreich schon etwas hergibt;)