Die üblichen Sprüche beherrschen den Sozialraum, auch und besonders nach PISA: "Stell dir vor, in der dritten können sie nicht einmal das Präteritum bilden."
Oder Dur und Moll unterscheiden.
70 % Prozent von 200 Euro berechnen.
Oder sonst was.
"Ich kann nicht mehr," resümiert eine Kollegin.
"Das System muss zusammenbrechen. Je früher, desto besser", kommt aus einem anderen Eck.
"Weißt Du", fasst ein erfahrener Kollege zusammen, "früher waren manche desinteressiert. Heute wehren sie sich gegen den Unterricht."
"Der André aus der vierten hat sechs Wochen kein Buch mitgenommen", springt eine Kollegin ein. "Angeblich hat er es nicht gefunden. Deshalb hat er keine Hausübungen machen können, keine Vokabel schreiben können. In der Klasse hat er sich immer zu den Mädchen gesetzt ... gestört, gestört. Ich habe dann der Mutter geschrieben. Und stellt euch vor, was passiert ist?"
"Ja?"
"Das Buch war in zwei Minuten gefunden. Und der gute André sucht andere Wege zu entkommen. Sehr kreativ."
Normale Gespräche im Lehrerzimmer. Nach dem PISA-Debakel.
Was allen fehlt: Motivation.
Oder Dur und Moll unterscheiden.
70 % Prozent von 200 Euro berechnen.
Oder sonst was.
"Ich kann nicht mehr," resümiert eine Kollegin.
"Das System muss zusammenbrechen. Je früher, desto besser", kommt aus einem anderen Eck.
"Weißt Du", fasst ein erfahrener Kollege zusammen, "früher waren manche desinteressiert. Heute wehren sie sich gegen den Unterricht."
"Der André aus der vierten hat sechs Wochen kein Buch mitgenommen", springt eine Kollegin ein. "Angeblich hat er es nicht gefunden. Deshalb hat er keine Hausübungen machen können, keine Vokabel schreiben können. In der Klasse hat er sich immer zu den Mädchen gesetzt ... gestört, gestört. Ich habe dann der Mutter geschrieben. Und stellt euch vor, was passiert ist?"
"Ja?"
"Das Buch war in zwei Minuten gefunden. Und der gute André sucht andere Wege zu entkommen. Sehr kreativ."
Normale Gespräche im Lehrerzimmer. Nach dem PISA-Debakel.
Was allen fehlt: Motivation.
teacher - am Freitag, 10. Dezember 2010, 20:53
Peter (Gast) meinte am 10. Dez, 23:23:
Ich frage mich immer noch warum dieser PISA-Test diese große Relevanz hat? Steht nicht schon seit langem fest, dass er nicht objektiv genug ist?Die angesprochenen Dinge sind natürlich negativ, aber es ist ähnlich wie in allen anderen Bereichen: Ist der Leidungsdruck (sprich kostet es zu viel) nicht groß genug wird nichts passieren. Für die, die im System gefangen sind gibt es außer dem Ausstieg wahrscheinlich keine Lösung. Aber am Ende wird die Gesellschaft verstehen warum Schulen wichtig sind und was anders laufen muß, damit es wieder Sinn macht.
creature antwortete am 10. Dez, 23:27:
aber bitte, pisa hin oder her,70% von 200 muß jeder schaffner wissen wenn er den job haben will, das sind einfache dinge.
Peter (Gast) antwortete am 11. Dez, 07:04:
in Deutschland wird in vielen Zügen der DB kein Ticket mehr verkauft ;)Ernsthaft: Wie bereits geschrieben halte ich das auch für ein Problem. Die Lösung wird meiner Meinung allerdings nicht aus dem System kommen. So blöd das für alle Beteiligten ist.
teacher antwortete am 12. Dez, 10:19:
Auch wenn der PISA-Test irrelevant ist, die Medien spielen ihn hoch und das Ergebnis stimmt: Bildung in Österreich hat so viel Wert verloren, dass viele nicht einmal mehr ordentlich lesen und rechnen können.
Garfield (Gast) meinte am 10. Dez, 23:39:
Welche Bedeutung hat der Pisatest denn nun wirklich? Ich war beim allerersten Test dabei und damals haben weder Lehrer noch Schüler da besonders viel Mühe hineingesteckt. Mir kam der Gedanke das die im Ergebnis besonders guten Nationen extra für den Test gedrillt wurden, während wir keinen Wert auf den Test gelegt haben und lieber am normalen Unterricht festhielten
teacher antwortete am 12. Dez, 10:20:
Stimmt, das höre ich oft. Ist das nicht auch ein Zeichen von Demotivation?
Susi-q (Gast) meinte am 11. Dez, 11:19:
Motivation fehlt nicht nur im Lehrerzimmer...P.S. Schön, dich wieder zu lesen! ^.^
Susi-q (Gast) antwortete am 14. Dez, 16:46:
Du darfst raunzen. =)Es ist tröstend, dass es überall die selben Probleme gibt, aber irgendwie auch traurig..
Vllt sollte ich auch einen Blog schreiben...Schule aus der Sicht einer viel zu kritischen Schülerin...aber die Kritik allein ändert dennoch nichts an dem Zustand in der Schule...und ich weiß nicht, ob es mir dadurch besser gehen würde...aber ein versuch wärs eig. wert...
Mittlerweile ertappe ich mich auch öfters dabei, wie ich im Unterricht sitze und aus Frust vom Bulimie-lernen (und anderem) denke: bloß "nie mehr schule"...
dabei bin ich mal so gerne hingegangen...
teacher antwortete am 14. Dez, 17:24:
Sollen wir gemeinsam ein Blog schreiben? Ich bin auch sooo gerne hingegangen, es war der schönste Beruf, den ich mir vorstellen konnte. Und jetzt geht sooo viel schief.Wie wärs einmal: Du schreibst aus der Sicht der Schülerin und ich gebe den Senf als Lehrer dazu. Dann umgekehrt. Würde mir Spaß machen.
Susi-q (Gast) antwortete am 14. Dez, 20:56:
Gerne! =DWäre auch interessant zu sehen, wie sich das entwickelt.
Also ein neues Blog? Und wie soll er heißen?
Und wer fängt an mit schreiben??
Von meiner Seite aus, kanns sofort losgehen. ^.^
Aber nicht, dass du dann "niemehrschule" vernachlässigst. ;-)
teacher antwortete am 16. Dez, 08:23:
Genau. Neues Blog. Ein Blog - zwei Besitzer - ein Thema. Sammeln wir mal Ideen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir einander " öffentliche Briefe" schreiben. Nachdem wir einander nicht kennen und anonym sind, kann man da vieles kritisch reinschreiben. Aber auch Freuden, Ängste, Gefühle etc. loswerden. Dabei kamen mir Namen unter, z.B. xchange.twoday.net. oder besserso.twoday.net. oder scool.twoday.net. Was meinst du?
Niemehrschule möchte ich nicht vernachlässigen, wir können ja einfach beginnen und schauen wie es sich entwickelt. Wir können nichts verlieren ... ich sehe hier eine Chance auf ehrliche Kommunikation, du auch?
Susi-q (Gast) antwortete am 16. Dez, 21:30:
Der Name xchange.twoday.net gefällt mir. Seh ich auch so. =) Und eine Möglichkeit Frust abzubauen.
teacher antwortete am 18. Dez, 11:05:
Gut. Ich hätte auch schon einen Untertitel: 1+1=1.Kannst Du einen twoday-Account für 2 anlegen? Geht das überhaupt? Bist du ein kreativer Geek? Ich kenn dich ja gar nicht :-)
P.S.: Ich habe mal vorsichtig xchange.twoday.net reserviert.
Freu mich schon :-))
Susi-q (Gast) antwortete am 18. Dez, 11:41:
Ich weiß nichtmal was ein Geek ist, aber ich glaube mal ich bin keiner. Eigentlich müsste das ja gehen. Aber ich dachte, du weißt wie das geht. Ich hab keine Ahnung. *lach*Hab die Seite gefunden... wie toll... Unser Blog.
Susi-q antwortete am 18. Dez, 12:06:
Ich hab mich eben registriert, du musst mich jetzt nur noch suchen und als Mitglied zur Seite hinzufügen...und mir erlauben, Beiträge zu schreiben....dann sollte es gehen...hoffe ich
teacher antwortete am 20. Dez, 19:30:
Also: Wenn Du ein Geek wärst, dann wüsstest du es. Du bist also keiner.Als Susi-q bist du nicht auffindbar/registriert - daher kann ich dich dort nicht als Mitglied aufnehmen.
teacher antwortete am 21. Dez, 08:41:
Ich habe jetzt eine susiq gefunden - und angemeldet. Ich hoffe, das bist du!
Susi-q antwortete am 21. Dez, 17:51:
Muss ich nicht, um einen Beitrag zu verfassen, die Toolbar verwenden? Oder geht das auch anders?Bei meiner Toolbar zeigt es nämlich nur "twoday.net > xchange" an...
und bei meinem Userstatus steht Subscriber...muss das so sein?
PS.: Komisch, aber ich bin auf jeden Fall als "Susi-q" angemeldet....
teacher antwortete am 23. Dez, 12:49:
Geht es noch nicht, dass du im Contributor Menu "Einen Neuen Beitrag anlegen" kannst?Wenn nicht, dann müssen wir einmal auf help.twoday.net um Hilfe bitten. Machst Du das oder soll ich das machen?
Susi-q antwortete am 24. Dez, 15:22:
Ich habe das Contributor Menü gar nicht.....kann es sein, dass du die falsche Susi-q angemeldet hast?LG + Frohe Weihnachten teacher! =)
Susi-q antwortete am 4. Jan, 21:21:
Frage: Wenn ich Co-Autorin des Blogs bin, wird das dann bei Mitgliedschaften angezeigt? P.S.: Ich habe auf deinen Beitrag bei xchange erstmal mit einem Kommentar geantwortet. Bin auf deine nächste Frage gespannt =)
teacher antwortete am 5. Jan, 10:39:
So, ich habe die falsche susiq (?) entfernt und die (hoffentlich ?) richtige Susi-q als Administrator angelegt. Läuft es so?
Anja-Pia meinte am 11. Dez, 12:33:
Ich möchte (nicht) wissen, wie viele Erwachsene jenseits der 30 Dur und Moll unterscheiden können.(Teacher, kannst Du es?)
steppenhund antwortete am 11. Dez, 16:18:
Ich stimme zu. Den Test dürfte man bei Dreissigjährigen heute gar nicht mehr ansetzen. Die schneiden vielleicht noch schlechter ab.-
Wobei ich es mir (mit dem Hobby Musik) erlauben darf, zu behaupten, dass der Unterschied zwischen Dur und Moll nicht ganz so fürs Leben entscheidend ist, wie die Beherrschung der Prozentrechnung. Warum? Weil man Leuten, die mit Prozenten überfordert sind, ALLES weismachen kann;)
Anja-Pia antwortete am 11. Dez, 16:28:
Ich stimme zu. Die Lage der Halbtonschritte in der Tonleiter ist für das praktische Leben eines Nicht-Musikers unbedeutend. Lehrer sind da aber offenbar anderer Meinung. Jeder glaubt, sein Fach ist das Wichtigste.
teacher antwortete am 12. Dez, 10:22:
Ja, man vergisst viel. Bildung ist das, was bleibt, wenn man alles andere vergessen hat. Und wenn man nichts mehr gelernt hat?
Anja-Pia antwortete am 12. Dez, 11:08:
Niemand lernt gern "für den Hugo". Wie soll da Motivation gelingen?
teacher antwortete am 16. Dez, 08:25:
Dur und Moll ist nicht wichtig? Dann ist Musik für unser Leben nicht wichtig?"Für den Hugo" sollte nur Hugo lernen. :-))
Anja-Pia antwortete am 16. Dez, 09:48:
Musik soll berühren, für den Hörer ist dabei die Tonart unwichtig. Was Schule aber leisten kann, ist den Musikgeschmack bilden. So dass die Kids selbst merken, wie flach Hits mit nur drei Tönen sind. Aber da müsste sich der Musiklehrer halt etwas Eigenes überlegen.
bonanzaMARGOT meinte am 11. Dez, 14:03:
offensichtlich ist lernen sehr unattraktiv geworden - bzw. noch unattraktiver für die jungen menschen, als es schon immer war.und das, obwohl wir heute viel mehr über pädagogik und motivationsanreize und die ganzen zusammenhänge pipapo wissen. schon komisch.
BIA (Gast) antwortete am 11. Dez, 16:45:
Ich glaub, Malik schreibt irgendwo, dass Motivation letztlich von "Innen" kommen muss - und nachdem den wenigsten Teenagern klar ist, dass das Leben (bzw. die Eltern) nicht auf ewig mit unterhaltungselektronik nach ihnen werfen wird - wozu sich anstrengen? Lebt sich's doch viel bequemer als Minimalist!Und auf der Lehrerseite? Die sind Erwachsene, ich finde, denen steht einfach nicht zu, mit der Ausrede "hab keine Motivation" aufzugeben. Es ist ihr JOB, mit Leuten zu arbeiten, die möglicherweise grad keine Lust auf Lernen haben. Das müssen sie aushalten.
Die Lage wäre übrigens erträglicher, wenn's einen ordentlichen Stab von "Unterstützern" gäbe - Leute, die Supervision für die Lehrer anbieten, aber auch Schulkrankenschwester etc., so wie in Finnland - und man keine tumben Stars & Politiker bewundern müsste, die dem lernunwilligem und verblendeten Teenager vorspiegeln, dass man auch ohne jegliche (Aus)bildung Millionär werden kann.
anonym (Gast) meinte am 11. Dez, 15:12:
Motivation - woher denn?
Ehrlich jetzt, wozu sich jahrelang in der Schule anstrengen, wenns nachher eh keine Jobs gibt außer bescheidenen. Wenn selbst der Mag. und der Dipl.Ing. nachher oft jahrelang im Prekariat von einer befristeten Praktikumsstelle zur nächsten taumeln bei vllt. 900,- netto aber ständiger Rufbereitschaft. Wenn die paar Leute, die gut bezahlte Jobs bekommen dann 80-100h die Wochen rucheln bis zum Burn-out, was auch bloß kein Leben ist. Und sowieso jeder Job maximal 5 Jahre gesichert ist, man aber mit 45 zum alten Eisen gehört, das eh keiner mehr will. Und um bei McFress Weckerln zu verticken oder nachher von Sozialhilfe zu leben braucht man sich nicht jahrelang Disziplin auferlegen und seine Jugend mit Lernen zu verschwenden. So sieht doch die Zukunft für die junge Generation aus. Mich wunderts nicht, daß da niemand mehr zielstrebig sein will. Welches Ziel denn bitt?
creature antwortete am 11. Dez, 15:22:
diese frage ist berechtigt, da stimme ich zu!es gibt aber unabhängig davon ob ich ein ziel verfolge auch sowas wie wissensdurst, einfach so.
ich war in der schule schlecht und unmotiviert und hab mich mehr recht und schlecht durch eine lehre geschwindelt, hab aber viel gelesen weil ich wissen wollte wie dinge funktionieren, mich interessierte geschichte, technik, philosophie und psychologie.
dieses verlangen hab ich noch immer, obwohl die schule weit hinter mir liegt.
Woo (Gast) meinte am 11. Dez, 15:51:
Ich weiss dass ich fuer diesen Kommentar gleich als der boese asoziale Unterdruecker da stehe, aber egal...Ich sehe die Hauptursache in dem mangelnden Bildungsinteresse darin, dass die Alternativen zur Arbeit heutzutage viel zu ertragreich sind. Wer nix kann ausser sich ne Frau mit aehnlicher Gesinnung zu suchen, einen Nachwuchs in die Welt wirft und dann den Weg zum Amt macht, bekommt mittlerweile nicht mehr nennenswert weniger Geld als ich der ich 50-Stunden-Wochen in der Firma runterreisse. Wozu studieren, wenn die Sozialhilfe auch 80% des zu erwartenden Gehalts ausmacht, aber man dafuer nur ein paar Zettel ausfuellen muss und dafuer das ganze Jahr vorm Fernseher faulenzen darf? Und da wird in den Medien noch rumgejammert dass es den Leuten doch sooo schlecht geht. Auf 1200 Euro (ALG + Wohngeld + Essenszuschuss + Kleiderzuschuss + Kinderzuschuss + x...) kommen ist gar kein Problem.. wenn ich von meinem Informatikerjob die Steuern und Versicherungen abziehe die bei nem Arbeitslosen schon inklusive sind, bleiben mir ~1500 Euro.
Da passt einfach die Distanz nicht mehr. Da gehoert massiv gekuerzt und eingespart. Wenn wir mal unsere Wirtschaft so weit runter haben, dass "keine Bildung" wirklich wieder "auf der Strasse leben" bedeutet, kehrt auch die Motivation zum Lernen wieder zurueck.
steppenhund antwortete am 11. Dez, 16:13:
Das klingt ziemlich zynisch, ist aber genau das Gleiche, was ich oft gehört habe, wenn ich mich in Deutschland über das Thema unterhalten habe.Ihnen bleibt allerdings die Hoffnung, dass Sie doch gehaltlich ansteigen können. Und gerade in der IT kann man sich durch stetige Selbstweiterbildung ganz schön hoch arbeiten. Also wünsche ich Ihnen viel Glück, dass Sie ihren Lebensstandard noch heben können.
Mike (Gast) antwortete am 11. Dez, 16:50:
Seit einigen Jahren sinkt der durchschnittliche Lohn in Deutschland. Du solltest nicht verlangen das die armen Menschen noch weniger bekommen, sondern das die Arbeitnehmer wieder mehr bekommen. Ich glaube kaum das du mit deinen 1500 glücklicher sein würdest, nur weil die armen Menschen deutlich weniger bekämen.
Abgesehen davon wäre es wesentlich angenehmer wenn man wüsste das man einen Job verlieren kann ohne gleich in Armut zu versinken. Kann schließlich jeden mal treffen…
Woo (Gast) antwortete am 11. Dez, 18:59:
Ja, das war deutlich zynisch und auch so beabsichtigt. Das Wissen, dass ich einen signifikanten Teil meines Einkommens fuer das Ueberleben dieser Bildungsverweigerer abgeben muss, laesst mir keine andere Reaktion.Es geht mir auch nicht darum dass ich zufriedener bin wenn ich mehr bekomme. Ich sehe eben einen der Gruende fuer die mangelnde Motivation zum Lernen darin, dass man derzeit ohne Ausbildung auch "ganz gut" ueber die Runden kommen kann.
Meine Schulzeit ist jetzt doch schon einige Jahre her, aber damals hatte ich halt das Bewusstsein, dass wenn ich irgendwann das Haus unserer Familie unterhalten koennen will, wenn Vater es mit der Rente natuerlich nicht mehr schafft, einen guten Beruf mit einem gewissen Einkommen haben muss - und dafuer habe ich mich halt in der Schule auf meinen Hintern gesetzt und gebueffelt und spaeter studiert.
Dieser Anreiz "ich muss was lernen wenn ich mal meine Familie ernaehren koennen will" fehlt heute durch die umfangreiche Unterstuetzung unserer sozialen Haengematte.
Natuerlich muss die Unterstuetzung fuer Leute erhalten bleiben, die unverschuldet arbeitslos geworden sind - das habe ich auch nie abgestritten. Es gehoert nur irgendwie sichergestellt, dass man nicht auch eine ganze Horde mit durchfuettert die aufgrund Faulheit und/oder selbstverschuldeter Dummheit nicht arbeitsfaehig sind oder nie waren.
Wie man das genau ermitteln soll - da bin ich auch ziemlich ratlos.
BIA (Gast) antwortete am 11. Dez, 19:11:
@woo
Ist ein problematischer Aspekt dabei nicht, dass ein Teil der Jobs für die schlecht ausgebildete Klientel weggebrochen ist? Jemand, der mit schlechtem Schulabschluß halt einen Hilfsarbeiterjob in irgendeiner Fabrik gefunden hat - findet der heute noch was? Ich könnt's nicht sagen, könnte mir aber vorstellen, dass das einen Teil dazu beiträgt.
steppenhund antwortete am 11. Dez, 19:48:
@woo
Das mit dem Haus unterhalten können, ist ein sehr griffiger Anreiz. Wobei ich nicht das Materielle darin sehe sondern den Umstand, dass es etwas gibt, was von den Eltern vorgelebt wird, was als Wert empfunden wird, den man erhalten will. Das kann auch Bildung sein oder die Pflege bestimmter Hobbies.Es könnte sein, dass unsere Kinder nicht einmal aus Widerstand heraus Leistung ablehnen sondern weil Ihnen ein absolut wertloses Leben vorgelebt wird. (Schimpfen über die Arbeit, Jammern über die Überlastung, Fernsehen, einmal im Jahr ein organisierter Urlaub)
Mike (Gast) antwortete am 12. Dez, 00:12:
Bei manchen Themen gilt vielleicht einfach 'alle oder keiner'. Wer Redefreiheit haben will muss damit leben das hin und wieder die kahle rechte Minderheit in der Öffentlichkeit auftaucht. Und wer soziale Absicherung will, muss damit leben das einige Menschen das System ausnutzen. Die 'Soziale Hängematte' gab es doch sicher auch schon früher? Vermutlich sogar weit sozialer als heutzutage. Den Lehrern wurde sämtliche Macht über die Schüler genommen. Wenn sie davon etwas zurückbekämen, würden vielleicht die Disziplin wieder steigen und die Faulheit wieder sinken. Damit meine ich durchfallen, nachsitzen, zum Rektor geschickt werden, Eltern während ihrer Arbeitszeit zur Schule bestellen.
Und Benimmregeln deren Bruch solche Strafen nach sich ziehen. Wenn der Lehrer die Klasse betritt aufstehen, saubere Umgangssprache, im Unterricht schweigen.
gruber (Gast) antwortete am 12. Dez, 07:38:
Schafft die Rentner ab!
LIeber Woo,Ich habe die Zahlen für die Schweiz nachgeschaut, für Deutschland konnte ich sie leider nicht finden.
Die sehen so aus:
Sozialhilfe und Asywesen kosten pro Jahr ca 4 Milliarden Franken
Arbeitslosengeld ca. 5 Milliarden Franken
Das sind insgesamt 9 Milliarden Franken, oder ca 1300 CHF pro Kopf und Jahr.
Was hingegen viel teurer ist, sind die Renten... die kommen auf 30 Milliarden pro Jahr, nur für die AHV, ohne Pensionskassen.
Wenn du also wirklich möchtest, dass du von deinen 1500 Euro pro Monat so viel wie möglich behalten kannst, hätte ich zwei effiziente Vorschläge:
1) Mit 65 Rübe ab
2) Arbeiten, bis man krepiert.
Gruber (Gast) antwortete am 12. Dez, 08:00:
Zahlen D
Ich habe die Zahlen für Deutschland jetzt gefunden:240 Milliarden Euro für Renten
140 Milliarden Euro für Gesundheitssystem
aber nur 40 Miliarden für Sozialhilfe & Arbeitslosengeld
Lasst die Kranken sterben, bringt die Alten um!
Das ist viel effizienter als Dein Geklöne, woo...
Mike (Gast) antwortete am 13. Dez, 00:42:
240 Milliarden klingt wirklich nach viel Geld. Man könnte Geld bei den Kirchen einsparen, die kriegen vom Staat 14 Milliarden im Jahr
BIA (Gast) antwortete am 13. Dez, 16:38:
@Gruber
Das ist doch bloß eine Frage der Zeit - in 50 Jahren hat Sterbehilfe einen völlig rehabilitierten Ruf, da bin ich mir sicher. Wenn erst mal ein riesiger Überhang an alzheimernden Alten (dazu werde auch ich mit 1/3 Wahrscheinlichkeit gehören, da mach ich mir nichts vor) in Kombination mit einem totalen Pflegenotstand in Kombination mit einem klammen Staat besteht, wird eine völlige Neubewertung und Legalisierung von Sterbehilfe stattfinden. Aber das hat mit den Pisa-Ergebnissen nicht besonders viel zu tun.
Faller (Gast) antwortete am 14. Dez, 11:48:
Dickens für Alte
Das habe ich mir auch schon vorgestellt.So wie Dickens die Waisenhäuser und misshandlung von Findelkindern beschreibt wird es wohl in absehbarer Zukunft in Altersheimen zugehen: die Masse macht's...
Mike (Gast) antwortete am 14. Dez, 12:04:
Mit den Alten läuft es irgendwann wie mit den Tieren in der Massenhaltung. Sie müssen nicht gesund oder glücklich sein um Geld einzubringen. Es reicht wenn sie leben. Pflege die so schlecht ist, das die Menschen daran krepieren würden, gleicht man mit hohen Medikamentendosen wieder aus. Das unmenschliche Leiden wird einfach wegzensiert. So ist es am profitabelsten
ben (Gast) antwortete am 14. Dez, 15:16:
"Man könnte Geld bei den Kirchen einsparen, die kriegen vom Staat 14 Milliarden im Jahr "Ja und wer ist so motiviert die für Jedermann nutzbaren Einrichtungen zu unterhalten? Beispielsweise Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime etc..
Mike (Gast) antwortete am 14. Dez, 15:47:
Wenn du darauf hinaus willst das die Kirche die Angestellten finanziert, irrst du dich
Der_Eisenschmyd antwortete am 15. Dez, 09:46:
"Es gehoert nur irgendwie sichergestellt, dass man nicht auch eine ganze Horde mit durchfuettert die aufgrund Faulheit und/oder selbstverschuldeter Dummheit nicht arbeitsfaehig sind oder nie waren."......
Dazu nur das, zum Hören und Nachdenken und so...
http://www.youtube.com/watch?v=ZEJpHL2rkEE
Jaja (Gast) meinte am 15. Dez, 16:23:
Das ewige Klagen über die fehlende Motivation
Nur ein paar Anregungen:1. Es kann sich keine (nur wenig) Motivation entwickeln, wenn Kinder und Jugendliche in ihrer persönliche Autonomie nicht ernst genommen fühlen, wenn sie also dazu degradiert werden, permanent die Befehle (Aufgaben) des Lehrers auszuführen. Gerade in dieser Zeit, wo sie sich durch die Medien geprägt in vielen Bereichen kompetent fühlen und oftmals in diesen Bereichen ja sogar kompetenter als Lehrer sind.
2. Motivation ist eng veknüpft mit Persönlichkeitsbildung. Wie unterstützt euer Unterricht, die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler? Ohne Persönlichkeitsbildung gibt es keine innere Motivation.
3. Intelligenz ist die wichtigste Eigenschaft für Schulerfolg (gibt Untersuchungen dazu). Danach folgt die Motivation. Sie ist DIE Eigenschaft, auf die Lehrer echten Einfluss nehmen können. Viele tun es nicht - leider. Weshalb sie es nicht tun, ich weiß es nicht. Sie müssten sich vermutlich eingestehen, dass sie ihr Leben lang einer Illusion erlegen waren, die da heißt: Lernen geschieht streng systematisch, systematisch nach Zeit und sachlichem Inhalt, nach dem Fach. Sie müssten sich eingestehen, dass Individualität und individuelle Persönlichkeitsbildung unser Schulsystem kaum zulässt.
Lernen quo vadis? (mit Animation)
http://www.skolnet.de/medien/lernen-im-21-jahrhundert/
Ersticken Schulen die Kreativität der Schüler? (mit dt. Untertitel)
http://www.skolnet.de/allgemein/behindern-schulen-kreativitat/
Bring on the learning revolution (mit dt. Untertitel)
http://www.skolnet.de/forschung/bring-on-the-learning-revolution/
Und für die, die so lange durchgehalten haben:
Why teaching is not like making motorcars
http://www.classroom20.com/video/sir-ken-robinson-why-teaching
BIA (Gast) antwortete am 15. Dez, 19:42:
Ich schließe mich hier teilweise an - die Krux aber ist die: ziemlich oft hat der Lehrer von Berufs wegen Themen durchzunehmen, die mit 100% Sicherheit mit der persönlichen Autonomie des Lerners kollidieren. Das ist aber nicht immer schlecht - ich hab irgendwo gelesen, Lernen finde "außerhalb der Komfortzone" statt. Und dorthin muss einen in der Regel irgendeiner schubsen.Das gilt auch für Erwachsene, aber Beispiele aus meinen Klassen:
Von meinen 60 Schülern hätten vielleicht zwei freiwillig für ihr Portfolio ein Buch in Originalsprache über ein krebskrankes Kind gelesen. Nachdem ich sie aber ALLE dazu zwinge (jawohl, nix persönliche Autonomie), tun sie's doch, jammern die ersten 10 Seiten lang, dass alles soooo schwer... und überhaupt, dann geben sie das Jammern auf und am Schluß schreiben sie, dass sie das Buch super fanden (oder auch nicht) und jetzt auf jeden Fall besser lesen können als vorher. Zusätzlich haben waren sie gezwungen, so faszinierende Fragen des Daseins wie "Was passiert, wenn ich sterbe?" zu überdenken, was hoffentlich ihrer Persönlichkeitsentwicklung ein bissi dient.
Generell gebe ich jaja aber recht, das System ist räumt seinen Lernern nicht gerade viele Freiräume ein und macht es mitunter den Lehrern auch nicht leicht, welche zu schaffen.
BIA (Gast) antwortete am 15. Dez, 19:44:
NAchtrag
Und wie sich manche Mädels anfangs weigern, wenn sie die Bedienung des Schreibprogramms auf ihren kleinen Laptops lernen sollen...unsägliches Leid. Und irgendwann können sie's dann und sind von sich selbst überrascht. Von wegen mediengeschult und megakompetent...lol
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 20:55:
Die Krux liegt hierin BIA
"Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll, und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn die, die können sollen, müssen auch wollen dürfen."
Aus eigener Erfahrung als Lehrer, der viel Autonomie bei den Kindern zulässt, kann ich oben genanntes Zitat nur unterstreichen. Die Kinder müssen sich ja nicht alles aussuchen dürfen. Aber die Bereitschaft bei den Schülern sich auch auf mir wichtige Themen einlassen zu WOLLEN und mich auch als Quelle von Ideen und Impulsen anzuerkennen ist ungleich größer, wenn sich die Kinder als selbstbestimmtes Wesen erfahren, als wenn ich der Klasse jeden Tag den Schulcasper machen würde.
Übrigens, kein Schüler scheitert an Mathematik. Aber viele Schüler scheitern an etwa 2000 Seiten Mathematik, die sie während ihrer Schulzeit abzuarbeiten haben.
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 21:13:
Schulcasper
Schulkaspar, -casper?? ...egal, auf jeden Fall habe ich mich bis vor etwa 3 Jahren wirklich so gefühlt! Immer im Mittelpunkt, immer gestresst, in der Schule empfand ich meine Aufgabe so, als ob ich Themen in die Köpfe zu stopfen hätte, es ging nicht um die Schüler, sondern um die Themen. Ich hatte kaum Zeit, mich auf einzelne Schüler einzulassen. Heute kann ich mich bedenkenlos mehrere Tage am Stück bis zu einer Stunde am Stück einer kleinen Gruppe von Kindern widmen, während der Rest der Klasse weiterlernt und dieses sich Unbeobachtetfühlen eben nicht ausnutzt. Die Beziehungen, die sich bei einer derartigen persönlichen Zusammenarbeit zu den einstellen, sind sehr bereichernd, weil sie mir zeigen, dass ich die Kinder tatsächlich individuell erreiche und ich mich so unmittelbar als zugehörigen Teil ihrer Lern- und Persönlichkeitsentwicklung empfinde.
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 21:16:
Berufszufriedenheit und Selbstwirksamkeit von Lehrern hängen, denke ich, seeeeehr stark miteinander zusammen, bedingen sich sicherlich auch!
BIA (Gast) antwortete am 15. Dez, 21:53:
Jaja, das glaub ich auch. Ich habe aber auch die ERfahrung gemacht, dass viele Lehrer sich im klassischen Unterricht nicht für besonders wirksam halten, andererseits aber auch nicht das Risiko eingehen, mit einer Arbeitsform zu scheitern, die den Schülern größere Freiheiten an die Hand gibt. Ich arbeite an meiner Schule in einem Projekt mit dem Schwerpunkt "Vielfalt der Unterrichtsformen". Die Bereitschaft, sich darauf einzulassen - und sei's mit einem Miniversuch im Ausmaß einer Unterrichtsstunde - ist sehr zögerlich. Wenn's dann klappt - z. B. bei Portfolio - kann es der Kollege gar nicht glauben, dass so schöne Ergebnisse rauskommen und googelt stundenlang im Internet, um zu recherchieren, WO der Schüler abgeschrieben hat. Hat er aber nicht. Großes Erstaunen. Schüler tun von ALLEINE mehr als das Notwendigste? WT..??? Das Wagnis Portfolio wurde aber nur eingegangen, weil die Schulleitung darauf gedrängt hat und "Erlaubnis zum Scheitern" gab. Sonst gibt's aber oft so einen Teufelskreis zu beobachten -> Klassischer Unterricht funktioniert nur bedingt -> Lehrer wird frustriert -> Lehrer probiert was anderes aus und erhofft Linderung seiner Leiden -> Schüler haben neue Methode nicht geübt und sind auf völlig anderes Verhalten getrimmt -> Ergebnisse entsprechen nicht den Erwartungen -> Lehrer ist noch frustrierter -> Lehrer macht nie wieder was anderes und erzählt erbittert im Lehrerzimmer, dass die Schüler immer blöder werden. Fein...
So, jetzt wieder zur Schulaufgabenvorbereitung!
steppenhund antwortete am 15. Dez, 22:21:
2000 Seiten Mathematik?
Nanu, soviel habe ich ja nicht einmal auf der Hochschule lernen müssen?Ich glaube, den Mittelschulstoff bringt man auf 480 Seiten unter. 60 Seiten pro Jahr, 1,5 Seiten pro Woche, bei drei Mathematikstunden pro Woche ist das eine halbe Seite Stoff. (Und da bin ich schon großzügig)
Der Rest ist Erklärung, Erklärung, Erklärung, Rechnen üben, Rechnen üben und den Kindern beibringen, dass sie sich das, was sie in der 1. Klasse gelernt haben, bis zur 8. merken müssen.
Also prinzipiell müsste man den Stoff in einem Jahr durchnehmen können. Auf der Hochschule hätte man für den gleichen Stoff 1,5 Monate Lernzeit zu allozieren.
Mathematik ist so wie Turnen. Man muss es richtig gezeigt bekommen, man muss bei den ersten Griffen die richtige Unterstützung bekommen, danach heißt es Üben, Üben, Üben.
So wie man sich für einen Marathonlauf monate vorher vorbereitet. Da läuft man auch hundertmal die gleiche Strecke, damit man Kondition tankt.
Es gibt auch so etwas wie eine Kondition des Gehirns.
2000 Seiten? Da sind schon wohl 200 Seiten Funktionentheorie und 200 Seiten Darstellende enthalten.
Ein Formelbuch für die Oberstufe hat vielleicht 30 Seiten. Jede Formel sollte der Lehrer ohne Buchunterstützung ableiten können. Dann kann er sie auch erklären...
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 22:36:
Mathebücher in der Grundschule...
die, die mir bekannt sind, haben pro Schuljahr etwa 100 bis 150 Seiten. Dies hochgerechnet auf 13 Jahre plus etliche Arbeitsblätter, die man aufgedrückt bekommt, habe ich mal großzügig auf 2000 gerundet. Aber letztendlich kommt es auf ein paar hundert Seiten mehr oder weniger nicht an. Kann aber sein, dass die Bücher in den weiterführenden Schulen dünner sind als in der Grundschule. Das von mir erstellte Matheheft für Klasse 3 hat 10 Seiten. Darin ist alles abgehandelt, was wichtig ist. Ich wollte mit dem Beispiel der Mathematik aber eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass gerade die - scheinbare - Stofffülle in Mathe, viele Kinder in ihrer Autonomie beraubt, obgleich sie vieles von alledem schneller lernen könnten, wenn man sie einfach mal in Ruhe ließe.
"Over 70 years ago ... children learnt no formal arithmetic until grade 6 (about age 11). The program's creator, Superintendent Louis Benezet, describes it like this:"
http://www.inference.phy.cam.ac.uk/sanjoy/benezet/
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 22:46:
Weniger ist mehr...
Im Jahre 1929 forderte der Schulrat in Ithaca, New York, seine Kollegen in anderen Städten mit folgender Frage heraus: Was können wir aus den Lehrplänen der Grundschulen streichen? ...... Einer der Empfänger dieser Herausforderung war L.P. Benezet, Schulrat in Manchester, New Hampshire, der mit diesem empörenden Vorschlag antwortete: Wir sollten auf Arithmetik verzichten! Benezet argumentierte, dass die Zeit, die man in den frühen Schuljahren mit Arithmetik verbrachte, vergeudete Mühen wären. Er schrieb: "Seit ein paar Jahren stelle ich fest, dass die frühe Einführung von Arithmetik dazu führte, dass das logische Denken von Kindern abstumpft und wie mit Choloroform betäubt wird." Der ganze Drill behauptete er, führe dazu, dass die Kinder das Fachgebiet der Zahlen und der Arithmetik von ihrem gesunden Menschenverstand trennten. Das Resultat sie, sie könnten die Berechnungen, die man ihnen vermittelte durchführen, aber sie verstünden nicht, was sie tun und könnten die Rechnungen nicht auf reale Probleme anwenden. ...
... Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Benezet zeigte, dass die Kinder, die nur in der 6. Klasse ein Jahr lang Arithmetikunterricht erteilt bekamen, wenigstens genauso gut und bei Sachaufgaben viel besser rechnen konnten als Kinder, die jahrelang Arithmetik-Training erhielten. Dies war umso bemerkenswerter, da die Kinder, die nur ein Jahr lang Arithmetikunterricht erhielten aus den ärmsten Familien kamen, die zuvor die schlechtesten Testergebnisse erreichten. Warum hat fast kein Lehrer jemals von diesem Experiment gehört? ...
steppenhund antwortete am 15. Dez, 22:46:
Naja, die 10 Seiten für die Klasse 3 deckt sich mit meiner Erwartungshaltung. Das sind dann 130 Seiten für den gesamten Stoff. Man könnte dann noch 30 Seiten für Aufgaben und Lösungen bereit halten. (Ich habe mich übrigens auf die Klassen von 10 Jahren bis 17 Jahren bezogen, 1-8 in Österreich, Die Volksschule habe ich nicht betrachtet. Dafür braucht man vielleicht insgesamt 10 Seiten. Einmaleins und Dreisatz, der Rest wäre eher Deutschunterricht:)Das Beispiel von Benezet klingt nett. Ich habe in den 70er Jahren aber auch von einem Versuch in Frankreich gelesen, wo man in der ersten Klasse Volksschule schon mit Topologie angefangen hat. Die Kinder haben das anstandslos hinbekommen, obwohl die meisten Erwachsenen nichts mit einer offenen oder geschlossenen Menge, geschweige denn mit einem Überdeckungstheorem etwas anfangen können. Schade, dass ich mich nicht mehr an die Quelle erinnern kann.
Aber 130 Seiten, auf das könnten wir uns einigen:)
steppenhund antwortete am 15. Dez, 22:55:
@jaja
Antwort auf ihr zweites Posting.Ich weiss nicht genau, was sie unter Arithmetik verstehen.
Wenn Sie mit den Grundrechnungsarten erst in der 6. Klasse anfangen, dann müssen die Kinder sie lernen.
Wenn sie in der ersten Klasse anfangen, können sie sich spielend vertraut machen. Für mich ist es überdies gefährlich, sich auf die Berechnung von Taschenrechnern zu verlassen. Das kleine Einmaleins ist einfach notwendig für Plausibilitätsbetrachtungen.
Was außerdem sehr wichtig ist, sind die Beurteilungen von Größenverhältnissen.
Wieviel Badewannen braucht man, um den Trinkwasserhaushalt Wiens zu versorgen. Nur das Wasser, was die Leute zum Trinken brauchen. Warum ist Duschen wassersparender als Baden?
Solche Überlegungen sollten erwachsene Menschen einmal anstellen können.
Wenn man heute Erwachsenen solche Fragen stellt, kommt ein "Hä?" als Antwort zurück. SOLCHEN Erwachsenen kann man dann jede noch so unsinnige Statistik andrehen oder Wahlversprechungen so formulieren, dass die Menschen nicht einmal merken, wenn sie über den Tisch gezogen werden.
Für Mathematik benötigt man ein "Gefühl". Und das lässt sich nur durch Üben lernen.
Ich glaube durchaus, das die Mehrzahl der Befragten auf die Dampferaufgabe bei Benezet 37 gesagt hat. Ich weiß aber, dass in meiner Schulklasse, als ich selbst zur Schule ging, keiner, nicht einmal der Schwächste, so blöd geantwortet hätte.
Also es gibt da mittlerweile schon einen Unterschied im Lehrstoff oder vor allem was aus einem Lehrstoff herausgezogen werden kann.
Jaja (Gast) antwortete am 15. Dez, 23:04:
Steppenhund, ...
...gegen Arithmetik ist nichts einzuwenden, solange sie sich aus dem betrachteten Phänomen ergibt bzw. sie ihr innewohnt. Benezets Ergebnisse richten sich, wenn ich mich recht erinnere, gegen die systematische(!) Vermittlung von Arithmetik wie sie aber tagtäglich in den Grundschulen praktiziert wird. Diese kostet viiiiiiel Zeit und scheint offenbar auch nicht nötig, wie in Benezets Untersuchungen verdeutlicht wird. Wenn man nun bedenkt, was Kinder in dieser - ich sage jetzt auch mal ;) - systematisch gesparten Zeit machen könnten, um autonom zu arbeiten, da wäre schon viel gewonnen auf allen Seiten.
steppenhund antwortete am 18. Dez, 15:22:
zum Mathematik-Unterricht
Das halte ich für eine ganz tolle Interpretation und sie trifft meine Meinung auf den Punkt.Ich denke, dass dieser Lehrer seinen Kindern auch das beibringen kann, was er ihnen beibringen will.
http://steppenhund.twoday.net/stories/mathematik-ist-nicht-linear/