"Dürfen Sie diese Tricks überhaupt verraten?"
"Klar, ich will euch doch fürs richtige Leben fit machen."
Die Kinder hängen an meinen Lippen. Ich genieße die Aufmerksamkeit, die Rückfragen, das Interesse der zehnjährigen Mitarbeiter.
Wir bauen einen Supermarkt um:
"Und zwar so, dass die Leute mehr kaufen, als sie brauchen!"
Gestern zeichnete ich nur ein leeres Rechteck an die Tafel, einen Markt im Grundriss, darin tragen wir die lokalen Einkaufserfahrungen der Kinder graphisch ein.
"Ihr erinnert Euch, den Eingang planen wir ... wo?"
"Rechts!", schreien sie.
"Und wie?"
"Breit ... aus Glas ..."
"Warum?"
"Der Rechtsdrall ... der Schwelleneffekt."
Die Wiederholung gelingt perfekt, sie lieben das Thema "Werbung und Verkauf". Sie lernen sich zu wehren, ökonomisches Judo.
"So, wo stellen wir die frischen Backwaren hin?"
"Bei uns ist das ganz hinten, beim Milchregal."
"OK - warum nicht vorne? Zum Beispiel für die Leute, die nur schnell frisches Brot brauchen?"
"Wenn man durchs ganze Geschäft laufen muss, dann sieht man noch andere schöne Sachen ... und dann kauft man mehr."
"Super."
"Und bei uns ist deswegen auch die Wurst und das Fleisch dort hinten."
Danke, Bella, auf Dich ist Verlass: Ein UND-Typ. Sie sucht aus ihrer Umgebung Bestätigung für das Gehörte, sie unterstützt den Unterricht, sie hilft dem Lehrer.
"Aber das verpackte Brot liegt dort nicht."
Bitte, Berni! Er findet immer ein ABER, er versucht mich ständig zu widerlegen. Und er angelt jedes Mal ein Haar aus der Suppe - ein schwieriger, kritischer ABER-Typ.
Und dieses Mal schaffe ich es. Ruhig erkläre ich ihm sein Verhalten und hänge eine Frage an:
"Kennst Du auch einen Supermarkt, der wie unserer aufgebaut ist?"
Er bleibt stumm, dieses Spiel reizt ihn nicht, er braucht den Widerspruch. Damit eckt er ständig an, er nervt! Weil er vom Wesentlichen ablenkt, weil er Unruhe in die Klasse bringt, weil er ungebührlich viel Zeit für seine persönlichen Befindlichkeiten verlangt. Er sucht die Ausnahmen zur Regel, er will den Lehrer korrigieren, er weist die Mitschüler in ihre Schranken, ABER er ... denkt mehr als andere, er schwimmt gegen den Strom, er spielt die anspruchsvollen Rollen und wird dafür zurecht gestutzt.
Ich weiß es, ich schätze seine Mitarbeit (ich versuche es zumindest) - aber er stört, er nervt, er regt (mich) auf.
"Klar, ich will euch doch fürs richtige Leben fit machen."
Die Kinder hängen an meinen Lippen. Ich genieße die Aufmerksamkeit, die Rückfragen, das Interesse der zehnjährigen Mitarbeiter.
Wir bauen einen Supermarkt um:
"Und zwar so, dass die Leute mehr kaufen, als sie brauchen!"
Gestern zeichnete ich nur ein leeres Rechteck an die Tafel, einen Markt im Grundriss, darin tragen wir die lokalen Einkaufserfahrungen der Kinder graphisch ein.
"Ihr erinnert Euch, den Eingang planen wir ... wo?"
"Rechts!", schreien sie.
"Und wie?"
"Breit ... aus Glas ..."
"Warum?"
"Der Rechtsdrall ... der Schwelleneffekt."
Die Wiederholung gelingt perfekt, sie lieben das Thema "Werbung und Verkauf". Sie lernen sich zu wehren, ökonomisches Judo.
"So, wo stellen wir die frischen Backwaren hin?"
"Bei uns ist das ganz hinten, beim Milchregal."
"OK - warum nicht vorne? Zum Beispiel für die Leute, die nur schnell frisches Brot brauchen?"
"Wenn man durchs ganze Geschäft laufen muss, dann sieht man noch andere schöne Sachen ... und dann kauft man mehr."
"Super."
"Und bei uns ist deswegen auch die Wurst und das Fleisch dort hinten."
Danke, Bella, auf Dich ist Verlass: Ein UND-Typ. Sie sucht aus ihrer Umgebung Bestätigung für das Gehörte, sie unterstützt den Unterricht, sie hilft dem Lehrer.
"Aber das verpackte Brot liegt dort nicht."
Bitte, Berni! Er findet immer ein ABER, er versucht mich ständig zu widerlegen. Und er angelt jedes Mal ein Haar aus der Suppe - ein schwieriger, kritischer ABER-Typ.
Und dieses Mal schaffe ich es. Ruhig erkläre ich ihm sein Verhalten und hänge eine Frage an:
"Kennst Du auch einen Supermarkt, der wie unserer aufgebaut ist?"
Er bleibt stumm, dieses Spiel reizt ihn nicht, er braucht den Widerspruch. Damit eckt er ständig an, er nervt! Weil er vom Wesentlichen ablenkt, weil er Unruhe in die Klasse bringt, weil er ungebührlich viel Zeit für seine persönlichen Befindlichkeiten verlangt. Er sucht die Ausnahmen zur Regel, er will den Lehrer korrigieren, er weist die Mitschüler in ihre Schranken, ABER er ... denkt mehr als andere, er schwimmt gegen den Strom, er spielt die anspruchsvollen Rollen und wird dafür zurecht gestutzt.
Ich weiß es, ich schätze seine Mitarbeit (ich versuche es zumindest) - aber er stört, er nervt, er regt (mich) auf.
teacher - am Mittwoch, 7. März 2007, 20:13
Budenzauberin meinte am 7. Mär, 21:11:
Ich mag solche "Typisierungen" wie die Ihrigen. Diese Aber-Menschen begegnen mir auch ständig. Die meisten von denen, die ich kenne, sind übrigens Lehrer. ;-)
teacher antwortete am 7. Mär, 21:45:
P.S. Ich habe den Verdacht, dass mehr Mädchen UND-Typen sind und praktisch nur Burschen ABER-Typen.
Budenzauberin antwortete am 7. Mär, 21:52:
Nicht wirklich. Frauen bringen ihr Aber lediglich zumeist non-verbal an, deshalb fällt es nicht so auf.
Störgröße meinte am 7. Mär, 21:49:
Schön.
Habe ich wieder was gelernt. Wenn meine teacher antwortete am 7. Mär, 21:55:
Und nicht in Augenhöhe zugreifen - da liegen die teureren Produkte. Und schon gar nicht beim Warten vor der Kassa aus reiner Langeweile ein kleine Süßigkeit dazulegen ... und ... und ... und.
Störgröße antwortete am 7. Mär, 22:13:
Ja das mit den Süßigkeiten kenne ich. Da werde ich auch jedes mal von meiner Chefin belehrt.Der Mensch ist aber auch zu leicht hinters Licht zu führen.
Mr. Spott meinte am 7. Mär, 22:08:
Ein herrlicher Begriff, "ökonomisches Judo". Bei uns liegt das frische Brot zwar nicht ganz hinten, doch trotzdem muss man die Runde laufen, um wieder an die Kasse zu kommen.Inzwischen trage ich mindestens einen braunen Gürtel, wenn ich nicht wieder auf solche Tricks wie soeben hereinfalle, als ich mich in der Suchmaschine nach der Bedeutung von Gürteln erkundigte. Natürlich gab es auf der ersten Seite nur alle Farben zu k a u f e n. Die gebrauchten zuletzt.
Ist diese UND/ABER Typisierung nun eine eigene Erfindung, oder kriegt man das in der Lehr(er)Ausbildung vermittelt? Das ist mir noch nie so krass aufgefallen, stimmt aber. Das letzte Wort wollte ich eigentlich vermeiden.
teacher antwortete am 7. Mär, 22:11:
Ich kenne diese Typisierung nicht aus der Literatur, bloß aus meiner Praxis.
trashqueen meinte am 9. Mär, 08:11:
Konvergent versus divergent
Und-Typen gehören zu den gesellschaftskonformen konvergenten Denkerinnen und Denkern. Sie sind die Intelligenten, Produktiven, Anerkannten.Aber-Typen sind weniger gesellschaftskonform. Weniger bequem. Divergent, ungezügelt, immer auf der Suche nach dem Fehler im System. Kreativ, nicht angepasst - und trotzdem mit menschlichen Bedürfnissen erfüllt wie Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Ein Dilemma? Sicher. Aber ist es das uns nicht auch wert? ;-)
Es grüßt,
eine Divergente
teacher antwortete am 9. Mär, 17:08:
Deswegen ist Bloggen so spannend!Konvergent und divergent, das merke ich mir. Lernt man das in der Psychologie?
P.S.: Ich glaube, die Divergenten bringen die Gesellschaft weiter - aber im Unterricht machen sie Schwierigkeiten, auf die ich gerne verzichten möchte.
trashqueen antwortete am 9. Mär, 19:49:
Jawohl.
Für irgendetwas muss so ein Psychologiestudium ja schließlich gut sein.Prinzipiell sind das die Definitionen von intelligenten Denkmustern (Konvergenz) und kreativen Denkmustern (Divergenz). Die Begrifflichkeiten hat Guilford geprägt, und ich finde sie recht passend.
Ich kann mir vorstellen, dass es im Unterricht eher nervt, wenn ständig Ecken und Kanten gefunden werden, die man möglicherweise selbst so noch nicht entdeckt hat. Vor allem, wenn man gerne Unterricht für die ganze Klasse machen möchte.
Lisa Rosa meinte am 9. Mär, 18:55:
Tolles Thema
- die Unds und die Abers. Ich kann den Ärger im Unterricht mit den Abers gut nachvollziehen. Ging mir genauso, solange ich das Wissen und die Ziele vorgegeben habe. Da stören die Abers gewaltig den Plan. Aber die Abers bringen neue Impulse. Und ohne sie ist alles langweilig. Sie sind die Innovators. Die Gesellschaft braucht sie. Wenn sie also als Störfaktoren in der Schule wahrgenommen werden, dann - stimmt etwas mit der Schule nicht. Wieso hast Du dem Abertyp "ruhig sein Verhalten erklärt?" Welches Verhalten? Daß er stört? Wieso bist Du nicht auf sein Aber eingegangen? Man hätte doch auch nachfragen können: "Ja, hm, das ist interessant. Welchen Grund hat das wohl, daß das abgepackte Brot anderswo liegt?" Wenn so mit den Abers umgegangen wird - so meine Erfahrung - , dann werden sie keine "neurotischen Abers", welche, die das aus Prinzip zwanghaft machen müssen, sondern nur noch, wenn sie einen sachlichen Sinn darin finden. (UND ich muß gar nicht hinzufügen, daß ich gerne ein A... bin, nicht? ;-))
teacher antwortete am 10. Mär, 18:44:
Ich möchte ein Lehrziel erreichen, in dem Fall, wie die Tricks eines Supermarkts funktionieren. Da sammle ich die vielen Argumente der SchülerInnen (so war die Aufgabe) und wenn ein ABER-Typ Gegenargumente bringt, dann muss ich ihm das erklären. Sonst vernachlässige ich 26 andere Kinder, die das Thema spannend finden.Aber im Prinzip verstehe ich deinen Einwand, weil ich selbst immer ein ABER war. Hat mir damals schon mein Vater vorgeworfen.
amadea (Gast) meinte am 10. Mär, 18:16:
ich glaub, ich bin ein mischtyp.ich bemühe mich, nicht zu oft ein aber-typ zu sein. ich bemühe mich um konsens, wenn es geht. manchmal geht es nicht!
wenn ein aber-typ weiß, wovon er spricht, wenn er ehrlich und authentisch ist, dann nimmt man es ihm ab. wenn er aber nur so einfach dagegen ist..naja.
in der schule liebte ich es, ein aber-typ zu sein. und ich schaffte es -SEHR OFT - den lehrer abzulenken. und dann diskutierten wir die ganze stunde.
und wenn er dich nervt, dann sag es ihm :-)
irgendwann ist schluss mit diskutieren.
teacher antwortete am 10. Mär, 18:47:
Die ABERS lenken gerne auf unbedeutende Nebengeleise - dann muss ich einen Schlusspunkt setzen. Ausser das Nebengeleise interessiert mich selber ...
teacher antwortete am 10. Mär, 21:10:
Liebe Amadea:Der Bank-Artikel ist wirklich zum Brüllen Komisch. Leider schaffe ich es nicht, das am richtigen Ort kundzutun.
Für Interssierte der link: http://amadeasworld.blogspot.com/
amadea (Gast) antwortete am 18. Mär, 19:11:
teach, danke
freut mich, dass dich die bank deines vertrauens zum lachen bringt. Aber - was ist der richtige Ort ?