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cotopaxi

 
Dienstags beginnt mein Unterricht erst um 9.00 Uhr. Die Stunde davor nütze ich für diverse Vorbereitungsarbeiten - wenn ich dazu komme.

"Kannst Du dir das anschauen?" steuert ein Kollege kurz nach 8.00 auf mich zu. Es geht um den Vergleich zweier Mittelklassekameras, zwischen denen sich seine Tochter nicht enscheiden kann.
"Das haben wir gleich", gehen wir die Fakten durch: Brennweite, Lichtstärke, Sensorgröße, Ausstattung, Gewicht usw.
"Aber vergiss die Megapixel: Weniger ist mehr!"
Es wird eine Superzoom-Kamera von Canon, die Entscheidung war in 10 Minuten getroffen.

In der Zwischenzeit hat sich eine Kollegin zu uns gesellt.
"Kannst Du mir auch helfen?"
"Worum geht's?"
"Du hast mir doch meinen Laptop eingerichtet ..."
"Ahhh, das muss ja schon Jahre her sein."

Damals gab es Einschulungen für KollegInnen, die mit Windows, Outlook und Internet Explorer zu arbeiten begannen. In der Zwischenzeit überschlugen sich Betriebssysteme, Medienformate, Hard- und Software. Aber viele Kolleginnen konnten mit diesen Entwicklungen nicht Schritt halten und wollten sich mit der digitalen Welt nicht anfreunden.

"Er braucht beim Starten so lange ..."
"Ist da XP oder schon Win 7 drauf?"
"Hmmm."
"Am besten wäre es, den Arbeitsspeicher zu erweitern."
"Laufen dann die Videos auch?"
"Bei youtube und so?"
"Ja, die würde ich gerne runterladen und auf CD brennen. Aber die stottern so."
"Ui, ui, ui. Das wird aufwendig."
"Ist eh alles für die Schule!"

Ich sehe einen halben Tag Arbeit auf mich zukommen und rudere zurück: "Ich weiß nicht, ob ich das alles hinkrieg. Bei Win 7 habe ich das selbst noch nicht probiert."

Wir sind im Durschnitt 50+ und zu zwei Drittel weiblich. Wie viele Frauen in diesem Alter kennen Sie, die von youtube Hörtexte für den CD-Player runtersaugen wollen? Und auch können! Rippen, normalisieren, umformatieren, brennen.

Bei uns werden weder die Computer gewartet noch die Nutzer weitergebildet. Das passiert alles von alleine, oder gar nicht.

Eher zweiteres. Und so entfliehen wir dem Fortschritt nach hinten.
la-mamma meinte am 26. Sep, 21:51:
da haben sie mein volles verständnis
nach der unfassbar schlechten lehrerausbildung, um informatik zu unterrichten (hätte ich sofort machen können ...) hab ich mir das damals feinste edv-wissen woanders geholt und den beruf gewechselt. 
teacher antwortete am 26. Sep, 22:01:
Die Fortbildung ist noch Galaxien schlechter als die Ausbildung. Unglaublich, oder? 
steppenhund antwortete am 26. Sep, 22:21:
Ich würde solche Ausbildungen durchaus durchführen. Aber meine Ansprüche sind zu hoch. Nicht die finanziellen, da mach ich manchmal was aus Überzeugung.
Aber ich erwarte volle Konzentration und die Bereitschaft zur Logik. Das setzt manchmal auch etwas Mathematik voraus.
Bei den Kursen, die ich halte, schaffen die Leute nachher die Zertifizierungsprüfungen. Aber generell arbeite ich darauf hin, dass das, was ich lehre auch weitergegeben werden kann. Und dafür ist echtes Interesse notwendig.
Und daher mache ich es dann doch nicht.
Meinen Kindern habe ich jede Frage beantwortet. Aber wenn sich Leute aussuchen wollen, was sie lernen wollen und was nicht, dann kann man mich vergessen.
Allenfalls könnte man mich noch ködern, wenn jemand Latein kann:) 
steppenhund antwortete am 26. Sep, 22:24:
@lamamma
Ohne dir nahe treten zu wollen, musst Du zugeben, dass damals die Informatik noch nicht erfunden war. Als Du studiert hast, musste ich mich mit Leuten streiten, die nicht einsehen wollten, dass Hexcode nicht das Gelbe vom Ei ist. Dass es so etwas wie System Engineering gab, wurde von fertigen Diplomingenieuren bestritten.
Naja, gibt es ja vielleicht heute auch noch nicht. Und ich sehe, was heute auf den Unis gelehrt wird. Zum Fürchten. 
la-mamma antwortete am 27. Sep, 07:46:
@steppenhund
du hast fast recht, zur zeit meines studiums waren computer zumindest noch nicht sehr verbreitet, da ist mir persönlich auch nur ein anwender (und das auf der altphilologie und nicht etwa beim naheliegenderen zweitfach!) untergekommen. aber schließlich bin ich ja auch bald fünfzig. do oben meinte ich die htl, in die ich NACHHER gegangen bin;-) 
Martin (Gast) antwortete am 27. Sep, 16:48:
@steppenhund
Welche Probleme sehen Sie denn an den heutigen Informatik Studiengängen ?
Vom Bachelor-Mist mal abgesehen (ich habe gerade noch das Diplom gemacht) hat sich die Informatik nun mal auch ein wenig gewandelt.
Wer Programmieren möchte mit mit ein wenig Systemdesign geht zur FH, wer lieber eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen möchte zur Uni.
Natürlich muss heute keiner mehr Flip-Flops aus Transistoren zusammelöten, allerdings gab es damals auch noch eine Kurse über Co-Algebras -- der Umfang der theoretischen Informatik steigt stetig -- und der Umfang der Mathematik-Vorlesungen ist auch größer als vorher (zu meiner Dipl-Zeit waren es Analysis 1,2, Lineare Algebra 1,2, numerische Mathematik, diskrete Mathematik und Stochastik, jeweils 4+2SWS und das nur für das Grundstudium). 
steppenhund antwortete am 27. Sep, 20:06:
@Martin
Ok, ich habe mich auf den Bachelor-Mist bezogen. Aber Sie haben ja offensichtlich auch noch nach dem etwas älteren Studienplan studiert:)
-
Als Beispiel möchte ich folgendes anführen. Donald Knuth "Semi-numeric Algorithms" waren einmal eine Pflichtlektüre. Heute kaum bekannt. Allerdings hilft es sehr, wenn man den Inhalt des Werkes kennt, wenn man sich beispielsweise bei Google bewirbt. Weiß ich von einem ehemaligen Mitarbeiter, der es nach Zürich geschafft hat. 
steppenhund meinte am 26. Sep, 22:10:
Ich würde nicht helfen. Ich pflege zu sagen. Ich kann das nicht in 5 Minuten erklären. Ich habe 20 Jahre gebraucht, um es zu verstehen. 
nehalennia (Gast) meinte am 27. Sep, 00:28:
einige ketzerische Gedanken:
* allen ü35jährigen geht es so, während Kinder die Technik quasi mit der Muttermilch aufsaugen
* lernen ist nicht nur durch angebotene Weiterbildung möglich
* auch eine Art von Passiv- und Konsumhaltung

Bitte verzeih, doch ich konnte nicht widerstehen! :-) Ich raufe mit der rasenden Entwicklung der Technik genauso. Vorgestern xp, gestern früh Vista, heute bereits Win7 und spätestens ab Mitternacht Win8. An solchen Tagen verstehe ich rückblickend meine Eltern, die an den damaligen Videorecorder mit VPS verzweifelten ;-) 
teacher antwortete am 27. Sep, 21:24:
Naja, die "digital natives" haben die gleichen Probleme, wenn sie seriös mit Office, Photoshop etc. arbeiten wollen - das kriegt man nicht mit der Muttermilch.

Ich denke halt an div. Firmen, die wenigstens die Hardware ihrer Mitarbeiter serviciert, wir müssen uns um unsere Computer, die wir ja großteils für die Schule nutzen, selbst kaufen und warten. Die Schule zeigt auch kein Interesse an einer Software-Fortbildung ihrer Lehrer, nicht einmal bei den Verwaltungsprogrammen, mit denen wir ständig im Clinch liegen, weil sie grottenschlecht sind. 
fedor (Gast) meinte am 27. Sep, 08:36:
In unserer Schule gab es eine Kollegin,die an einem Tag der Woche dazu abgestellt war,die Computer zu warten,anderen Kollegen "Nachhilfe" zu geben u.ä.Sollten Sie allerdings das Unbehagen der Älteren gegenüber der neuen Technik angesorochen haben,nun ja,weniger ist mehr.Muß man wirklich jedem hype hinterherhecheln?Warum boomen die Seniorenhandys so? 
teacher antwortete am 27. Sep, 21:26:
DAs würde ich mir wünschen - jemand, der nur ein paar Stunden da ist, um die technischen Probleme der Kollegen zu lösen. Haben wir nicht. 
Herbert (Gast) meinte am 27. Sep, 16:40:
na bitte, da hammas,
deine lehrer-kollegen kennen sich überhaupt nicht mit technik aus.und ich habe das gefühl, es interessiert sie auch gar nicht. woher kommt das bei den lehrern heut zu tage? ignoranz? nicht selber begreifen wollen? ha, da siehst du wieder, daß du es mit deinen schülern viel bessser getroffen hast!!! *freu* 
teacher antwortete am 27. Sep, 21:27:
Bei der Technik hast du völlig recht. 
gulogulo meinte am 27. Sep, 18:27:
normalisieren, umformatieren? für das youtube-zu-cd-dings und vieles mehr gibt es dieses --->softwarepaket<---, nur fürs herunterladen genügt eigentlich das --->programm<---. 
teacher antwortete am 27. Sep, 21:27:
Das brennt gleich auf CD? Bitte untertänigst um den link. 
gulogulo antwortete am 27. Sep, 21:55:
direkt brennen tut es nicht. aber es kann einen song, ich meine natürlich hörtexte ;-) ... z.b. herunterladen und mit dem integrierten brennprogramm kann man sie auf cd brennen oder direkt in die itunes-playlist importieren. und dort heraus kann man die hörtexte mit einem mausklick als mp3 oder wav brennen.
wenn ich schon dabei bin: vor dem brennen kann man sie --->damit<--- einfach zuschneiden. ;-) 
teacher antwortete am 28. Sep, 22:09:
Danke, freestudio funzt gut.
Audacity ist im Schulbereich ziemlich bekannt und beliebt ... aber nicht alle können gut damit umgehen. 
Humeoon (Gast) meinte am 3. Nov, 23:27:
Kenne ich
Ich bin Schüler in der 12. Klasse und wir haben leider auch nur 2-3 Lehrer mit Ahnung von Technik :/ Ist echt schade, man könnte mit der Technik so viel im Unterricht anstellen! 
 

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