In Österreich kommt man um das Thema nicht herum: Der Opernball und dessen Nutten.
Ich will daran vorbeischrammen, lese aber, wie sich eine Mutter ihren Mädchentraum wahr machen konnte: Der Sohn darf beim Ball der Bälle eintanzen.
Die stolze Mutter über den Aufwand des 19-jährigen Studenten: "Die Proben sind ja regelrechter Drill - aber das ist auch notwendig."
Klar doch, für eine Tanzveranstaltung unterziehen wir uns gerne den automatisierenden Übungen, die der sicheren Beherrschung einer Fähigkeit dienen. Beim Sport auch, beim Computerspiel ebenso ... Ich würde zusammenfassen: In der Freizeit ist Drill erlaubt, erwünscht, notwendig.
Beim schulischen Lernen oder beim Arbeiten wird Drill als menschenunwürdiger Zwang, der demotiviert und kontraproduktiv wirkt, gebrandmarkt. Drill geht gar nicht. Geht wirklich nicht?
Kann mir jemand erklären, warum Drill dort akzeptiert wird, wo er am wenigsten nützlich ist? Und nicht umgekehrt?
Ich will daran vorbeischrammen, lese aber, wie sich eine Mutter ihren Mädchentraum wahr machen konnte: Der Sohn darf beim Ball der Bälle eintanzen.
Die stolze Mutter über den Aufwand des 19-jährigen Studenten: "Die Proben sind ja regelrechter Drill - aber das ist auch notwendig."
Klar doch, für eine Tanzveranstaltung unterziehen wir uns gerne den automatisierenden Übungen, die der sicheren Beherrschung einer Fähigkeit dienen. Beim Sport auch, beim Computerspiel ebenso ... Ich würde zusammenfassen: In der Freizeit ist Drill erlaubt, erwünscht, notwendig.
Beim schulischen Lernen oder beim Arbeiten wird Drill als menschenunwürdiger Zwang, der demotiviert und kontraproduktiv wirkt, gebrandmarkt. Drill geht gar nicht. Geht wirklich nicht?
Kann mir jemand erklären, warum Drill dort akzeptiert wird, wo er am wenigsten nützlich ist? Und nicht umgekehrt?
teacher - am Samstag, 5. März 2011, 17:54
. (Gast) meinte am 5. Mär, 18:34:
das ist eine frage des gesichtspunkts und der motivation. (für einen lehrer sollte sich diese frage erübrigen.)
teacher antwortete am 5. Mär, 18:38:
DAs ist mir zu allgemein formuliert.Sollte nicht Motivation aus Nützlichkeit erwachsen?
aiiiia meinte am 5. Mär, 19:51:
kurz und knackig:
http://de.wikipedia.org/wiki/Intrinsische_und_extrinsische_Motivation
teacher antwortete am 6. Mär, 11:09:
So lernen wir das auch in der Lehrerausbildung. Der Haken liegt dort, wo Lernen intrinsisch motiviert sein soll (und dann Drill akzeptiert wird), aber nicht ist (und Drill notwendig wäre).
Peter Schwarzmüller (Gast) meinte am 5. Mär, 19:53:
Ich würde auch die Motivation als den entscheidenden Punkt sehen.
Sobald auch in der Freizeit der Drill überhand nimmt, verlieren auch dort die Kinder und Jugendlichen ihren Spaß an der Sache. Ich kenne jetzt die Opernball-Tanzausbildung nicht, aber so wie schon gesagt wurde: Der Opernball ist DAS Ergeignis. Und dabei zu sein ist wohl eine gewaltige Motivation für einen 19-jährigen. Es scheint ja auch tatsächlich die Motivation des Jungen zu sein, die sich mit der Motivation der Mutter deckt, sodass auch sie nichts am Drill auszusetzen hat. Ich kenne allerdings auch Fälle, in denen Drill von Eltern durchaus auch im schulischen Bereich akzeptiert wird. Schüler müssten sich dem fügen oder rebellieren. Aber dass auch Drill (wieder) nichts völlig Abwegiges mehr ist, zeigt ja schon die Diskussion um Amy Chuas Erfolgsrezepte, die ja immerhin in den USA und in Deutschland diskutiert und nicht einfach ignoriert werden.Ich glaube, der Drill wird eine Renaissance erleben, wenn die durch Erziehung überforderten angeblich so modernen Eltern merken, dass ihnen die Kontrolle über die Leistungsfähigkeit ihrer Kinder entgleitet. Gut ist das nicht, aber wer sich nicht konstruktiv mit Erziehungsmethoden 'von gestern' auseinandersetzt, steht plötzlich da und weiß nicht mehr vor und nicht zurück.
Bin etwas abgeschweift, aber was ich sagen wollte: Drill läuft über Motivation. Und wenn es Unterricht nicht schafft, zu motivieren, dann werden sich die Schüler selbst und die Lehrer quälen. Aber ob Unterricht motiviert liegt zum Glück in der Hand des Lehrers - zumindest theoretisch ;-)
teacher antwortete am 6. Mär, 11:13:
Wir können bestenfalls extrinsisch motivieren.Dort wo instrinsische Motivation nicht vorhanden ist (bei den meisten Schulangelegenheiten), wurde früher mit autoritärem Drill gearbeitet (heute noch in China etc.). Bei uns wird Drill aber nicht mehr akzeptiert ... eines von vielen Dilemmata: weder Motivation, noch Drill.
steppenhund meinte am 5. Mär, 19:55:
meine Rede
Deswegen bin ich so stinksauer, wenn auf PISA geschimpft wird. Das ist lediglich ein Mittel, eine Stoppuhr, ein Messverfahren, dass feststellen soll, ob wirklich etwas an Substanz gewonnen wurde.
teacher antwortete am 6. Mär, 11:15:
Leider misst es (auch) ziemlich unbedeutende Fähigkeiten und normiert den Unterricht ... es ist ein lausiges Messverfahren, das uns in falsche Richtungen treibt.
stoppl meinte am 5. Mär, 20:08:
warum drill akzeptiert wird?
weil diese tätigkeit (tanzkurs) auf freiwilligkeit beruht - eigentlich doch ganz logisch - oder?um ein selbstgewolltes ziel zu erreichen, nimmt man viele hürden in kauf. schule (verpflichtung) und arbeiten (broterwerb) empfindet man als zwang und notwendigkeit.
welch eine frage von einem lehrer ts ts ts ;-(
teacher antwortete am 6. Mär, 11:19:
1. Ich unterrichte ja vorwiegend SchülerInnen, die "freiwillig" zu höherer Bildung kommen wollen - keine Pflichtschüler!2. Warum wird Drill abgelehnt, wo er doch so wirksam ist (siehe Freizeit) - auch von den nicht Betroffenen (z.B. Eltern)? Aber nur dort, wo es um Nützliches geht?
PeZwo meinte am 5. Mär, 21:02:
Bei dem Drill geht es um eine einmalige und zeitlich eng begrenzte Aktion. Die Schule hingegen ist regelmäßig und langfristig. Ich glaube, dass dies alleine deswegen nur schwer miteinander vergleichbar ist.
teacher antwortete am 6. Mär, 11:22:
OK. 12 Jahre Schule - da muss einmal die Motivation zerbrechen. Das sehe ich ein, deswegen würde ich die Schullaufbahn nach der Hälfte für 1-2 Jahre unterbrechen.
o.klein (Gast) antwortete am 7. Mär, 17:32:
Unterbrechen: gute Idee
Ich habe ganz wie sie den Eindruck, dass die Motivation unter anderem deshalb so stark nachlässt, weil eh jeder diese Schulbildung haben kann.Dadurch entfalten die Schüler Kräfte für den Widerstand gegen den Schulunterricht, anstatt sich FÜR den Unterricht einzusetzen.
Deshalb finde ich grundsätzlich, dass es keine schlechte Idee wäre, ihnen den Unterricht für eine zeitlang wegzunehmen, damit sie dann wieder wissen, ob sie es nun wollen oder nicht...
Arbeitstätigkeit (so im Sinne von Berufslehre für alle, wer dann noch möchte darf wieder in die Schule) hätte auch den Vorteil, dass die Jugendlichen reelle Verantwortung hätten, anstatt dass sie immer nur in einem künstlichen Rahmen herumspielen und sich möglichst vor allem drücken wollen, denn letztlich ist es ja eh wurscht....
Ich habe übrigens selber schon in den 80ern bereut, dass man heutzutage vor seinen Klassenkameraden nicht gut zugeben kann, dass man gerne lernt...