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cotopaxi

 
C. kommt zu spät in die Klasse. Zu spät in die zweite Stunde, weil in der ersten war Religionsunterricht, von dem er abgemeldet ist. Zu spät wie immer:

"Ich habe euch nicht gefunden!"

C. schaut sich um und stellt fest, dass kein Platz mehr frei ist. Wir mussten in einen fremden Raum ausweichen, die größere Stammklasse wird für Prüfungen gebraucht. Normalerweise borge ich meinen eigenen Sessel her - weil ich ohnehin nie zum Niedersetzen komme - aber auch der Lehrersessel war schon vergeben.

"Ahhhh ..."
"Borg' Dir einen Stuhl aus der Nachbarklasse aus!"
C. kommt zurück ... und bringt in seinem Schlepptau eine verärgerte Kollegin mit: "So geht das nicht!"

Von da an gehen die Tatsachenberichte diametral auseinander, so ähnlich sie klingen mögen.
Schüler C.: "Sie hat mich vor ihrer Klasse blamiert."
Kollegin: "Er hat mich vor der Klasse bloßgestellt."

C. hat offensichtlich nicht gegrüßt (nur genuschelt), hat nicht gefragt (nur mitgeteilt), hat einen Sessel gepackt und wollte verschwinden. Die Kollegin meinte ihrem Erziehungsauftrag nachkommen zu müssen und hat C. vor der Klasse laut und deutlich erklärt, wie man sich zu benehmen hätte, wenn man ihren Unterricht unterbricht und etwas ausborgen will.

C. ergreift schließlich eine moderne Taktik und droht: "Wir können ja zur Direktorin gehen."

Ja, früher drohten die Lehrer mit dem Direktor, heute hat sich der Wind gedreht. Die Schüler wollen die Chefin einschalten, die sich oft genug auf die Seite der Eltern und SchülerInnen gestellt hat. Rückhalt finden Lehrer selten in der Direktion. Auch sonst nirgends.

Ich will tun, wofür ich bezahlt werde, nämlich unterrichten und schalte auf Deeskalation: "OK, Leute. Ich bin mitten in der Stundenwiederholung. Wir verschieben die Auseinandersetzung auf die Pause."

In der nächsten Pause ist C. nicht mehr zu sehen, aber die Kollegin textet mich zu: "Dieses Macho-Verhalten kann ich nicht durchgehen lassen ..."

Eh.
Aber nicht mein Problem.
Shhhhh meinte am 17. Mai, 19:53:
Für mich ergeben sich hier Rückschlüsse auf die Klassengröße bzw. auf schlecht ausgestattete Räumlichkeiten. 
BIA (Gast) antwortete am 17. Mai, 20:05:
Richtig hätte ich es hier gefunden, die Kollegin zu unterstützen - wenn Du Dich beklagst, dass es aus dem Direktorat keinen Rückhalt gibt, dann sollte der doch wenigstens aus dem Kollegium selbst kommen! Insofern ja, schon irgendwie Dein Problem... 
teacher antwortete am 17. Mai, 21:37:
Tja, ich habe ihr zugehört. Mehr war nicht drinnen, die Versionen waren zu verschieden.

Ja, es soll nicht vorkommen, dass große Klassen in kleine Räume geschickt werden, aber es kommt vor. Die kleinen Fehler (Verspätungen) bestraft der liebe Gott sofort. :-)) 
Frau K (Gast) antwortete am 17. Mai, 21:41:
Sehe ich auch so. Ausserdem ist er ja zu spät gekommen - wieso sollte er zum Problem der LEHRER werden?
Theoretisch hätte er ja auch stehen können bzw wenn er pünktlich dagewesen wäre, sich um einen Sessel in der Pause kümmern können.

Bei uns hätte der Schüler NIE mit dem Direktor gedroht, da wäre nämlich er blöd dagestanden. 
Frau K (Gast) antwortete am 17. Mai, 21:42:
Mein Kommentar bezog sich auf den von BIA 
teacher antwortete am 17. Mai, 21:46:
Wie hätte ich der Kollegin helfen sollen? Sie kann sich selbst gut durchsetzen und ich war nur Klagemauer. 
Frau K (Gast) antwortete am 17. Mai, 22:05:
ad Klagemauer: jeder hat mal einen schlechten Tag. Im Mai und Juni häufen sich diese bei Lehrern.
Ich hätte den Schüler zurechtgewisen, wenn das nötig gewesen wäre. ABer vielleicht versteh ich das Problem auch nicht ganz... 
BIA (Gast) antwortete am 17. Mai, 22:15:
Ich war ja nicht dabei, aber so wie ich es verstanden habe, war klar, dass der Gute sich in der anderen Klasse nicht besonders höflich benommen hat. ("C. hat offensichtlich nicht gegrüßt (nur genuschelt), hat nicht gefragt (nur mitgeteilt), hat einen Sessel gepackt und wollte verschwinden."). Ich hätte ihm halt auch mitgeteilt, dass es gewisse Mindeststandards gibt, die der höfliche Mensch einhält, wenn er in ein fremdes Klassenzimmer gibt, und dass die Direktorin das sicherlich auch so sieht, ihm aber in jeder Pause frei steht, sich einen Termin mit ihr auszumachen.
Aber, wie gesagt, ich war ja nicht dabei. 
Philipp (Gast) antwortete am 18. Mai, 00:15:
Das folgende hat jetzt wenig mit deinem (hihi, in der Schule müssen wir per Sie sein, da wage ich doch glatt hier zu dutzen :P) Problem teacher, aber es hat etwas mit der "als Schüler beim Direktor petzen" Thematik zu tun:

An unserer Schule gibt es einen Lehrer, der, milde ausgedrückt, ein Arschloch ist. 3 Jahre noch bis zur Pension, fordert Respekt ein und begegnet uns aber mit direktem Disrespekt. Wir sind Schüler - ja, aber wir (in diesem Fall 25 17. Jährige) sind auch 25 praktisch Erwachsene, mit eigenen Meinungen, Gefühlen, etc, die respektiert gehören.
Ich begegne diesem Lehrer immer mit Respekt, so wie allen anderen auch. Wenn dieser jetzt aber meint Schüler absichtlich schikanieren zu müssen, so habe ich keineswegs die Pflicht mir das gefallen zu lassen.
Eines Tages bin ich aufgestanden, mit der Begründung mir das nicht gefallen lassen zu müssen rausgegangen, habe bei unserer Direktorin angemeldet sie werde bald Beschwerde von ihr über mich erhalten, und dass ich keineswegs vorhabe mich zu entschuldigen.
Im Endeffekt hat sich genannter Lehrer bei uns entschuldigen müssen, und seit diesem Jahr haben wir einen anderen Lehrer. 
teacher antwortete am 18. Mai, 17:57:
@BIA: Natürlich habe ich ihm gesagt, was richtig zu tun gewesen wäre.

@ Philipp:
Ich habe mir noch alles mit meinen SchülerInnen selbst ausgemacht.
Wir hatten auch schon die Situation, dass sich LehrerInnen - nach Aufforderung durch die Direktion - entschuldigen mussten. Das wurde wie eine Demütigung empfunden, nicht eingesehen. Die Lage hat sich nur zugespitzt.
Erzwungene Entschuldigungen halte ich für ziemlichen Mist! 
Philipp (Gast) antwortete am 18. Mai, 19:52:
Aber Schüler als unfähige Tölpel zu beschimpfen, sie dauerhaft anzuschreien, ihnen die Sachen runterwerfen um sie dann aufzufordern sie aufzuheben ist besser?
Natürlich hat es die Situation mit ihm nicht verbessert, aber meine Kernaussage war nur, dass sich Schüler auch nicht alles gefallen lassen müssen. Und wie gesagt, hat jetzt nicht viel mit dem von Dir aufgeführten Beispiel zu tun. 
teacher antwortete am 18. Mai, 21:22:
Stimmt. Schüler sollen sich gegen unfaire Behandlung wehren - ich bin sogar bereit, sie dabei zu unterstützen! Aber die Flucht zur nächsten Instanz soll nur im Extremfall gesucht werden. 
o. klein (Gast) meinte am 19. Mai, 09:22:
Ich finde, dass es sich nicht gehört, einen Schüler zu schicken, einen Sessel zu holen, wenn er dabei die Nebenklasse stört. Soll er stehen bleiben oder auf dem Boden sitzen. Wer nicht kommt zur rechten Zeit... 
teacher antwortete am 19. Mai, 10:55:
Habe ich noch nie probiert. 
mandros (Gast) antwortete am 20. Mai, 08:51:
hart aber fair ?
hmmm bin da zwiegespalten, aber könnte man machen..

Immerhin ist es ja wichtig das der Unterricht ohne Störungen weiterläuft, ausserdem ist das Stören in anderen Klassen auch für deren Lernprozess nachteilig etc ...

soller stehen der zu-spät-kommer ;) 
nurmi meinte am 19. Mai, 10:28:
frustriert!
da hat man schon das gefühl es handelt sich um völlig frustierte lehrer!ist doch völlig egal wenn er in die klasse kommt um sich den seesel zu holen...
würd mich genauso stören wie wenn in china ein rad umfällt! 
teacher antwortete am 19. Mai, 10:54:
Geh doch mal in irgendeine Sitzung und hol einfach einen Sessel raus. Oder in einem Kaffehaus, an der Uni ... alle frustriert? 
 

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