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cotopaxi

 
"Mein Papa hat mich gewarnt: An der Uni kommst Du kaum mit dem Mitschreiben mit!"
"Und?"
"Blödsinn. Da schreibt gar niemand mit."
"Warum?"
"Die Studenten haben alle ihre Unterlagen, Folienausdrucke oder Skripten. Die unterstreichen bestenfalls."
"Das gibt es halt nicht überall."
"Aber wir Schüler waren die einzigen, die mitgeschrieben haben."

Wir haben unsere Schüler wieder an die Uni geschickt. Was soll ich studieren? Was spielt sich auf den Fachhochschulen ab? Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen? Sie erkunden das Angebot des tertiären Bildungswesens und präsentieren ihre Erfahrungen.

"Ich war im Hörssal 2 im AKH. Aber der war überhaupt nicht überfüllt. Im Gegenteil, da sind nur ein paar Leute herumgesessen ... und die haben mit ihrem Laptop gespielt."
"Was wurde gelesen?"
"Sowas mit Impfungen. Immuntherapie - das war wirklich interessant."
"Wer hat das gemacht?"
"Warten Sie ... ein Prof. Kollaritsch."
"Da habt ihr ja gleich einen Star getroffen!"
"Der war urnett. Der hat sich gefreut, dass jemand nachfragt."

"Bei uns war es auch so. Wir waren auf der Astronomie. Und auf der Sternwarte. Da sind zwei Uralte gesessen [wahrscheinlich sogar über 40!] ... und wir zwei haben uns dazugesetzt. Der Prof hat sich auch gefreut ... und uns gleich alles erklärt."

"Wir waren auf der Pharmazie. Da haben wir gar keine Plätze bekommen, wir sind fast zwei Stunden im Hörsaal gestanden. Und kapiert habe ich gar nichts! Aber echt nicht."

"In Psychologie sind die Studenten urcool. Die haben uns gleich ausgefragt, was wir da für ein Projekt machen. Viele sind irgendwann hereingeschneit, zu spät gekommen, andere wieder früher gegangen."
"Und wie haben die Dozenten reagiert?"
"Gar nicht. Die zeigen ihre Powerpoints. Denen ist das voll egal."

"Das Schlimmste an der Politikwissenschaft ist das Gebäude. Aufs Klo darfst du gar nicht gehen, grauslich, die Wände sind angeschmiert ... und die Blumen werden als Aschenbecher verwendet. Was sind das für Leute?"

"Wir haben uns die jüngste Lektorin auf dem Juridicum angese...äh...hört. Die ist erst 23 Jahre!" :-)
"Und? Ist sie hübsch?"
"Wir haben uns nur auf die Inhalte konzentriert!" :-))
"Und? Wie groß waren die Inhalte?" :-)))

Der Grundtenor: Studieren ist cool. Kein Mitschreiben, freie Zeiteinteilung, kein Leistungsdruck, keine Disziplinierung.

"Uns haben sie wieder rausgeschmissen."
"Warum?"
"Da war eine Prüfung."
"Was hast Du dann gemacht?"
"Ich habe den Lehrer gefragt, wo ich hingehen könnte. Ich wollte unbedingt eine Vorlesung erleben."
"Und?"
"Er hat gemeint, dass ihm sowas noch nie passiert ist."
Kristin (Gast) meinte am 20. Jan, 10:07:
Als ich noch zur Schule gegangen bin, fand ich die zwanglose Zeiteinteilung im Studium auch sehr wünschenswert. Kommen und Gehen, wann man will, Skripte bekommt man, Hausaufgaben sind auf mehr oder weniger freiwilliger Basis. Das wurde uns auf einem ähnlichen Ausflug auch so von den Studenten demonstriert.
Nun studiere ich und wünsche mir es wäre wieder mehr wie Schule. Kontinuierliches Lernen, Tests, Hausaufgaben, gute, alte Tafelbilder und Mitschreiben, statt Powerpoint. Das Gefühl etwas machen zu müssen und dass es jemanden interessiert, dass ich die Vorlesung besuche. Stattdessen eine Prüfung im Semester und vorher der große Stress, weil man einen Tag vorher das Gefühl nicht loswird, all den Stoff noch nie im Leben gesehen zu haben.
Einer meiner Dozenten eröffnet die Klausur dementsprechend immer mit den Worten "Für alle, die mich heute zum ersten Mal sehen, ich bin Herr XY. Ich habe die Vorlesung gehalten und bin Ihr Prüfer." 
BIA (Gast) antwortete am 20. Jan, 15:10:
Es kommt halt darauf an - an der Uni muss man sich den Druck selber machen, der an der Schule durch Lehrer & Prüfungen kommt und an den FHs durch den gedrängten Zeitplan und das schulähnliche System.
Das ist ja die "Studierfähigkeit", die man in der Oberstufe erringen soll(te).
Aber nicht tut, in vielen Fällen. 
xx (Gast) antwortete am 20. Jan, 15:22:
meingottbia
warum eröffnest du keinen eigenen blog?
oder glaubst du, teacher braucht deine unterstützung? 
BIA (Gast) antwortete am 20. Jan, 17:53:
Nee, ich muss mich nicht in den Chor der bloggenden Lehrer einreihen. Die sagen eh, was es zu sagen gibt.
Die mangelnde Studierfähigkeit beschäftigt mich wirklich - ich muss auch in Q12 Schüler explizit zum Mitschreiben auffordern, das sehen sie nämlich partout nicht ein, wenn sie keinen "Hefteintrag" zum Abmalen bekommen. Wir haben jetzt einerseits von "Oben" die Order, auf dem Mitschreiben zu bestehen, aber andererseits schreiben sie miserabel mit und kriegen dann schlechte Noten. Wenn man ihnen aber irgendwann eine richtige Mitschrift zur Kontrolle gibt, schreiben sie noch weniger mit, weil sie wissen, dass sie sich nur die fertige Mitschrift runterladen müssen. Ist Mist, wie man es auch dreht und wendet.
Im Prinzip sollte man ab der 9. auf Mitschriften bestehen, und zwar über alle Fächer hinweg. Nach 3 Jahren trial und error sollte das in der Oberstufe dann sitzen. 
teacher antwortete am 20. Jan, 22:32:
teacher mag deine - kritische - Unterstützung :-)
Aber hier frage ich mich, wofür und wogegen? 
BIA (Gast) antwortete am 21. Jan, 08:56:
Danke!
Lasst Ihr die Schüler mitschreiben? Ab welcher Klasse? 
teacher antwortete am 21. Jan, 20:30:
Ab S II wird immer mehr auf freie Mitschrift übergegangen - aber da gibt es kein durchgängiges Konzept.
Wir sehen aber, dass es immer weniger funktioniert. Ich kann schon vorhersagen, dass der Leseschwäche bald von eine noch eklatantere Schreibschwäche folgen wird.
P.S.: Heute haben selbst Diplomanden an den Unis richtige Probleme korrektes Deutsch zu schreiben. 
Odie (Gast) meinte am 20. Jan, 11:59:
"Der Grundtenor: Studieren ist cool. Kein Mitschreiben, freie Zeiteinteilung, kein Leistungsdruck, keine Disziplinierung."

Das hängt wohl schwer vom Fach ab. Ich studiere Bachelor Informatik und muss 40-60 Stunden die Woche arbeiten, um am Ball zu bleiben. Freie Zeiteinteilung gibt es nicht, Hausaufgaben und Anwesenheitspflicht in den Übungen sind standard. Das bekommt man natürlich nicht mit, wenn man nur die Vorlesungen besuchen darf^^ 
teacher antwortete am 20. Jan, 22:33:
Die Erkenntnis, dass Studieren cool ist, muss man subjektiv nennen. 
charlotte sometimes (Gast) meinte am 20. Jan, 14:12:
Ich hab auch anwesenheitspflicht, und freie zeiteinteilung gibts nicht. ist zwar manchmal doof, aber nicht zu aendern. und nicht vorbereitet zu sein ist bei der kleinen gruppe (im moment 5) einfach zu peinlich. 
Shhhhh meinte am 20. Jan, 15:35:
Student müsste man sein! 
Muah (Gast) meinte am 20. Jan, 17:19:
*lach* Gott wäre das schön, wenn es so wäre. Stattdessen verbringe ich 5-6 Tage an der Uni, bin froh wenn ich es mal schaffe bei einem Prof mitzuschreiben (also mitzukommen und mehr als ein paar Notitzen zu machen) und bin über jede Folie die halbwegs Inhalt hat imens dankbar, da ausgesprochen viele eine reine Katatstrophe sind ;) 
Susi-q (Gast) meinte am 20. Jan, 18:32:
Ich hab auch schon überlegt meine ersten Uni Eindrücke als ein Beitrag zu schreiben. ^.^ 
teacher antwortete am 20. Jan, 22:34:
Why not? 
BIA (Gast) antwortete am 21. Jan, 10:20:
Oh, mach das bitte!
Magst Du vielleicht sowas wie "Tipps für Frischlinge" schreiben, für meine Abiturienten? :-) 
Susi-q (Gast) antwortete am 21. Jan, 10:54:
@ teacher
Because of time. But I will do that soon. Promise! =)
@ BIA
Aber ich bin doch selber noch ein Frischling!
Aber der Vorschlag gefällt mir. Vielleicht mache ich das, wenn ich angefangen habe zu studieren. =) 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 21. Jan, 17:33:
Empfehlung
Kennst du "Uni-Angst und Uni-Bluff"? Autoren hab ich vergessen, war ein kleines rororo-Bändchen, soweit ich mich erinnere, und eine Riesenhilfe als Ersti. Ich kanns nur weiter empfehlen :-) 
Susi-q (Gast) antwortete am 21. Jan, 19:27:
Nein, kenne ich nicht, Aber vielen Danke für den Tipp! Werde es mir besorgen. :-) 
teacher antwortete am 21. Jan, 20:32:
Ich würde mich freuen, wenn ein/e Jungstudierende/r (in einem Lehramtsfach?) ihre ersten Erfahrungen bloggen würde. Gibt es sowas? 
Susi-q (Gast) antwortete am 24. Feb, 22:12:
@ Ketzerkatze
Habe mir das Buch gekauft. Und ich finde es bis jetzt toll. Danke!

@ teacher
Ab Oktober auf jeden Fall! ;-) 
Alica (Gast) meinte am 20. Jan, 19:55:
Kenne ich...
Ich war in der Oberstufe beim Unitag und nach dem Abi in der Sommeruni (2 Wochen Veranstaltungen zu MINT-Fächern). Student spielen war echt cool, man kam sich so groß und erwachsen und reif und überhaupt vor. Student sein ist... Nicht immer so toll, mit Protokollen, Hausaufgaben und (mündlichen) Leistungskontrollen 2-3 mal pro Woche, dabei pro Fach und Semester Stoffmengen, die ich in 2 Jahren Oberstufe teilweise nichtmal hatte. 
teacher antwortete am 20. Jan, 22:34:
Feiner Unterschied, was? 
Matthias (Gast) meinte am 21. Jan, 08:21:
Ach ja, die Psychologen. Urcool, wie die kommen und gehen wie sie wollen.
Und mit Psychologie, Politikwissenschaften und Soziologie ist auch der Wohlstand der nächsten Generationen gesichert...

Sogar das Captcha sagt: sight 
teacher antwortete am 21. Jan, 20:34:
Weht da ein Hauch von Ironie? 
Matthias (Gast) antwortete am 22. Jan, 21:02:
Wie Nebelschwaden in schottischen Mooren. 
teacher antwortete am 24. Jan, 09:57:
Noch ein Poet :-)) 
Matthias (Gast) antwortete am 25. Jan, 21:29:
Ich sag immer: Lieber Poet als Prolet :O 
bonanzaMARGOT meinte am 23. Jan, 18:21:
wer problemlos durch die uni kommen will, stellt am besten nicht zu viele fragen. 
teacher antwortete am 24. Jan, 09:56:
Scheinbar wollen wir das so.
Reiner Wahnsinn. 
tonja (Gast) meinte am 28. Jan, 00:19:
hahaha. lachen kann ich, weil ich von deinem artikel betroffen bin - gleich in beiden arten.

der schlusssatz des prüfungsprofessors trifft natürlich.


ich gehöre inzwischen zu den älteren semestern und mache mein diplomstudium fertig. in den kursen sitze ich - danke neuen modulen und dem bologna-prinzip - gemeinsam mit erst- oder zweitsemestrigen bachelorstudis. heute haben wir unsere projektarbeiten und forschungsfragen präsentiert.

die bakks sind übereifrig. brav. sie wissen noch nicht, dass ihre projektarbeit von 10 seiten dann eher 50 seiten lang wird. beim feedback werden tipps von den diplomandInnen gegeben: "es wird zuviel sein, mach es kürzer."
"mach weniger."
"konzentriere dich aufs wesentliche - sonst strudelst du."


der professor nickt bedeutend.


uni ist - wie schule - ein ort von sein & schein. und eine mischung aus erfahrung, wissensgier und faulheit - eine gesunde mischung, in der jeder selbst so und soviel arbeiten kann, wie er möchte.
das macht uni aus.

das heißt: heiße professorInnen, langweilige vorlesungen, die man nicht besucht, verdreckte klos, gleichgültige professoren, die 5seiten-pro-stunde-mitschreiber und jene, die sich gerade mal zwei zeilen notieren.
irgendwo dazwischen liegt das eigene leben und studieren.

das ist so toll. huch, jetzt ists eine odé an die uni geworden.


ps:
mein institut: es gibt schöne klos. es gibt motivierte professoren (!). finanziell stehen wir bestens da. der ruf - ein guter. die studienabgänger - jobfinder. die lehrveranstaltungen - powerpointlos und alles andere als langweilig (bis auf ein paar, na man weiß schon). das berufsspektrum - wahnsinnig breit.

und mein institut soll geschlossen werden. kein mensch weiß warum. frust. 
teacher antwortete am 28. Jan, 20:12:
Warum?
Geld, nehme ich an.
Bologna heißt doch: Was braucht die Wirtschaft wie schnell und was bringt wieviel. Das Gegenteil von Bildung. 
tonja (Gast) antwortete am 31. Jan, 18:36:
Das Geld ist offenbar nicht der ausschlaggebende Grund. Es hat alle Professoren richtig getroffen, als sie davon erfuhren - keiner hätte damit gerechnet, weil es uns, finanziell wie ruftechnisch, sehr gut geht.

Das Image der Uni ist wohl der Grund. Der Rektor verbannt sukzessiv alle nicht technisch-orientierten Institute ins Aus. Er (und ein paar andere aus dem Unirat) hätten offenbar gerne eine technische Uni - die werden nämich auch mit Finanzspritzen gefördert, hervorgehoben und repräsentiert. Du darfst gerne raten, ob er Geisteswissenschaftler oder Techniker ist ;-) 
 

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