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cotopaxi

 
"Herr Professor, im Sekretariat wurde etwas für Sie abgegeben!"
Kollege Sowieso wandert hinüber und empfängt ein kleines Paket: Einen gestrickten Schal mit netten Weihnachtgrüßen von einer Schülerfamilie.

Sowieso stellt sich zwei Fragen:
1. "Warum bekomme ich einen gestrickten Schal?"
Ich sorge für romantische Weihnachststimmung: "Weil deiner so schiach ist."
2. "Und warum gibt mir das nicht der Schüler persönlich?"

Statt einer Antwort erzähle ich eine ebenso wahre Geschichte:

Kollegin Sowieso wird auf einen zappelnden Schüler in der ersten Reihe aufmerksam. Mit minimalen Gesten versucht er, das Interesse seiner Lehrerin auf den Fußboden zu lenken. Sie schaut hinunter, er schiebt mit seinem rechten Fuß ein Plastiksackerl unter den Lehrertisch und flüstert peinlich berührt: "Von meiner Mama ..."
Sowieso versteht und nimmt kommentarlos das Weihnachtsgeschenk in Empfang.

Die dritte Geschichte stammt aus der gleichen Zeit, derselben Schule, aber einer anderen Welt:

Ich wünsche am Ende der Stunde allen Kindern (und hier den LeserInnen):
"Schöne Weihnachten und ein gutes Neues Jahr."
Einige schreien zurück, andere haben schon die Colaflasche am Mund. Ein schüchternes kleines Mädchen aus Indien kommt mit einem bunt verpackten Päckchen zu mir nach vorne, strahlt mich freundlich an und überreicht mir wortlos und stolz ihr kleines Weihnachtsgeschenk.

Freude.
Frau K (Gast) meinte am 24. Dez, 14:49:
Kenn' ich gut. Also sowohl die "Von meiner Mama" Geschenke, als auch die stolz praesentierten...
Mein schoenstes Weihnachtsgeschenk heuer war ein selbstgebastelter Weihnachtsbaum, den 2 Schueler (2. Klasse!) in stundenlanger Arbeit am Wochenende fuer mich und 3 weitere Kolleginnen gemacht haben: Baum aus Holzplatte ausgesaegt, auf Stamm und Staender geschraubt, gruen lackiert. Total huebsch und total persoenlich.
Und von meiner Klasse hab ich dieses Jahr einen Geschenkgutschein fuer ein Geschaeft, in dem ich sicher was finde, das ich mag, bekommen. Auch darueber hab ich mich ehrlich gefreut, weil sie (die Eltern in diesem Fall) sich ueberlegt haben, was ich wirklich gerne haette. 
teacher antwortete am 26. Dez, 11:42:
Das Wichtigste: Nur nicht verkrampft schenken. 
Violine meinte am 24. Dez, 21:35:
Frohe Weihnachten, teacher! 
teacher antwortete am 26. Dez, 11:42:
... und ein schönes Neues Jahr! 
Lektor (Gast) meinte am 25. Dez, 19:51:
Hachja, Weihnachten.
Zeit für Backwaren und Bakschisch. 
teacher antwortete am 26. Dez, 11:44:
In den USA wirds da richtig ernst: 50 Dollar pro SchülerIn sollten schon investiert werden. Bei uns gibt es mal ein paar Kekse ... pro Klasse.
Und ich bin ganz gegen jede Art von Trink- und Schmiergelder, aber für ein paar Kekse. 
Frau K (Gast) antwortete am 27. Dez, 19:27:
Also das ist mir neu. Zumindest in und um NY noch nie was davon gehoert.... 
teacher antwortete am 29. Dez, 13:36:
Dabei ist gerade NY zur Jahreswende ein heikles Pflaster: Man muss sich genau erkundigen, wer (Concierge, Post, Müll ...) in welchem Viertel wie viel Trinkgeld "verdient" (so 50- 200 $!), sonst kommt die späte Rache ... 
rinpotsche meinte am 25. Dez, 21:56:
Ich finde,
Geschenke sind die päckchengewordenen Gedanken, die man sich über den anderen gemacht hat. Mal ganz egal, ob es ein Treffer war oder nicht. Aber man sollte nicht den Kindern den Auftrag geben, nur den Boten zu spielen. Das kommt weder bei den Kindern gut, noch beim Beschenkten. Für den Lehrer vielleicht eine übliche, dennoch heikle Situation.
Ich bin schon so alt, dass ich nur dann Geschenke mache, wenn der schenkende Gedanke persönlich fruchtbar geworden ist. Hat gestern Abend ein paar verdutzte Gesichter von Unbeschenkten produziert, lebe trotzdem noch! 
teacher antwortete am 26. Dez, 11:46:
Schöne Definition.
Aber Geschenke können auch Beziehungen schaffen usw. 
Frau K (Gast) antwortete am 27. Dez, 19:32:
Ich freue mich meist (als Lehrerin) mehr ueber kleine, selbstgemachte Dinge (Karten, etc) als aufwaendige Geschenke.
Ich selbst schenke seit einigen JAhren nur noch, wenn ich etwas sehe, was der anderen Person sicher gefaellt. Da kann es passieren, dass ich an manchen Jahren sehr wenig schenke. Umgekehrt geht es mir aber genauso - ich finde nichts schlimmer, als "Staubfaenger". Dann lieber nur eine schoene Karte oder etwas vergaengliches wie Blumen oder Essbares. 
teacher antwortete am 29. Dez, 13:39:
Mal ganz ehrlich: Viele gebastelte Sachen sind der reine Schrott und wandern schnell zum Müll (Uff, das sollte ein Pädagoge wirklich nicht sagen, aber Ehrlichkeit ist auch den Kindern zuzumuten).
Blumen? (" ... tragen den Geruch der Verwesung in sich" - noch einmal die pure Härte!).
Aber: Mampf - da sind wir uns einig :-) 
undiszipliniert (Gast) meinte am 30. Dez, 18:22:
Mh, wieso wollen/sollen sie, die Kinder oder Eltern, überhaupt etwas schenken?
Aaaaaber, ich mag natürlich Geschenke ;-) und ich habe tolle bekommen: eine Kuscheltier-Ente in einer Dose auf der steht: Ich mag dich! Einen Kuscheltier-Marienkäfer-Schlüsselanhänger, eine wunderschöne rosa-orange-farbene Rose, eine Kerze mit den Wachs-Namen einiger Kinder, die sich dafür extra getroffen haben und von den Eltern einen Wellness-Gutschein, wahrscheinlich damit ich im nächsten Jahr nicht so verkniffen schaue ... ich werde "wellnessen" und finde es super! Ein frohes, unverkniffenes 2009! 
teacher antwortete am 31. Dez, 17:42:
Unverkifftes Jahr?
Wünsch ich auch. :-) 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 2. Jan, 21:32:
n!!!!!!! unverkniffen!!! ;o) 
Woo (Gast) meinte am 31. Dez, 14:47:
Kann ich gut verstehen wieso einige Schueler diese "Umwege" gehen um die Geschenke zu ueberbringen.. so nett es sein mag wenn die Eltern den Lehrern Geschenke ueberbringen lassen, so peinlich ist es fuer den Schueler, diese uebergeben zu muessen. Das ist fast so wie wenn einen die Frau in den Supermarkt schickt um fuer sie Binden o.ae. zu kaufen. Man(n) geniert sich da bis zum im-Boden-versinken.
Einem Lehrer was schenken, das geht ja sowas von garnicht.. wenn man da von Klassenkameraden dabei gesehen wird, wird man schnell zum Schleimer/Streber/... abgestempelt oder schlimmeres. Leider ahnen viele Eltern gar nicht, was sie ihren Kinden mit diesem Botendienst antun.. 
teacher antwortete am 31. Dez, 17:44:
Schlaue Klassen lassen sich gemeinsam was Nettes einfallen: Ein Merci von allen - das schmeckt, ist lustig, entspannt die Atmo und man weiß: Sie haben daran gedacht. 
bnz (Gast) antwortete am 2. Jan, 21:28:
Wieso sollte ich mich schämen, wenn ich Binden kaufe? 
atrazin (Gast) antwortete am 3. Jan, 10:49:
Da hat jemand von sich auf andere geschlossen -
würd' ich sagen.
Manche Männer haben halt immer noch ein gespanntes Verhältnis zu Damenbinden und finden, dass sowas einzukaufen nicht "männlich" ist. 
hauso (Gast) meinte am 7. Jan, 22:59:
Auch ´n Geschenk
3. Klasse Grundschule, Weihnachtszeit.
Ich bekomme einen satten Tritt in den Hintern, drehe mich wütend um. Ein kleiner Bengel ( Sohn eines Neurologen und Psychiaters) hält mir lächelnd ein weihnachtlich verpacktes Buch hin: Paul Watzlawick: Vom Schlechten des Guten oder Hekates Lösungen. "Von meiner Mutter." 
teacher antwortete am 8. Jan, 20:05:
Autsch.
Aber Watzlawick ist gut. 
 

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