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cotopaxi

 
Ich schaue in unsere Pädagogischen Hochschulen und in die Einführungsseminare der Universtitäten und verfalle in tiefe Traurigkeit. Wie jemand, der auf die große Katastrophe wartet.

Ich lerne Deutschstudenten kennen, die massive Probleme mit der Rechtschreibung haben und lieber fernsehen als lesen - sie werden demnächst Deutsch unterrichten. Ich beobachte Studierende, die beim Vortrag Milchshake trinken, die während der Übungen tratschen, weggehen und Zeitung lesen (immerhin!). Ich erlebe Unterrichtspraktika, die weder inhaltlich noch didaktisch stimmen.

Die Dozenten und Lektoren klären mich auf:

"In meiner Übung sitzen ausschließlich Leute, die in anderen Studien gescheitert sind. Jetzt werden sie Lehrer!"
"Die Anmeldungen kommen immer später. Zuerst probieren sie es an einer Fachhochschule, an der Medizin oder so. Zum Schluss kommen sie ins Lehramt."
"Wir teilen die Vorlesungen jetzt auf. Die Diplomstudenten machen das volle Programm, für die Lehrer gibt es eine Kurzfassung."
"Früher haben wir gut 50 % drop-out gehabt, nur die besten sind in die Schulen gekommen. Jetzt müssen wir unsere eigenen Arbeitsplätze schützen, wir brauchen jede einzelne Anmeldung."

Ich fasse zusammen: "Wer ein schwieriges Studium nicht schafft, endet im Lehramt. Die negative Auslese wird durch die Uni durchgeschoben und demnächst als "Frau/Herr Professor" in der Klasse Müll verbreiten."
"Stimmt nicht ... es gibt auch ein paar Idealisten, die Kinder mögen und wirklich gute Arbeit leisten."

Ich weiß, was mit Idealisten an den Schulen passiert!
Ich fürchte mich vor PISA 2015!
Ich ziehe nach Finnland: Numerus clausus für Lehramtsstudenten!
Nachtblau meinte am 16. Okt, 12:57:
NC für Lehramtsstudenten ist völliger Quatsch, was sagen die Noten darüber aus, wie man mit Kindern umgeht? Hier haben die Grundschulstudenten auch NCs, aber richtig schreiben können auch so einige nicht. 
teacher antwortete am 16. Okt, 16:10:
Mir ist jedes sinnvollere Auswahlverfahren nur Recht. Aber momentan studiert man Lehramt als Notlösung! Was sollen das für Lehrer werden, die halt eine Medizin- oder Jusprüfung nicht geschafft haben?
Zum Tierarzt ist er zu dumm - dann wird er halt Lehrer! Wahnsinn! 
Nachtblau antwortete am 16. Okt, 17:23:
Also das gabs glaub ich schon immer- die Begründung "Da hab ich einen sicheren Job" ist auch nicht besser. Ist doch im Prinzip egal, warum wer Lehrer wird, er muss den Schülern halt was beibringen, ob er da jetzt durch die Medizinerprüfung gefallen ist oder nicht, wen interessierts, wenn er guten Unterricht macht? 
teacher antwortete am 16. Okt, 17:27:
Das sehe ich völlig anders:
Wer zielgerichtet einen Beruf wählt, der will sich darin verwirklichen, der wird viel investieren und auch viel ernten.
Wer Lehrer wird, weil es für bessere Jobs nicht gereicht hat, der wird schon demotiviert einsteigen und wenig für seinen (ungeliebten) Job aufwenden. Das kann gar nicht gut gehen. 
Nachtblau antwortete am 16. Okt, 17:32:
Falsch, wer zielgerichtet einen Beruf wählt und merkt, dass das, was er sich vorgestellt hat, so nicht funktioniert (Schüler die was lernen wollen), wird viel demotivierter als jemand, der einen bestimmten Abstand zur Materie hat. 
Alex (Gast) meinte am 16. Okt, 16:05:
Nichts Neues im Westen..
Zitat "Stimmt nicht ... es gibt auch ein paar Idealisten, die Kinder mögen und wirklich gute Arbeit leisten."

Das stimmt, aber die werden sicher nicht Lehrer.

Aber wie schon gesagt, ist das ja nichts Neues, das war schon zu meiner Schulzeit so. Und auch wenn es einen NC für Lehramtsstudenten gäbe, was wäre damit schon gewonnen. Dann kämen irgendwelche Fachidioten an die Schulen, die menschlich vollkommen daneben sind. (Heutzutage sind sie es halt menschlich und fachlich.)

Ich denke, die Lehrer (der öffentlichen Schulen) sind immer nur so gut, wie die Gesellschaft, die die Schulen finanziert, will, dass sie sind. 
teacher antwortete am 16. Okt, 16:20:
Diese negative Selektion ist völlig neu!
Zu meiner Zeit konnte jeder frei wählen, was er studieren wollte - ohne Vorselektion und Massenveranstaltungen. Und viele gute Leute haben sich bewusst für das Lehramt entschieden ... und sie sind in den gleichen Vorlesungen wie ihre Fachkollegen gesessen. Fachlich wurden sie top ausgebildet und menschlich sind auch viele größer als so mancher Absolvent, der in der Privatwirtschaft verschwunden ist. Ich kenne ganz tolle Leute im Lehrberuf.
Für die Zukunft sehe ich aber schwarz: Die guten Leute meiden den Lehrberuf, die Ausbildung wird schwächer und der Ruf wird noch miserabler. Nur mehr die zweite Garnitur verirrt sich in die Pädagogik, na super. 
Alex (Gast) antwortete am 16. Okt, 16:51:
Achja, es ist ein Jammertal...
Und ich meine das nicht einmal zynisch. Und es trifft nicht nur auf die Schullandschaft zu.... Ich kann es einfach nicht verstehen, warum nichts getan wird um den Zustand zu verbessern. Was habe ich mich schon über die Schule aufgeregt, und über die Sinnlosigkeiten die im Lehrplan stehen. Und warum muss ich mich darüber jetzt beim Gespräch mit meinem Neffen über die Schule wieder aufregen. Dazwischen sind jetzt 20 Jahre vergangen. Da hätte man doch verdammt noch mal was verbessern können.

Und die von Ihnen geschilderte negative Selektion, da stellts einem ja überhaupt die Haare auf. Ist das gewollt? Sollen unsere Kinder verdummen? Sollen sie vielleicht eines Tages wieder im Gleichschritt marschieren?

Was bleibt ist die Entsolidarisierung.

Wenn ich es finanziell irgendwie bringen kann, schicke ich die Tochter meiner Freundin auf eine Privatschule, am besten auf die AIC im 19. Bezirk. 
teacher antwortete am 16. Okt, 17:06:
AIC? Ist das die amerikanische Schule?
Jedenfalls kenne ich mehrere Kollegen, die in Privatschulen arbeiten - die Qualität ist nicht wirklich besser, manchmal sogar unterdurchschnittlich.
Ich glaube nicht, dass die selektiv herbeigeführte Verdummung politisch beabsichtigt ist - so viel Schläue traue ich den heutigen Staatsmänner nicht zu. Aber es wird zugelassen. Bei Fr. Gehrer vermute ich, dass sie diese Entwicklung gar noch nicht erkannt hat. Dort leben viele in Luftschlössern! 
Stef (Gast) antwortete am 16. Okt, 22:52:
... vorurteile sind schon was schönes
nunja, meckern lässt sich ja immer so gut. die fürchterlichen lehrer!!! nur "idioten" sind in den schulen und alle guten menschen (fachlich als auch menschlich) schaffen in der freien wirtschaft. und irgendwo darin der _alex_ ?!?

hier in deutschland erschien vor kurzem das "lehrerhasserbuch". merken sie eigentlich, dass sie mit ihrer ewigen lehrerschelte uns lehrern - und damit dem bildungssystem - auch noch den letzten boden unter den füßen wegziehen.

in meinem kollegium arbeiten feine menschen ... menschlich als auch fachlich. ausnahmen gibt es, aber wo gibt es die nicht ?!? 
Stef (Gast) antwortete am 16. Okt, 22:56:
p.s.
mein obiger kommentar richtet sich an alex. 
Alex (Gast) antwortete am 17. Okt, 12:09:
Lehrer sind Idioten?
Lieber Stef, ich habe sicher nicht gesagt, dass alle Lehrer Idioten sind.
Aber mit der von "teacher" geschilderten negativen Selektion, wird es vielleicht bald einmal dazu kommen.

Ich habe in meiner Schullaufbahn einige Lehrer erlebt, und ungefähr 30% davon, waren engagiert und davon wiederum waren 50% gute Lehrer. Ein guter Lehrer ist in meinen Augen ein Mensch, der sich ohne die Androhung von Strafen durchsetzen kann (=natürliche Autorität), und der einen Prozentsatz von größer als 50% der Kinder für sein Fach interessieren kann.

Ihre Angerührtheit und Verletztheit, weil ich Ihnen mit meiner Kritik, die in diesem Fall gar nicht gegen die Lehrer, sondern gegen das System in dem unsere Schule stattfindet, gerichtet war, den Boden unter den Füssen wegziehe, finde ich süss und Lehrertypisch.

Ich fordere Sie auf: Ziehen Sie sich den Boden wieder unter die Füße zurück. Lesen Sie das Lehrerhasserbuch. Führen Sie einen engagierten Dialog mit den Eltern. Führen Sie einen engagierten Unterricht. Finden Sie einen Weg die Köpfe der Kinder zu erreichen, auch wenn Ihnen das vorerst unbedankt bleiben wird.

Was mich selbst betrifft, bin ich sehr lustlos in der Privatwirtschaft tätig, und gehöre eher nicht zu den Leistungsträgern.
Manchmal stelle ich mir vor, dass ich ein guter Lehrer wäre, aber ich denke die Realität kann einem gerade in diesem Beruf, wahrscheinlich schnell einmal sehr weh tun. 
kaltmamsell (Gast) meinte am 17. Okt, 07:10:
Andererseits habe ich mir in Bayern schon vor 15 Jahren die Wiederkehr der Lehrerbildungsanstalten außerhalb des wissenschaftlichen Betriebs gewünscht: Ich saß als Magisterstudentin in Seminaren mit Lehrämtlerinnen zusammen ("das kann man so gut mit Familie vereinbaren"), die sich einen Dreck für Literatur und Sprachwissenschaft interessierten.
Lehramtsstudium als Notlösung habe ich allerdings tatsächlich noch nicht erlebt. Müsste in Deutschland ähnlich sein, da die Länder inzwischen jeden nehmen müssen. 
teacher antwortete am 17. Okt, 13:35:
Ja, ich bin auch in Vorlesungen gesessen, die primär für Doktoranden und Wissenschafter gehalten wurden. Die Lehramtskandidaten fragten sich, wofür sie dieses Zeug brauchen.
Als geistigen Hintergrund! Zur fachlichen Untermauerung! Sonst blicken doch die Lehrer nie über die Schulmauer hinüber. Und das Interesse ist dabei gewachsen. Beim Essen kommt der Appetit.

Jedenfalls brauchen Lehrer die bestmögliche Ausbildung und die Schüler verdienen bestgebildete Vorbilder. 
 

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