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cotopaxi

 
In einer Londoner Schule hat der Direktor das "Aufzeigen" verboten. Dort bleiben die Hände unten, wenn ein Schüler etwas zu sagen hat.
Bin ich ganz dafür.
Das freiwillige Melden per Hand bringt nämlich die Absurdität der klassenbezogenen Lernarbeit auf den Punkt.
Natürlich lässt der Durchschnittslehrer gerne jene SchülerInnen zu Wort kommen, die sich freiwillig anbieten. Entscheidet er anders, erntet er erstens viele unbrauchbare Wortspenden, stellt er zweitens Unwissen und Unwissende bloß und ruiniert er drittens die Motivation der potentiellen Mitarbeiter. Drei Schüsse ins Knie tun weh.
Und wenn niemand aufzeigt?
Ja, dann tendiert er - aus Gerechtigkeitsgründen(!) - dazu, jene SchülerInnen zu bevorzugen, die sich sonst nie melden, sprich die Schwächeren.
Der Erfolg: Die Guten stehen permanent im Training und bekommen häufig positive Rückmeldung, die Schwachen üben viel seltener und ernten öfter negative Reaktionen. Wir nennen das "schlechte Mitarbeit" und schreiben schlechte Noten in die Zeugnisse.
Super, unser freiwilliges Meldesystem.
Daher die verständliche Reaktion: Aufzeigen verboten!
Leider nur in einer Schule in London.
Imke-Hinrichsen meinte am 30. Jan, 17:50:
das klingt ja ganz vernünftig aber wie läuft dann der unterricht ab? 
Zelda antwortete am 30. Jan, 18:15:
Genau das habe ich mich auch gerade gefragt. Hört sich interessant an, aber richtig vorstellen kann ich es mir nicht. 
teacher antwortete am 30. Jan, 18:30:
Die Londoner Lösung: Ein Mitschüler bestimmt, wer reden darf (soll). Wie gut das funktioniert, wird sich erst weisen.
Mir gefällt das nicht besonders (Streit- und Mobbingpotential).
Was gut angenommen wird, ist ein Zufallsgenerator! Der ist fair und völlig unparteiisch, die Schüler akzeptieren ihn ohne Murren. 
Christian (Gast) meinte am 30. Jan, 20:12:
Vernünftig
Klingt alles sehr vernünftig, ist aber auch ein Problem, welches auch mit unserer althergebrachten Frontalsituation zu tun hat, die aber auch zu verlockend ist, vor allem wenn's schnell gehen soll. 
teacher antwortete am 31. Jan, 09:14:
Warum frontal?
Weil es sich flächendeckend bewährt hat und ökonomisch durchsetzt ("Minimalprinzip").
In Schulen, an Unis, bei allen möglichen Bildungsinstituten, bei Kongressen ... sobald man über die Gruppengröße von 5-7 Teilnehmern hinauswächst.
Sicher gibt es bessere Lernkonfigurationen - diese gehen aber von unrealistischen Prämissen aus (kleine Gruppen, motivierte Lerner, konfigurierbare Räume, optimale Lernunterlagen, ausreichend Zeit ...) 
morast meinte am 30. Jan, 22:45:
Bei uns hieß/heißt das übrigens nicht "aufzeigen", sondern "sich melden"...

Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, wie Schule ohne derartiges funktionieren soll. Als wissender Schüler [mit gewissem Eifer bestückt] hätte ich wohl immer den Wunsch, deutlich zu signalisieren, daß ich eine Antwort zu geben imstande bin.
Andererseits bin ich, was Mitarbeit und ähnlcihes anging stets recht zurückhaltend, ja faul gewesen, was man nicht unbedingt meinem Unwissen zuschreiben konnte [Was aber versucht wurde.]
Sich nicht melden zu können, hieße für mich, daß der Begriff "mitarbeit" aus dem Schulalltag verschwindet oder auf "passiv" reduziert wird. Andererseits kann ich daraus nicht wirklich etwas Nachteiliges ersehen, außer vielleicht der Gefahr, daß der Lehrer nun erst recht nicht mehr merkt, wenn niemand seinem Reden mehr folgt... 
teacher antwortete am 31. Jan, 13:29:
Lernen und Unterrichten ohne "freiwilliges Melden" funktioniert in vielen Formen: z.B. Offenes Lernen, Gruppenarbeiten, e-teaching.
Da die Schüler großteils in der Masse (Käfighaltung statt Klasse) sitzen, wird sich an der jetzigen Form wenig ändern. Leider, aber mehr sind die Kinder unserer Gesellschaft nicht Wert! 
 

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