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cotopaxi

 
"Das war's."

So darf eine gelungene Präsentation nicht enden. So nicht.
"Schade, inhaltlich perfekt, die Folien übersichtlich, gut in der Zeit, aber dieses Ende ... nee!"

Gestern präsentierte sich die Schule mit einem ähnlich misslungenen Abgang.
"Feierliche Verabschiedung der Maturanten" stand auf der schlecht kopierten Einladung.
1. Ausrede: "Der Kopierer hatte nicht mehr genug Toner."

Der Festsaal füllt sich weit über die letzten Sitzreihen hinaus, in den Gängen drängen sich die geladenen Gäste: Eltern, Absolventen, Lehrer. Die Luft steht, der Schweiß rinnt - niemand öffnet die Oberlichten. Da müsste man über die Bühne klettern, um zu den Schaltern zu gelangen. Oder quer durch den überfüllten Saal stolpern.
2. Ausrede: "Was hat sich der Architekt bei diesem Betonkasten gedacht? Im Winter kalt, im Sommer heiß."

Der Direktor hält seine obligate Rede, kurz und bündig. Dann folgt das erste Lied. Eine mittelmäßig begabte Vorstellung, das Publikum leidet mit.
3. Ausrede: "Die Musiklehrer haben mir alle einen Korb gegeben - keiner wollte sich das antun."

Dann marschieren die frisch gekürten Maturanten über die nackte Bühne und die Klassenvorstände verteilen die Zeugnisse. Händedruck, ein paar nette Worte. Freundlicher Applaus für die Auszeichnungen und guten Erfolge.
4. Ausrede: "Wir haben kein Budget für Blumen oder kleine Geschenke."

Der Höhepunkt scheitert an der Technik, der Beamer springt nicht an. Herumgeschraube, Windows-Jingle, Unruhe und Nervosität im Saal. Schließlich: Improvisierte Programmänderung. Wie zum Hohn schreien singen die Kinder "We are the champions."
5. Ausrede: "Für die Technik des Festsaals ist niemand zuständig."

Der dritte Klassenvorstand macht sich an die Arbeit und demonstriert, dass ihm seine Absolventen keine vorbereitete Rede Wert sind. Halblustiges Gestammel statt berührender Worte. Unverbindliches Lächeln auf allen Seiten.
6. Ausrede: "Die haben mir den letzten Nerv gekostet ... und jetzt soll ich sie hoch leben lassen?"

Ein letztes Lied begleitet die Geladenen in den Schulhof. Gezählte zwei Lehrer gesellen sich zu den Eltern und Schülern und ertränken die Vergangenheit in billigem Prosecco.
7. Ausrede: "Uns hat ja niemand eingeladen."

So schaut kein gelungener Abschied aus. Ich mache meinem Unmut Luft und ernte böse Kommentare: "Du kannst es ja nächstes Jahr selber machen!" Killerphrase.

Eine Schule hat die letzte Chance verspielt, bei seinen Kunden in guter Erinnerung zu bleiben. Sie werden hinaus gehen und bestenfalls alles vergessen.

P.S.: An allen Ausreden ist was dran.
gulogulo meinte am 19. Jun, 21:29:
hm ... bei uns gabs ein abschlussessen, dann die zeugnisse inklusive kurzer kv-rede und einen umtrunk im schulgarten mit allen eltern und lehrern. auch die mit herbsttermin waren dabei. allerdings war das keine "massenveranstaltung" sondern klassenweise. also eine schöne kleine feier.

für das "und innen" auf der einladung hat also der toner gefehlt. ;-) 
teacher antwortete am 20. Jun, 08:52:
Verabschiedung ist weiblich - Maturant ist männlich, eine gendermäßig ausgeglichene Sache :-)
Bei uns gibt es 2 Feiern - eine offizielle im großen Rahmen (alle Klassen, alle Eltern ...) und eine im Klassenrahmen (mit mehr Witz und Alkohol) 
walküre meinte am 19. Jun, 21:40:
Es geht auch anders:
1. Einladungen drucken lassen - bei so vielen Schülern findet sich immer jemand, der mittels Sponsoring in Form von Werbung auf der Rückseite der Einladungen die Kosten niedrig hält oder überhaupt für Kostenfreiheit sorgt.
2. Die Abschlussfeier auslagern, und zwar in ein stimmungsvolles Ambiente: Stift, kleines Schloss o.ä. oder aber auch ein ansprechendes Lokal mit beispielsweise einem schönen Innenhof, womit auch
7. abgehakt wäre, da keiner seinem schulischen Arbeitsplatz entfliehen muss, sondern in einer freundlichen und neutralen Umgebung entspannen und feiern kann.
3. Musikalische Darbietungen in Form eines Chores sind riskant (wenig Zeit zum Üben und andere Erfolgshindernisse), deshalb besser entweder einen Lehrer oder Schüler anheuern, der sehr gut und gerne Klavier oder ein anderes Instrument spielt und leichte Klassik zum Besten gibt. Schön anzuhören ist auch Kammermusik, falls schulische Kontakte in diese Richtung vorhanden sind.
4. Sponsoring - ein wenig Werbung schadet hier am allerwenigsten, wenn dafür Geschenke präsentiert werden können, die gut ankommen.
5. Siehe Punkt 2, wobei technische Geräte vorher zwei- bis dreimal überprüft werden müssen - alles andere ist sträflicher Leichtsinn.
6. Es gibt Dinge, die fallen unter "Charaktersache"; davon abgesehen hat JEDE Veranstaltung irgendeinen Schwachpunkt, der aber mit zunehmendem Erfolg der Festivität an Bedeutung verliert. 
teacher antwortete am 20. Jun, 08:55:
Dafür fehlt uns der hauptberufliche Zeremonienmeister ... bzw. die Motivation. Der Lehrer als Eventmanager, das verspricht kein rauschendes Fest. 
herraermel meinte am 19. Jun, 23:13:
das ganze klingt wie ein abgesang auf die traurigen verhältnisse wie ich sie in 13 jahren schule erlebt habe...
die selbe farce mit den selben ausreden bei jeder veranstaltung.

ps: ich habe selbst nie etwas dagegen unternommen; irgendeine hausaufgabe gabs immer zu erledigen und außerdem: warum sollte grade ICH mich kümmern? 
teacher antwortete am 20. Jun, 18:04:
Genau so läuft es. Frustrierend, irgendwie. 
lillybet meinte am 20. Jun, 06:56:
Erinnert mich an meine Feier.
Nur dass bei uns "I did it my way" als Trompetensolo aufgeführt wurde. Nun, einigen standen die Tränen der Rührung in den Augen. Mir standen Tränen in den Augen, allerdings nicht vor Rührung, eher ob der falschen Töne.

Naja, ich hab mein Zeugnis gepackt und war weg. 
teacher antwortete am 20. Jun, 18:06:
Trompete is ein heikles Ding ... Verschärfung! 
medusa (Gast) meinte am 20. Jun, 08:47:
Ich durfte zu meiner eigenen Feier nicht kommen, geschweige denn das Schulgelände für die Dauer der Veranstaltung betreten - fand ich nicht wirklich schade, denn genau so habe ich Sie mir vorgestellt.. 
medusa (Gast) antwortete am 20. Jun, 09:05:
..erm - das "Sie" natürlich klein.. 
teacher antwortete am 20. Jun, 12:31:
Was hat medusa angestellt? 
herraermel antwortete am 20. Jun, 13:35:
achtung: flachheit! :
sie hat die augen geöffnet!

tschuldigung... 
medusa (Gast) antwortete am 20. Jun, 16:53:
Die sind bei mir immer offen und hellwach ;)

Nun - ich habe es meinen damaligen Geschichtslehrer,
welcher gehäuft mit absoluten Fehlverhalten und völlig
unadäquaten Kommentaren wie bspw. "Sowas wie dich
(also mich), Ausländer und mit (damals) blauen Haaren
hätte man früher sofort vergast" geglänzt hat, auf
recht primitive Weisen heimgezahlt - in Form eines
Artikels in unserer Abschlusszeitung.
Zugegeben, er war wirklich primitiv - aber ich würde
es heute wieder machen, nur etwas eleganter.
Da mein Klassenlehrer hinter mir stand, hatte ich nach
der leider versäumten offiziellen Schulabschlussfeier
ein rauschendes, privates Fest mit meinen Mitschülern
und meinem Klassenlehrer. 
teacher antwortete am 20. Jun, 17:58:
Das hört sich nach schwerem Revanche-Foul an, das wiederum hart geahndet wurde. Revanche- Revanche.
Bei einer anderen Abi-Feier wurde ein Schüler nur deswegen nicht eingeladen, weil er die Prüfung nicht geschafft hat. Das nenne ich Härte. 
medusa (Gast) antwortete am 21. Jun, 10:02:
Für mich war es keineswegs hart ;)
Naja - schwamm drüber, ist nun gut 10 Jahre her.

Ein Schüler, welcher die Prüfung nicht schafft,
ist allerdings schon genug gestrafft - unnötig ihn
nicht an der Feier teilnehmen zu lassen. 
teacher antwortete am 21. Jun, 10:44:
Manche meinen, er wäre nur vergessen worden - das macht die Sache auch nicht schöner. 
medusa (Gast) antwortete am 21. Jun, 11:36:
Erm - dann lieber bewusst ausgeladen. 
marianderl (Gast) meinte am 20. Jun, 23:34:
unsere Abifeier
ist nächste Woche.
Geplant von den Schülern, Direktorat bzw. Lehrer haben nur alles genehmigen müssen.
Finanzieren müssen wir auch alles selbst, das einzige was die Schule bezahlt ist der Saal, in dem wir unsere Zeugnisse überreicht bekommen und Reden geschwungen werden.
Aber Dekoration, Miete für technisches Zeug, Essen (ok, das wird größtenteils durch Eintrittsgeld bezahlt) etc. bezahlen wir alles aus der Klassenkasse.
Keine Ahnung wie es wird, aber wenn es nicht so gut wird, braucht sich kein Lehrer Ausreden überlegen, da sie uns alle Arbeit überlassen haben. 
teacher antwortete am 21. Jun, 07:42:
Aus Sicht der Schule eine ideale Lösung: Outsourcing der Feier.
Aber als Klassenvorstand sehe ich die Abiturienten (Maturanten) als jene an, die gefeiert werden. Sollen sie ihre eigene Feier organisieren? Wie Nobelpreisträger, die sich ihre Brötchen selber streichen? 
Squaw meinte am 21. Jun, 14:25:
Man kann es einfacher haben!
Es gibt mindestens ein Land in Europa, wo es keine feierliche Verabschiedung gibt. Es liegt vielleicht daran, dass das Abitur regional organisiert wird: Die Abiturienten werden an einem anderen Gymnasium innerhalb der Region geprüft und die Noten werden mehrere Wochen nachher bekanntgegeben, wenn keiner mehr in sein "Bezugsgymnasium" hingeht. Das schöne Diplom mit den Lorbeerblättern erhält man auf Anfrage. Es kommt mit der Post.
Ich habe Feierlichkeiten auf dem Gymnasium nicht vermisst. (ich wusste damals nicht, dass es in anderen Länder feierlicher geht).
Vielleicht ist gar keine Feier besser als eine "halb gegarte".
Oder Du kannst vielleicht dir schon Gedanken für die Feier 2008 machen und die Organisation in die Hand nehmen. ;-) 
teacher antwortete am 21. Jun, 17:37:
Ich war im vorigen Jahr dran. Da ich eine ausgesprochen nette Truppe hatte, lief die Sache halbwegs glatt. Aber meine erste Feier vor vielen Jahren - damals im Turnsaal - lief ähnlich furchtbar ab, ich geniere mich noch heute dafür.
Ohne Feier, das möchte ich schon gar nicht. Schließlich haben wir lange und intensiv zusammen gelebt, da darf man sich schon gediegen verabschieden. 
 

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