Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Damir sitzt in der letzten Reihe und hört ruhig zu. Damir hat pechschwarzes Haar, dunkle Augen und einen auffällig südlichen Teint. Seine ausländische Herkunft springt ins Auge. Seine herausragende Intelligenz, seine tadellosen Sprachkenntnisse und sein Wiener Witz erschließen sich erst viel später.

Damir hält Nigerianer für faule Drogenhändler, Chinesen für ehrgeizige Schwerarbeiter - also dumm - und Türken für bildungsunwilliges Pack. Wenn er wählen dürfte, hätten HC Strache oder P.Westentaler eine Stimme mehr gegen Ausländer in Österreich.
Ich erzähle von einem afrikanischen Freund, der mit mir studiert hat, von einem ehemaligen türkischen Schüler, der gerade die TU abgeschlossen hat und von anderen Karrieren, die Zuwanderer in Österreich bewältigen.

Wir sind uns einig:
In der Schule funktioniert Integration ziemlich gut. Gar kein Thema.
"Wenn ich hinausgehe, stelle ich mich blöd", hängt Damir an.
"Wozu?"
"Das kommt nicht gut, wenn ich auf oberg'scheit oder kritisch mache!"
"Bei wem?"
"In meiner Umgebung."
Damir taucht nach der Schule in eine fremde Welt ab, in eine Welt voll fremder Riten, Bräuche und Gedankengänge.
"Ich habe einen Freund, der hat nach der HTL-Matura ein Superangebot bei T-Mobile abgelehnt. Der will lieber bei seinen Freunden bleiben als irgendwo mit blonden Krawatten-Heinis Geld machen."
"Wovon lebt er?"
"Jobt in so einem Beisl am Gürtel."
"Dort, wo der Türsteher nur weiße Gesichter mit Markenschuhen reinlässt."
"Nein, wo sich nur wir treffen." (sic)
Die Integration der Jugend hört an der Schultüre auf. Klassenkameraden trennen sich und akzeptieren diese Zweiteilung widerspruchslos.
"Sonst würde es noch mehr Raufereien und Probleme in den Diskos geben."
"Versteh' ich nicht! Ihr lebt hier friedlich und freundlich zusammen und am Abend ...!"
" ... gibt es Alkohol und Revierkämpfe."
cohen (Gast) meinte am 26. Sep, 15:03:
kampf der kulturen
Ich denke das zumindest bei den jugendlichen das problem dort liegt keine eigene zugehörigkeit zu haben, irgendwo zwischen dem zu sein, was die familie vom ursprungsland mitgebracht hat und dem was sie täglich hier erleben. und "unsere" einstellung tut den rest.
die rechtspopuläre sicht beschreibt relativ gut die grundhaltung der "Einhemischen": Wir wollen das Problem nicht verstehen, wir wollen es nur wieder los werden. Und HardCore Strache und seine braunen Freunde reiten oben auf der Welle. 
sillerbetrachter meinte am 26. Sep, 18:28:
ja, ein wenig pauschalisiert vielleicht, aber wohl durchaus realität in vielen kulturen. schade, nicht wahr? schade, dass multikulti nur auf dem papier bunt und lebendig ist. gut, dass das zusammenleben in der schule wenigstens friedlich und freundlich abgeht. das geht nämlich leider auch anders.. 
Tanja (Gast) meinte am 26. Sep, 19:50:
Leider
habe ich dazu nichts zu sagen, als dass das die traurige Wahrheit ist. Auch der Anfang - dass Integrierte/Eingebürgerte mehrheitlich gegen die Integration stimmen und wählen. 
teacher antwortete am 27. Sep, 09:16:
So werden die Grenzen der Schule deutlich. Wir reden uns die Lippen wund, wir integrieren und initiieren - aber draussen weht ein rauer Wind. So rau, dass sich meine Schüler lieber "blöd stellen" als zum Aussenseiter zu werden. 
benq (Gast) meinte am 27. Sep, 09:33:
Ausländische Kulturen
Ehrlich gesagt bin ich auf'm Lande aufgewachsen. In meiner Klasse hatten wir gar keine Ausländer, aber der 7. Klasse gab es vielleicht 5 Ausländer auf der ganzen Schule, es waren Exoten für mich... und sehr sehr freundlich, für mich waren sie etwas besonderes... wegen ihrer überschwinglichen Freundlichkeit. Wir mochten sie alle gerne, mit ihnen zusammen zu sein, bedeutete meistens, dass man viel zu lachen hatte.
Aber wirkliche Begeisterung hat mir mein ChÄf beigebracht, er ist so fasziniert von anderen Kulturen, dass er mich damit angesteckt hat u. ich meistens auch sehr neugierig bin... wie es mit anderen Ländern u. anderen Sitten aussieht.
Wir hatten eine 14-jährige Afghanin für 2 Wochen als Praktikantin (mein ChÄf hatte sie nicht grundlos gewählt) und es war so interessant ihre Geschichte zu hören, dass ich heute noch manchmal darüber nachdenke.
Da find ich es wirklich schade, dass man auf Leute trifft die dafür kein Verständnis haben....

Sodele
Benq 
pequod antwortete am 28. Sep, 22:29:
ja, die exotischen ausländer, so fremd und herzlich - vielleicht sind sie so, weil sie sich ihre nische angelegt haben, anlegen mussten, um in "der gesellschaft" bestehen zu können? wo sie ihre gut ankommenden anlagen reinstecken und verstärken können, eben weil die so gut ankommen? und dann darin gefangen sind? 
teacher antwortete am 29. Sep, 11:46:
Wir geraten leicht in die Falle, zwischen den "guten Exoten" und den "bösen Dealern" wählen zu müssen. Ich mach's mir leicht: Es sind Menschen wie wir. 
Blogzombienchen meinte am 1. Okt, 19:49:
Vielleicht ist es ganz einfach:
Wenn ich als Außenseiter nicht von der Mehrheit akzeptiert werde, dann ziehe ich mich eben von dieser zurück und lebe in meiner Nische unter meinesgleichen.
Das bedeutet, daß ein ausländerfeindliches Klima, die Weigerung sie als Menschen wie alle anderen auch zu akzeptieren nur dazu führt, daß diese sich isolieren und oft auch radikalisieren. 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma