Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Mitte Juni stellen die österreichischen Volksschulen die sogenannte AHS-Berechtigung für SchülerInnen der 4.Klasse aus. Diese ist bei der Aufnahme in der AHS (Allgemeinbildende Höhere Schule = Gymnasium) vorzulegen. Sie wird in der Regel erteilt, wenn ein Kind nur "Sehr gut und "Gut" im Zeugnis stehen hat.

Bei Nichtberechtigung können die betroffenen Kinder zu einer Aufnahmsprüfung an die gewünschte AHS kommen.

"Frau Kollegin", spricht der Direktor eine junge Deutsch- und eine ebenso unerfahrene Mathematik-Lehrerin seiner Schule an. "Könnten sie die fünf angemeldeten Kinder auf ihre AHS-Tauglichkeit hin überprüfen?"

Die Jungen widersprechen nicht, können nicht widersprechen, und beginnen zu rotieren. Sie haben diese Prüfung noch nie gemacht und wissen nicht, wo sie ansetzen sollen. Die beiden Kolleginnen, die im Vorjahr getestet haben, sind auf Schullandwoche weggefahren.

Was tun?

Eine der beiden ruft eine Freudin an, die in einer Volksschule unterrichtet, und lässt sich erklären, was sie in den letzten Monaten so gelernt haben. Dann mischen sie ihre spärlichen Erfahrungen aus den ersten Wochen im Gymnasium dazu und entwerfen die Testaufgaben.

Alle fünf sind negativ. Schriftlich und mündlich.

Die Deutschkollegin ist enttäuscht und unsicher: "Glaubst Du, waren wir zu streng?"
"Schau, wenn die Volksschullehrerin keine Berechtigung ausspricht, dann hat das meistens triftige Gründe. Die kennen ihre Kinder ja in- und auswendig."

Der Witz ist ein anderer.

1. Wären die betroffenen Kinder in einer anderen ("progressiven") Volksschule gegangen (oder hätten eine mildere Lehrerin gehabt), dann hätten sie die Berechtigung automatisch erhalten. Weil es Schulen gibt (und Lehrerinnen), die allen Kindern ausschließlich sehr gute Noten geben.

Diese Noten haben keine Aussagekraft. Sie sind nichts wert.

2. Wären die betroffenen Kinder in einem anderen Gymnasium an eine mildere Kollegin geraten, dann hätten sie bei gleichen Leistungen die AHS-Berechtigung bekommen.

Die Aufgaben bestimmen die Note, nicht die Kinder.

Der Zufall regiert.

Früher hat eine standardisierte Aufnahmsprüfung entschieden, ich habe sie mit knapper Not bestanden.
"Wie viel ist sieben plus 28?", hat mich ein strenger unbekannter Herr damals gefragt. Ich wäre bald durchgefallen, weil wir zwar "Und"-Rechnungen trainiert hatten, aber die Worte "plus" oder "minus" nie verwendet.

Die Aufnahmsprüfung hat man abgeschafft, weil keine Prüfung der Welt objektiv und zuverlässig die Richtigen auswählen könnte. Keine. Darum machen das jetzt zwei junge, unerfahrene Kolleginnen im Handumdrehen. Es ist ihnen unwohl dabei, aber wen schert das?

Fünf Kinder schert es. Sie werden in die Hauptschule gehen.

Das Ende des Schuljahres fordert heraus: Die Noten stehen fest. Die Temperaturen erzeugen Schweiß. Arbeiten will niemand mehr. Einige Schüler erscheinen erst gar nicht, andere bloß zur Unterhaltung. Zum mangelnden Interesse gesellen sich fehlender Druck und abwesende Motivation - Schule hoch drei.

In der vierten Klasse haben viele Schüler die alte Anstalt geistig bereits verlassen. Ich versuche das praxisnahe Thema "Berufsorientierung" auszuspielen.

1. "Für welche Ausbildungen habt ihr euch entschieden?"
Nach zehn Minuten ist das Kapitel durch. Keiner will einen Handwerksberuf erlernen. Alle haben allgemein- und berufsbildende höhere Schulen gewählt, die meisten bleiben bei uns im Gymnasium.

2."Nehmen wir Philipp. Was wird er in 10 Jahren sein?"
Das Spiel gefällt ihnen, als ich eine Wette vorschlage: "Jeder gibt einen Tipp ab ... mit einem Euro Einsatz. Wer Recht hat, kassiert die ganze Summe."
"Haha", meint ein Witziger, "wir vergessen das dann und Sie kassieren alles!"
"Na sicher", erwidere ich ironisch, "und was glaubst Du jetzt von Philipp?"
"Hmmm ... ich glaube, er wird ein Star."

Ich verstehe, er spricht von seiner Welt, der Welt der "screen junkies".
"Nein, nein ... der wird Lehrer, wie der teacher!"
Da müssen alle lachen, sogar ich.

"Nein wirklich. Er wird ein Star ... ein Pornostar."
"Wie kommst Du auf sowas?"
"Kennen Sie den Film vcxodkosf (unverständlich)?"
"Wie?"
Philipp will abwehren, wird aber niedergeredet.
" ... er hat den Film ... da scheißen zwei Frauen auf einen Teller und die essen dann das. Oder schmieren sich das überall hin."
Ich wende mich angeekelt und entsetzt ab: "Bitte kannst Du uns das ersparen?"
"Na gut, dann wird er halt Taxifahrer."

"Das ist ein Wahnsinn", berichtet ein 22-jähriger Student nach einem Ausflug ins Wiener Nachtleben. "Da taumeln die besoffenen Jugendlichen in die U-Bahn, kotzen in die Ecken, lassen alles liegen und fallen, was sie nicht mehr brauchen. Da waren wirklich alle blunznfett, haben geschrien ..."

Ich höre zu.
Ich vermute zwei einfache Fragen hinter seinen Erzählungen:

1. Warum tun die das? Die Jugendlichen.
2. Warum lassen die das zu? Die Alten.

Da muss ich nachdenken und zusammenfassen: Anonymität und Entkoppelung.

In der Anonymität der Stadt fühlt sich niemand für die anderen verantwortlich. "Stadtluft macht frei", sagten bereits unsere Vorfahren im Mittelalter.

"Entkoppelung" ist ein moderneres Phänomen. In traditionellen Gesellschaften fühlen sich Eltern für ihre Kinder und diese (später)für ihre Eltern verantwortlich. Sie sind aufeinander angewiesen, helfen und unterstützen einander. In vorindustriellen Gesellschaften sind kinderlose Frauen der Altersarmut ausgeliefert, in unserer Gesellschaft sind hingegen kinderreiche Familien armutsgefährdet. DINKS, double income - no kids, profitieren vom Einkommen ihrer Jobs und der Absicherung durch den Staat. Auf Kinder verzichten bringt wirtschaftliche Vorteile, seine Kinder zu vernachlässigen auch. Man ist nicht aufeinander angewiesen, weil der Staat für das soziale Netz, von der Arbeitslosenversicherung bis zur Pension, sorgt.

Deswegen kümmern sich heute viele Eltern nicht um ihre Kinder, sondern um ihre Jobs und ihr Einkommen. Das bringt Wohlstand, Anerkennung und Glück. Kinder bringen das Gegenteil. Sie werden an den Staat und dessen Institutionen abgeschoben. Die Jungen rächen sich intuitiv, indem sie die Ansprüche und Erwartungen der Alten ignorieren. Sie brauchen und achten einander nicht.

Meine (noch unausgegorene) Theorie: Die Entkoppelung der Generationen schadet den Menschen und überlastet den Staat.

Lesen ist Arbeit. Dazu muss man motivieren, spielerisch verleiten.

"So, das Spiel geht so. Ihr sucht euch einen Artikel in der Zeitung, irgendeinen, der euch gefällt. Ihr erzählt dann den Inhalt und ersetzt ein Wort durch pieps. Die anderen sollen erraten, wofür das pieps steht. Verstanden?"
"Können wir auch vorlesen?"
"Nein. Zusammenfassen und nacherzählen."

Es wird ruhig. Die Kinder suchen halbwegs interessante Artikel in der Zeitung und beginnen zu lesen. Gewonnen.
Erste Zwischenfrage: "Darf das auch ein ganz kurzer sein?"
"Von mir aus."
Zweite Zwischenfrage: "Darf ich auch pups sagen?"
"Du kannst piepsen oder pupsen!"

Dann beginnen die ersten Freiwilligen mit ihrem Vortrag:
"Der Pieps-Preis ist in den letzten Tagen um drei Euro gestiegen. Pieps wird immer teurer, ein Fass Pieps hat schon mal 180 Dollar gekostet."
Die ersten haben schon "Erdöl" hinausgeschrien, ich muss noch einmal die Regel erklären, dass erst nach Ende des Vortrags geraten werden darf. Und dass aufgezeigt werden muss. So viel Geduld und Disziplin lässt sich von einigen nicht einfordern.
"Nein", sagt der Vortragende, "Erdöl stimmt nicht."
Es war: Öl.

Nach einigen Durchgängen geht Marwin lässig zur Tafel:
"Die scheiß pieps werden immer mehr. Bei uns mag niemand die pieps. Der HC Strache will die pieps rausschmeißen."
In der Klasse entsteht ein lautstarker Streit, ob Marwin die "Ausländer" allgemein oder nur die "Türken" gemeint hat. Und ich habe alle Hände voll zu tun, Ruhe und Ordnung herzustellen und Marwin für seine menschenverachtenden, rassistischen Äusserungen zu tadeln. Geht im Tumult unter.

Schulschluss ist super.

Ich bin hin- und hergerissen.

Einerseits höre ich PrüfungskandidatInnen, die in bestem Oxford-Englisch über H.G.Wells parlieren oder in 30 Minuten eine nette HTML-Webseite basteln. Es gibt immer noch gute Schülerleistungen ... und es gibt traurige Erscheinungen.

Beispielsweise rätselt eine Bio-Kandidatin wild über die Entstehung von Erdöl herum.
"Und woraus entstehen die Kohlenwasserstoffe?"
"Aus Pflanzen."
"Wann ist das passiert? Und unter welchen Bedingungen?"
"Ahhh ... früher ... wenn es zugeschüttet wurde."
"Und was geschieht da in großer Tiefe?"
"Da ist es dunkel."

Vor Jahren hätten wir solche Leute hochkant aus dem Saal geschmissen. Heute reicht es für eine gute Beurteilung. Ehrlich.

Ein anderer Kandidat regt sich über die Fragen seines Geschichtelehrers auf: "Der prüft so streng!"
"Was denn?", frage ich.
"Der wollte z.B. wissen, wo die Nordgrenze des römischen Reichs lag!"
"Carnuntum, Limes ... das liegt vor unserer Haustüre, das besichtigen sogar unsere Kindergartenkinder."
"Na und?"

"Woher stammt denn Diego Rodriguez?" will der Kunstlehrer wissen.
"Mhm ... aus Frankreich?"
"Klingt das so?"
"Naja ..."
"Und wann hat er gelebt?"
"Zu Napoleon."
Wurde letztlich auch positiv bewertet.

Durchgefallen ist Kandidat sieben wegen seines Spezialgebietes. Das ist jener Bereich, den sich unsere SchülerInnen individuell nach ihren eigenen Interessen aussuchen können. Er wählte das "Rechtssystem Australiens", gab ein herrliches Portfolio dazu ab, konnte aber die Fachbegriffe, die er (?) verwendet hatte, nicht erklären. Offensichtlich hat er weder gelesen, noch verstanden, was er da heruntergeladen hatte.

Das ist kein Einzelfall. Gerade dort, wo die Maturanten die freie Wahl haben, bringen sie die schlechtesten Leistungen.

Das soll mir einer erklären.

Es ist Sommer. Eine junge Kollegin geht durch die Bankreihen. Sie beugt sich zu den SchülerInnen hinunter und unterstützt sie beim Formulieren ihrer Texte. Es ist heiß, die Kollegin hat ein unauffälliges, aber weites T-Shirt gewählt, das in keinem Büro Aufsehen erregen würde. Einer der lernenden Jünglinge hat sein Handy schussbereit aus der Tasche gezogen und wartet auf die nächste Verbeugung der Kollegin, um ihr heraustretendes Dekolleté abzulichten. Die allermeisten Kolleginnen zeigen - auch bei größter Hitze - nicht einen einzigen Zentimeter Haut an ihrer Arbeitsstelle. Sie kennen die Umstände.

Ich selbst wandere regelmäßig durch die Reihen, um meinen SchülerInnen helfend über die Schultern zu blicken oder unter die Arme zu greifen. Sinnbildlich. Einige Mädchen tragen - im Unterschied zu den Lehrerinnen - Tops, die nicht nur in Büros sondern auch in Diskotheken einiges Aufsehen erregen würden. Ich versuche mich ganz auf die Hefte zu konzentrieren, aber die weiblichen Entblößungen liegen mitten in meinem Sichtfeld. Die Perspektive des stehenden oder vorgebeugten Lehrers über den sitzenden und ebenfalls vorgebeugten Schülerinnen lässt mir keine Wahl. Die Schulbedingungen sind besondere.

Ein Kunst unterrichtender Kollege hat einmal ein Experiment gestartet, um Bewusstsein zu schaffen. Burschen haben sich zwei Äpfel an einem Faden um den Hals gebunden, um unter ihren Shirts weibliche Brüste zu imitieren: Die erotisierende Wirkung der Rundungen und Bewegungen blieb auch unter diesen absurden Bedingungen nicht aus.

Keine weiteren Erklärungen.

"Qype" gibt's zum Entdecken und Empfehlen.
Für die Hauptbücherei von Wien hagelt es durchgehend 5 Sterne. Empfohlen werden auch die freitäglichen Vorlesestunden für die Kleinsten. Bravo, der Wert des Vorlesens hat - fast - alle überzeugt:

"Wir sind am Freitag hingefahren", erzählt mir ein Freund mit Kleinkind. "Ich möchte, dass mein Zwerg mit Büchern aufwächst."
"Und? Wie war's."
"Eigentlich ... eine Katastrophe. Die Idee ist super, eine Oma hat sich freiwillig zur Verfügung gestellt, ein paar nette Geschichten ausgesucht und sich hingesetzt."
"Wo ist das Problem?"
"Die Eltern. Ich mein', das sind ja motivierte Eltern, die mit ihren Kleinen zum Vorlesen gehen."
"Aber?"
"Viele lassen alles durchgehen. Die Kinder laufen, schreien, schmeißen mit den Büchern herum ... und die Eltern schauen zu. Nein, noch schlimmer! Sie tratschen, sie reden so laut, als wären sie die einzigen im Raum. Die Eltern stören!"
"Ja, ich kenne das. Und es traut sich keiner was sagen. Keiner bittet um Ruhe oder Aufmerksamkeit, alle lächeln lieb die Kinder an, die sich aufführen wie die Berserker. Wir sind zu modern, um einzugreifen."
"Viele sind selbst so unhöflich und undiszipliniert. Es fällt ihnen gar nicht mehr auf, so selbstverständlich ist das geworden. Also ich geh' da nicht mehr hin."

So werden meine Schüler sozialisiert:
Vorlesen ist super, Zuhören unnötig.
Bücher sind super. Zum Schmeißen.
Komisch. In Qype ist alles super. Wer schreibt dort bloß?

Lehrerfrage: "Warum fliehen so viele Leute aus Nordafrika?"

Schülerheft: "Weil dort so viel geshit."

Wenn's kreativ wär', wär's sehr kreativ.

Ich habe meine eigene kleine Theorie zur EHEC-Genese: Es stammt aus unserer Schule und kann mit Armani-Parfum bekämpft werden.

Klingt vielleicht überzogen, aber ich habe noch dümmere Verschwörungen gehört und gelesen.

Zur Beweisführung kann ich den Unterricht in der fünften Klasse vorbringen. Ich stehe - nach vier freien Tagen, einem langen Wochenende - an der Tafel und höchst unangenehme Gerüche dringen an meine verwöhnten Nasenlöcher:

"Pfui! Der Schwamm stinkt ja erbärmlich!"
"Ja, das hat die Frau Professor X. in der vorigen Stunde auch schon behauptet."
Er schimmert leicht grünlich, ich lege ihn unter die Wasserleitung.
"Das hat die Frau Professor auch schon gemacht."

Ich brauche eine neue Strategie:
"Hat jemand Parfum dabei?"
"Die Kerstin!", rufen die Mädchen aus der Klasse.
"Aber ... das ist Armani", wehrt sich die Angesprochene.
Sie greift dann in ihre Handtasche, wandert mit einem blitzenden Kristall-Flacon nach vorne und macht sich über den stinkenden Schwamm her: Pfffft, pfffft, pffft.

Alles geregelt. Armani wirkt gegen EHEC.
Meine persönliche Theorie.

"Kinder, wir machen das so wie früher, wir machen eine Klassenkassa. Ich sammle von jedem 30 Euro ab ... und bezahle damit die Anschaffungen, die für alle gleich ausfallen. Ich kaufe die Schularbeitshefte, bezahle die Eintrittskarten, die Fahrscheine, Zeichenkartons für alle ... und so. Wollt ihr das?"

Das wollten alle.

Der Klassenvorstand ging für seine Schüler einkaufen. Und es hat gut funktioniert. Weil niemand vergessen konnte. Weil alle das gleiche Material hatten. Weil nicht Stunden an Organisation und Geldeinsammeln vergingen. Weil sogar Mengenrabatte herausschauten.

Für das zweite Semester wollte er wieder Geld einsammeln. Da ging ein Anruf in der Direktion ein. Eine Beschwerde. Zweifel über die Rechtmäßigkeit wurden gesät und Anschuldigungen laut:
"Könnte es sein, dass der Lehrer Geld abzweigt?"

Die Direktorin sah sich zum Handeln veranlasst: "Auf Grund dieser Beschwerde müssen Sie diese Klassenkassa auflösen, Herr Kollege. Das ist ungesetzlich!"

Der Klassenvorstand überließ die Rechnungen, die er fleißig gesammelt und verbucht hatte, den Klassensprechern. Sie prüften, befanden alles für richtig und baten ihn:
"Können wir nicht so weitermachen? Das ist doch super!"
"Nein, leider. Eine Mutter hat sich beschwert!"
Die Kinder schüttelten den Kopf und murrten enttäuscht.
"Welche deppate Mutter war das?", fragte ein vorlauter Junge nach.

Es war seine.

Bernhard Heinzlmaier ist kein Unbekannter hierzulande, Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung, Lektor am Institut für Bildungswissenschaft und Marktforscher mit Schwerpunkt Jugend.

2007 stellt er in seinem Buch "Jugend unter Druck" nüchtern fest:
"Weltverbesserer und sozial engagierte Jugendliche waren gestern. Heute wächst eine Generation junger Menschen heran, die ihr Leben ganz auf eine erfolgreiche berufliche Karriere, viel Geld und hohes Ansehen hin trimmt – und dabei am ständig wachsenden Leistungsdruck der neoliberalen Gesellschaft zu zerbrechen droht."

2011 legt er im Profil-Interview (23. Mai 2011, S. 74) heftig nach:
"Dass so viele junge Männer im 'Hotel Mama' bleiben, hängt damit zusammen, dass viele Frauen ihre Söhne zu echten Trotteln erziehen. Sie verwöhnen sie, ohne sie zu fordern ... Aus diesen symbiotischen Mutter-Sohn-Beziehungen entstehen dann dissoziale Egomanen."

Gut, erfahrene LehrerInnen können solche Diagnosen nachvollziehen, schließlich haben sie täglich mit "egoistischen Konsum-Trotteln" zu tun. Aber Pädagogen dürfen keinesfalls Klartext reden, das würde gegen sie verwendet werden: "Unfähige, unsensible Idioten."

Ich wundere mich nur, dass es zu keinem empörten Aufschrei gegen den Jugendforscher gekommen ist - von Frauen, Söhnen, Trotteln.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma