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cotopaxi

 
Montag ist Pressetag, weil Montag ist Bildungstag in der Presse.
Montagsausgaben leiden an informellem Untergewicht: Am Wochenende macht die Börse Pause und viele Journalisten ruhen, am Montag muss trotzdem Schrift in die Zeitung fließen. Ergo: Das Thema Bildung geht immer, betrifft viele und ändert sich nicht gravierend von Samstag auf Sonntag.
Was lese ich dort, ohne mich zu wundern?
Irgendwer ist unzufrieden! Irgendeine Medizinische Fakultät bemängelt, dass die Schule zu wenig auf ihr Studium vorbereitet.
Wer meint das nicht?
Die Wirtschaft?
Die Politik?
Die Religion?
Wer ist unzufrieden?
Alle Universitäten!
Die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber.
Die Produzenten und die Konsumenten.
Die Europäische Union und der Rest der Welt.
Der Vogelzüchterverband und die Homosexuellenvereinigung.
Das Kellertheater von nebenan und der Schulinspektor von obenauf.

"Nachdem ihr niemals alle Wünsche erfüllen könnt, wählt sorgfältig nach eigenem Gutdünken!", rate ich den Lehramtsstudenten, die sich von den tausenden Ansprüchen überrollt fühlen.
"Aber wählt!"
Hilflos suchen sie Orientierung im Ozean des Wissens und eine breite Schulter zum Anlehnen. Dann finden sie nichts und niemand anderes als das alte Schulbuch.
Energy_7 meinte am 22. Mär, 00:12:
Das wundert mich oft:
Dass LA-AnwärterInnen so wenig über pädagogische Psychologie lernen ! Das tut so unglaublich weh ^^. Aber so ist das wie mit manchen Psychologie oder Therapie-Kollegen, wer sich nicht EXTERN weiterbildet, der wird sich gewisse Techniken und Methoden nicht aneignen können, um wirklich gut helfen zu können sondern nur manches lernen (natürlich ist das im Studium Psychologie weitaus schlimmer als im Studium der Psychotherapie, denn die ist ja darauf eher zugeschnitten). Ich bin dankbar für manche Professoren, die extra darauf hinweisen, dass es nicht reicht, nur das zu lernen, was man an den Hochschulen so lernt und die empfehlen, zusätzliche Literatur zu lesen. Viele Studenten tun das zwar ohnehin auch ohne Empfehlung von ganz allein, aber es gibt doch ein paar unbeholfene oder unerfahrene Kolleginnen aller Berufssparten. Dahingehend jetzt auch ein Lob an dich, wenn du darauf hinweist, im Unterricht :). 
teacher antwortete am 22. Mär, 14:48:
In den Lehramtsstudien sind Vorlesungen zur Kinderpsychologie und pädagogischen Psychologie vorgesehen. Sehr theoretischer Inhalt, als Massenveranstaltung heruntergebetet. Freiwillig kann man sich vertiefen, aber wer macht das schon? 
Nachtblau antwortete am 22. Mär, 14:58:
Ich widerspreche jetzt mal frech, kenne aber nur, wies in Deutschland (Bayern) geregelt ist. Grund/Haupt/Realschule muss glaub ich 12 Semesterwochenstunden in Psychologie belegen und 4 Std Klausur Staatsexamen schreiben, Gymnasium 10? Std unsd 3 Std Staatsexamen. Ich hab das vor 1 Monat hintermich gebracht (und hoffentlich auch bestanden) und finde überhaupt nicht, dass das "nur" theoretisches Wissen ist. Selbst in den Klausuren wurde nicht nur das reine Faktenwissen abgeprüft, sondern teilweise eine "praktische" Umsetzung erfragt.
Praxis kommt von selbst, wenn man in das Lehrerdasein entlassen wird, aber ohne den theoretischen Hintergrund (zB Entwicklungspsychologie) wären die Schüler doch nur bessere Versuchskaninchen für einen Laienlehrer. Deswegen gibt es doch die Zweiteilung der Ausbildung, Studium als Aufbau theoretischen Wissens, Referendariat als praktische Umsetzung. 
teacher antwortete am 22. Mär, 15:32:
Bedanke mich für den "frechen" Widerspruch:
Ich kenne nur die Situation an der Wiener Hauptuni. Der theoretische Hintergrund hilft tatsächlich; er gibt auch Selbstvertrauen, wenn man rasch aus dem Bauch heraus reagieren muss (sehr oft).
Woran es massiv mangelt, waren (sind?) konkrete realistische Fallstudien. Nie habe ich erfahren, wie gestresste Großgruppen (typische Klassen) zu behandeln sind und wie sie auf bestimmte Auslöser reagieren ( z.B.)
Unser österreichisches Referendariat (1 Jahr Praktikum) hilft hier wenig weiter, weil die Betreuungslehrer zwar gute Physiker oder Philologen sein mögen, aber selbst noch weniger Psychologie gehört haben als die Azubis.
Daher fuhrwerken viele Lehrer als halbgebildete Hobbypsychologen herum! 
Nachtblau antwortete am 22. Mär, 17:01:
Unser (ich sprech jetzt mal nur von der Grundschule, bei den anderen weiß ich nicht genau, wie sich das mit Eigenverantwortlichkeit genau gliedert) Referendariat ist 2 Jahre lang, ein Jahr hospitierend, 1 Jahr voll verantwortlich für eine eigene Klasse. Insofern finde ich den Ansatz nicht schlecht. Schlecht finde ich, dass man in diesen Jahren aber wegen ständiger Lehrproben nicht experimentieren kann, wie man es selbst am liebsten oder besten macht, sondern dass es einen bestimmten Stil gibt (je nachdem was grad modern ist, Frontalunterricht, freies Arbeiten, etc), mit dem man gute Noten bekommt, und alles andere schlecht beurteilt wird. 
teacher antwortete am 22. Mär, 20:26:
Bei den Unterrichtsmoden habe ich beschlossen, ganz auf Abwechslung zu setzen. Alle Methoden (die ich kenne) haben ihre Vor- und Nachteile, meine Praktikanten und Studenten werden von mir aufgefordert, möglichst viele auszuprobieren. Gott sei Dank muss ich nicht benoten, nur betreuen (bzw. Zeugnisse mit Bestanden schreiben). 
energy_7 (Gast) antwortete am 22. Mär, 22:03:
Nachtblau und teacher:
Ich kenne auch "nur" die Wiener Hauptuniversität und ich kenne die Vorlesung der Entwicklungspsychologie sehr genau. Das ist wirklich KEINE Ausbildung in Pädagogischer Psychologie sondern eher sowas zum Drüberstreuen, mehr theoretische Grundlagen. Es reicht nicht für pädagogisches Unterrichten, sondern man lernt da ein paar andere Dinge. Wobei ich auch betonen möchte, dass die Vorlesungen dieses Faches früher - vor wenigen Jahren leider besser waren als heute (mehr praxisorientiert, als Theorie). Diese Vorlesungen sind nicht schlecht als Frontalunterricht, aber die Praxis beginnt erst annähernd bei Proseminaren oder dann eben Probeunterricht, usw. Wer Entwicklungspsychologie lernt, lernt NICHT, wie man mit den Kindern richtig umgeht, sondern eher so allgemeingültige Basisaussage und dann noch ab- und zu ein paar Probleme, aber eben NICHT wie man empathisch das anwendet (wenn dann höchstens 5x vielleicht). Ebenso sind die Leute, die Sozialpsychologie lernen, jetzt keine Profis im Umgang mit anderen, sondern das sind nur theoretische Grundlagen und so gut wie noch keine praktischen Grundlagen. Leider studieren viele Kollegen Psychologie etwa auch nur um sich selbst besser kennenzulernen, oder weil es interessant ist, wie ich beides oft schon hörte - und hören dann enttäuscht auf, wenn sie nicht gleich praktisches lernen. Es hat schon seinen guten Grund, warum das Studium so umfangreich ist und mit wenigen Vorlesungen nicht getan. Und man danach noch eine Ausbildung machen muss, sollte, wenn man damit/darin arbeiten will. Interessanter wäre zu wissen, was die Kollegen dann beider Pädagogik lernen. Ob das einen Hauch von Psychologie hat. Aber ich habe schon mit einigen LA-Anwärtern gesprochen und ALLE haben mir gesagt, dass es praktisch keine Ausbildung gibt um zu lernen, wie man mit Kindern umgeht oder mit Menschen, sondern nur ganz wenig. Daher frage ich mich schon. Man ist dann scheinbar zum Lehrer geboren oder gänzlich unfähig in dem Beruf. Und leider gibt es auch viele furchtbar schlechte Pädagogen. Manche Psychologen übrigens auch (frische unerfahrene Schulabgänger, die noch dazu unbegabt dazu sind oder auch ältere unbegabte *g*, oder esoterische Wunderheiler Marke Kristallgucken-Armband tragen, auf Feen hören und alles ist wieder in bester Ordnung-Schwitzhütten-Schamanismus-5 Tibeter Psychologen *gg*). Ich will hier aber nicht "schlechte Stimmung" eigentlich machen und immer nur kritisieren *g* ;-), aber mir fällt eben dieser Missstand auf und ich empfinde es geradezu als wichtig, darauf hinzuweisen: Leider wird sich das ganze System jetzt durch meinen Hinweis aber auch nicht ändern ;-) [aber es beruhigt auch, 'mal Dampf abzulassen ^^]. Naja, wenigstens habe ich meinen Senf schon 'mal richtig bei einer Tageszeitung dazu abgegeben *g*. Ob das dann wer relevanter liest, ist aber auch fraglich. Oder unser aller Gehrer etwa ;-). LG! 
teacher antwortete am 24. Mär, 14:58:
Nachtblau, teacher & engery_7
2 Bemerkungen:
1. Ein Prof (Einführungsvorlesung Psychologie) behauptet, dass die große Mehrzahl der Psycho-Studenten das Fach gewählt hat, weil sie es am dringendsten selbst brauchen. Hilfe darf man sich von dieser Seite ohnehin nicht viel erwarten.
2. Jene KollegInnen, die PPP (Psychologie, Philosophie, Pädagogik) unterrichten, haben überhaupt keinen unterrichtsrelevanten Vorteil gegenüber Mathematikern oder Anglisten. NIE habe ich erlebt, dass von dieser Seite eine Lösung für pädagogischen Probleme vorgebracht wurde. Sie kennen brav Piaget und Pestalozzi - na und? 
Imke-Hinrichsen meinte am 22. Mär, 20:41:
meiner meinung nach muss in den schulen, weniger inhalt als vielmehr methode vermittelt werden wie man sich den inhalt selbst und nach eigenem (dadurch vervielfältigtem) interesse aneignet. so wie das studium auch ein selbststudium sein sollte, wo man sich für das interessiert was in den veranstaltungen läuft...
tja... im studium ist das besser möglich als an schulen.... wozu gibt es schließlich lehrpläne? 
Nachtblau antwortete am 22. Mär, 21:38:
Im Studium muss ich deutlich mehr Zeug lernen, was mich in keinster Weise interessiert, als es in der Schule je der Fall war. Und immer dort, wo es Zielvorgaben (mittlere Reife bestehen, Abitur bestehen, Studium bestehen) gibt, ist es nicht möglich, auf Interesse zu hoffen oder zu setzen, Zielvorgaben (Lehrpläne) müssen sein. 
energy_7 (Gast) antwortete am 22. Mär, 22:11:
lehrpläne müssen auch sein,
etwa auch bei Psychologie - und auch wenn es mich nervt, dass so viel Theorie ist und wenig Praxis: Es ist schon sehr wichtig, einige Theoretische Inhalte zu lernen (gerade in DEM Fach etwa). Das ist wie bei einem Mediziner, der auch wissen muss, wie was ablaufen kann oder könnte, das ist wichtig zum Abschätzen und Anwenden - aber man muss sich auch nebenbei fortbilden. Früher ohne Studiengebühren war das noch leichter möglich. Mir ist es GSD möglich ohne Arbeiten zu gehen zu studieren, aber dazu muss man schon Geld gespart haben = am besten vorher gearbeitet (wenn man nicht reich begütert ist!), denn sonst verschiebt sich das ganze Studium wegen dem Arbeiten gehen und dann kann man nicht mehr mehr "forschen", dazulernen, privat. Damit man das theoretische Wissen halt mit praktischem ergänzt. Ich bin reges Mitglied der Bibliothek und seit einiger Zeit auch der städtischen Bücherei. es ist eben wichtig, dazu zu lernen - und es ist wichtig, fixe Lehrpläne manchmal zu haben, da bei einem Fach, mit dem man dann noch nicht fertig ist, auch eine Ausrichtung wie nach dem Gymn. kommen kann. Ich meine: Es gibt nicht nur EINE Art von Psychologen etwa. Es gibt versch. Fachbereiche, nach der Universität zur teils auch universitären Weiterbildung danach. So muss man Bereiche über Forschung, Geschichte, Medizin, Datenanalyse usw. lernen. Und in der Schule ist das natürlich "noch" schlimmer. Da es so viele Bereiche gibt, in denen man arbeiten könnte. Können sollte - mit der Ausbildung. Wenn man die Schule ganz abschliesst, muss man auch noch Maturaniveau erreichen, um studieren zu können (oder über dem umständlicheren, teuren, zeitintensiven 2. Bildungsweg). 
teacher antwortete am 23. Mär, 13:04:
Unsere österreichischen Lehrpläne wurden erst in letzter Zeit massiv durchforstet, damit hat der einzelne Lehrer noch mehr Freiheit, individuelle Schwerpunkte zu setzen. Es wird immer schwieriger herauszufiltern, was für die Zukunft der Schüler wichtiges Basiswissen und -können darstellt bzw. was man getrost vergessen kann. Bei dieser Auswahl stehen wir ziemlich unkoordiniert und ungeleitet da. 
 

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