Die Zeit der Korrekturen ist hereingebrochen, die Fachbereichsarbeiten (FBA) der Maturanten müssen bewertet werden. Plötzlich finden sich auch Lehrer, die niemals schriftliche Arbeiten beurteilen (Bildnerische Erziehung, Religion, Psychologie ...), in der Rolle, 30-70-seitige Recherchen zu benoten.
"Geh, Du hast doch schon mehrere korrigiert."
"Ja, warum?"
"Kannst Du dir mal meine Begründung durchlesen?"
"O.K."
Heuer haben sich zwei KollegInnen vertrauensvoll an mich gewandt.
Was mir auffiel, ist die völlig unterschiedliche Gewichtung von eigenständigem Denken.
Lehrer 1:
"Ich habe der Kandidatin mehrmals gesagt, wo noch Probleme zu lösen und Lücken zu füllen sind. Aber sie hat nicht auf mich gehört."
Negativ.
Lehrer 2:
"Sie hat zwar Anregungen aufgenommen, aber - was ich noch besser finde - bei weitem nicht alle. Manchmal beharrt sie auf ihrer Meinung.
Positiv.
Meine Forderung: Transparenz der Notengebung.
Die Schüler sollen genau wissen, was verlangt wird. Das trifft selten zu und ist individuell sehr unterschiedlich. Dann hagelt es (meist versteckte) Beschwerden: "Der ist so unfair!"
Leider erkennt man erst beim Korrigieren der zigsten Arbeit, worauf man selbst besonderen Wert legt. Wenn überhaupt (Reflexion darüber stattfindet)! Erst die dritte Korrektur kann gelingen - falls bis dahin nicht die x-ste Reform alles übern Haufen geworfen hat.
Ich verrate es ungern: Wir Lehrer haben keine Ahnung von Leistungsbeurteilung und -bewertung. Wir tun es bloß. Irgendwie. Aus dem Bauch heraus.
"Geh, Du hast doch schon mehrere korrigiert."
"Ja, warum?"
"Kannst Du dir mal meine Begründung durchlesen?"
"O.K."
Heuer haben sich zwei KollegInnen vertrauensvoll an mich gewandt.
Was mir auffiel, ist die völlig unterschiedliche Gewichtung von eigenständigem Denken.
Lehrer 1:
"Ich habe der Kandidatin mehrmals gesagt, wo noch Probleme zu lösen und Lücken zu füllen sind. Aber sie hat nicht auf mich gehört."
Negativ.
Lehrer 2:
"Sie hat zwar Anregungen aufgenommen, aber - was ich noch besser finde - bei weitem nicht alle. Manchmal beharrt sie auf ihrer Meinung.
Positiv.
Meine Forderung: Transparenz der Notengebung.
Die Schüler sollen genau wissen, was verlangt wird. Das trifft selten zu und ist individuell sehr unterschiedlich. Dann hagelt es (meist versteckte) Beschwerden: "Der ist so unfair!"
Leider erkennt man erst beim Korrigieren der zigsten Arbeit, worauf man selbst besonderen Wert legt. Wenn überhaupt (Reflexion darüber stattfindet)! Erst die dritte Korrektur kann gelingen - falls bis dahin nicht die x-ste Reform alles übern Haufen geworfen hat.
Ich verrate es ungern: Wir Lehrer haben keine Ahnung von Leistungsbeurteilung und -bewertung. Wir tun es bloß. Irgendwie. Aus dem Bauch heraus.
teacher - am Montag, 5. März 2007, 18:23
"Habt Ihr den gestrigen Abend schon abgerechnet?"
"Ja ... leider."
"Was ist passiert?"
"Wir haben für 70 Euro eingekauft, aber nur 40 Euro eingenommen."
"Das ist blöd!"
"Naja, wir haben uns wenigstens ein gutes Abendessen gemacht."
"Und was habt ihr aus dem Debakel gelernt?"
"Dass man niemals FREIE SPENDE zu einem Buffet schreiben darf."
"Ja, das stimmt. Da waren zu viele, die Sekt-Orange getrunken haben ... und Mineralwasser gespendet."
Ende einer künstlerischen Performance: Theater, Musik, Ausdruckstanz. Ganz modern, minimalistisch, progressiv. Nur beim Essen und Spenden das Übliche: Defizit für die Veranstalter. Die Schüler nehmen's gelassen hin, beim nächsten Mal kostet jedes Brötchen wieder 1,50 Euro. Ohne Trinkgeld und ohne Steuern.
"Und wir werden uns genauer absprechen müssen. Wir haben FREIE SPENDE nur geschrieben, weil wir uns auf keine Preise für die Käsehäppchen und die Aufstriche einigen konnten."
Sagt man nicht: Lehrgeld zahlen?
"Ja ... leider."
"Was ist passiert?"
"Wir haben für 70 Euro eingekauft, aber nur 40 Euro eingenommen."
"Das ist blöd!"
"Naja, wir haben uns wenigstens ein gutes Abendessen gemacht."
"Und was habt ihr aus dem Debakel gelernt?"
"Dass man niemals FREIE SPENDE zu einem Buffet schreiben darf."
"Ja, das stimmt. Da waren zu viele, die Sekt-Orange getrunken haben ... und Mineralwasser gespendet."
Ende einer künstlerischen Performance: Theater, Musik, Ausdruckstanz. Ganz modern, minimalistisch, progressiv. Nur beim Essen und Spenden das Übliche: Defizit für die Veranstalter. Die Schüler nehmen's gelassen hin, beim nächsten Mal kostet jedes Brötchen wieder 1,50 Euro. Ohne Trinkgeld und ohne Steuern.
"Und wir werden uns genauer absprechen müssen. Wir haben FREIE SPENDE nur geschrieben, weil wir uns auf keine Preise für die Käsehäppchen und die Aufstriche einigen konnten."
Sagt man nicht: Lehrgeld zahlen?
teacher - am Samstag, 3. März 2007, 20:02
Kollegin T. sitzt beim Schreibtisch und fragt rhetorisch: "Bin ich eigentlich bei der Polizei?"
Mein entschlossenes "Nein" genügt ihr nicht.
"Seit Wochen kontrolliere ich jetzt die Entschuldigungen und vergleiche die Unterschriften."
"Warum?"
"Die Jacqui unterschreibt gerne selbst."
"Sie fälscht die Unterschrift ihrer Mutter?"
"Das behaupte ich. Nur die Jacqui gibt es nicht zu ... und die Mutter hält zu ihrer Tochter."
"Ja, dann ist das nicht mehr deine Sache. Die Mutter deckt offensichtlich den Betrug ihrer Tochter."
"Genau. Obwohl sie oft gar nicht weiß, wo die Jacqui ist oder war ... mir sagt sie ins Gesicht, dass ihre Unterschrift auch mal so aussehen kann."
"Sie belügt dich also."
"Davon muss ich ausgehen. Schau dir diese Unterschrift an ... ein Kindergekritzel ... eindeutig Jacqui."
"Vorschlag: Was passiert, wenn du das nicht bemerkst?"
Erstauntes Gesicht.
Nachfrage: "Bist Du bei der Polizei?"
Epilog Unterschriftenfälschung.
Früher: Skandal, Disziplinarkonferenz, entsetzte Eltern, Strafe.
Heute: Beschwichtigung, mitspielende Eltern, keine Konsequenz.
Morgen: Ignorieren, Wegschauen. "Wenn es keine Konsequenzen hat, dann brauch' ich auch nichts unternehmen."
Liebe Gesellschaft - du willst es so, unsere Kinder lernen es so. Wir werden es so haben.
Mein entschlossenes "Nein" genügt ihr nicht.
"Seit Wochen kontrolliere ich jetzt die Entschuldigungen und vergleiche die Unterschriften."
"Warum?"
"Die Jacqui unterschreibt gerne selbst."
"Sie fälscht die Unterschrift ihrer Mutter?"
"Das behaupte ich. Nur die Jacqui gibt es nicht zu ... und die Mutter hält zu ihrer Tochter."
"Ja, dann ist das nicht mehr deine Sache. Die Mutter deckt offensichtlich den Betrug ihrer Tochter."
"Genau. Obwohl sie oft gar nicht weiß, wo die Jacqui ist oder war ... mir sagt sie ins Gesicht, dass ihre Unterschrift auch mal so aussehen kann."
"Sie belügt dich also."
"Davon muss ich ausgehen. Schau dir diese Unterschrift an ... ein Kindergekritzel ... eindeutig Jacqui."
"Vorschlag: Was passiert, wenn du das nicht bemerkst?"
Erstauntes Gesicht.
Nachfrage: "Bist Du bei der Polizei?"
Epilog Unterschriftenfälschung.
Früher: Skandal, Disziplinarkonferenz, entsetzte Eltern, Strafe.
Heute: Beschwichtigung, mitspielende Eltern, keine Konsequenz.
Morgen: Ignorieren, Wegschauen. "Wenn es keine Konsequenzen hat, dann brauch' ich auch nichts unternehmen."
Liebe Gesellschaft - du willst es so, unsere Kinder lernen es so. Wir werden es so haben.
teacher - am Donnerstag, 1. März 2007, 14:12
Ski4free macht überzeugende Angebote: Ski all inclusive für 20 Euro: Bus. Ausrüstung. Lift. Unsere Schülervertretung macht mit, das Wetter nicht.
Über Nacht zieht ein ordentlicher Sturm auf, er flaut zwar langsam ab, aber etliche Eltern runzeln bedenklich die Stirn:
"Wollen Sie wirklich in die Berge fahren?"
"Gebucht ist gebucht."
Ich hatte wenig von umgestürzten Bäumen, verhinderten Zügen und abgetragenen Dächern gehört. Aber es gab sie.
Da erscheint der zweite Begleitlehrer in Hemd und Hose und legt sich fest: "Ich kann die Verantwortung dafür nicht übernehmen."
Wir ringen um eine Entscheidung. Die Schüler wollen fahren, ihre schnellen Bretter suchen Bestätigung, die Eltern mahnen zur Vorsicht. Die Reisevermittlung ist erst um halb neun erreichbar - bitte warten, bitte warten, bitte warten - und stellt klar: "Drei Lifte werden offen sein, sie haben keinen triftigen Grund zur Absage."
Ich übersetze: "Die wollen kein Geld zurückzahlen."
Wir telefonieren mit der Liftstation: "Ich rede zwar gegen mein Geschäft, aber ich würde nicht herauffahren!"
"Kinder, wisst ihr, was das bedeutet? Die lassen die Lifte ab und zu fahren, bei jeder Bö stehen wir schlotternd in den Bergen."
Der Direktor schaltet sich ein: "Ich kann Ihnen nur abraten."
Die Letztentscheidung bleibt an den Lehrern hängen. Die Schüler haben den Tag zwar organisiert, aber die Lehrer halten den Kopf hin.
Nach kurzer Überlegung - der Buschauffeur wird nervös - disponieren wir um. "Wir machen aus dem Skitag eine Exkursion nach Krems: Karikaturenmuseum, Uni Krems, Stadtrundgang."
Die Begeisterung der Schüler in den Skianzügen ist enden wollend, einige springen gleich ab und wollen nach Hause.
"Das geht nicht. Wer da bleibt, nimmt am regulären Unterricht teil."
Fünf Minuten zur Wahl, Gerät einsperren, ab in den Bus.
"Schönen Skitag!"
Über Nacht zieht ein ordentlicher Sturm auf, er flaut zwar langsam ab, aber etliche Eltern runzeln bedenklich die Stirn:
"Wollen Sie wirklich in die Berge fahren?"
"Gebucht ist gebucht."
Ich hatte wenig von umgestürzten Bäumen, verhinderten Zügen und abgetragenen Dächern gehört. Aber es gab sie.
Da erscheint der zweite Begleitlehrer in Hemd und Hose und legt sich fest: "Ich kann die Verantwortung dafür nicht übernehmen."
Wir ringen um eine Entscheidung. Die Schüler wollen fahren, ihre schnellen Bretter suchen Bestätigung, die Eltern mahnen zur Vorsicht. Die Reisevermittlung ist erst um halb neun erreichbar - bitte warten, bitte warten, bitte warten - und stellt klar: "Drei Lifte werden offen sein, sie haben keinen triftigen Grund zur Absage."
Ich übersetze: "Die wollen kein Geld zurückzahlen."
Wir telefonieren mit der Liftstation: "Ich rede zwar gegen mein Geschäft, aber ich würde nicht herauffahren!"
"Kinder, wisst ihr, was das bedeutet? Die lassen die Lifte ab und zu fahren, bei jeder Bö stehen wir schlotternd in den Bergen."
Der Direktor schaltet sich ein: "Ich kann Ihnen nur abraten."
Die Letztentscheidung bleibt an den Lehrern hängen. Die Schüler haben den Tag zwar organisiert, aber die Lehrer halten den Kopf hin.
Nach kurzer Überlegung - der Buschauffeur wird nervös - disponieren wir um. "Wir machen aus dem Skitag eine Exkursion nach Krems: Karikaturenmuseum, Uni Krems, Stadtrundgang."
Die Begeisterung der Schüler in den Skianzügen ist enden wollend, einige springen gleich ab und wollen nach Hause.
"Das geht nicht. Wer da bleibt, nimmt am regulären Unterricht teil."
Fünf Minuten zur Wahl, Gerät einsperren, ab in den Bus.
"Schönen Skitag!"
teacher - am Dienstag, 27. Februar 2007, 18:38
Die letzten Stunden vor den Ferien sind fad, keiner will mehr.
"Putzen Sie Ihre Schuhe selber?"will ein Mädchen wissen fragt ein Mädchen, dem meine glänzenden Sneaker aufgefallen sind, gelangweilt (!)
"Nein ... Fewa-Wolle gewaschen."
"Die sond doch neu!" weiß die Nachbarin.
"Wollt ihr meine Schuhgröße auch wissen?"
"Nein, aber wie alt sind Sie eigentlich?"
"Hallo! So was fragt man eine Dame nicht."
"Da müssen Sie aber noch viel ausstopfen ... "
Kicher, kicher.
Ich teile zwischendurch Kopien aus und versuche die Arbeit als Intelligenztest zu verkaufen:
"Mit wirtschaftlichem Hausverstand kommt ihr gut weiter."
"Haha .. BILLA-Werbung. Kennen Sie den Herrn Hausverstand?"
Ich überhöre den Ablenkungsversuch.
"Fahren Sie mit uns nach Dublin mit?"
"Wieso? Das organisieren schon zwei andere Kolleginnen."
"Ja, aber wir brauchen einen Mann ... zum Aufpassen für unsere Burschen ... wenn sich die verlieben oder so."
"Nein, nein ... da müssen die richtigen Schüler und die richtigen Lehrer zusammenkommen, damit ich eine Auslandsexkursion mache."
"Na eben! Die Schüler hätten wir schon. Und den richtigen Lehrer suchen wir gerade."
"1:0"
Ich zeichne eine Grafik an die Tafel, um zur Sache zurückzukommen.
"Eine Frage, Herr Professor."
"Ja?"
"Ahhh ... schneiden Sie ihren Bart eigentlich selber?"
"Was ist loooos?"
"Der ist nämlich schief!"
"Wo?"
"Na da unten ..."
So geht es durch die ganze letzte Stunde. Vor den Semesterferien.
"Gell, wir sind schon gut!"
"Wer? Wo?"
"Wir! Wir können Sie eine ganze Stunde vom Unterricht ablenken."
"So lange ich dafür bezahlt werde ..."
"Putzen Sie Ihre Schuhe selber?"
"Nein ... Fewa-Wolle gewaschen."
"Die sond doch neu!" weiß die Nachbarin.
"Wollt ihr meine Schuhgröße auch wissen?"
"Nein, aber wie alt sind Sie eigentlich?"
"Hallo! So was fragt man eine Dame nicht."
"Da müssen Sie aber noch viel ausstopfen ... "
Kicher, kicher.
Ich teile zwischendurch Kopien aus und versuche die Arbeit als Intelligenztest zu verkaufen:
"Mit wirtschaftlichem Hausverstand kommt ihr gut weiter."
"Haha .. BILLA-Werbung. Kennen Sie den Herrn Hausverstand?"
Ich überhöre den Ablenkungsversuch.
"Fahren Sie mit uns nach Dublin mit?"
"Wieso? Das organisieren schon zwei andere Kolleginnen."
"Ja, aber wir brauchen einen Mann ... zum Aufpassen für unsere Burschen ... wenn sich die verlieben oder so."
"Nein, nein ... da müssen die richtigen Schüler und die richtigen Lehrer zusammenkommen, damit ich eine Auslandsexkursion mache."
"Na eben! Die Schüler hätten wir schon. Und den richtigen Lehrer suchen wir gerade."
"1:0"
Ich zeichne eine Grafik an die Tafel, um zur Sache zurückzukommen.
"Eine Frage, Herr Professor."
"Ja?"
"Ahhh ... schneiden Sie ihren Bart eigentlich selber?"
"Was ist loooos?"
"Der ist nämlich schief!"
"Wo?"
"Na da unten ..."
So geht es durch die ganze letzte Stunde. Vor den Semesterferien.
"Gell, wir sind schon gut!"
"Wer? Wo?"
"Wir! Wir können Sie eine ganze Stunde vom Unterricht ablenken."
"So lange ich dafür bezahlt werde ..."
teacher - am Dienstag, 20. Februar 2007, 07:55
Die Bedeutung von "Arsch" und "Tussi" prüfte ein Grundschullehrer ab (aus: "Heute", von gestern :-). Disziplinarstrafe!
Hoppala, jetzt heißt es Obacht geben. Schnell geht mir was "am Arsch vorbei" - auch mitten in der Klasse. Und ein simples Grammatikproblem bekämpfe ich seit Jahren mit der einprägsamen "Tussiregel".
Droht mir eine saftige Pönale?
Sprung in die fünfte Klasse.
"Herr Professor, kann man Erdöl nicht irgendwie herstellen?"
"Nicht ganz einfach."
"Und wie?"
"Man nehme ein Aquarium. Hast Du eines?"
"Ja."
"Gut. Fische rein, Krebse, Plankton ... und vielleicht die Katze."
Aufregung in der Klasse. Böser Lehrer! Tierquäler. Politisch und ökologisch und sozial unkorrekt. Und überhaupt ...
" ... dann ein paar tausend Meter Schlamm und Gestein drüber ... Das macht ordentlich Druck und Hitze."
Die tierfreundliche Erregung ebbt nicht gerade ab.
"Zum Schluss müsst ihr nur noch 200 Millionen Jahre warten. Fertig sind die fossilen Rohstoffe."
Ein cooler Bursche findet Freude am Rezept:
"Was ist da so schwer dran?"
"Die Katze ins Aquarium zu kriegen."
Ich erflehe Disziplinierungsmaßnahmen!
Hoppala, jetzt heißt es Obacht geben. Schnell geht mir was "am Arsch vorbei" - auch mitten in der Klasse. Und ein simples Grammatikproblem bekämpfe ich seit Jahren mit der einprägsamen "Tussiregel".
Droht mir eine saftige Pönale?
Sprung in die fünfte Klasse.
"Herr Professor, kann man Erdöl nicht irgendwie herstellen?"
"Nicht ganz einfach."
"Und wie?"
"Man nehme ein Aquarium. Hast Du eines?"
"Ja."
"Gut. Fische rein, Krebse, Plankton ... und vielleicht die Katze."
Aufregung in der Klasse. Böser Lehrer! Tierquäler. Politisch und ökologisch und sozial unkorrekt. Und überhaupt ...
" ... dann ein paar tausend Meter Schlamm und Gestein drüber ... Das macht ordentlich Druck und Hitze."
Die tierfreundliche Erregung ebbt nicht gerade ab.
"Zum Schluss müsst ihr nur noch 200 Millionen Jahre warten. Fertig sind die fossilen Rohstoffe."
Ein cooler Bursche findet Freude am Rezept:
"Was ist da so schwer dran?"
"Die Katze ins Aquarium zu kriegen."
Ich erflehe Disziplinierungsmaßnahmen!
teacher - am Freitag, 16. Februar 2007, 21:17
Als Carlo erscheint, traue ich meinen Augen nicht.
Als er vor zwei Jahren von der Schule abging, wehte der Hauch des coolen Surfers um sein schulterlanges blondes Haar. Seine zerrissenen Jeans hingen bis in die Kniekehlen, gleich darunter schlossen abgefuckte Turnschuhe ab.
Nie habe ich ihn anders gesehen, sogar bei der Maturfeier erschien er in kurzen Hosen und dem geborgten Anzugssakko seines Vaters. Die Mädchen ergossen sich in Öl, sagte mir ein intimer Kenner!
"Hallo! Wie schaust denn Du aus?", schießt es unwillkürlich aus meinem Mund.
Süffisantes Lachen im Vis-à-vis. Die Frage kommt ihm bekannt vor, die Antwort spart er sich.
"Was machst Du jetzt?" setze ich nach, um die Verlegenheit abzukürzen.
"Hab' Jus inskribiert."
Carlo erscheint in weißem Hemd und heller Hose, mit dunklem Gürtel um seine schlanke Hüfte, trägt blaue Lederschuhe mit beiger Sohle, Typ "Yachting in Saint Tropez", dunkles Leinensakko lässig um die linke Schulter gehängt. Das gekürzte Haar mit einer Spange korrekt nach hinten fixiert.
"Und? Ok?", spiegle ich seine kommunikative Kargheit.
"Ja, durchaus, gefällt mir."
Auch seine gewählten Worte gehören in sein neues Leben. Ich erfahre von einer Freundin, deren Vater an der Uni unterrichtet, und von seiner neuen Lebensphilosophie, die sich mit einem Wort umschreibt: Stil.
Als er vor zwei Jahren von der Schule abging, wehte der Hauch des coolen Surfers um sein schulterlanges blondes Haar. Seine zerrissenen Jeans hingen bis in die Kniekehlen, gleich darunter schlossen abgefuckte Turnschuhe ab.
Nie habe ich ihn anders gesehen, sogar bei der Maturfeier erschien er in kurzen Hosen und dem geborgten Anzugssakko seines Vaters. Die Mädchen ergossen sich in Öl, sagte mir ein intimer Kenner!
"Hallo! Wie schaust denn Du aus?", schießt es unwillkürlich aus meinem Mund.
Süffisantes Lachen im Vis-à-vis. Die Frage kommt ihm bekannt vor, die Antwort spart er sich.
"Was machst Du jetzt?" setze ich nach, um die Verlegenheit abzukürzen.
"Hab' Jus inskribiert."
Carlo erscheint in weißem Hemd und heller Hose, mit dunklem Gürtel um seine schlanke Hüfte, trägt blaue Lederschuhe mit beiger Sohle, Typ "Yachting in Saint Tropez", dunkles Leinensakko lässig um die linke Schulter gehängt. Das gekürzte Haar mit einer Spange korrekt nach hinten fixiert.
"Und? Ok?", spiegle ich seine kommunikative Kargheit.
"Ja, durchaus, gefällt mir."
Auch seine gewählten Worte gehören in sein neues Leben. Ich erfahre von einer Freundin, deren Vater an der Uni unterrichtet, und von seiner neuen Lebensphilosophie, die sich mit einem Wort umschreibt: Stil.
teacher - am Donnerstag, 15. Februar 2007, 21:41
BO ist zum Schlummerwort der letzten Jahre verkommen: Berufsorientierung.
Die Grundidee sieht vor, dass alle Lehrer unserer 13-14-jährigen einige Unterrichtstunden dem Thema Berufswahl widmen sollen. Der Biologe spricht vom Gärtner oder Forstwirt, die Deutschlehrerin simuliert Bewerbungsgespräche und die Latein-Kollegen saugen an ihren Fingern, was sonst.
Viel Herzblut legen wir in diese Orientierungshilfe nicht. Schließlich wollen wir die guten, braven Kinder bis zur Reifeprüfung bringen und nicht an die Konkurrenz der berufsbildenden Schulen verlieren.
Über wirre Umwege gelange ich zu einem österreichischen Spezifikum, der dualen Ausbildung.
"Wer nicht mehr lernen will, der lernt einen Beruf", meint einer, der weiß, wovon er spricht, auch wenn er sich in Gegensätzen verheddert.
"Du meinst, so ein Lehrling muss nicht mehr stundenlang in der Schule sitzen?"
"Stimmt."
"Und er verdient auch schon richtiges Geld."
"Genau."
Somit besprechen wir das Miteinander oder Nebeneinander von praktischem Lernen in den Betrieben und theoretischem Wissen aus den Berufschulen.
"Was macht man denn am Ende der Lehrzeit?", frage ich abschließend.
"Die Meisterprüfung."
"Na, da ist noch etwas zwischen dem Lehrling und dem Meister."
"Der Vizemeister."
Er weiß, wovon er spricht.
Die Grundidee sieht vor, dass alle Lehrer unserer 13-14-jährigen einige Unterrichtstunden dem Thema Berufswahl widmen sollen. Der Biologe spricht vom Gärtner oder Forstwirt, die Deutschlehrerin simuliert Bewerbungsgespräche und die Latein-Kollegen saugen an ihren Fingern, was sonst.
Viel Herzblut legen wir in diese Orientierungshilfe nicht. Schließlich wollen wir die guten, braven Kinder bis zur Reifeprüfung bringen und nicht an die Konkurrenz der berufsbildenden Schulen verlieren.
Über wirre Umwege gelange ich zu einem österreichischen Spezifikum, der dualen Ausbildung.
"Wer nicht mehr lernen will, der lernt einen Beruf", meint einer, der weiß, wovon er spricht, auch wenn er sich in Gegensätzen verheddert.
"Du meinst, so ein Lehrling muss nicht mehr stundenlang in der Schule sitzen?"
"Stimmt."
"Und er verdient auch schon richtiges Geld."
"Genau."
Somit besprechen wir das
"Was macht man denn am Ende der Lehrzeit?", frage ich abschließend.
"Die Meisterprüfung."
"Na, da ist noch etwas zwischen dem Lehrling und dem Meister."
"Der Vizemeister."
Er weiß, wovon er spricht.
teacher - am Mittwoch, 14. Februar 2007, 18:27
Jede amerikanische Jugend-Soap zelebriert das Ereignis: Ein neuer Schüler klemmt sich hinter den College-Stuhl. Die Drehbuchautoren (er)finden dazu alle möglichen Probleme, nur nicht die wirklichen.
Im Gegensatz zu den freudig herumziehenden Yankees praktizieren wir Österreicher die Mobilität von Hochgebirgen. Trotzdem sehe ich am Anfang des zweiten Semesters unbekannte Gesichter in den Klassen, z.B. Isabella.
"Woher kommst Du?"
Große Augen. Die Nachbarinnen klären auf: "Sie spricht nicht Deutsch."
Ich muss einen Hebel umlegen: "Where are you coming from?"
"From Costa Rica."
"Fine, that's one of my favourite countries."
Lächeln in Isabellas Augen, absolute Stille in der neugierig lauschenden Klasse.
"You don't speak german ... or french?"
"No german ... french, a little bit, but not in the last two years."
"Hablamos espagnol?"
"Si, por favor."
"Hola Isabella."
Ein Frechdachs nützt die folgende Stille:
"Sie reden ja wie Sponge Bob."
"Wer bitte?"
"Das ist so eine Zeichentrickfigur ... die redet Englisch mit einem lustigen französischen Akzent, so spitz ... wie ein Schwamm halt."
Grausiges Lachen.
"Hallo! Du kannst mich doch nicht so blamieren, beleidigen ... ich habe auch als Lehrer menschliche Gefühle! Ich bin doch keine Zeichentrickfigur mit einem doofen Akzent."
"Das war nur witzig gemeint."
Da kommt ein lustiges Halbjahr auf uns zu: Wir haben eine Austauschschülerin, die kein Deutsch versteht und einen Lehrer mit Zeichentrick-Englisch. Vamos!
Im Gegensatz zu den freudig herumziehenden Yankees praktizieren wir Österreicher die Mobilität von Hochgebirgen. Trotzdem sehe ich am Anfang des zweiten Semesters unbekannte Gesichter in den Klassen, z.B. Isabella.
"Woher kommst Du?"
Große Augen. Die Nachbarinnen klären auf: "Sie spricht nicht Deutsch."
Ich muss einen Hebel umlegen: "Where are you coming from?"
"From Costa Rica."
"Fine, that's one of my favourite countries."
Lächeln in Isabellas Augen, absolute Stille in der neugierig lauschenden Klasse.
"You don't speak german ... or french?"
"No german ... french, a little bit, but not in the last two years."
"Hablamos espagnol?"
"Si, por favor."
"Hola Isabella."
Ein Frechdachs nützt die folgende Stille:
"Sie reden ja wie Sponge Bob."
"Wer bitte?"
"Das ist so eine Zeichentrickfigur ... die redet Englisch mit einem lustigen französischen Akzent, so spitz ... wie ein Schwamm halt."
Grausiges Lachen.
"Hallo! Du kannst mich doch nicht so blamieren, beleidigen ... ich habe auch als Lehrer menschliche Gefühle! Ich bin doch keine Zeichentrickfigur mit einem doofen Akzent."
"Das war nur witzig gemeint."
Da kommt ein lustiges Halbjahr auf uns zu: Wir haben eine Austauschschülerin, die kein Deutsch versteht und einen Lehrer mit Zeichentrick-Englisch. Vamos!
teacher - am Dienstag, 13. Februar 2007, 18:03
"Die wollen mich doch verarschen!"
"Nein! Nimm' das nicht persönlich. Das kann doch jedem passieren."
"Niemals, so was passiert nicht zufällig."
ENTSCHULDIGUNG 02.02.2007
Sehr geehrte Frau Professor!
Ich bitte die Abwesenheit meiner Tochter Barbara L. vom 31. - 33.01.2007 zu entschuldigen.
Grund: Gesundheitliche Probleme
Hochachtungsvoll
Unterschrift
"Nein! Nimm' das nicht persönlich. Das kann doch jedem passieren."
"Niemals, so was passiert nicht zufällig."
ENTSCHULDIGUNG 02.02.2007
Sehr geehrte Frau Professor!
Ich bitte die Abwesenheit meiner Tochter Barbara L. vom 31. - 33.01.2007 zu entschuldigen.
Grund: Gesundheitliche Probleme
Hochachtungsvoll
Unterschrift
teacher - am Montag, 12. Februar 2007, 12:11