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cotopaxi

 
leuman (Gast) meinte am 28. Okt, 13:08:
...warum soll sich jemand, der sich besaufen will, denn nicht besaufen? Beim Rauchen kann man vielleicht noch mit Nichtraucherschutz argumentieren, aber bei Alkohol gibt es dazu kein Äquivalent. Man kann ja wohl davon ausgehen, dass die Jugendlichen die Folgen von Alkoholkonsum kennen und sich bewusst dafür entscheiden. Ich sehe das Problem nicht. 
teacher antwortete am 28. Okt, 15:59:
Alkohol ist Gift und schadet Körper und Geist, besonders bei Kindern, die sich erst entwickeln. Und gesoffen wird nicht bloß einnmal auf einer Party (im Monat), sondern 3-5 x pro Woche - da wachsen hundertausend Alkoholkranke in Österreich heran.

Und wir schauen zu! 
quirinus antwortete am 29. Okt, 08:30:
Jugendliche entscheiden sich nicht "bewußt" für den Alkohol und sonstige Drogen. Sie tun genau das, was Erwachsene ihnen jahrzehntelang vorgelebt haben: sie konsumieren hirnlos alles, was ihnen hilft, die Scheiße um sich herum zu vergessen, wenn auch nur für ein paar Stunden. Darüber versäumen sie es, all das wahrzunehmen, was das Leben lebenswert macht, und gegen all das anzugehen, was es zur Hölle macht, aber vermeidbar wäre. Die Fähigkeit dazu wurde ihnen nie anerzogen oder aber gründlich abtrainiert, nicht zuletzt durch die pausenlose Indoktrinierung und Beschallung, der wir überall ausgesetzt sind oder uns 'freiwillig' aussetzen, um mitreden zu können. Wir leben in der historischen Phase des Umschlags von Aufklärung in Barbarei. Und daran ist - ich wiederhole mich - nicht der Alkohol schuld, sondern der entfesselte Kapitalismus. Er wird uns alle fressen. 
leuman (Gast) antwortete am 29. Okt, 10:13:
Ich weiß ja nicht, wie Sie als Jugendliche/r waren, aber meine Überlegungen in dieser Phase waren nicht: "Teufel auch, Alkohol! Pfui, das hat ja negative Auswirkungen auf meine Großhirnrinde! - Kellner, ein Mineral Zitron, bitte!"
Sondern: "Wohoooo...coooool....Wodka....wie der coole Michi aus der 8. Klasse...ich kann das auch - schluck."

Das jugendliche Gehirn ist doch geradezu berüchtigt dafür, dass es eben keine ordentliche Risikoabschätzung zustande bringt - oder sie geflissentlich ignoriert. 
teacher antwortete am 29. Okt, 10:32:
Stimmt genau, leumann. Die Gehirnforschung zeigt, wie begrenzt Jugendliche Versuchungen widerstehen können - daher haben immer Regeln von Erwachsenen, die das besser können, Schranken gesetzt. Aber heute glauben ja viele Eltern und auch Pädagogen, dass Erwachsene die lieben Kinder und Jugendlichen nirgends einschränken sollen ... das ist ein gut gemeinter Blödsinn. 
quirinus antwortete am 29. Okt, 15:17:
Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie, @leuman, nach 1960 geboren sind, wahrscheinlich sogar um oder nach 1965? Ich bin 1955 geboren und habe daher noch ganz andere Zeiten als Sie erlebt. Auf unseren Zusammenkünften spielte der Alkohol kaum eine Rolle. Wir haben uns an der Musik berauscht und an Gesprächen über Gott und die Welt. Während meiner gesamten Schulzeit war ich nicht ein einzigesmal sturzbetrunken und habe keinen einzigen sturzbetrunkenen Klassenkameraden erlebt. Auch das Schuleschwänzen war kein Thema. Wenn's hochkam, hat man dann und wann mal eine Stunde ausfallen lassen, aber keinen ganzen Tag. Schon die zwei oder drei Jahre später als ich Geborenen aber waren anders drauf, weil sie bereits größtenteils andere Lehrer hatten. Zwei dieser jungen Lehrer habe auch ich noch auf einer Klassenfahrt erlebt. Sie wankten nachts um 1/2 4 besoffen vor unserer Jugendherberge herum. Einige von uns fanden das witzig, die meisten aber fanden es verachtenswert. Deshalb auch haben wir uns geweigert, diese Lehrer zu duzen, und all ihre Annäherungsversuche an uns Schüler als schmierig empfunden. Unser Gefühl für Grenzen war noch sehr ausgeprägt. Auch in der Klassenstufe unter uns war noch etwas davon da; in der nächstniedrigen aber fielen die Grenzen: was ich so gut weiß, da ich nach meinem Abitur noch zu einigen jüngeren Schülerinnen und Schülern Kontakt hatte und ihre Verwirrtheit mitbekam. Verantwortlich für diesen Verfall war ein besonders umtriebiger und naturgemäß sehr beliebter 68er, der - wie könnte es auch anders sein - diverse Schülerinnen zu sich nach Hause eingeladen und sexuell belästigt hat. Auch ein durchgeknallter 'linker' Pastor, der später in der Psychiatrie landete, spielte eine große Rolle; ferner einer der hochgeachteten 'linken' Honoratioren aus meiner Stadt. Stichwort: sexuelle Revolution. Was in deren Namen von notgeilen 'Erwachsenen' an Psychoterror gegenüber manipulierbaren Jugendlichen ausgeübt wurde, ist ungeheuerlich. Der Skandal um die Odenwaldschule (an der ja auch jede Menge gesoffen wurde; Alkohol macht gefügig!) ist nur die Spitze des Eisbergs. 
leuman (Gast) antwortete am 3. Nov, 12:52:
@Quirinius: Ich bin sogar Jahrgang 1985. Keiner unserer Lehrer, von denen ja einige ihre Ausbildung Ende der 60er/Anfang der 70er abgeschlossen hatten, hat sich je vor uns betrunken. Es hat uns auch nie ein Lehrer das "Du" angeboten. Mir ist nicht bekannt, das einer meiner Mitschüler regelmäßig die Schule geschwänzt hätte. Vielleicht haben ab und zu einige eine ungeliebte Lateinstunde am Nachmittag ausfallen lassen, das war es dann aber schon. Allerdings: Betrunken waren manche von uns sicherlich deutlich öfter als Sie und ihre Kameraden in Ihrer Jugend. Ich war mit 17 eigentlich jede Woche einmal voll. War sehr lustig und ich erinnere mich gern daran. Niemand hat bleibenden Schaden genommen, ich hatte gleichzeitig zum ersten mal im Leben ganz gute Schulnoten, also alles in allem ein harmloser Spaß. Ihre Haltung zu den 68ern finde ich mindestens bemerkenswert. Sie scheinen ja deren gesamte Ideologie und Agenda für eine Masche von Pädophilen zu halten.
@teacher: 3-5x pro Woche ist natürlich eine Hausnummer, damit habe ich nicht gerechnet. Das scheint in Österreich auch deutlich üblicher zu sein als in Deutschland. Verbote wollen mir trotzdem nicht schmecken. Es kann ja nicht Aufgabe demokratisch verfasster Staaten sein, jeden jugendlichen Dummkopf vor sich selbst zu schützen. (Angenommen, das wäre möglich.) Freiheit bedeutet eben auch die Freiheit zur Fehlentscheidung.
@leuman: Ich habe gedacht: "Übertreib nicht, das Zeug macht abhängig und es haben sich schon Leute blöd gesoffen." Anscheinend habe ich es auch so gehalten. Wenigstens habe ich letzten Freitag ein Bier getrunken und seither nichts mehr, bin also heute nicht alkoholkrank, und ich glaube, ich bin auch nur ein bisschen blöd, nicht vollständig. Meine Leber scheine ich mir auch nicht ruiniert zu haben, also alles so weit in Ordnung. Ich denke, bei Ihnen sieht es ähnlich aus, trotz des coolen Michi aus der 8. 
teacher antwortete am 3. Nov, 16:27:
Ich bin sicher, dass die Zahl der Alkoholkranken in den nächsten Jahrzehnten explodieren wird - ich sehe hier die Anfänge. Und ich bin - Beispiel Zigaretten - überzeugt, dass nur große Umstellungen helfen können. Diese müssen sehr bald passieren. 
SirToby (Gast) antwortete am 11. Nov, 15:39:
Wie bitte?
Beim Alkohol gibt es kein diesbezügliches Äquivalent? Haben Sie schon mal mit Alkoholisierten zu tun gehabt? Regelmäßig werden Menschen von alkoholisierten Leuten bepöbelt, angemacht, vergewaltigt, zusammengeschlagen, totgeschlagen. Besonders beliebt in dieser Hinsicht sind S-Bahnen, U-Bahnen, Diskos, Kneipen und andere "lustige" Festivitäten... und was ist "lustig" am besoffen sein? Das eklige Kotzen? Das sich völlig daneben benehmen, Dinge zu tun, die völlig absurd sind, die alle anderen, die nicht alkolholiert sind mehr als nerven? Dinge tun die man bereuen sollte? Sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, nicht mehr geradeaus laufen zu können, nicht mehr ganze Sätze sprechen, nur noch lallend dahersabbern? Und wie kommen einige Kommentatoren darauf, dass dieser Alkoholkonsum nicht geschadet hat? Schon mal was von Demenz, Alzheimer und andere diesbezügliche, nette Krankheiten gehört? Diese basieren nämlich und das haben die plötzlich rausbekommen, auf falscher Ernährung, dazu gehört Rauchen und Saufen. All diese Leute sind boarderliner, die letztlich, irgendwann der Gesellschaft zur Last fallen, die ihre versoffene "Lustigkeit" auf Kosten Unbeteiligter leben... all diese Verhamlosungen sind unerträglich.

Hier nur ein paar Folgen von Alkoholkonsum dargestellt: Die körperlichen Schäden der Alkoholkrankheit werden überwiegend durch ein hochgiftiges Stoffwechselprodukt des Alkoholabbaus in der Leber (Azetaldehyd) hervorgerufen. Es kann zu schweren Leberschäden (Fettleber, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose), chronischer Bauchspeicheldrüsen- und Magenschleimhautentzündung, Magen- und Darmgeschwüren, Herzmuskelerkrankungen und neurologischen Schädigungen wie Nervenentzündungen (Polyneuropathien), Hirnschrumpfung und epileptischen Anfällen kommen. Bei schwangeren alkoholkranken Frauen ist das Risiko einer Fehlgeburt oder Missbildung des Kindes (Alkoholembryopathie) stark erhöht. Zu den häufigsten psychiatrischen Symptomen gehören die Alkoholhalluzinose mit schwerwiegenden Sinnestäuschungen, das Alkoholdelirium (Delirium tremens oder "Säuferwahnsinn") mit Angstzuständen, Wahnbildern und massivem Wirklichkeitsverlust und das Korsakow-Syndrom mit Verlust der Orientierung, Körperkontrolle und Gedächtnisleistung. Unbehandelt führt die Alkoholkrankheit meist zum Tod. Tja, rund fünf millionen registrierte Alkoholkranke gibt es allein in Deutschland. Rund 10 millionen Alkoholkranke ist die Dunkelziffer.
Nach amtlichen Angaben beträgt der durch Alkoholkrankheit hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland pro Jahr rund 8,7 Mrd. Euro, andere Schätzungen gehen von über 15 Mrd. Euro aus. Rund 5% der Beschäftigten in Deutschland sind alkoholkrank. Über 20% der Arbeitsunfälle geschehen unter Alkoholeinfluss. Bei Arbeits- und Verkehrsunfällen im Zustand der Trunkenheit (etwa jeder 5. Verkehrstote wird auf Alkoholeinfluss zurückgeführt) - Ja, und das alles soll "lustig" sein? 
teacher antwortete am 11. Nov, 16:19:
Stimmt. Alkohol ist eine harte Droge, meine Schüler/viele Jugendliche sehen aber unsere Gesellschaft, die Alkohol als Stimmungsmacher akzeptiert, bewirbt und lobt.

Ich schäme mich für diese Mentalität. 

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