Drei Wochen hatten sie Zeit, sich einzuleben. Jetzt beginnen die ersten benoteten Wiederholungen für die "Frischlinge".
In Geographie lernen die Erstklassler Meere und Flüsse, Gebirge und Städte, Staaten und andere unmögliche Namen auf der Erdkugel.
"Der kleinste ist der Indische Ozean."
"Was ist ein Ozean?"
"Ein großes Meer."
"Warum heißt der Indischer?"
"Von Indien."
"Was heißt Indien?"
30 neue Namen in einer Stunde. Pyrenäen, Appenin, Balkan, Rhein und dann auf französisch: Loire, Rhone, Seine. Nie gehört, nie gelesen, schwer zu merken.
Typisches Wiederholungsergebnis:
Ein Drittel der Kinder hat sich perfekt vorbereitet, findet alles auf Anhieb auf der stummen Karte und geht zufrieden in die Bankreihe zurück.
"Wie habt ihr gelernt?"
"Wiederholen, abdecken, schreiben, zeichnen ... die Mama hat mich abgeprüft!"
Das zweite Drittel drückt herum: "Mir fällts gleich ein ... das ist ... das ist ... mir liegts auf der Zunge ... ahhhh ... das ist die Olga, oder?"
"Wolga!"
Und das letzte Drittel?
"Ich hab' den Zettel verloren."
"Ich hab' vergessen zu lernen."
"Weiß nicht."
Stumme Überraschung, ungläubiges Staunen.
"Aus welcher Volksschule kommt ihr?"
Es gibt Volksschulen, da haben die Kinder in vier Jahren nicht gelernt, wie man lernt. Sie haben überhaupt nie selbständig gelernt, trotzdem beste Noten. Geschenkt?
Diese Kinder fallen in wenigen Tagen aus allen Wolken.
"Ihr seid in eine höhere Schule gekommen. Hier habt ihr jeden Tag neue Aufgaben und hier macht ihr jede Stunde neue Entdeckungen. Und Prüfungen!"
"Was bedeutet der Strich neben meinem Namen?"
"Das ist ein Minus, eine schlechte Note. Bei uns gibt es alle Noten von 1 bis 5."
"Das Allerschlechteste war ein Dreier ... früher."
Wir geben den Kindern Zeit, sich an die neuen Herausforderungen zu gewöhnen. Bis Weihnachten sehen wir, wer die Umstellung problemlos schafft. Manche Volkssschulen, besonders am Land, haben ihre Abgänger gut vorbereitet, manche das erste Versagen programmiert.
P.S.: Nehmen Sie für Ihre Kinder nicht die beste Volksschule in ihrer Nähe. Suchen Sie die allerbeste!
In Geographie lernen die Erstklassler Meere und Flüsse, Gebirge und Städte, Staaten und andere unmögliche Namen auf der Erdkugel.
"Der kleinste ist der Indische Ozean."
"Was ist ein Ozean?"
"Ein großes Meer."
"Warum heißt der Indischer?"
"Von Indien."
"Was heißt Indien?"
30 neue Namen in einer Stunde. Pyrenäen, Appenin, Balkan, Rhein und dann auf französisch: Loire, Rhone, Seine. Nie gehört, nie gelesen, schwer zu merken.
Typisches Wiederholungsergebnis:
Ein Drittel der Kinder hat sich perfekt vorbereitet, findet alles auf Anhieb auf der stummen Karte und geht zufrieden in die Bankreihe zurück.
"Wie habt ihr gelernt?"
"Wiederholen, abdecken, schreiben, zeichnen ... die Mama hat mich abgeprüft!"
Das zweite Drittel drückt herum: "Mir fällts gleich ein ... das ist ... das ist ... mir liegts auf der Zunge ... ahhhh ... das ist die Olga, oder?"
"Wolga!"
Und das letzte Drittel?
"Ich hab' den Zettel verloren."
"Ich hab' vergessen zu lernen."
"Weiß nicht."
Stumme Überraschung, ungläubiges Staunen.
"Aus welcher Volksschule kommt ihr?"
Es gibt Volksschulen, da haben die Kinder in vier Jahren nicht gelernt, wie man lernt. Sie haben überhaupt nie selbständig gelernt, trotzdem beste Noten. Geschenkt?
Diese Kinder fallen in wenigen Tagen aus allen Wolken.
"Ihr seid in eine höhere Schule gekommen. Hier habt ihr jeden Tag neue Aufgaben und hier macht ihr jede Stunde neue Entdeckungen. Und Prüfungen!"
"Was bedeutet der Strich neben meinem Namen?"
"Das ist ein Minus, eine schlechte Note. Bei uns gibt es alle Noten von 1 bis 5."
"Das Allerschlechteste war ein Dreier ... früher."
Wir geben den Kindern Zeit, sich an die neuen Herausforderungen zu gewöhnen. Bis Weihnachten sehen wir, wer die Umstellung problemlos schafft. Manche Volkssschulen, besonders am Land, haben ihre Abgänger gut vorbereitet, manche das erste Versagen programmiert.
P.S.: Nehmen Sie für Ihre Kinder nicht die beste Volksschule in ihrer Nähe. Suchen Sie die allerbeste!
teacher - am Donnerstag, 21. September 2006, 20:01
Verde meinte am 21. Sep, 22:06:
Deine Beiträge
verursachen bei mir immer etwas Gänsehaut, Herr Lehrer. Wenn die Pflanzen bei mir Gärtner nicht wachsen wollen, dann liegt das an mir und nicht an den Pflanzen. Die wollen nämlich wachsen.
Wenn deine Kinder nichts lernen, dann liegt das an dir, lieber Lehrer nicht an den Kindern, denn die wollen auch gerne wachsen.
Der Strich neben dem Namen bedeutet ein Minus für dich, nicht für das Kind !
wenzel
teacher antwortete am 22. Sep, 11:48:
Ich bin weder Gärtner mit Pflanzen, die man nach Gutdünken züchten kann, noch Gutmensch, der von Idealkindern schwärmt. Ich bin Pädagoge mit Konzept.Ein frühes Minus kann wie eine Impfung vor viel Schaden bewahren - und das beweise ich in meiner Praxis.
Kinkerlitzch3n meinte am 21. Sep, 22:23:
Hi Wenzel, was tust du, wenn du vorgezogene Pflänzchen bekommst, die du in einer gewissen Zeit zur Fruchtreife bringen sollst? Ein Teil davon ist stark und kräftig, in guter Erde gewachsen, wurde gehegt und gepflegt und mit allem Nötigen versorgt, hat gut ausgebildete Wurzeln, mit denen die Nährstoffaufnahme super klappt.
Doch ein anderer Teil wurde vernachlässigt, der Samen hat zwar gekeimt, doch mit wenig Licht, wenig Wasser und schlechter Erde sind die Pflänzchen armselige Wassertriebe geworden, die dünne Wurzelchen haben und von einem kleinen Wind geknickt werden können.
Wenn du nun beide Arten von Pflanzen aus der geschützen Umgebung des Glashauses rausnimmst und aufs Feld hinauspflanzt - wer wird bei gleicher Pflege besser gedeihen? Welche Pflänzchen werden trotz deiner Pflege in der Nacht geknickt vom Sturm? Welche Pflanzen überleben, auch wenn ein Teil der Wurzeln und Blätter von Mäusen und Käfern gefressen wird und welche Pflänzchen sind durch diese äußeren Einflüsse zum Sterben verurteilt?
Kannst du es in deiner begrenzten Arbeitszeit schaffen, daß beide Pflänzchen gleich stark werden?
Wenn nicht, wirst du dich nicht an denjenigen wenden, der den Samen zu Pflänzchen zieht und dir diese dann weiterreicht, damit dieser schon von Anfang an den kleinen Trieben die bestmögliche Fürsorge zuteil werden lässt, damit die Pflanzen später die angebotenen Nährstoffe ideal verwerten können und in der Lage sind, den Umweltbedingungen zu trotzen? Damit in Zukunft die Pflänzchen vom Samen weg unter guten Bedingungen wachsen können und unter deiner weiterführenden Pflege zu schönen, prächtigen, kräftigen Stauden und Bäumen werden.
Ich denke, das würdest du, und genau das tut auch der Teacher, wenn er Empfehlungen an die Eltern ausspricht.
lg Kinker
Verde antwortete am 22. Sep, 20:36:
ein schöner Kommentar, Kinker ! Wenn ich jetzt sagen würde 2 - ?Dann würdest du dich wohl auch fragen, warum ein Minus hinter der Zwei ?
Das habe ich als Kind nämlich nicht verstanden. Gut, aber doch nicht richtig gut. Ein Minuszeichen in einer Bewertung ist weder förderlich noch ermutigend. Das ist der Daumen, der nach unten zeigt. Besser wäre es, dem Kind zu sagen, du hast dir Mühe gegeben und bekommst dafür eine 3 und weil du dir wirklich Mühe gegeben hast, machen wir daraus eine 2 - also ein Bis-Zeichen.
Das ist ein kleiner Unterschied, der viel bewirkt. Finde ich.
Wenn meine Mitarbeiter Fehler machen, weise ich sie sofort darauf hin, aber wenn sie wirklich großen Mist angerichtet haben, lobe ich sie, daß durch ihre Fürsorge nicht noch ein größerer Schaden entstanden ist. Das fördert und motiviert sie.
liebe Grüße !
Wenzel
Nachtblau antwortete am 22. Sep, 21:49:
Das Minus seh ich nicht als Abwertung, das sagt einfach aus "Diesmal knapp Glück gehabt, aber nächstes Mal könnte es schlechter sein, also lern was"
teacher antwortete am 24. Sep, 12:12:
Ganz w/r/ichtig: Noten betreffen immer nur eine momentane Leistung, nie eine umfassende menschliche Bewertung. Kinder und bes. Eltern lassen den Noten oft eine zu große Bedeutung zukommen.
Nachtblau meinte am 21. Sep, 22:43:
Das stimmt zwar, aber: auch die höheren Schulen und die Lehrer dort können den Kindern beibringen, wie man lernt, "ihr" seid da nicht aus der Verantwortung draußen. Wenn es die Kinder vorher nicht lernen konnten, müsst ihr ihnen die Chance geben, es zu lernen.
Kinkerlitzch3n antwortete am 22. Sep, 00:47:
Vollkommen richtig, ich schätze den Teacher aber nicht so ein, daß er die Kinder im Regen stehen lässt.
teacher antwortete am 22. Sep, 12:35:
Im Text klingt das an: Ich frage die Kinder mit guten Ergebnissen, wie sie gelernt haben. a) die anderen sehen, dass man arbeiten muss (die haben die Vokabel nicht geschenkt bekommen!)
b) sie lernen von den anderen Methoden zum Behalten (die ich ggf. ergänze und kommentiere)
P.S.: Wir halten an der Schule sogar eine Übung "Lernen lernen" ab - mir ist es aber lieber, diese Lerntipps en passant in den Unterricht einfließen zu lassen.
Aber die Grundeinstellung wird in den Volksschulen gelegt - da sehen wir riesige Unterschiede!
Kinkerlitzch3n antwortete am 22. Sep, 12:57:
zu deinem P.S.: Ich starte demnächst mit dem Wifi-Kurs "Lernberaterin", freu mich schon wahnsinnig darauf wieder etwas lernen zu dürfen!
Nachtblau antwortete am 22. Sep, 13:13:
Aber eigentlich haben wir mal wieder vollkommen vergessen: wo sind die Eltern, die sich drum kümmern, dass ihre Kinder Hausaufgaben machen und lernen? Bei mir gabs damals immer Kontrolle und so
Kinkerlitzch3n antwortete am 22. Sep, 13:39:
Die sollten natürlich da sein, nur was, wenn die Eltern damit überfordert sind? Wenn die Eltern z.B.: eine geringe Schulbildung haben oder die deutsche Sprache nicht gut genug beherrschen. Vor allem in Ballungsräumen dürften diese Probleme häufig bestehen.
Nachtblau antwortete am 22. Sep, 13:44:
Da schaffens die Kinder doch schon von vorneherein nicht auf höhere Schulen... außerdem ist das kein Grund sondern nur dumme Ausrede, meine Großeltern haben auch kein Gymnasium besucht und meinen Vater trotzdem kontrolliert und abgefragt, wenn man will geht das.
Kinkerlitzch3n antwortete am 22. Sep, 13:57:
Hier gehts aber generell um die Schulstufen nach der Volksschule, auch in der Hauptschule müssen sie lernen. Klar, sollen die Eltern die Kinder anhalten, die Hausübungen zu machen und das auch kontrollieren, doch wenn die Kinder anstehen und sich nicht auskennen, dann können die Eltern nicht immer helfen, bzw. sind Eltern oft schon so lange aus dem Lernen draußen, daß sie den Kindern keine wirkliche Anleitung bieten können, da müssen dann schon die Lehrer ran.