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cotopaxi

 
freilerner (Gast) meinte am 9. Dez, 00:50:
Ganztagsschule als Kontrollinstrument
Ich sehe die Ganztagsschule nicht als Ruhepolster für die Eltern, sondern als politisch gewollt. Schrittweise Einführung, damit es nicht so weh tut. Die wenigen Kinder sollen als Erwachsene ja richtig gut funktionieren, da müssen sie schon ganztags in Form gebracht werden. Da gute Arbeitskräfte knapp werden, müssen eben beide Elternteile am besten ganztags arbeiten. Wer soll schließlich in Zukunft die vielen Alten im Seniorenheim pflegen, denkt sich die Generation, die jetzt Entscheidungsgewalt hat. Da holen wir uns doch lieber die Frauen ins Seniorenheim o.ä. und lassen deren Kinder ganztags irgendwo betreuen und auf Linie bringen. Mit den Vätern funktioniert es ja bereits erfolgreich.

Dass dabei die Bindung zwischen Eltern und Kindern verlorengeht und sich noch mehr unangepasste Verhaltensweisen zeigen werden, wird bisher nur nicht bedacht. Ist für die Zukunft vielleicht auch irrelevant - bis dahin können wir ausreichend überwacht und kontrolliert werden.
Selbst der Vorführer im Kino sieht, wer die Füße auf dem Sitz hat und kommt in den Saal, um ihn zurechtzuweisen. Das habe ich bereits im Jahr 2009 erlebt. 
Stephan (Gast) antwortete am 9. Dez, 19:33:
Da gute Bezahlung knapp ist müssen jetzt schon beide Elternteile Arbeiten gehen damit am Monatsende noch was im Kühlschrank liegt. 
teacher antwortete am 10. Dez, 08:23:
Die Bindung zwischen Eltern und Kindern hat keinen Wert mehr, vielerorts eher einen Unwert: Ungebildete Eltern sind der beste Garant für ungebildete Kinder, daher muss man die Kinder diesen Eltern entziehen. Ganztagsschule macht Sinn, wo Kinder für ihre Eltern eine (zeitliche) Belastung (!) geworden sind und in anonyme (lieblose!) Verwahrung gesteckt werden müssen. Ein grausames Bild wird zum Ideal erhoben. 
stichi antwortete am 11. Dez, 09:55:
Also wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen! Kinder, die zu Hause von ihren ganztags anwesenden, weil vom Sozialamt lebenden Eltern, vor der Glotze geparkt werden, wären sicher in einer KITA besser aufgehoben.
Kinder, die der einzige Lebensinhalt ihrer Mütter sind, und die dementsprechend unselbständig gehalten werden und als kleine Prinzen und Prinzessinnen aufwachsen, genau so.
Der Mythos von der aufopfernden Mutter und den anonymen, lieblosen Tagesstätten ist doch lächerlich. Ich kenne viele Kindergärten und Kindertagesstätten, die den Kindern soviel an sozialen Erfahrungen und an ganz unterschiedlichen Angeboten bieten, dass von einer lieblosen Verwahrung zu sprechen eine Frechheit ist. Gerade in Zeiten der zunehmenden Unfähigkeit der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, ist ein professionelle Betreuung doch Gold wert.
Manchmal beschleicht mich ein böser Verdacht: Woher kommt es wohl, dass ausgerechnet in Deutschland dieser Mythos so fest verankert ist? Und sind die Skandinavier alles Psychopathen, weil sie seit Generationen aushäusig betreut werden? Darüber sollte man einmal ein bisschen nachdenken! 
mccab99 (Gast) antwortete am 12. Dez, 11:37:
Der Vergleich mit Skandinavien hinkt
... weil z.B. die Staatsquote (Finanzierung und Qualifizierung von Personal) eine ganz andere ist. Gerne wird auch verschwiegen, dass in Skandinavien der Umgang des Staates mit bestimmten Verhaltensweisen von Kindern und Eltern ein ganz(!) anderer ist. Es gibt einen kleinen Toleranzbereich (wie übrigens auch bei den dortigen Bußgeldern bei Verkehrsdelikten) und bei Überschreitung dieses Bereiches ist der Arsch aber sowas von ab - das Geschrei mag ich mir hier in Deutschland nicht vorstellen.
Wenn wir vergleichen, dann müssen wir Systeme und Konzepte vergleichen und nicht etwa einen Teilaspekt wie z.B. "Ganztagsschule" - am besten noch ideologisch aufladen. So hat man in Deutschland erfolgreich die Gesamtschule kaputtgemacht.

Ich nehme zur Zeit für mich in Anspruch, dass ich meinen Kindern zu Hause gerechter werden kann als es eine Ganztagsschule unter den jetzigen Bedingungen je könnte. Und ich wohne auf dem Lande, wo die Welt noch in Ordnung ist und nicht in einem sozialen Brennpunkt. 
stichi antwortete am 12. Dez, 12:33:
Ich habe auf teachers Ausführungen zur lieblosen Außerhausbetreuung geantwortet. Natürlich kann man den Zustand hierzulande nicht mit Skandinavien vergleichen, aber warum wird denn kein besserer Zustand angestrebt? Weil der Mythos von der alleinseligmachenden Mutterbetreuung fest in den Köpfen sitzt und diese bessere Betreuung deshalb gar nicht gefordert werden darf, will man nicht als Rabenmutter angesehen werden. 
teacher antwortete am 12. Dez, 12:49:
Ich kenne Kitas von meinen eigenen Kindern, ich kenne Nachmittagsbetreuung von meiner eigenen Schule (10-14 Jahre), letztere ist eigentlich eine menschliche Katastrophe:
Die Kinder dürfen gerade mal am Schulgang mit Softbällen spielen.
Nicht vergessen: Unsere Schulen wurden nur zum Unterricht gebaut, nicht zum kindlichen Wohlbefinden. Kein Sport, kein Grün, keine Abwechslung, keine Erholung ... nur lieblose, graue Schulatmosphäre! 
stichi antwortete am 12. Dez, 14:50:
Ich kenne Kitas und Nachmittagsbetreuung von meinen Enkeln in Hamburg. Dort ist traditionell ein viel größeres Angebot als hier in BaWü oder Bayern, wo das CDU/CSU-Bild von der heilen Famile hochgehalten wird.
Die Kitas schaffen es, auch Kinder in Brennpunkten zu sozialisieren und trotzdem auch den "normalen" Kindern etwas zu bieten. Im Hort gibt es frisch gekochtes Essen, ein riesiges Gelände mit Spielmöglichkeiten aller Art und an drei Nachmittagen ein frei wählbares Angebot wie Handball, Theater, Tanz, Basteln etc.
Allerdings gibt es auch dort Grenzen, nämlich wenn in den entsprechenden Kindergärten dann die zu Hause "betreuten" schon völlig "verdorbenen" Kinder mit drei Jahren auftauchen und zu keiner normalen Kommunikation fähig sind. Das ist nur sehr schwer aufzufangen.
Bei mir an der Schule (BaWü) ist es eher so wie bei Euch, also eher bescheiden. 
mccab99 (Gast) antwortete am 12. Dez, 15:22:
"in den Köpfen sitzt und diese bessere Betreuung deshalb gar nicht gefordert werden darf, will man nicht als Rabenmutter angesehen werden."

Sie darf gefordert werden. Was aber nicht geschehen darf, ist ein Zwang zur Ganztagsschule. Ich möchte frei entscheiden können, ob ich für meine Kinder das Ganztagsangebot wahrnehme oder nicht. Die Skandinavier kommen sogar ohne Schulpflicht aus - der Untergang des Abendlandes! Und es muss überlegt werden, wie ein derartiges Konzept zu finanzieren ist.

In Deutschland gibt es das merkwürdige Phänomen, dass man für Geldversenkungsmaschinen auf vier Rädern oder Möbel oder Flachbildfernseher große finanzielle Belastungen auf sich nimmt, aber nicht bereit ist für eine vernünftige Ganztagsbetreuung zu zahlen oder eben dafür "Ratenkredite" aufzunehmen.

Auch da müsste man mal nach Skandinavien schauen: Die machen nahezu alles über - na: Steuern (und fahren teilweise ihre Autos bis sie bersten, wohnen weitaus bescheidener usw.). 50% Lohnsteuer sind da üblich, über unsere 19% Mehrwertssteuer lachen die und diese Steuern werden meist auch *gerne* gezahlt, weil - oh Wunder - die Gegenleistung stimmt. Im Bildungsbereich in Deutschland (1-2% zweckgebundene Mehrwertssteuererhöhung wären mehr als ausreichend) undenkbar! Föderalismus grüßt.

Das größere Problem bei der "Anstrebung eines besseren Zustandes" ist m.E. allein die Mentalität. Die neue Karre, das multimediale Wohnzimmer, die vier Handyverträge im 3-Personenhaushalt sind dann nämlich nicht mehr drin. Bildung oder Blech? 
teacher antwortete am 12. Dez, 16:09:
Kurz: Kinder, Schulen, Bildung müssen uns mehr wert sein. Ich bin auch für eine qualitativ hochwertige Ausweitung der Nachmittagsbetreuung, aber die Kinder einfach länger in die Klassen zu sperren - das passiert heute - ist ein Verbrechen! 
stichi antwortete am 12. Dez, 16:55:
Absolut d'accord! 

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