In der Religionsstunde kommen die Vierzehnjährigen zu den großen Fragen des Lebens. Auf dem Arbeitsblatt steht unter anderem:
1. Woher kommen wir?
2. Wohin gehen wir?
In den hinteren Reihen bricht Gelächter aus und der Religionslehrer nimmt die Ergebnisse in Augenschein.
Die Antworten werden zu heftigen Diskussionen unter den LehrerINNEN führen:
1. Wir kommen vom Bahnhof.
2. Und wir gehen ins Puff.
Zwei Gruppen unseres Lehrkörpers können - verständlicherweise? - mit diesen Antworten nur schwer umgehen:
1. Die ReligionslehrerInnen (eine kleine Minderheit)
2. Die emanzipierten Kolleginnen (eine große Mehrheit)
Es lachen nur zwei - versteckt, im Keller:
1. Mein bester Freund.
2. Und Ich.
1. Woher kommen wir?
2. Wohin gehen wir?
In den hinteren Reihen bricht Gelächter aus und der Religionslehrer nimmt die Ergebnisse in Augenschein.
Die Antworten werden zu heftigen Diskussionen unter den LehrerINNEN führen:
1. Wir kommen vom Bahnhof.
2. Und wir gehen ins Puff.
Zwei Gruppen unseres Lehrkörpers können - verständlicherweise? - mit diesen Antworten nur schwer umgehen:
1. Die ReligionslehrerInnen (eine kleine Minderheit)
2. Die emanzipierten Kolleginnen (eine große Mehrheit)
Es lachen nur zwei - versteckt, im Keller:
1. Mein bester Freund.
2. Und Ich.
teacher - am Sonntag, 18. April 2010, 12:57
"Ich mache keinen Biologieunterricht mehr - ich unterrichte Deutsch mit Tierbildern."
"Ich kenne das, mir geht es genau so. Viele Worte in den Büchern, die früher jedes Kind gekannt hat, muss ich jetzt erklären."
"Früher habe ich Querverbindungen zu anderen Sprachen hergestellt. Zum Beispiel hat jeder "Trottoir" oder "Portemonnaie" gekannt ... damit war das Vokabellernen leichter. Jetzt helfe ich niemanden mehr mit solchen Fremdworten, im Gegenteil."
Die Diagnose wiederholt sich: Die Kenntnisse der Muttersprache sind in den letzten Jahren bei unseren Schülern so rapide zurückgegangen, dass Kommunikation und Unterricht darunter massiv leiden.
"Wir sollten die Fremdsprachen aus dem Unterricht streichen", kommt mein provokanter Vorschlag. "Konzentrieren wir uns ganz auf die Muttersprache und Englisch. Den Rest soll Google machen."
In 5 - 10 Jahren wird die Rechnung aufgehen: Handy + Google = Simultanübersetzung. Sie sprechen "Deutsch" hinein, aus dem anderen Handy kommt "Espagnol" oder "Francais" heraus. "Drücken Sie die Taste drei für Chinesisch." Wird sicher ein Mördergeschäft.
Wozu noch mühselig Fremdsprachen lernen? Viele Stunden und Jahre in stupide Baby-Texte, öde Grammatikübungen und frustrierende Pseudogespräche investieren. Hallo?! Um schließlich einige wenige klischeehafte Wortfetzen verstehen und noch weniger brauchbare Antworten zurückstammeln zu können? Ein Riesenaufwand, der sich höchst selten wirklich rentiert. Wer braucht schon Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch ... in seinem Leben? Und wenn irgendwann, irgendwo plötzlich doch, wer hat dann so viel parat, dass eine sinnvolle, gar feine Konversation entstehen kann?
Eigentlich niemand. Also Schluss damit!
Ich denke, dass unsere "digital natives" in den Klassen diese Fakten bereits im Urin verspüren und intuitiv jedes harte Fremdsprachentraining links liegen lassen. Zu Recht.
Sie wissen, dass es sinnlos ist. Und immer sinnloser wird.
Keine Angst vor "digitaler Demenz"?!
"Ich kenne das, mir geht es genau so. Viele Worte in den Büchern, die früher jedes Kind gekannt hat, muss ich jetzt erklären."
"Früher habe ich Querverbindungen zu anderen Sprachen hergestellt. Zum Beispiel hat jeder "Trottoir" oder "Portemonnaie" gekannt ... damit war das Vokabellernen leichter. Jetzt helfe ich niemanden mehr mit solchen Fremdworten, im Gegenteil."
Die Diagnose wiederholt sich: Die Kenntnisse der Muttersprache sind in den letzten Jahren bei unseren Schülern so rapide zurückgegangen, dass Kommunikation und Unterricht darunter massiv leiden.
"Wir sollten die Fremdsprachen aus dem Unterricht streichen", kommt mein provokanter Vorschlag. "Konzentrieren wir uns ganz auf die Muttersprache und Englisch. Den Rest soll Google machen."
In 5 - 10 Jahren wird die Rechnung aufgehen: Handy + Google = Simultanübersetzung. Sie sprechen "Deutsch" hinein, aus dem anderen Handy kommt "Espagnol" oder "Francais" heraus. "Drücken Sie die Taste drei für Chinesisch." Wird sicher ein Mördergeschäft.
Wozu noch mühselig Fremdsprachen lernen? Viele Stunden und Jahre in stupide Baby-Texte, öde Grammatikübungen und frustrierende Pseudogespräche investieren. Hallo?! Um schließlich einige wenige klischeehafte Wortfetzen verstehen und noch weniger brauchbare Antworten zurückstammeln zu können? Ein Riesenaufwand, der sich höchst selten wirklich rentiert. Wer braucht schon Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch ... in seinem Leben? Und wenn irgendwann, irgendwo plötzlich doch, wer hat dann so viel parat, dass eine sinnvolle, gar feine Konversation entstehen kann?
Eigentlich niemand. Also Schluss damit!
Ich denke, dass unsere "digital natives" in den Klassen diese Fakten bereits im Urin verspüren und intuitiv jedes harte Fremdsprachentraining links liegen lassen. Zu Recht.
Sie wissen, dass es sinnlos ist. Und immer sinnloser wird.
Keine Angst vor "digitaler Demenz"?!
teacher - am Mittwoch, 14. April 2010, 20:24
Ich werfe einen ebenso suchenden wie vorwurfsvollen Blick in die linke hintere Ecke, wo sich störende Nebengeräusche bemerkbar machen.
Standarderklärung eines ertappten Dreizehnjährigen:
"Bitte der haut mich!"
Zeigefinger zum Nachbarn.
Dessen Verteidigung:
"Stimmt gar nicht ..."
Kurze Pause. Mildernde Fortsetzung:
"... ich habe ihn nur g e s t r e i c h e l t."
Da zwingt mich die gegenwärtige homo-pädophile Mediendiskussion zu einer Portion politisch unkorrekten Zynismus:
"Hauen könnte ich durchgehen lassen, aber s t r e i c h e l n ...."
Alle grinsen, aber wirklich ruhig wird es nicht.
Erkenntnis: Humor wirkt, aber nicht konzentrierend.
Frage: Ist hauen harmloser als streicheln?
Standarderklärung eines ertappten Dreizehnjährigen:
"Bitte der haut mich!"
Zeigefinger zum Nachbarn.
Dessen Verteidigung:
"Stimmt gar nicht ..."
Kurze Pause. Mildernde Fortsetzung:
"... ich habe ihn nur g e s t r e i c h e l t."
Da zwingt mich die gegenwärtige homo-pädophile Mediendiskussion zu einer Portion politisch unkorrekten Zynismus:
"Hauen könnte ich durchgehen lassen, aber s t r e i c h e l n ...."
Alle grinsen, aber wirklich ruhig wird es nicht.
Erkenntnis: Humor wirkt, aber nicht konzentrierend.
Frage: Ist hauen harmloser als streicheln?
teacher - am Montag, 12. April 2010, 09:21
Die Kleinen wieseln durch die Klasse. Von Station zu Station.
Bei der ersten Station wiehert ein Pferd, muht eine Kuh, zickt eine Ziege oder so. Die Kinder hören den Bauernhof.
Bei der zweiten Station gehts an Riechen. Augen zu. Griff in die Tasche:
"Ist das Heu?"
Fast, es ist Stroh - aber den Unterschied kennt hier keiner.
Bei der dritten Station liegen Bücher zum Ansehen herum. Auch Zeitschriften, Kopien. Alles über Österreichs Land- und Forstwirtschaft.
Bei der vierten Station steht ein dunkler Sack. Nicht der Lehrer! Im Sack gilt es komische Dinge zu erfühlen:
"Das sind Zwiebel."
"Nein, Knoblauch."
"Ist das nicht dasselbe?"
Schließlich dürfen sie auch schmecken. Blind verkosten. Sarah verzieht den Mund.
"Und?"
"Ich mag keinen Käse."
"Und du?"
"Ich bin Antihistaminiker."
"Ahh, was darfst du alles nicht essen?"
"Erdbeeren ... und eeeh, vieles nicht."
Von kleinen Pannen abgesehen - eine wunderbare Stunde. Von meinen StudentInnen für meine Zwerge erfunden. Alle sind glücklich.
Nachbesprechung:
"Wie lange hat die Vorbereitung gedauert?"
"Ein paar Stunden."
"Alle vier, d.h. ein Dutzend Stunden Vorbereitung für eine Stunde Unterricht. Nicht sehr effizient."
"Wo haben Sie denn das Material her?"
"Überall gesammelt, aus dem Wald, von einem Bauernhof geholt, einiges haben wir gekauft ..."
"Lehrer, die sich engagieren, die zahlen drauf?"
"Machen wir ja nicht jeden Tag."
"Genau. Aber später werden sie nicht eine einzige Klasse drei Wochen unterrichten, sondern acht Klassen zehn Monate."
"Das kann ich mir beim besten Willen noch nicht vorstellen."
"Und was machen wir jetzt mit den Resten? Dem abgegriffenen Gemüse, den angeniesten Äpfeln, dem nassen Holz?
"Wegschmeißen."
"Und die Lernziele? Was haben die Kinder gelernt?"
"Nüchtern betrachtet haben sie Nüsse gerochen, in Büchern geblättert, Äpfel gegessen, Kartoffel erfühlt, Hühner gehört."
Keine Sorge, die echte Nachbesprechung ist natürlich positiv verlaufen: Lob, Anerkennung, Freude. "Eine schöne Stunde."
Wie sollen wir die Studierenden auf die nüchterne Realität vorbereiten?
Lassen wir sie einfach anrennen!
Bei der ersten Station wiehert ein Pferd, muht eine Kuh, zickt eine Ziege oder so. Die Kinder hören den Bauernhof.
Bei der zweiten Station gehts an Riechen. Augen zu. Griff in die Tasche:
"Ist das Heu?"
Fast, es ist Stroh - aber den Unterschied kennt hier keiner.
Bei der dritten Station liegen Bücher zum Ansehen herum. Auch Zeitschriften, Kopien. Alles über Österreichs Land- und Forstwirtschaft.
Bei der vierten Station steht ein dunkler Sack. Nicht der Lehrer! Im Sack gilt es komische Dinge zu erfühlen:
"Das sind Zwiebel."
"Nein, Knoblauch."
"Ist das nicht dasselbe?"
Schließlich dürfen sie auch schmecken. Blind verkosten. Sarah verzieht den Mund.
"Und?"
"Ich mag keinen Käse."
"Und du?"
"Ich bin Antihistaminiker."
"Ahh, was darfst du alles nicht essen?"
"Erdbeeren ... und eeeh, vieles nicht."
Von kleinen Pannen abgesehen - eine wunderbare Stunde. Von meinen StudentInnen für meine Zwerge erfunden. Alle sind glücklich.
Nachbesprechung:
"Wie lange hat die Vorbereitung gedauert?"
"Ein paar Stunden."
"Alle vier, d.h. ein Dutzend Stunden Vorbereitung für eine Stunde Unterricht. Nicht sehr effizient."
"Wo haben Sie denn das Material her?"
"Überall gesammelt, aus dem Wald, von einem Bauernhof geholt, einiges haben wir gekauft ..."
"Lehrer, die sich engagieren, die zahlen drauf?"
"Machen wir ja nicht jeden Tag."
"Genau. Aber später werden sie nicht eine einzige Klasse drei Wochen unterrichten, sondern acht Klassen zehn Monate."
"Das kann ich mir beim besten Willen noch nicht vorstellen."
"Und was machen wir jetzt mit den Resten? Dem abgegriffenen Gemüse, den angeniesten Äpfeln, dem nassen Holz?
"Wegschmeißen."
"Und die Lernziele? Was haben die Kinder gelernt?"
"Nüchtern betrachtet haben sie Nüsse gerochen, in Büchern geblättert, Äpfel gegessen, Kartoffel erfühlt, Hühner gehört."
Keine Sorge, die echte Nachbesprechung ist natürlich positiv verlaufen: Lob, Anerkennung, Freude. "Eine schöne Stunde."
Wie sollen wir die Studierenden auf die nüchterne Realität vorbereiten?
Lassen wir sie einfach anrennen!
teacher - am Mittwoch, 7. April 2010, 20:08
2x Imagewandel. 1x positiv, 1x negativ.
1960: ------------------------------------------------------
"Diese schwulen Brüder ruinieren unsere Kinder."
Applaus von allen Seiten.
"Die Lehrer sind an allem schuld."
Hat niemand gedacht, niemand gesagt.
2010: ------------------------------------------------------
"Die Lehrer ruinieren unsere Kinder."
Applaus von allen Seiten.
"Die Schwulen sind an allem schuld."
Denkt niemand, sagt niemand.
1960-2010: -----------------------------------------------
Schwule sind Schwule geblieben, Lehrer Lehrer.
Woher kommt der Imagewandel?
Plus: Cui bono?
1960: ------------------------------------------------------
"Diese schwulen Brüder ruinieren unsere Kinder."
Applaus von allen Seiten.
"Die Lehrer sind an allem schuld."
Hat niemand gedacht, niemand gesagt.
2010: ------------------------------------------------------
"Die Lehrer ruinieren unsere Kinder."
Applaus von allen Seiten.
"Die Schwulen sind an allem schuld."
Denkt niemand, sagt niemand.
1960-2010: -----------------------------------------------
Schwule sind Schwule geblieben, Lehrer Lehrer.
Woher kommt der Imagewandel?
Plus: Cui bono?
teacher - am Montag, 5. April 2010, 12:30
Einleitende Frage:
Haben Sie jemals Fotos von den tausenden Opfern der Attentate von 9/11 gesehen? Gab es da keine Leichen? Keine Fotografen? Keine Interessen?
"Einige der Fotografien in dieser Ausstellung können schockieren. Das KUNST HAUS WIEN rät daher besonders sensiblen Menschen von einem Besuch der Ausstellung ("Kontroversen. Justiz, Ethik und Fotografie") ab. Personen unter 14 Jahren ist der Zutritt nicht gestattet."
Der teacher rät besonders sensiblen Menschen und Personen unter 14 Jahren von einem Besuch dieser Ausstellung NICHT ab. Vielmehr rät er den Veranstaltern und Juristen einen Blick ins Internet, in die Zeitung oder einfach ins normale Alltagsleben zu werfen. Das könnte sie schockieren.
Wohlgemerkt:
Ich mag diese Ausstellung, sie ist für Medienpädagogen förmlich maßgeschneidert. Für Kunstinteressierte eher weniger. Unter den 100 Bildern finden sich zahlreiche, die in den letzten Jahrzehnten Schlagzeilen gemacht haben. Von Künstlern, Journalisten und seltsamen Gestalten hervorgebracht, um für Aufmerksamkeit, Geld, Ablenkung, Manipulation, Werbung oder schlicht Aufregung zu sorgen. Heute provozieren am ehesten noch Sujets, denen pädophile Neigungen zugeschrieben werden müssen, aber keines der Bilder besitzt auch nur den Hauch jener Sprengkraft, die im Internet millionenfach zu finden ist.
Also: Verbieten wir das Internet! Für sensible Menschen und Personen unter 14 Jahren. Sonst machen sich die Kuratoren dieser Ausstellung mit ihrer Warnung und dem Jugendverbot lächerlich.
Soviel zu meinen Kontroversen.
Übrigens: Die Antwort auf meine einleitende Frage erfahren Sie bei einer Führung durch das Kunst Haus Wien. Nennen Sie das ruhig: Manipulative Werbung. Von meinen SchülerInnen erwarte ich das.
Haben Sie jemals Fotos von den tausenden Opfern der Attentate von 9/11 gesehen? Gab es da keine Leichen? Keine Fotografen? Keine Interessen?
"Einige der Fotografien in dieser Ausstellung können schockieren. Das KUNST HAUS WIEN rät daher besonders sensiblen Menschen von einem Besuch der Ausstellung ("Kontroversen. Justiz, Ethik und Fotografie") ab. Personen unter 14 Jahren ist der Zutritt nicht gestattet."
Der teacher rät besonders sensiblen Menschen und Personen unter 14 Jahren von einem Besuch dieser Ausstellung NICHT ab. Vielmehr rät er den Veranstaltern und Juristen einen Blick ins Internet, in die Zeitung oder einfach ins normale Alltagsleben zu werfen. Das könnte sie schockieren.
Wohlgemerkt:
Ich mag diese Ausstellung, sie ist für Medienpädagogen förmlich maßgeschneidert. Für Kunstinteressierte eher weniger. Unter den 100 Bildern finden sich zahlreiche, die in den letzten Jahrzehnten Schlagzeilen gemacht haben. Von Künstlern, Journalisten und seltsamen Gestalten hervorgebracht, um für Aufmerksamkeit, Geld, Ablenkung, Manipulation, Werbung oder schlicht Aufregung zu sorgen. Heute provozieren am ehesten noch Sujets, denen pädophile Neigungen zugeschrieben werden müssen, aber keines der Bilder besitzt auch nur den Hauch jener Sprengkraft, die im Internet millionenfach zu finden ist.
Also: Verbieten wir das Internet! Für sensible Menschen und Personen unter 14 Jahren. Sonst machen sich die Kuratoren dieser Ausstellung mit ihrer Warnung und dem Jugendverbot lächerlich.
Soviel zu meinen Kontroversen.
Übrigens: Die Antwort auf meine einleitende Frage erfahren Sie bei einer Führung durch das Kunst Haus Wien. Nennen Sie das ruhig: Manipulative Werbung. Von meinen SchülerInnen erwarte ich das.
teacher - am Mittwoch, 31. März 2010, 20:10
Vor Weihnachten und Ostern geben viele Schulen ihren Kindern die Möglichkeit zum Besuch einer Messfeier. Die Schulmessen werden immer jugendlicher gestaltet, die Jugendlichen gehen immer seltener hin.
Deswegen herrscht für die LehrerInnen normale Unterrichtspflicht, bloß fehlen die meisten Kinder. Komischerweise sind sie weder in der Kirche noch in der Klassen. Feiern wo anders?
Ich sitze im EDV-Saal und beaufsichtige jene SchülerInnen, die wegen ihrer religiösen Bekenntnisse nicht zur Ostermesse gehen.
Eine Hälfte startet sofort auf "facebook". So klären sie, was die anderen gerade tun (und lassen) oder testen die Rubrik "Spiele" aus.
Einige Jungs sind unentschlossen und blicken vorsichtig herum. Das weckt meine berufliche Neugier. Dann sehe ich Videos über die Schirme flimmern und frage mich (und den Ober-Neerd), woher diese stammen.
"Ahhhh ... das dürfen sie aber nicht weitersagen, also dem Admin und so."
"Ich nehme ja an, dass er das weiß. Er kennt doch das System in- und auswendig."
"Naja ... das Laufwerk haben wir selbst erstellt."
"Ok. Wie komme ich da rein?"
"Gehen Sie auf Ausführen - Doppel-Slash und geben sie xx ein."
Er sagt das mit dem Stolz der Eingeweihten, sonst hätte er geschwiegen.
Ich sehe ein paar Ordner mit Spielen und Filmen, deren Herkunft nicht eindeutig zu klären ist. Sag' ich mal. (Ein Stapel geklauter DVDs hätte mich umgehauen, aber in digitaler Form wird Diebstahl augenzwinkernd akzeptiert.)
Schon stehen die nächsten Kinder da:
"Dürfen wir American Pie?"
"Das ist doch ab 14 ... und es geht um Sex, oder?"
Sie widersprechen nicht und zeigen auf Anhieb ein paar saftige Szenen, die mich von einem Verbot überzeugen. Stolz der Eingeweihten?
(Ich recherchiere später: FSK 12)
"Aber wir schauen das zuhause auch!"
"Das glaube ich gerne. Hier in der Schule darf ich euch das trotzdem nicht erlauben."
"Na geh! Das muss ja niemand wissen."
Scheinbar gehört die Schule zu den allerletzten Orten, an denen Kinder nicht alles dürfen. Wo man sich an Gesetze hält.
Auch deshalb sind wir uncool, unbeliebt und urfad.
Deswegen herrscht für die LehrerInnen normale Unterrichtspflicht, bloß fehlen die meisten Kinder. Komischerweise sind sie weder in der Kirche noch in der Klassen. Feiern wo anders?
Ich sitze im EDV-Saal und beaufsichtige jene SchülerInnen, die wegen ihrer religiösen Bekenntnisse nicht zur Ostermesse gehen.
Eine Hälfte startet sofort auf "facebook". So klären sie, was die anderen gerade tun (und lassen) oder testen die Rubrik "Spiele" aus.
Einige Jungs sind unentschlossen und blicken vorsichtig herum. Das weckt meine berufliche Neugier. Dann sehe ich Videos über die Schirme flimmern und frage mich (und den Ober-Neerd), woher diese stammen.
"Ahhhh ... das dürfen sie aber nicht weitersagen, also dem Admin und so."
"Ich nehme ja an, dass er das weiß. Er kennt doch das System in- und auswendig."
"Naja ... das Laufwerk haben wir selbst erstellt."
"Ok. Wie komme ich da rein?"
"Gehen Sie auf Ausführen - Doppel-Slash und geben sie xx ein."
Er sagt das mit dem Stolz der Eingeweihten, sonst hätte er geschwiegen.
Ich sehe ein paar Ordner mit Spielen und Filmen, deren Herkunft nicht eindeutig zu klären ist. Sag' ich mal. (Ein Stapel geklauter DVDs hätte mich umgehauen, aber in digitaler Form wird Diebstahl augenzwinkernd akzeptiert.)
Schon stehen die nächsten Kinder da:
"Dürfen wir American Pie?"
"Das ist doch ab 14 ... und es geht um Sex, oder?"
Sie widersprechen nicht und zeigen auf Anhieb ein paar saftige Szenen, die mich von einem Verbot überzeugen. Stolz der Eingeweihten?
(Ich recherchiere später: FSK 12)
"Aber wir schauen das zuhause auch!"
"Das glaube ich gerne. Hier in der Schule darf ich euch das trotzdem nicht erlauben."
"Na geh! Das muss ja niemand wissen."
Scheinbar gehört die Schule zu den allerletzten Orten, an denen Kinder nicht alles dürfen. Wo man sich an Gesetze hält.
Auch deshalb sind wir uncool, unbeliebt und urfad.
teacher - am Samstag, 27. März 2010, 15:55
Donnerstag in der fünften Stunde habe ich "ein Fenster": Ein Loch in meinem Stundenplan, das ständig mit Überraschungen gefüllt wird.
Dieses Mal darf ich in eine unbekannte Klasse mit 15 Mädchen im netten Alter von 13 Jahren gehen. Sie hätten Sport, aber das darf ich - als Mann - nicht leiten.
"Können wir in den EDV-Saal gehen?", lautet die erste Frage. Mein mentales Wörterbuch SchülerIn-Deutsch deutet das sofort um: "Dürfen wir Computer spielen?"
Spiel statt Sport, warum nicht.
"Schau mal hinunter, ob ein Saal frei ist."
Minuten später: "Ja, der Saal 3."
Minuten später: Saal drei ist belegt, das Mädchen hat einfach die schwer gängige Tür nicht öffen können.
Minuten später, zurück in der Klasse: "Dürfen wir Musik hören ... essen ... uns zusammen setzen ... Stadt-Land-Fluss spielen ..."
"Ja, ja, ja. Aber im Flüsterton, ich muss noch etwas korrigieren."
Minuten später steht ein blondes Engelchen vor meinem Tisch:
"Haben Sie Kinder?"
"Ja."
"Die tun mir leid."
Ich schaue pikiert auf, das Mädchen dreht sich um und geht in ihre Bank zurück, wo sie lachend empfangen wird.
Das Spiel lautet scheinbar: Beleidigen wir den Lehrer, wenn uns fad ist.
Ich schalte auf Ignorieren und warte - mit dem Rotstift in der Hand - auf den Pausengong.
Dieses Mal darf ich in eine unbekannte Klasse mit 15 Mädchen im netten Alter von 13 Jahren gehen. Sie hätten Sport, aber das darf ich - als Mann - nicht leiten.
"Können wir in den EDV-Saal gehen?", lautet die erste Frage. Mein mentales Wörterbuch SchülerIn-Deutsch deutet das sofort um: "Dürfen wir Computer spielen?"
Spiel statt Sport, warum nicht.
"Schau mal hinunter, ob ein Saal frei ist."
Minuten später: "Ja, der Saal 3."
Minuten später: Saal drei ist belegt, das Mädchen hat einfach die schwer gängige Tür nicht öffen können.
Minuten später, zurück in der Klasse: "Dürfen wir Musik hören ... essen ... uns zusammen setzen ... Stadt-Land-Fluss spielen ..."
"Ja, ja, ja. Aber im Flüsterton, ich muss noch etwas korrigieren."
Minuten später steht ein blondes Engelchen vor meinem Tisch:
"Haben Sie Kinder?"
"Ja."
"Die tun mir leid."
Ich schaue pikiert auf, das Mädchen dreht sich um und geht in ihre Bank zurück, wo sie lachend empfangen wird.
Das Spiel lautet scheinbar: Beleidigen wir den Lehrer, wenn uns fad ist.
Ich schalte auf Ignorieren und warte - mit dem Rotstift in der Hand - auf den Pausengong.
teacher - am Dienstag, 23. März 2010, 20:20
"Können Sie mir Lieder geben?"
Kätzchen21 zückt ihr Iphone und wartet.
Ich ziehe mein Handy aus der Schutzhülle:
"Wie geht das?"
"Über Bluetooth."
"Das habe ich deaktiviert."
"Gehen Sie in die Einstellungen ..."
OK. Es interessiert mich, wie meine SchülerInnen ihre Songs austauschen, aber die beiden Apples verstehen einander nicht - es kommt keine Verbindung zustande.
Kätzchen21 hat in der Zwischenzeit neugierig meine Apps begutachtet: "Die möchte ich auch haben."
Dafür will sie mir ihren Account bei "Netlog" vorführen.
"Schauen Sie, ich bin kätzchen21. Der Typ da hat mir was Süßes geschrieben: Bei deinem lächeln schmelze ich dahin. Süß, was?"
Sie zeigt mir stolz ein Foto von ihrem heimlichen Verehrer:
"Er ist 23!"
"Hast Du auch so ein Foto hochgeladen?"
"Sicher."
"Zeigst du mir's?"
"Warum? Das schaut so aus wie ich!!!"
Logisch.
Sie zeigt mir ihren Account. Hübsches Foto, braungebranntes, gleichmäßiges Gesicht, lange schwarze Haare. Attraktives Mädchen.
"Da schaust du aus wie 16!"
"Ich habe mich aber für 21 ausgegeben!"
"Der Typ glaubt das vielleicht!"
"Na sicher. Auf dem Foto sieht man ja nicht, dass ich noch keinen Busen hab."
kätzchen21 ist 10 Jahre alt.
Kätzchen21 zückt ihr Iphone und wartet.
Ich ziehe mein Handy aus der Schutzhülle:
"Wie geht das?"
"Über Bluetooth."
"Das habe ich deaktiviert."
"Gehen Sie in die Einstellungen ..."
OK. Es interessiert mich, wie meine SchülerInnen ihre Songs austauschen, aber die beiden Apples verstehen einander nicht - es kommt keine Verbindung zustande.
Kätzchen21 hat in der Zwischenzeit neugierig meine Apps begutachtet: "Die möchte ich auch haben."
Dafür will sie mir ihren Account bei "Netlog" vorführen.
"Schauen Sie, ich bin kätzchen21. Der Typ da hat mir was Süßes geschrieben: Bei deinem lächeln schmelze ich dahin. Süß, was?"
Sie zeigt mir stolz ein Foto von ihrem heimlichen Verehrer:
"Er ist 23!"
"Hast Du auch so ein Foto hochgeladen?"
"Sicher."
"Zeigst du mir's?"
"Warum? Das schaut so aus wie ich!!!"
Logisch.
Sie zeigt mir ihren Account. Hübsches Foto, braungebranntes, gleichmäßiges Gesicht, lange schwarze Haare. Attraktives Mädchen.
"Da schaust du aus wie 16!"
"Ich habe mich aber für 21 ausgegeben!"
"Der Typ glaubt das vielleicht!"
"Na sicher. Auf dem Foto sieht man ja nicht, dass ich noch keinen Busen hab."
kätzchen21 ist 10 Jahre alt.
teacher - am Freitag, 19. März 2010, 15:53
Ich nütze gerne das Angebot von www.zis.at und arbeite mit aktuellen Tageszeitungen in diversen Klassen.
Eine dritte Klasse bekommt regelmäßig den "Kurier" und bastelt daraus eine höchstpersönliche, eigene Zeitung im A4-Format. Lesen, Interessantes ausschneiden, neu formatieren, erklären, hinterfragen, kommentieren. Das kommt gut an und ist m.E. sinnvolle Medienarbeit.
"Darf ich auch eigene Zeitungen verwenden?"
"Ja, gerne."
Meine anfängliche Freude verebbt, als ich sehe, dass immer mehr Kinder die Gratiszeitungen von der Schnellbahn auspacken: Mehr Buntes. Mehr Promis. Weniger Information.
"Was bedeutet das?"
Ein unauffälliger Zwölfjähriger zeigt mir das krude Titelblatt von ""Heute"": VATER TRANK, KIND (3) FROR IM KALTEN AUTO.
"Wo ist das Problem", überlege und frage ich.
"Was heißt trank?"
"Das kommt von trinken."
"Aha. Hat er getrunken?"
"Ja. Und was glaubst du hat er getrunken?"
Statt einer Antwort kommt eine eindeutige Handbewegung.
KIND (3) konnte der Jüngling richtig einordnen, aber danach herrschte wieder Verwirrung:
"Und fror, was heißt das?"
"Kommt von frieren."
Übrigens:
Deutsch ist seine Muttersprache und wir sind in der dritten Klasse Gymnasium. Da beginnen wir mit der zweiten Fremdsprache, Latein oder Französisch. Aber das Präteritum (die gute alte Mitvergangenheit) verschwindet in Österreich aus der Umgangssprache. Und unserer Schüler(Innen) Lesekompetenz wird uns bei der nächsten PISA-Studie wieder Sorgen machen.
Eine dritte Klasse bekommt regelmäßig den "Kurier" und bastelt daraus eine höchstpersönliche, eigene Zeitung im A4-Format. Lesen, Interessantes ausschneiden, neu formatieren, erklären, hinterfragen, kommentieren. Das kommt gut an und ist m.E. sinnvolle Medienarbeit.
"Darf ich auch eigene Zeitungen verwenden?"
"Ja, gerne."
Meine anfängliche Freude verebbt, als ich sehe, dass immer mehr Kinder die Gratiszeitungen von der Schnellbahn auspacken: Mehr Buntes. Mehr Promis. Weniger Information.
"Was bedeutet das?"
Ein unauffälliger Zwölfjähriger zeigt mir das krude Titelblatt von ""Heute"": VATER TRANK, KIND (3) FROR IM KALTEN AUTO.
"Wo ist das Problem", überlege und frage ich.
"Was heißt trank?"
"Das kommt von trinken."
"Aha. Hat er getrunken?"
"Ja. Und was glaubst du hat er getrunken?"
Statt einer Antwort kommt eine eindeutige Handbewegung.
KIND (3) konnte der Jüngling richtig einordnen, aber danach herrschte wieder Verwirrung:
"Und fror, was heißt das?"
"Kommt von frieren."
Übrigens:
Deutsch ist seine Muttersprache und wir sind in der dritten Klasse Gymnasium. Da beginnen wir mit der zweiten Fremdsprache, Latein oder Französisch. Aber das Präteritum (die gute alte Mitvergangenheit) verschwindet in Österreich aus der Umgangssprache. Und unserer Schüler(
teacher - am Samstag, 13. März 2010, 11:15