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cotopaxi

 
Fortsetzung von gestern: Die Kinder, die ich zunächst mühselig überreden musste, haben Blut geleckt und kämpfen um die vorderen Plätze:

"Dürfen wir auch Eigennamen verwenden?"
"Was zum Beispiel?"
"New York oder Jerry Hall."
"Gut. New lasse ich durchgehen, das ist ein eigenes Vokabel, aber keine Namen, bitte."
"Am meisten findet man auf der Kinoseite!", gibt ein anderer selbstlos Tipps, weitere Anglizismen in der heutigen Zeitung aufzustöbern.
"The Queen - The Good German - Little Miss Sunshine - Departed ... darf ich die?"
"Du darfst!" (Werbeeinschaltung!)

"Ich hab' noch was Besseres. Die Computerwerbung vom Hofer!"
Fast 50 englische Begriffe verteilen sich auf zwei Seiten - ein Entertainement PC macht's möglich.

Es gewinnt Mario mit 112 englischen Worten in der heutigen Gratiszeitung. Gefunden und übersetzt in 40 Minuten.
"Das ist unfair, seine Mutter kommt aus England", schreit ein Konkurrent beleidigt auf.

Warum kann er dann "Desperate housewives" nicht übersetzen?
Und: Wieviele Österreicher teilen dieses Nichtwissen mit ihm?
Ausserdem: Wissen alle PC-Käufer was Dual Layer mit Lightscribe-Technologie bedeutet, was DSL ready und High Definition Audio bringt bzw. wo man einen Homeplug-Adapter hinstecken soll?

Zum Drüberstreuen finde ich am Lehrertisch noch einen Stapel Flyer, die dem Fass den Boden ausschlagen.
spark7
gulogulo meinte am 20. Mär, 15:53:
lass deine schüler mal die seite zählen.

http://www.oesterreichischer-frauenlauf.at/plattform13_girliesrun.asp

die ist noch besser - es ist eine österreichische seite wohlgemerkt. ;-)

http://www.s-he.at/ 
teacher antwortete am 20. Mär, 15:55:
Not bad. 
Simon Columbus (Gast) meinte am 20. Mär, 16:20:
Was hast du nur mit den armen Anglizismen? Ich mag die (o.k., eigentlich nur in gesprochener, nicht geschriebener Sprache...). That's the way I like it...
Aber okay, das ist auch Meinungssache. Aber bei den Computerbegriffen muss ich dir widersprechen: Ich finde, hier sind englische Begriffe durchaus sinnvoll - denn alle Programme etc. basieren eben auf dieser Sprache und nicht auf Deutsch oder Chinesisch... Außerdem würde ich einiges davon durchaus als Eigennamen bezeichnen (zB. die genannte Lightscribe-Technologie). 
teacher antwortete am 20. Mär, 20:05:
Arm sind die Anglizismen nicht, sondern überheblich präpotent. Sie tun so als wären sie cooler als andere Sprachen. Wie kommen die dazu, diese Angeber? 
illona antwortete am 20. Mär, 22:15:
öhhhmp
präpotent mußte ich jetzt erstmal nachschlagen. Laut Östereichisch-Deutsch Wörterbuch bedeutet es "überheblich". Geht das denn, überheblich überheblich sein? 
teacher antwortete am 21. Mär, 13:00:
Sagen wir mal, ich hätte den rhetorischen Kniff der Tautologie bemüht. 
illona antwortete am 21. Mär, 19:55:
mei....
.... kannst du schwierige Wörter. 
.peter antwortete am 21. Mär, 23:16:
Kein so starkes Argument: Die Sachen wurden nicht für den deutschen Markt produziert, sondern für den weltweiten Markt, davon ab heisst es nunmal Light-Scribe, und nicht anders als so. 
teacher antwortete am 22. Mär, 09:13:
@ilona:
Bei Ausreden sollte man klotzen, nicht kleckern. Klingt doch einschüchternd seriös.
@peter:
Produziert wahrscheinlich in China. Warum nicht Chinesisch, der wichtigsten Sprache der Welt. Oder Deutsch, der wichtigsten Sprache Europas. Oder Suaheli, der wichtigsten Sprache Afrikas? 
PeZwo meinte am 20. Mär, 17:29:
weil es gerade dazupasst
Heute um 22.45 UHR im ARD bei "Menschen bei Maischberger"
( http://www.daserste.de/maischberger ) heißt das Thema

Deutsch for sale – verraten wir unsere Sprache?


Klingt interessant. 
Nachtblau antwortete am 20. Mär, 17:44:
Naja, früher waren es die Franzosen, die unsere Sprache beeinflusst haben, jetzt halt die Engländer, verkaufen ist das sicherlich nicht.
Sogar die Franzosen nehmen deutsche Wörter auf, zB "le Waldsterben" 
PeZwo antwortete am 20. Mär, 18:29:
@nachtblau
ich glaube auch, dass es sich eher um eine Modeerscheinung handelt, die sich einpendeln wird. Aber sicher bin ich mir zugegeben nicht... 
teacher antwortete am 20. Mär, 20:08:
@ Pezwo: Da schaue ich vorbei.
@ Nachtblau: In Zeiten der Globalisierung geht es um die Vorherrschaft einer Sprache. Ich bin für das europäische Modell = (ökologische) Vielfalt garantiert Stabilität.
Hinter der englischen Sprache steht die amerikanische Kultur(überheblichkeit). Nein danke, dann lieber Suaheli! 
Nachtblau antwortete am 20. Mär, 22:17:
Wems nicht gefällt der muss ja nicht mitmachen. Vielleicht sind in 10 Jahren Chinesizismen modern, wer weiß das schon. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 20. Mär, 22:22:
Ich sehe schon einen deutlichen Unterschied zwischen Englisch und Amerikanismus! Denn das die Amerikaner kein Englisch verstehen beweist dieses wunderschöne Comment. 
stichi antwortete am 20. Mär, 22:24:
Was heißt da nicht mitmachen. Wie kann ich denn "nicht mitmachen" wenn der "shop", in dem ich einkaufen will, "closed" ist, oder die Werbung mit dämlichen englischen Sprüchen um sich wirft, oder die "Kids" mal wieder zu irgendeiner Veranstaltung eingeladen werden etc. etc.
Ich brauche da nicht mitzumachen und werde trotzdem damit zugemüllt. Mir geht es ganz furchtbat auf die Nerven! 
Nachtblau antwortete am 20. Mär, 22:52:
Ich werde auch mit tausend Sachen zugemüllt, die mich nerven. Und Person xyz mit ganz anderen Sachen, die sie nerven, das ist irgendwie Lebensschicksal. Du musst ja diese doofen Wörter nicht in deinen Sprachschatz aufnehmen, ich tus auch nur begrenzt. Dann gibst du das schonmal nicht weiter.
Nachtrag: Natürlich ist es lächerlich, "Burger mit Chickenfleisch" oder einen Kaffee "to go" zu bestellen, aber andererseits kommt man sich oberfein vor, wenn man "Pasta", "Hors d'oeuvres" oder "Tapas" gegessen hat, obwohl das simple Nudeln und Vorspeisen waren. Die nächste Sache ist dann, ob der Österreicher noch Obers anstatt Sahne und der Franke gelbe Rübe anstatt Karotte sagen darf. Sprache ist nunmal vielseitig und vor allem lebendig. Der übertriebene Anglizismus ist natürlich mehr als bescheuert, vor allem weil kaum einer weiß, was er da von sich gibt. Aber ich würde sagen, dass sich die Sache in ein paar Jahren von selbst erledigt. Bis dahin muss man halt durchhalten und trotzdem versuchen, den Kindern ein halbwegs gutes Deutsch und Englisch (es reicht ja schon erstmal, wenn sie die Theorie kennen, die Praxis kommt spätestens im Beruf, wenn so komisches Kauderwelsch nicht mehr erwünscht ist, außer bei BWLlern) beizubringen. 
teacher antwortete am 21. Mär, 13:02:
@Nachtblau1:
Negativ: Wer Fernsehprogramm liest oder einen Computer kauft oder sonst irgendwie lebt, der kommt um diese gefräßigen Biester nicht herum. 
Nachtblau antwortete am 21. Mär, 13:03:
Der muss diesen Wortschatz nicht aktiv verwenden. 
teacher antwortete am 21. Mär, 13:10:
Nicht so schnell!
Ich fürchte, dass diese Seuche nicht vorbeizieht, sondern sich genüßlich ausbreitet.
Ich habe bisher kein Problem damit gehabt, aber bin mir bei der Arbeit mit den Schülern über die Tragweite bewusst geworden. 
Nachtblau antwortete am 21. Mär, 13:26:
Dann setz Gegenpole und zeig ihnen, wie lächerlich das Ganze ist. Ich bin sicher in 10 Jahren redet kein Mensch mehr davon. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 21. Mär, 17:31:
@ Nachtblau: In 10 Jahren redet kein Mensch mehr davon? Unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Die eigene Sprache IST Modesprache oder man verwendet eine andere. Das gabs mit Latein, Griechisch, Französisch und heute halt mit English.
Ich habe kein Problem damit, Anglizismen (oder auch Gallizismen, Latinismen etc. blabla) zu verwenden - vorrausgesetzt, ich verstehe sie. Ich habe heute noch ein kurzes Referat gehalten (Blogs) und ohne Scheu Worte wie "Community", "Blog", "User" verwendet. Wo ist das Problem? Für mich ist das eine Erweiterung der Sprache, nicht eine Einschränkung. 
Nachtblau antwortete am 21. Mär, 18:17:
Naja, aber du hast bestimmt nicht deine Mitschüler aufgefordert, ihre Pics zu checken ;) 
.peter antwortete am 21. Mär, 23:28:
@Teacher

Jetzt wirds aber Deutsch-Tümmelich.

Zu erst einmal ist die von dir aufgestellte Gleichung "Amerikanisch = Arrogant" nicht nur platt, sondern schlichtweg falsch. Hinweis1: Die USA haben 300 Millionen Einwohner, da ist das doch eine ziemliche mutige Behauptung. Hinweis2: Schonmal versucht sich in die Lage der US-Amerikaner zu versetzen, der zum x-ten male durch irgendeinen Kanal erfährt wie Europäer (insbesondere Deutsche) über den Rest der Welt denken ... das gefühlte Arroganz-Level ist da erheblich höher, nur kommt da auch noch Ignoranz dazu.

Überhaupt ist es gerade Richtung der USA mal wieder nötig, ein wenig mehr Empathie zu zeigen, Verständnis statt Feindseeligkeit.

Aber Amerikaner sind ja eh alle arrogant, und nehmen wir unterschwellig doch noch gleich dumm und aggressiv, kriegstreibend und unmenschlich, und schwupps haben wir uns einen netten, aber leider viel zu großen, entmenschlichten Feind geschaffen. Der nächste Schritt wird dadurch viel einfacher ...

Zuguterletzt: Die deutsche Sprachgeschichte ist gekennzeichnet von etlichen solcher Übernamen fremder Sprachen, wobei die französische Variante uns heute noch am geläufigsten im Geschichtsgedächtnis ist. Dank sich weiterentwickelnder ERfroschung der Gesellschaftsgeschichte wissen wir, dass dies auch damals zu Kulturverlustängsten geführt hat. Ebenso gab es diese nach der Gründung des Deutschen Reiches wegen aufkommender Arbeiterbewegungen. Und ich meine mich zu erinnern, gelesen zu haben dass die Einführung von Strassenlicht ganz ähnliche Reaktionen hervorgerufen hat.

Jede Generation jeder Gesellschaft spürt ganz persönlich eine "Verlotterung" seiner Kultur ... auf jeder Ebene. Das ist die Angst vor Veränderung. Und diese trifft auf dich doch eigentlich nicht zu, oder sollte ich mich da irren? 
.peter antwortete am 21. Mär, 23:33:
Was ich noch hinzufügen möchte:

Deine im Artikel beschriebene Unterrichtsmethode finde ich toll. Das werd ich auch mal machen, ist eine gute und motivierende Art und Weise, die "language awareness" (oder "Sprachlernbewußtheit") unserer Schüler deutlich zu erhöhen, und dadurch den Gebrauch derselbigen zu verbessern und zu verfeinern. 
teacher antwortete am 22. Mär, 09:24:
1. Ich muss zugeben, dass ich ins "US-Bashing" abgerutscht bin. Es sollte bloß ein Bush-Bashing bleiben.

2. Ich habe in S-Amerika einen vitalen Stolz auf Spanisch erlebt - bis an die Mexiko-US-Grenze. Diese Leute lassen sich nicht von einer Fremdsprache kulturell überdecken.

3. Wir denken in Sprache (nur Autisten u.a. denken in Bildern). Die Sprache ist viel mehr als das gesprochene und geschriebenen Wort, es ist die Grenze unserer gedachten Welt. Wenn wir eine Fremdsprache (oder fremde Worte) DAZU lernen, vergrößern wir unser Weltbild. Daher kämpfe ich keinesfalls gegen sprachliche Erweiterungen, aber ich weise auf unnötige Einflüsse (+ Verdrängungen) des Englischen in unserem Sprachraum hin. Ist es schlimm, die deutsche Sprache zu verwenden statt "check deine pics"? 
.peter antwortete am 22. Mär, 10:36:
nein, weshalb ich deinen methodischen Ansatz richtig finde. Die plumpe Verwendung von Sprache kommt ja auch in Deutsch vor, so wie "Geiz ist geil" ... "check your pics" ist auch im englischen nicht gerade die "feine englische", nur noch "check yo pics" wäre schlimmer. Die Erkenntnis für die Schüler, wann und wo solche sprachlichen Mittel gebraucht werden, lässt sie entsprechend und zurecht hinterfragen und kritischer betrachten, also genau das was wir wollen. 
mark (Gast) antwortete am 22. Mär, 10:42:
Mein teacher ;-) zitierte immer Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“ 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 22. Mär, 13:08:
@ mark:

Feines Zitat!

@ teacher:

Es ist sicher so, dass in vielen romanisch-sprachigen Ländern (bes. Frankreich) ein starker "Stolz" auf die eigene Sprache besteht. Allerdings ist dieser häufig mit einer arroganten Ignoranz gegenüber Fremdsprachen gepaart, was man doch auch nicht positiv sehen kann.

Ich denke sogar, dass im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch eine akzeptable Mischung aus deutsch, regionalen Einflüssen (auch da kann man streiten!) und Fremdwörtern besteht.

Wobei man auch beachten sollte, dass es sich beim English-Bashing einiger "Deutsch-Retter" um die elitäre Attitude (sic! Kein "ü" in französischen Wörtern" einiger "Intellektueller" handelt - die kaum einen solchen Aufschrei von sich geben würden, kämen auf einmal Latinismen wieder als Modewörter auf. 
teacher antwortete am 22. Mär, 15:50:
@mark: Eigentlich habe ich keine tolle Erklärung, warum ich "teacher" als Nickname :-) gewählt habe. Vielleicht weil "Lehrer" ganz uncool geklungen hätte?

@ Simon C.: Stimmt wohl, dass die Verwendung klassischer oder romanischer Elemente intelektuell höher eingestuft wird (elitärer klingt) als das Englische. 
teacher antwortete am 22. Mär, 20:57:
P.S.: Eine interessante Umfrage läuft gerade zum Thema: Gibt es zu viel DENGLISH ?
http://www.geo.de/GEO/interaktiv/foren/50417.html?NLC=GEO 
Simon Columbus antwortete am 22. Mär, 23:39:
grummel... hätte nicht gedacht, dass GEO-Leser so konservativ sind... schade. 
teacher antwortete am 23. Mär, 07:50:
Warum konservativ? Ich denke, dass nicht gerade die Kiddies dort herumhängen, sondern (ältere) Leute (+30), die noch ohne Denglisch aufgewachsen sind. Also ich & Co. 
 

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