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cotopaxi

 
Rauchen ist out. Gesellschaftlich diskreditiert. Fein.

Über Jahre drängten sich Schüler und -innen in unwirtliche Verstecke zwischen Keller und WC, um hinter den Rücken der aufsichtspflichtigen Lehrpersonen ihre Kippen zu paffen. Jahre lang haben wir geredet und gewarnt, verwarnt und geredet. Alles für die Katz', die Jugendlichen haben uns ignoriert und fröhlich weitergeraucht.

Warum?

Es war gesellschaftlich akzeptiert. Rauchen war cool, viele Vorbilder in den Medien und Peergroups taten es und demonstrierten damit Positives zwischen Entspannung und Geselligkeit. Der harte Cowboy und die moderne Emanzipierte rauchten. Die Kinder auch.

Viele Jugendliche rauchen immer noch. In den Pubs der Stadt, bei ihren Parties und diversen Treffen. In der Schule haben wir keine Probleme mehr damit. Keine Klos sind verraucht, keine Gänge angeschwärzt. Der blaue Dunst hat an Attraktivität verloren, nur Unsicherheit und Gewohnheit lassen weiter zum Glimmstengel greifen, das Positive ist verflogen. Geächtet.

Deswegen hoffe ich, dass wir eines Tages auch das Alkoholproblem in den Griff bekommen. Momentan nicht.

Eine Liste liegt in der Klasse:

Wer kommt zur nächsten Party ?
(Namen, geordnet nach Machos und Pussys)?

Und was nehmt ihr mit?
- 1 Palette (Bier muss man nicht dazuschreiben, das weiß jeder)
- Klopfer
- Jägermeister
- Wodka
... NUR Alkohol.

Ich frage: "Könnt ihr euch eine Party ohne Alk vorstellen?"
(Anm.: Alk klingt cooler als Alkohol, yoo!)
Antwort: "Das ist ein Widerspruch in sich, Herr Professor."
"Ein Paradoxon!", ergänzt ein Schlauer.

Alkohol ist cool und akzeptiert. Da kann Schule tun was sie will.
Frau K (Gast) meinte am 26. Okt, 15:02:
Rauchen
Also bei uns rauchen noch genug... (trinken aber auch) 
teacher antwortete am 26. Okt, 15:28:
Auch (versteckt) in der Schule? 
skee (Gast) meinte am 26. Okt, 18:17:
Man darf einen entscheidenden Punkt in dieser Diskussion nicht vergessen:
Saufen macht einfach Spaß. Egal wie viele Verbote es gibt und wie sehr es akzeptiert ist. Dieser Punkt wird eigentlich in allen Drogendiskussionen unterschlagen... 
teacher antwortete am 26. Okt, 18:24:
Das macht uns so erfolglos: Vieles macht mehr Spaß als Schule.
Bedenken wir auch die Konsequenzen. 
skee (Gast) antwortete am 26. Okt, 19:17:
wenn ich mich da an meine schulzeit erinnere (15 jahre her), kann ich nur sagen: ALLES macht mehr spass als schule. das einzig tolle an der schule sind die pausen. das ist nun mal so. und wird sich auch nie ändern, solange das system nicht grundlegend geändert wird...
und, da politik immer erst reagiert, wenn es zu spät ist, wird es sicher noch einige jahre so weitergehen... 
teacher antwortete am 26. Okt, 19:48:
Das sehe ich viel positiver: Die meisten meiner SchülerInnen gehen ziemlich gerne in die Schule (viel lieber als ihre Lehrer, zeigen Studien), natürlich eher, um sich dort mit ihren Freunden zu treffen als Latein zu pauken.

Schule ist heute viel spannender und spaßiger als viele Erwachsene aus eigener Erfahrung glauben. 
David (Gast) antwortete am 29. Okt, 09:18:
"Bedenken wir auch die Konsequenzen"
Opa, bist du's? 
HRO-Frank (Gast) meinte am 27. Okt, 21:07:
Wie die Jungen sungen...
Gegenüber dem Hintereingang der Ostsee-Zeitung in Rostock gibt es eine Schule. Bis vor ein paar Jahren war das ein Gymnasium. Damals standen immer die älteren Schüler am Parkplatz hinter dem Trafohaus und zogen eine durch. Das waren schon lustige Wölkchen - immer, wenn Pause war. Das Gymnasium zog in ein neues Haus, die Schule wurde wunderschön saniert, eine Jenaplan-Grundschule zog ein. Die Wölkchen sind wieder da. Aber jetzt stehen die Lehrer hinterm Trafo-Haus und rauchen. Manchmal werden sie dabei auch von ihren Schülern erwischt. Naja - wenigstens rauchen sie nicht auf dem Schulhof... 
teacher antwortete am 28. Okt, 10:30:
Sowas gibt es bei uns auch: Die Lehrerinnen (nur Frauen!) stehen in kleinen Grüppchen hinter dem Haus und rauchen - weil das Raucherzimmer in der Schule aufgegeben werden musste. Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden. Gute Vorbilder - aber sie sagen mir, dass es ohne Nikotin nicht geht. 
quirinus meinte am 28. Okt, 02:24:
Nicht der Alkohol ist das Problem, sondern unsere Gesellschaft, die inzwischen serienweise Menschenhülsen produziert, die das Bedürfnis haben, ihre innere Leere zu füllen: ob mit illegalen Drogen, Alkohol, Fastfood, Schokolade oder (sexueller) Gewalt gegen sich selbst und/oder andere. Das alles war vorauszusehen. Doch wer es gewagt hat, Bedenken zu äußern, wurde jahrzehntelang als Bildungsbürger und Kulturpessimist gebrandmarkt: so wie jetzt ... schweig schtille, mein Herze. Rette sich, wer kann. 
teacher antwortete am 28. Okt, 10:31:
Das verstehe ich gut, aber ich kann nicht schweigen. 
lichterspiele (Gast) meinte am 28. Okt, 10:19:
Ein Grund warum Rauchen nicht mehr "gesellschaftsfähig" ist, sind die vielen Rauchverbote (öffentliche Gebäude, Kneipe, Restaurant, Zigarettenwerbung, etc.)
Nicht nur dass dadurch weniger Raucher zu sehen sind, es wird auch unbequem (raus in die Kälte zum Rauchen).
Das wird mit Alkohol soweit nicht wirklich machbar sein, da hier die gleichen Verbote überhaupt nicht umsetzbar sind. 
teacher antwortete am 28. Okt, 10:33:
Ich hoffe schon, dass diese Verbote auch für Alkohol umsetzbar sind. Z.B. Verkauf nur über 21 Jahre wie in den USA. 
quirinus antwortete am 29. Okt, 08:03:
Zur selben Zeit ist der Konsum von Ritalin und anderen Psychodrogen unter Kindern und Jugendlichen signifikant gestiegen. Wer sich betäuben will, findet immer etwas, womit er sich betäuben kann, seien es im Übermaß konsumierte biologisch-dymanisch angebaute Nachrungsmittel , sei's die komplette Nahrungsverweigerung oder stundenlanges Joggen jeden Tag. ALLES kann zur tödlichen Droge werden. Deshalb ist es sinnlos, nach immer mehr Verboten zu rufen. Wir sollten unsere Energie besser darauf verwenden, all das zu zu ächten, was Menschen überhaupt erst dazu treibt, sich womit auch immer narkotisieren zu wollen. Stichwort: entfesselter Kapitalismus. 
BIA (Gast) antwortete am 29. Okt, 10:10:
Es ist mir zu kurz gegriffen, alles auf den "entfesselten Kapitalismus" schieben zu wollen - bei allen schwierigen Begleiterscheinungen, die eine sehr freie Gesellschaft für Kinder und Jugendliche mit sich bringen kann.
Alkohol und Drogen tauchen doch in allen Kulturen auf - bloß gab's dort einfach Limits, die einerseits durch die Knappheit an Ressourcen bedingt waren (wenn ich gerade mal genug Getreide für mich und meine Familie ernte, kann ich davon halt nur einen kleinen Teil in Alkonol verwandeln, mehr geht nicht.), andererseits durch Rituale, die den Gebrauch regelten. Beide Limits sind gefallen.
Wenn man sich Bilder z. B. von Breughel ansieht, merkt man schon, dass sich die Leute damals auch gern vollgefressen und besoffen haben - das Leben war, rein vom Lebensstandard und der Lebenserwartung her, wesentlich weniger ein Zuckerschlecken als heute - bloß konnten sie sich's nicht leisten! 
teacher antwortete am 29. Okt, 10:28:
@quirinus: Ich sehe auch im globalisierten Kapitalismus eine Hauptquelle vieler unser heutigen und zukünftigen Probleme und ich setze große Hoffnung auf Bewegungen wie Occupy (OWS), Wutbürger oder Piratenpartein. Sonst kommt einmal eine richtige Krise, die unsere westliche Gesellschaft für Jahrzehnte zurückwirft.

@BIA: Weil es scheinbar keine natürlichen Grenzen gibt, müssen wir moralische einsetzen. Aber Lehrer, die das probieren, werden dabei nicht unterstützt, sondern behindert. 
BIA (Gast) antwortete am 29. Okt, 11:19:
@teacher
Ja, das funktioniert ja nicht, nur weil die Frau BIA und der Herr Teacher sich da ein bisschen kritisch äußern. Oder massiv kritisch . Solche Limits und Rituale müssen gesellschaftlich anerkannt werden und gelebt werden, da muss eine kritische Masse sich dazu bekennen, da muss eine generationenumspannende Tradition enstehen, sonst wird's nix. 
quirinus antwortete am 29. Okt, 14:50:
Ja, es muß moralische Grenzen geben, d.h. Freiheit muß wieder in Verantwortung gelebt werden. Wie aber kann man dies noch vermitteln? Wer es versucht, wird ja tatsächlich daran gehindert, wenn nicht sogar als 'rechts' gebrandmarkt. Das habe ich erst in dieser Woche wieder von einer Lehrerin und einem Arbeitspädagogen (beide Mitte 30) gehört. Sie hat inzwischen ihr Angestelltenverhältnis gekündigt, er kann sich das nicht leisten. Und die Kollegen klammern sich an ihre Illusionen oder stecken den Kopf in den Sand, während die Politiker aller Parteien weiter alles ruinieren, was noch zu ruinieren ist. Tradition? Wolln wir nicht! Wir wollen alles ganz neu machen. Was dabei herauskommt, sehen wir ja täglich. Alle Lehrer und Erzieher müßten auf die Straße gehen. Aber sie trauen sich nicht, die Zivilcourage zu zeigen, die sie ihren Schülern predigen. Und das ist nicht nur ihr Versagen, sondern das einer Gesellschaft, die Zivilcourage nur dann gutheißt, wenn sie sich 'gegen Rechts' wendet und nicht gegen den Mainstream der Dummheit. 
BIA (Gast) antwortete am 30. Okt, 00:29:
@quirinus
Ich sehe eigentlich keine Verteufelung von Moral und Sitte - im Gegenteil, mag aber auch sein, dass in meinem deutschen Umfeld eher konservative Werte hochgehalten werden. Was ich aber beobachte, ist eine gewisse Hilflosigkeit: Moral, ja, aber wie begründen, wie daraus eine Haltung gewinnen, wie daraus einen allgemeinen gesellschaftlichen Trend machen? 
lichterspiele (Gast) antwortete am 31. Okt, 08:39:
Sorry, aber Altersbeschränkungen helfen ja mal gar nicht. In meiner Jugend hat man harten Alkohol auch erst ab 18 kaufen dürfen, aber es war trotzdem kein Problem dran zu kommen. Zigaretten ab 16? Auch kein Problem. (und die neuen Automaten helfen da auch nicht weiter).
Was beim Rauchen geholfen hat war das was ich oben schon angeführt habe, und das funktioniert eben mit Alkohol nicht. Eine Kneipe in der kein Alkohol mehr ausgeschenkt wird? Nicht wirklich vorstellbar, oder? 
SirToby (Gast) antwortete am 11. Nov, 15:56:
"Alkohol und Drogen tauchen doch in allen Kulturen auf"
@Bia - Stimmt, nur mit dem Unterschied, dass diese Drogen eben nur "auftauchten", quasi als Nebeneffekt und nicht als täglicher Haupt-Verdrängungseffekt wie in unserer Gesellschaft. Nehme das Beispiel nordamerikanische Indianer. Die lernten das "Feuerwasser" erst durch den Weißen Mann kennen und das war zwingend dem Elend gezollt, das die Weißen ihnen brachten. Die Friedenspfeifen die die Indianer rauchten, unter den Stämmen, das war zwar Opium oder dergleichen, jedoch eben nur zu Friedenszwecken. Kein einziges Volk, daß von unseren Vorfahren "zivilisiert" wurde, hatte die Probleme, die wir haben, kein einziges... 
leuman (Gast) meinte am 28. Okt, 13:08:
...warum soll sich jemand, der sich besaufen will, denn nicht besaufen? Beim Rauchen kann man vielleicht noch mit Nichtraucherschutz argumentieren, aber bei Alkohol gibt es dazu kein Äquivalent. Man kann ja wohl davon ausgehen, dass die Jugendlichen die Folgen von Alkoholkonsum kennen und sich bewusst dafür entscheiden. Ich sehe das Problem nicht. 
teacher antwortete am 28. Okt, 15:59:
Alkohol ist Gift und schadet Körper und Geist, besonders bei Kindern, die sich erst entwickeln. Und gesoffen wird nicht bloß einnmal auf einer Party (im Monat), sondern 3-5 x pro Woche - da wachsen hundertausend Alkoholkranke in Österreich heran.

Und wir schauen zu! 
quirinus antwortete am 29. Okt, 08:30:
Jugendliche entscheiden sich nicht "bewußt" für den Alkohol und sonstige Drogen. Sie tun genau das, was Erwachsene ihnen jahrzehntelang vorgelebt haben: sie konsumieren hirnlos alles, was ihnen hilft, die Scheiße um sich herum zu vergessen, wenn auch nur für ein paar Stunden. Darüber versäumen sie es, all das wahrzunehmen, was das Leben lebenswert macht, und gegen all das anzugehen, was es zur Hölle macht, aber vermeidbar wäre. Die Fähigkeit dazu wurde ihnen nie anerzogen oder aber gründlich abtrainiert, nicht zuletzt durch die pausenlose Indoktrinierung und Beschallung, der wir überall ausgesetzt sind oder uns 'freiwillig' aussetzen, um mitreden zu können. Wir leben in der historischen Phase des Umschlags von Aufklärung in Barbarei. Und daran ist - ich wiederhole mich - nicht der Alkohol schuld, sondern der entfesselte Kapitalismus. Er wird uns alle fressen. 
leuman (Gast) antwortete am 29. Okt, 10:13:
Ich weiß ja nicht, wie Sie als Jugendliche/r waren, aber meine Überlegungen in dieser Phase waren nicht: "Teufel auch, Alkohol! Pfui, das hat ja negative Auswirkungen auf meine Großhirnrinde! - Kellner, ein Mineral Zitron, bitte!"
Sondern: "Wohoooo...coooool....Wodka....wie der coole Michi aus der 8. Klasse...ich kann das auch - schluck."

Das jugendliche Gehirn ist doch geradezu berüchtigt dafür, dass es eben keine ordentliche Risikoabschätzung zustande bringt - oder sie geflissentlich ignoriert. 
teacher antwortete am 29. Okt, 10:32:
Stimmt genau, leumann. Die Gehirnforschung zeigt, wie begrenzt Jugendliche Versuchungen widerstehen können - daher haben immer Regeln von Erwachsenen, die das besser können, Schranken gesetzt. Aber heute glauben ja viele Eltern und auch Pädagogen, dass Erwachsene die lieben Kinder und Jugendlichen nirgends einschränken sollen ... das ist ein gut gemeinter Blödsinn. 
quirinus antwortete am 29. Okt, 15:17:
Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie, @leuman, nach 1960 geboren sind, wahrscheinlich sogar um oder nach 1965? Ich bin 1955 geboren und habe daher noch ganz andere Zeiten als Sie erlebt. Auf unseren Zusammenkünften spielte der Alkohol kaum eine Rolle. Wir haben uns an der Musik berauscht und an Gesprächen über Gott und die Welt. Während meiner gesamten Schulzeit war ich nicht ein einzigesmal sturzbetrunken und habe keinen einzigen sturzbetrunkenen Klassenkameraden erlebt. Auch das Schuleschwänzen war kein Thema. Wenn's hochkam, hat man dann und wann mal eine Stunde ausfallen lassen, aber keinen ganzen Tag. Schon die zwei oder drei Jahre später als ich Geborenen aber waren anders drauf, weil sie bereits größtenteils andere Lehrer hatten. Zwei dieser jungen Lehrer habe auch ich noch auf einer Klassenfahrt erlebt. Sie wankten nachts um 1/2 4 besoffen vor unserer Jugendherberge herum. Einige von uns fanden das witzig, die meisten aber fanden es verachtenswert. Deshalb auch haben wir uns geweigert, diese Lehrer zu duzen, und all ihre Annäherungsversuche an uns Schüler als schmierig empfunden. Unser Gefühl für Grenzen war noch sehr ausgeprägt. Auch in der Klassenstufe unter uns war noch etwas davon da; in der nächstniedrigen aber fielen die Grenzen: was ich so gut weiß, da ich nach meinem Abitur noch zu einigen jüngeren Schülerinnen und Schülern Kontakt hatte und ihre Verwirrtheit mitbekam. Verantwortlich für diesen Verfall war ein besonders umtriebiger und naturgemäß sehr beliebter 68er, der - wie könnte es auch anders sein - diverse Schülerinnen zu sich nach Hause eingeladen und sexuell belästigt hat. Auch ein durchgeknallter 'linker' Pastor, der später in der Psychiatrie landete, spielte eine große Rolle; ferner einer der hochgeachteten 'linken' Honoratioren aus meiner Stadt. Stichwort: sexuelle Revolution. Was in deren Namen von notgeilen 'Erwachsenen' an Psychoterror gegenüber manipulierbaren Jugendlichen ausgeübt wurde, ist ungeheuerlich. Der Skandal um die Odenwaldschule (an der ja auch jede Menge gesoffen wurde; Alkohol macht gefügig!) ist nur die Spitze des Eisbergs. 
leuman (Gast) antwortete am 3. Nov, 12:52:
@Quirinius: Ich bin sogar Jahrgang 1985. Keiner unserer Lehrer, von denen ja einige ihre Ausbildung Ende der 60er/Anfang der 70er abgeschlossen hatten, hat sich je vor uns betrunken. Es hat uns auch nie ein Lehrer das "Du" angeboten. Mir ist nicht bekannt, das einer meiner Mitschüler regelmäßig die Schule geschwänzt hätte. Vielleicht haben ab und zu einige eine ungeliebte Lateinstunde am Nachmittag ausfallen lassen, das war es dann aber schon. Allerdings: Betrunken waren manche von uns sicherlich deutlich öfter als Sie und ihre Kameraden in Ihrer Jugend. Ich war mit 17 eigentlich jede Woche einmal voll. War sehr lustig und ich erinnere mich gern daran. Niemand hat bleibenden Schaden genommen, ich hatte gleichzeitig zum ersten mal im Leben ganz gute Schulnoten, also alles in allem ein harmloser Spaß. Ihre Haltung zu den 68ern finde ich mindestens bemerkenswert. Sie scheinen ja deren gesamte Ideologie und Agenda für eine Masche von Pädophilen zu halten.
@teacher: 3-5x pro Woche ist natürlich eine Hausnummer, damit habe ich nicht gerechnet. Das scheint in Österreich auch deutlich üblicher zu sein als in Deutschland. Verbote wollen mir trotzdem nicht schmecken. Es kann ja nicht Aufgabe demokratisch verfasster Staaten sein, jeden jugendlichen Dummkopf vor sich selbst zu schützen. (Angenommen, das wäre möglich.) Freiheit bedeutet eben auch die Freiheit zur Fehlentscheidung.
@leuman: Ich habe gedacht: "Übertreib nicht, das Zeug macht abhängig und es haben sich schon Leute blöd gesoffen." Anscheinend habe ich es auch so gehalten. Wenigstens habe ich letzten Freitag ein Bier getrunken und seither nichts mehr, bin also heute nicht alkoholkrank, und ich glaube, ich bin auch nur ein bisschen blöd, nicht vollständig. Meine Leber scheine ich mir auch nicht ruiniert zu haben, also alles so weit in Ordnung. Ich denke, bei Ihnen sieht es ähnlich aus, trotz des coolen Michi aus der 8. 
teacher antwortete am 3. Nov, 16:27:
Ich bin sicher, dass die Zahl der Alkoholkranken in den nächsten Jahrzehnten explodieren wird - ich sehe hier die Anfänge. Und ich bin - Beispiel Zigaretten - überzeugt, dass nur große Umstellungen helfen können. Diese müssen sehr bald passieren. 
SirToby (Gast) antwortete am 11. Nov, 15:39:
Wie bitte?
Beim Alkohol gibt es kein diesbezügliches Äquivalent? Haben Sie schon mal mit Alkoholisierten zu tun gehabt? Regelmäßig werden Menschen von alkoholisierten Leuten bepöbelt, angemacht, vergewaltigt, zusammengeschlagen, totgeschlagen. Besonders beliebt in dieser Hinsicht sind S-Bahnen, U-Bahnen, Diskos, Kneipen und andere "lustige" Festivitäten... und was ist "lustig" am besoffen sein? Das eklige Kotzen? Das sich völlig daneben benehmen, Dinge zu tun, die völlig absurd sind, die alle anderen, die nicht alkolholiert sind mehr als nerven? Dinge tun die man bereuen sollte? Sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, nicht mehr geradeaus laufen zu können, nicht mehr ganze Sätze sprechen, nur noch lallend dahersabbern? Und wie kommen einige Kommentatoren darauf, dass dieser Alkoholkonsum nicht geschadet hat? Schon mal was von Demenz, Alzheimer und andere diesbezügliche, nette Krankheiten gehört? Diese basieren nämlich und das haben die plötzlich rausbekommen, auf falscher Ernährung, dazu gehört Rauchen und Saufen. All diese Leute sind boarderliner, die letztlich, irgendwann der Gesellschaft zur Last fallen, die ihre versoffene "Lustigkeit" auf Kosten Unbeteiligter leben... all diese Verhamlosungen sind unerträglich.

Hier nur ein paar Folgen von Alkoholkonsum dargestellt: Die körperlichen Schäden der Alkoholkrankheit werden überwiegend durch ein hochgiftiges Stoffwechselprodukt des Alkoholabbaus in der Leber (Azetaldehyd) hervorgerufen. Es kann zu schweren Leberschäden (Fettleber, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose), chronischer Bauchspeicheldrüsen- und Magenschleimhautentzündung, Magen- und Darmgeschwüren, Herzmuskelerkrankungen und neurologischen Schädigungen wie Nervenentzündungen (Polyneuropathien), Hirnschrumpfung und epileptischen Anfällen kommen. Bei schwangeren alkoholkranken Frauen ist das Risiko einer Fehlgeburt oder Missbildung des Kindes (Alkoholembryopathie) stark erhöht. Zu den häufigsten psychiatrischen Symptomen gehören die Alkoholhalluzinose mit schwerwiegenden Sinnestäuschungen, das Alkoholdelirium (Delirium tremens oder "Säuferwahnsinn") mit Angstzuständen, Wahnbildern und massivem Wirklichkeitsverlust und das Korsakow-Syndrom mit Verlust der Orientierung, Körperkontrolle und Gedächtnisleistung. Unbehandelt führt die Alkoholkrankheit meist zum Tod. Tja, rund fünf millionen registrierte Alkoholkranke gibt es allein in Deutschland. Rund 10 millionen Alkoholkranke ist die Dunkelziffer.
Nach amtlichen Angaben beträgt der durch Alkoholkrankheit hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland pro Jahr rund 8,7 Mrd. Euro, andere Schätzungen gehen von über 15 Mrd. Euro aus. Rund 5% der Beschäftigten in Deutschland sind alkoholkrank. Über 20% der Arbeitsunfälle geschehen unter Alkoholeinfluss. Bei Arbeits- und Verkehrsunfällen im Zustand der Trunkenheit (etwa jeder 5. Verkehrstote wird auf Alkoholeinfluss zurückgeführt) - Ja, und das alles soll "lustig" sein? 
teacher antwortete am 11. Nov, 16:19:
Stimmt. Alkohol ist eine harte Droge, meine Schüler/viele Jugendliche sehen aber unsere Gesellschaft, die Alkohol als Stimmungsmacher akzeptiert, bewirbt und lobt.

Ich schäme mich für diese Mentalität. 
bonanzaMARGOT meinte am 29. Okt, 10:30:
weniger rauchen - mehr saufen?
solange alkohol überall angeboten wird und relativ billig ist, bleibt es die droge nr. 1 auch für die jugendlichen. hinzu kommt der kulturelle background, die gesellschaftliche akzeptanz ...
andere drogen sind teurer und außerdem verboten.
bei jungen männern gehört`s zur mannwerdung: wer viel verträgt, dem zollen die kumpels hochachtung; wer alk ablehnt, gilt als weichei.
die erwachsenen dienen betr. alkohol auch nicht gerade als vorbilder.
ich erinnere mich an einige lehrer an unserem gymnasium, die sich ganz gut zuschütteten. der hausmeister machte das sogar während seiner arbeit. alle wußten es. er schickte uns schüler manchmal zum einkaufen seines weins. wir holten uns da gleich eine flasche mit, die wir in der freistunde tranken.

alkohol ist kein spezifisches schulproblem. es ist ein menschliches und gesellschaftliches problem. 
teacher antwortete am 29. Okt, 10:34:
Ja. Bleibt die Frage, ob wir - wie beim Rauchen - irgendwann bereit sein werden, klare Verbote aufzustellen und zu akzeptieren. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Okt, 10:37:
das ist ein längerer prozeß: neben verboten gehören gleichzeitige aufklärung, so dass ganz langsam bei den menschen ankommt, dass es eben nicht unbedingt schick ist, besoffen zu sein - sondern dass es eine schwäche bedeutet und zudem ziemlich häßlich ist.
ich bin ein alki, teacher, - weiß, wie schwer es ist, davon zu lassen ... 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Okt, 10:39:
apropos:
wichtig ist auch, dass man offen darüber reden kann. leider ist in schule, familie und beruf alkoholismus immer noch ein sehr schwieriges thema, welches geleugnet oder verharmlost wird. 
teacher antwortete am 29. Okt, 11:00:
Es kann letztlich zu einer Sucht werden.

Momentan ist es bei den Schülern nur ein Riesenspaß, den man täglich haben kann. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Okt, 11:07:
je nach veranlagung, charakter und lebensumständen kann aus dem riesenspaß eine alkoholabhängigkeit werden - schneller als man denkt.
immer noch wird nicht ausreichend über die verheerenden auswirkungen des alkohols auf ein menschenleben aufgeklärt. damit meine ich nicht nur die gesundheitliche schädigung, sondern den gesamten zerfall der persönlichkeit: der soziale abrutsch, der nervliche zusammenbruch, die schleichende selbstzerstörung ... 
quirinus antwortete am 29. Okt, 15:33:
Oben habe ich bereits kurz auf den Zusammenhang zwischen der sog. sexuellen Revolution und exzessivem Saufen hingewiesen. Wer über den Alkoholkonsum von Jugendlichen und Kindern redet, darf über Pornographie nicht schweigen. Ich behaupte: daß der Gruppenzwang zum Konsum von Pornofilmen und zum Erproben aller nur erdenklichen Sexualpraktiken vom Alkoholkonsum nicht zu trennen ist. Man muß alles mitmachen, um nicht als Außerseiter zu gelten. Und um alles mitmachen zu können, muß man sich Mut ansaufen. Hinterher säuft man weiter, um vergessen zu können, wie man sich selbst und andere erniedrigt hat.

Unnötig zu fragen, weshalb dieser offensichtliche Zusammenhang von den allermeisten sog. Erwachsenen nicht thematisiert wird. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Okt, 17:06:
ich sehe allerdings diesbezüglich auch keinen zwingenden zusammenhang.
ich halte pornographie für vollkommen harmlos im vergleich mit der alkoholproblematik, vorausgesetzt immer, dass weder zuhälterei, menschenhandel u.a. kriminelle machenschaften dabei im hintergrund stehen. 
quirinus antwortete am 31. Okt, 19:31:
Mir ging (und geht) es in diesem Zusammenhang nicht um den Pornokonsum Erwachsener, sondern darum, was mit Kindern und Jugendlichen passiert, die durch Gangsta Rap und/oder (Hardcore-) Pornos sozialisiert werden und dementsprechend unter dem Druck stehen, so früh wie möglich genauso agieren zu müssen wie die Rapper und/oder die Pornodarstellerinnen und -darsteller. Es passiert nämlich genau das, was heute so oft an vielen Jugendlichen beklagt wird: Kälte, Stumpfheit, Empathielosigkeit, Desinteresse an allem, was auch nur im entferntesten mit Bildung im klassischen Sinne zu tun hat - und eine entsetzliche innere Leere, die (wie oben bereits gesagt) mittels Alkohol u.dgl.m. aufgefüllt wird. Es ist ein Teufelskreis. Doch es muß wohl erst wieder einen Anlaß geben, der dazu führt, daß dieses Thema unüberhörbar durch alle Medien geht, so wie nach Robert Enkes Suizid das Thema Depression und jetzt das Thema Burnout. Ich aber beobachte in meinem Umfeld und im Internet schon seit 20 Jahren, wovon ich jetzt spreche, und verweise einstweilen auf Dokumentationen wie z.B. diese oder diese oder diese sowie auf die Kommentare dazu. Viel Spaß beim Kucken und beim Lesen. 
bonanzaMARGOT antwortete am 1. Nov, 08:21:
quirinus, unsere gesamte westliche zivilisation ist übersexualisiert. die entwicklung ging mit der liberalisierung der gesellschaft insbesondere der massenmedien einher. sex sells. der kapitalismus mit seinen protagonisten läßt sich doch eine solche einnahmequelle nicht entgehen.
pubertierende jugendliche sind aufgrund ihrer unreife besonders gut zu beeinflussen und zu verführen. das ist nichts neues.
es liegt nicht an der pornografie speziell - unsere gesellschaft ist allgemein dekadent und abgestumpft. die jugendlichen setzen uns da lediglich einen spiegel vor. die verbrecher sind die skrupellosen geschäftemacher, die modernen rattenfänger ...
solange konsum und geld mehr zählen als innere werte, wird sich daran auch nichts ändern.
ich halte das zeigen pornografischer inhalte für wesentlich unbedenklicher als gewalt in den medien. meine sexuelle aufklärung bestand z.b. großteils aus den pornoheften meines älteren bruders. da sah ich endlich mal ganz ungeschminkt, wie "sowas" aussieht. auf mein sexualverhalten hatte es keinen negativen einfluss. und mit meinem alkoholkonsum hatte das auch nichts zu tun.
das trinken vorallem unter männlichen jugendlichen hat ganz andere hintergründe. da geht es um männlichkeitsgebaren ..., - wie auch bei der gewalt. die jungen testosteron-aufgefüllten männer reagieren sich ab. später wird dann unter umständen frust-saufen draus, und es entsteht der teufelskreis der abhängigkeit.
die meisten jugendlichen merken schnell, dass saufen und sex nicht gut harmonieren. 
OT. (Gast) meinte am 29. Okt, 18:49:
Wurde in den 30er Jahren in den USA nicht schon einmal der Versuch gemacht nach typisch deutscher Manier diesem Problem Herr zu werden?
http://de.wikipedia.org/wiki/Prohibition

10 % der Bevölkerung sind Alkis. Selber schuld!
Min. 10 % der Bevölkerung sind Fettsäcke - sollen wir auch Nahrung verbieten?

Und an alle roten Socken. Ihr habt eure Freiheit nur in diesem Kapitalismus. In eurem Wunschsystem würdet ihr alle schon längst in den GULAGS verrecken!

Ich geh kurz die "Internationale" singen! Hat ja rein garnix mit Global zu tun ... 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 29. Okt, 21:33:
Wer ist für Sie eine "rote Socke" mit einem "Wunschsystem" (offensichtlich Kommunismus, sonst führten Sie nicht Gulags an)?

Es gibt nicht nur unkritische JüngerInnen des Kapitalismus hie und salbadernde Gläubige des Kommunismus dort, sondern jede Menge Menschen, die sich Gedanken machen über Jugend, Erziehung, Schule, ohne dass sie irgend welchen Zwangssystemen das Wort redeten.

Aber vielleicht gilt ja für Sie: ein kluges Wort, und schon ist man Kommunist. 
teacher antwortete am 3. Nov, 16:28:
Viele rutschen in der Jugend in die Alkoholsucht hinein, ich kann fast dabei zuschauen - aber tun kann ich nichts, weil "blöd daherreden" gar nichts nützt. Alk ist akzeptiert, aus. 
Alice (Gast) meinte am 6. Mai, 20:18:
Nicht, weil Alkohol cool ist...
Das so viele/wir alle Alkohol trinken hat aber nicht (nur) mit der Coolness zu tun. Viel mehr ist es der Kontrast zum Alltagsstress. Ich bin in einer (deutschen) Oberstufe und es ist so oft einfach nur so stressig, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich das alles schaffen und aushalten soll.

Wenn man dann mal doch freie Zeit am Wochenende hat, dann schläft man entweder, weil man in der Woche so wenig geschlafen hat oder man feiert eben so richtig. Mit viel Alkohol - hauptsache Kontrast zum Alltagsstress.

Zudem sieht man Alkohol auch nicht als so schlimm an. Ist ja nicht wie Rauchen, wovon man abhängig wird. Vielleicht Kater am nächsten Tag, mehr nicht. Da können wir so viel aufgeklärt werden, wie sie wollen - bringt eh nichts. 
 

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