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cotopaxi

 
Ich gehe mit meiner fünften Klasse ins Kino, um die Argumente von Al Gore zum Thema "Klimaerwärmung" zu thematisieren. Die Klasse hat mich darauf aufmerksam gemacht - unter solchen Umständen engagiere ich mich besonders gerne.

Dabei gehen fünf Unterrichtsstunden verloren, schließlich bin ich von 8.00 bis 13.00 Uhr ausser Haus.

"Weißt Du, was Du mir antust?", fragt mich eine Kollegin süffisant.
"Ahhh .... warum?"
"Mir geht schon wieder eine Lateinstunde verloren."
"Tut mir leid", lüge ich, "aber den Termin konnte ich mir nicht wirklich aussuchen." Was stimmt.

Zwei Tage später steht die Lateinerin wieder im Türrahmen und beginnt zu jammern: "Ich weiß gar nicht, welchen Schularbeitstoff ich der fünften geben soll. Mir gehen so viele Stunden verloren ..."
"Na geh'", bleib ich noch ruhig, "dann wiederholst du halt Stoff von früher. Das kann ja sehr hilfreich sein."
"Ich muss ja mit dem Buch weiter kommen ... und sogar Eltern haben mich angesprochen, warum so viel Latein ausfällt."

Jetzt werde ich laut. Wir müssen das Lateinbuch erfüllen? Wir schieben irgendwelche (fiktiven) Eltern vor? Können wir einmal über den Tellerand hinaus schauen?

Ich habe eine Feindin mehr im Lehrkörper.
sillerbetrachter meinte am 23. Nov, 16:52:
problem erkannt - feind gebannt! lass dich nicht beirren, mann! sowohl die eltern als auch die kollegin beruhigen sich schon wieder. 
teacher antwortete am 23. Nov, 21:01:
Bleibt der unnötige Ärger. 
gulogulo meinte am 23. Nov, 21:07:
ist kein stundentausch möglich? 
teacher antwortete am 23. Nov, 21:25:
Schwierig. Ich hab' es angeboten, aber darunter würden andere Klassen "leiden" (naja, sie würden eine Lateinstunde verlieren) und dann frage ich mich, warum ich (und eine Klasse) für einen sinnvollen Lehrausgang "bestraft" werden sollen. 
Nielsson meinte am 23. Nov, 22:02:
Warum wirst du da laut?

Ich würde da eher stichelnd werden, oder neuerdings es runterschlucken. Aber im ersten Fall hätte ich sicherlich auch eine neuen Feindin. :-) 
teacher antwortete am 24. Nov, 11:48:
Ich bin nicht absichtlich lauter geworden, das ist mir erst im Nachhinein bewusst geworden: Kolleginnen haben mitgehört und zugestimmt.
Runterschlucken will ich nicht mehr - dafür ist mir die Sache und meine Gesundheit zu wichtig.
Aber Feindschaften im Lehrkörper leben lange und zäh - das schmerzt auch und bereitet Probleme, weil die Retourkutschen garantiert kommen. 
american_liar meinte am 24. Nov, 04:13:
deutschland ist viel zu sehr damit beschaefftigt den "stoff" durchzukriegen. es geht immer nur um dass was gelernt werden muss. und nie um erfahrungen die man macht.

ich bin zur zeit in den usa in der schule, und in meinem chemie unterricht machen wir "wirkliche" experimente. und damit mein ich nicht dass wir eine fluessigkeit mit einer anderen mischen und das ganze farbt sich blau, super! juhuu.

sachen wie wie man aus milch und backpulver kleber macht. oder was passiert wenn man ein spearmint in eine cola flasche steckt.
am anfang fand ich das sehr seltsam und ich hab mich gefragt was ich denn davon lerne, aber genau das ist die deutsche erziehung gewesen die mich das denken liess, und jetzt find ich es richtig gut dass wir auch solche sachen sehen.
natuerlich lernen wir auch "richtige" sachen, aber ich finde so etwas auch wichtig. 
teacher antwortete am 24. Nov, 11:44:
Genau, die richtige Kombination macht's aus: Theorie und Praxis, Ernst und Spaß. Leider werden unsere Lehrer nur auf ernste Theorie eingeschworen, schon in ihrer Ausbildung. Und später springen sie nicht mehr über ihren Schatten.
Von den USA höre ich allerdings, dass sehr viel wertvolle Zeit mit Nebensächlichkeiten verloren geht und viel wichtiges Grundwissen nie vorkommt. Stimmt das aus deiner Sicht? 
american_liar antwortete am 24. Nov, 20:22:
ich denke wenn man hier lernen will ist das sehr gut moeglich, aber wenn man nicht diesen eigenen willen zu lernen hat, ist es sehr schwer. ich hab schuler in meiner klasse die 2 jahre aelter sind als ist undsachen lernen die ich vor einem jahr gemacht habe.

was mir auch aufgefallen ist, ist das die americaner nicht nach dem Warum fragen. sie bekommen etwas beigebracht, etwa eine formel und die verwenden sie, aber was genau sie damit rausfinden, wie sie auf die formel gekommen sind, und warum man das ueberhaupt braucht, interessiert keinen. 
teacher antwortete am 24. Nov, 20:46:
Dann bleibe ich skeptisch, beides gefällt mir nur mäßig. 
xt600 meinte am 24. Nov, 12:00:
Hier kommen mindestens zwei Leute vor, die einmal über den Tellerrand hinaus schauen sollten.

Eine ordentliche Ausbildung ist genauso wichtig, wie die Beschäftigung mit gesellschaftlich aktuellen Themen.

Empörung allein gibt aber niemandem das Recht, sich mit seinen Interessen selbstverständlich über alles andere zu stellen.

Hinter dem Tellerrand gibt es vielleicht eine Lösung, die beidem gerecht wird. 
teacher antwortete am 24. Nov, 15:48:
Kenn mich aus. 
Lal (Gast) meinte am 9. Sep, 21:01:
Zur Beruhigung: Sowas haben Lateinlehrer an sich. 
 

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