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cotopaxi

 
Memniac (Gast) meinte am 10. Dez, 16:21:
Interessieren sich denn die Bildungsstreiker für Bildung?
...möchte ich als Frage ergänzen.

Ich, noch 31, habe dieses WS nochmal das Studium (Lehramt Gymnasium) begonnen.
Und was ich da so mitbekomme, ist ein permanenter Bildungsstreik. - Im wortwörtlichen Sinne.
Manches Mal möchte ich vor Scham im Boden versinken, wenn ich mitkriege, was Kommilitonen da so verzapfen an dämlichen bis dreisten Fragen (ja, dumme Fragen resp. überflüssige Fragen gibt es eben doch), generell an Dreistigkeiten, und an Faulheit.

Und genau die streiken jetzt, machen ein dickes Fass auf vom ach so schweren Studium.

Da ist z.B. der eine Kommilitone von mir. Einkläger, hat sich durch Lügen in die Vorlesungen reingemogelt als er dies noch gar nicht hätte tun dürfen, und hockt nun jedesmal da mit unverschämten Grinsen. Mitschriften erstellen? Nöööö.
Höchstens mal ein Handyfoto vom Tafelbild knipsen.
Oder die Kommilitonin, die ganz groß war beim Audimax-Besetzen und Flyer verteilen und Vorträge halten. Die uns (eine Gruppe von insgesamt 4 Mann) aber gerade kürzlich hat hängen lassen in der zu erstellenden Gruppenarbeit. Sich auf nichts gerührt hat, nicht absagt und dann nicht kommt zu festen Terminen und und und.
Und jetzt, wo die komplette Gruppenarbeit erledigt wurde von uns anderen, kommt dann die scheinheilige mail "Huch, mensch, kann ich noch was helfen?".

Derer Beispiele könnte ich Dutzende bringen.

Das Audimax (Uni HH) sieht aus wie nach einer Punk-Party. Überall liegt Müll, liegen Flaschen rum, wurde Mobiliar wild aufeinander getürmt.
Ich hab mich letztens beinahe noch schön hingelegt, als ich vorm Audimax (auf dem Weg zur Bahn) auf eine abgebrochene Bierflasche trat.

Inzwischen gibt es zahlreiche Beschwerden, da seit Wochen alle Veranstaltungen, die im Audimax stattfinden sollten, nicht stattfinden können aufgrund der Besetzung.
Ausweichräume sind nicht vorhanden.

Aber: sie kämpfen ja für Bildung, sie wollen ja lernen, all diese ach so engagierten Studenten.

(Tschuldigung, wenn an dieser Stelle leichter bis mittelschwerer Sarkasmus durchdringt ;))

Nee, da hat der gute Mann ganz recht: Bildung interessiert niemanden.

(Nicht falsch verstehen: vieles, was derzeit angeprangert wird in diesem sog. Bildungsstreik, mag anprangerungswürdig sein. Sicherlich. Aber verdammt vieles ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Und erschreckend viele der streikenden Gestalten wirken eher wie "Hauptsache, auch mal wogegen gewesen".)


Das mit den Eltern, die lieber Karriere machen, sich verwirklichen müssen und die Kinder nur als Belastung sehen, finde ich übrigens nicht fair.
Da muss ich gegen halten:
Ich hätte gerne Kinder, sehr gerne. Aber wie finanzieren, wenns nicht leistbar ist? (Liebe allein macht nicht satt).
Tja, also wirds wohl nichts. (Und wenns dann irgendwann finanziell machbar ist, bin ich so gut wie zu alt. Juhu.)
Ein Hoch an dieser Stelle auf die hervorragende Familienpolitik - sofern wir eine haben. Bin mir da nicht ganz sicher. 
stichi antwortete am 10. Dez, 17:39:
Das glaube ich aufs Wort. Ich habe gerade wieder eine Klausur korrigiert, es ist zum Auswachsen. Ich weiß nicht, was diese Herrschaften tun, während sie im Unterricht sitzen. Wahrscheinlich haben sie die Ohren verstopft, dass nicht aus Versehen ein chemischer Gedanke ihr Hirn streift.
Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden sie alle ihr Abitur bestehen. Man müsste sie eine eidestattliche Erklärung unterschreiben lassen, dass sie nirgends verraten, woher sie ihr Abi haben. Man ist blamiert bis auf die Knochen!
Dies gilt natürlich wie immer nicht für alle, aber leider für immer mehr!! Ich weiß nicht wozu man Abiturienten "produzieren" muss, die nicht in der Lage sind, zu studieren. 
karen (Gast) antwortete am 11. Dez, 00:15:
@stichi: ganz einfach, man entwirft studiengänge die auch für diese abiturienten zu stemmen sind. das niveau an den unis hier in deutschland ist unter aller sau. wirkliches interesse am fach, an zusammenhängen, an hintergründen? ist nicht vorhanden und wird nicht eingefordert. 
stefan (Gast) antwortete am 11. Dez, 15:27:
Mitschrift vs. Tafel abfotografieren
Für manche ist es sinnvoller, die Tafel abzufotografieren, als mitzuschreiben. Ich habe mitschreiben schon in der Schule gehasst.

Gute Vorlesungen haben eh ein Skriptum oder halten sich an ein Buch. Mitschreiben hindert am Mitdenken. 
Memniac (Gast) antwortete am 11. Dez, 17:22:
Es soll durchaus Menschen geben...
...die mitschreiben UND mitdenken können. ;)
Das geht bei diesem Prof, dank entsprechenden Vorlesungsstils, hervorragend.

Schade ist allerdings, dass eine gute Vorlesung herabgewürdigt wird (werden soll), nur weil sie den Studenten die Inhalte nicht in kleingeschnittenen Häppchen (aka Skriptum) serviert.

Wie sagt dieser Prof immer? "Durch das Anfertigen Ihrer Notizen prägen Sie sich die Inhalte besser ein."

Hat er da so Unrecht?

Nicht falsch verstehen: dieser Prof ist in meinem Semester bislang der Einzige, der nicht auf die Möglichkeiten des Internets, auf virtuelle Plattformen und Powerpoint-Präsentationen, die zum Download bereitgestellt werden, zurück greift.
Ist eben ein Prof der älteren Generation. Das macht er durch seine Vorlesungen, die mir jede Woche erneut Respekt abringen (2 Stunden freisprechend, klar strukturiert, durchdacht, gut mitzuverfolgen - ob nun schreibend und/oder denkend ;)) aber wieder wett. (Da kann so manch einer mit seinen ach-so-tollen Folien nicht mithalten)


Ich finde es jedenfalls schade, dass erschreckend Viele nur noch auf möglichst bequeme Weise den Stoff vor die Füße geworfen bekommen möchten. Bloß keinen Finger krumm machen (außer eben einmal für's Drücken des Kameraauslösers), man könnte sich ja übernehmen...
(Am Liebsten gar nicht erst zur Vorlesung erscheinen müssen. Böse Anwesenheitspflicht und so....) 
teacher antwortete am 12. Dez, 11:33:
Beim individuellen Mitschreiben (nicht beim Abschreiben) wird bereits sehr viel intellektuelle Arbeit geleistet (Abstrahieren, Generalisieren, Strukturieren ...) - das Abfotografieren ist wirkungslos. Am meisten lernt man aber beim eigenen Schreiben/Tun, dagegen ist das Auswendig/Lernen von Skripten relativ witzlos. 

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