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cotopaxi

 
Schriftliche Prüfungen widersprechen dem Sinn einer "Sprache" - schließlich geht es ums "Sprechen". In den Fremdsprachen probieren wir daher, die Zahl der geschriebenen Schularbeiten auf ein Minimum zu reduzieren und ersetzen sie durch mündliche Überprüfungen. Das kostet Zeit, viel Zeit.

Dritte Prüfungsstunde, die anfängliche Spannung ist verflogen, die Fragen beginnen sich zu wiederholen, aber eine Hälfte der Klasse ist noch zu prüfen. Noch zwei Stunden Prüfung, viele fadisieren sich, ich hasse das.

Während die KandidatInnen den heißen Stuhl wechseln, gleitet mein Blick durch den Raum und bleibt an einem gekrümmten Rücken hängen:
"Nein!!! Ist die Nadine wirklich eingeschlafen?"
Ich überzeuge mich von der Qualität ihres Tiefschlafes, keine Reaktion, kein Zweifel: REM.
Nadine hat die Prüfung als erste und als beste geschafft. Es gibt keinen objektiven Grund ... für sie aufzupassen und für mich, sie brutal aufzuwecken. Sie könnte kann die Fragen sicher auch im Schlaf beantworten :-)
"In meiner Stunde! Wenn da der Direktor hereinkommt!"
"Lassen Sie die Nadine schlafen," betteln ihre Freundinnen, "sie hat seit zwei Tagen kein Auge zu gemacht."
"Warum? Was ist los?"
"Wir müssen heute ein Portfolio abgeben, da hat sie durchgearbeitet."

Wieviel Verständnis erwarten diese Jungleute von mir?
Nachtblau meinte am 10. Mär, 20:35:
Viel schlimmer: mit was für einem Sch... quält ihr die armen Schüler und verschwendet ihre kostbare Zeit? 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:43:
Wir müssen einfach Noten finden. Mit Prüfungen, worüber auch immer. Wenn jemand die Antwort schon drei Mal gehört hat, dann wird jede Frage fad.
Aber so sprechen alle Schüler mindestens zehn Minuten zusammenhängend "ausländisch". Und bekommen Rückmeldung, wo ihre Schwächen liegen: "Verben lernen, Artikel wiederholen, Zeitstruktur beachten, Aussprache von ... üben etc."
Beides ist irgendwie notwendig. 
Nachtblau antwortete am 10. Mär, 20:49:
Macht ihr keine mündlichen Noten im Unterricht oder Abfragen von 1-2 Schülern am Anfang der Stunde? Das ist effektiver, langweilt nicht und ist eine nette Wiederholung der letzten Stunde. Ich käm mir bei eurem Vorgehen als Schüler ziemlich verarscht vor. 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:56:
Da werfen die Schüler nur drei Worte in die Klasse.
Bei diesen Prüfungen wird z.B. ein fremdsprachiges literarisches Werk abgeprüft.
Hat er es gelesen? Verstanden? Kann er darüber sprechen? Interpretieren? Auf Einwürfe reagieren? Auszüge erklären? Zusammenhänge darstellen? ...
Wer das Buch gelesen hat, fadisiert sich spätestens nach 2 Stunden, die anderen lernen beim Zuhören - aber nach ihrer Prüfung fällt die Motivation unter Null. 
illona meinte am 10. Mär, 23:01:
um ehrlich zu sein, in einer solchen Situation wäre ich auch sanft entschlummert und das ganz ohne durchgearbeitet zu haben.
Habe ich das wirklich richtig verstanden? Die Schüler sitzen da fünf Stunden mehr oder weniger am Stück und hören nur zu? 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:23:
Es wird nicht die ganze Stunde geprüft - das ist nicht erlaubt. Aber drei Kandidaten à 10 Minuten macht auch eine halbe Stunde. Bei 21 Schülern kommen da einfach Stunden an Prüfungen zusammen.

P.S.: Bei der Reifeprüfung sagen alle: "Das haben wir nie vorher trainiert." (10 min. durchreden). Trainiert man es, dann schlafen die anderen ein. Sprechen von Quälerei ... 
gulogulo meinte am 10. Mär, 23:47:
eigentlich logisch, daß man nach absolvieren einer prüfung abschaltet - geschafft ist geschafft. 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:24:
Verständlich. 
Simon Columbus (Gast) meinte am 11. Mär, 01:08:
Fünf Stunden zuhören... das würde ich nicht einmal bei einem wirklich spannenden Hörspiel schaffen, geschweige denn bei einem sich ewig wiederholenden Sermon, dessen Inhalt ich schon vorher kenne. Ich kann fünf Stunden am Stück lesen (auch zehn) - aber nur bei Ausnahme-Werken. Kaum zu erwarten, dass radebrechende Schüler (oder auch sich gut artikulierende) diese Spannung aufbauen können. Verständlich, würde ich sagen, absolut verständlich, in einer solchen Marathonprüfung einzuschlafen, wenn es keinen Grund mehr gibt, sich zu konzentrieren. 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:27:
Der Gesetzgeber sieht vor, dass Prüfungen eine gewisse Zeit dauern müssen (je nach Alter) und dass die ganze Klasse zuhören muss - es ist verboten, den unbeteiligten Schülern alternative Tätigkeiten aufzugeben. 
Elena (Gast) meinte am 11. Mär, 09:38:
Ich glaube, ich hätte diese Schülerin a u s n a h m s w e i s e das eine Mal weiterschlafen lassen... Und glauben Sie wirklich, daß der Direx, falls er gekommen wäre, diese Situation sofort bemerkt hätte, zumal die Betreffende dann wahrscheinlich ob der geänderten Geräuschkulisse ohnehin aufgewacht wäre..?
Ich hätte mit dem Mädel bei nächster Gelegenheit - am besten vor der Klasse - in netter Form über dieses Einnicken gesprochen; und hätte sie zum Hinterfragen des "Am-letzten-Drücker-Lernens" genötigt, generalpräventiv..

Mit vielen Grüßen E. 
Doireann (Gast) antwortete am 11. Mär, 09:59:
Kann Quälerei sinnnvoll sein?
Eine so lange Prüfung finde ich gelinde gesagt erschreckend. Falls sie Vorschrift ist, würde das meine Meinung von Kultusbürokratie bestärken. Warum nicht jeweils zwei bis drei Schülern ein Werk und anderen Gruppen ein anderes? Das würde die Form der Prüfung nicht einengen, entspricht den Gebräuchen im Deutschunterricht und die Langeweile wäre nicht so groß, wenn man die übrigen Schüler in irgendeiner Form an der Prüfung teilhaben ließe, und sei es nur am Ende mit zusätzlichen Fragen, die durchaus auch sprachlich fordern.
Darf den der Direktor so überraschend reinkommen? Ist das an deiner Schule Usus? Und wenn schon, siehe Kommentar von Elena. 
Maxi (Gast) antwortete am 11. Mär, 10:35:
Aus der Reihe: So mobbt man Schüler
"Sprechen Sie Schüler auf Fehler/Probleme/Missgeschicke vor der Klasse an. Sie werden es Ihnen danken." 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:28:
@elena: Ach, wir haben gelacht, als der Pausengong sie aufgeweckt hat. 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:31:
@Doireann: Wenn jeder Schüler was anderes liest, hören sie noch weniger zu. Sie verstehen weder die Fragen, noch die Antworten. Und sie nicht betroffen.
P.S.: Vorschrift sind diese Prüfungen nicht, nur ein Versuch.

Der Direktor darf natürlich immer vorbei kommen, z.B. um etwas Wichtiges mitzuteilen ... und nebenbei zu schauen, ob der Klassenraum in Ordnung ist, der Lehrer vorbereitet, die Schüler ordentlich ... oder einfach um zuzuschauen. 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:46:
@Maxi: Ich habe mein Urteil zu begründen. Und die Schüler sollen aus der Prüfung profitieren - daher erfahren sie, was gut und was weniger gut funktioniert hat. Darauf haben sie ein Recht. Wenn man das im richtigen Tonfall macht, ist das überhaupt kein Mobbing. 
Maxi (Gast) antwortete am 11. Mär, 20:39:
@teacher
Entschuldigung. Ich habe nicht deinen Ursprungsbeitrag gemeint, sondern den von Elena("Ich hätte mit dem Mädel bei nächster Gelegenheit - am besten vor der Klasse - [...] gesprochen").
Die Antwort sind hier nur nicht so passend "verschachtelt" :). 
Kinkerlitzch3n antwortete am 12. Mär, 10:09:
kurz mal vermitteln
@maxi: "vor der Klasse", damit meint t. nach meinem Verständnis außerhalb des Klassenraums und eben nicht vor versammelter Mannschaft....

@ teacher: Ich lese nach wie vor mit großem Interesse deine Beiträge, nur kommentiere ich kaum, bitte immer weiter so ;o) 
teacher antwortete am 12. Mär, 20:42:
Damit ist dieser "Vermittlungsversuch" besonders willkommen. *freu* 
Baucis (Gast) meinte am 11. Mär, 12:56:
Ich finde diese Form der Prüfung schon sinnvoll... Weil es eine praktischere Anwendung des gelernten ist und weil eine ganz andere Art der Rückmeldung möglich ist.
Natürlich ist es für alle anderen langweilig, aber manche schlafen auch im ganz normalen Unterricht ein. 
teacher antwortete am 11. Mär, 16:30:
Ich teste gerade die Sinnhaftigkeit dieser Prüfungen (und warte verschiedene Reaktionen ab).
Ideal scheinen sie mir nicht, aber besser als komische Texte schreiben, die sie nie im Leben brauchen werden. 
Jochen (Gast) meinte am 11. Mär, 19:17:
fadisieren
> viele fadisieren sich

Ist ja ein herrliches Wort. Manchmal wären Untertitel nicht schlecht ;-) Kommt wohl von "fad", oder? Langweilen sich? 
Jochen (Gast) antwortete am 11. Mär, 19:20:
Warum "anonym"?
Warum erscheine ich (und alle anderen) in deinem Blog mit dem Zusatz "anonym", obwohl wir einen Namen eingegeben haben? 
Maxi (Gast) antwortete am 11. Mär, 20:41:
Weil wir keine URL angegeben haben und/oder keinen twoday-Account haben. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 11. Mär, 21:12:
Nur weil wir keinen twoday-Account haben, URL ändert da nichts. Das ist nicht fair! Ich will nicht anonym sein... 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 12. Mär, 07:13:
^ Genau ...
... aus diesem Grund!

Wie du siehst, kann ich hier unbenommen unter deinem namen posten. Ein Account verhindert dies.

Stef (anonym) 
teacher antwortete am 12. Mär, 20:46:
@fadisieren: Ich wusste nicht, dass dieses Wort nicht allen Deutschsprachigen geläufig ist. Deine Erklärung ist jedenfalls goldrichtig. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 12. Mär, 22:35:
grrr... ;-)

Die meisten anderen Anbieter fragen deshalb intelligenterweise auch noch die eMail-Adresse ab. Das ist zwar kein 100prozentiger Schutz, aber es ermöglicht zumindest dem Betreiber eine Zuordnung des Autors...

(Ja, ich weiß, meine eMail-Adresse ist im Impressum meines Blogs angegeben, welches ich mit jedem Beitrag verlinke. Aber man muss ja nicht gleich die CIA heraufbeschwören...) 
Jochen (Gast) meinte am 12. Mär, 16:39:
Subscribe to Comments
... ist ein praktischer Plugin für WordPress, dass es ermöglicht, dass Leute, die einen Kommentar abgegeben haben, per E-Mail über Folgenkommentare informiert werden. Dadurch muss man nicht erst manuell zu deinem Blog gehen um nachzusehen, ob jemand geantwortet hat. Ich weiß natürlich nicht, ob twoday.net sowas unterstützt. Hier die Adresse:
http://txfx.net/code/wordpress/subscribe-to-comments/

Auch wenn ich das Kästchen neben "Meine Eingaben merken?" anklicke, habe ich beim nächsten Mal wieder leere Felder. 
Gerhard (Gast) meinte am 6. Apr, 15:20:
Mündliche Prüfungen? Eine sehr gute Idee. Obwohl ich zehn Jahre Englisch-Unterricht hatte und stets zu den Klassenbesten zählte, würde ich mir nie zutrauen mich mit einem Engländer in seiner Sprache zu unterhalten. 
 

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