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cotopaxi

 
Wir sind schrecklich.

Vor drei Wochen fand ich ein Notenblatt in meinem Postfach. Ein Musiker meinte: "Du wärst ein guter Tenor."

Vor zwei Wochen hing ein Zettel auf dem Schwarzen Brett: "Bitte eintragen: Wer bringt was?"

Letzte Woche wurden kurze Texte verteilt.

Mitten im Mehrzwecksaal steht ein Tisch. Mit weißer Tischdecke und einem Adventkranz. Alle vier Kerzen brennen. Rundherum sitzen im Sesselkreis rund fünfzig Menschen. Einige ehemalige Kolleginnen und zwei ehemalige Direktoren haben sich eingefunden.
Nach der Begrüßung spielt ein Kollege J.S. Bach auf dem Klavier. Wir hören drei besinnliche Texte. Vorlesen - zuhören. Es ist ruhig. Weihnachten in der Schule. Der Lehrerchor singt, wir antworten im Refrain.

Dann gehen wir zum Buffet: Aufstriche wurden mitgebracht, Brote aufgeschnitten, Kuchen gebacken.

Wir trinken, wir saufen nicht.
Wir plaudern, wir gröhlen nicht.
Wir essen, wir schlemmen nicht.
Wir kaufen, wir shoppen nicht.
Wir feiern Weihnachten wie früher. Schon immer.

Wir sind schrecklich ... schrecklich altmodisch. Darauf bin ich stolz.

Ungeachtete Vorbilder.

Frohe Weihnachten.
Frau K (Gast) meinte am 24. Dez, 12:33:
Ein wenig saufen mit Kollegen schadet aber auch nicht.
Happy-Hour in der Stammbar nach einer anstrengenden Schulwoche war das beste, was wir in NY immer gemacht haben. (und garantiert ohne Schüler!)
Aber vermutlich bin ich nicht altmodisch. 
teacher antwortete am 24. Dez, 12:37:
Nicht zu Weihnachten - sondern im Fasching, zum Schulschluss ...
Dieses karitative Punschsaufen ist zum Kotzen! 
Frau K (Gast) antwortete am 24. Dez, 12:42:
Ich mag nicht lustig sein und saufen auf Kommando (Fasching! Alle bitte den Lustigknopf aufdrehen und saufen) und es gibt Weihnachten, an denen man einfach schaut, dass sie so schnell vorübergehen, wie es nur geht. 
Frau K (Gast) antwortete am 24. Dez, 12:47:
Vorbilder
Und zum Thema Vorbilder: Ich achte penibelst drauf, dass ich an Orten feiere, wo ich keinen Schülern begegne. Aber ich bin jetzt eh nicht der Typ, der bis zum Kotzen trinkt. Dennoch - wenn mir nach ausgelassener Stimmung ist, dann bitte OHNE Schüler. 
teacher antwortete am 24. Dez, 13:01:
Ich habe bewusst eine Schule gesucht, die weiter weg von meinem Wohnort liegt. Ich möchte nicht beim gleichen Wirten sitzen wie meine Schüler (und deren Eltern), das ist für beide Seiten unangenehm. Ich will auch nicht beim besinnlichen Weihnachtsfest von besoffenen SchülerInnen gestört werden. Lehrer soll mein Beruf sein, nicht mein ganzes Leben. 
Frau K (Gast) antwortete am 24. Dez, 13:07:
Dem stimme ich voll zu. 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 27. Dez, 15:46:
*Grmpf*
Ich wohn genau, ganz genau da, wo ich unterrichte, nachhelfe, counsele, wie auch immer. Auf jeden Fall: da mitten drin.

Wir haben jetzt sogar ne feine extra Bildungs-und-Unterrichts-Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen :-). Nützt aber nix: ist im Haus gegenüber, grmpf.

Zum Saufen, Dummfug machen und Überdiesträngeschlagen muss ich auswärts. Möglichst _weit_ auswärts .... 
fedor (Gast) meinte am 25. Dez, 14:49:
Tut gut zu lesen,daß es noch mehr Leute gibt,die so ähnlich denken!
Besinnliche Weihnachten! 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:50:
... und ein schönes neues Jahr. 
Marie (Gast) meinte am 25. Dez, 19:40:
Frohe Weihnachten! :-) 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:51:
Auch! 
Jogurtbecher (Gast) meinte am 26. Dez, 11:32:
Nicht zu ernst nehmen
Ja es stimmt. Es ist inzwischen eine Unart geworden das vor allen Jugendlichen (aber nicht nur die) jede Gelgenheit, sprich Festlichkeit dazu nutzen sinnlos zu saufen.

Aber es geht auch anders. Meine Freunde und ich (alle zwischen 20 und 25) haben eine Weihnachtsfeier gehabt mit Weihnachtsmann, Geschenken und gemeinschaftlichen Singen sowie leckeren Buffet. Von vielen anderen Freunden habe ich das auch so gehört. Man wird halt doch ziemlich schnell erwachsender ;-) 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:52:
Wird man da gleich schief angesehen? 
Jogurtbecher (Gast) antwortete am 5. Jan, 09:44:
Manchmal schon. 
Anja-Pia meinte am 26. Dez, 11:50:
Schrecklich, und auch noch stolz darauf. ;-) 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:53:
Schrecklich stolz sogar. 
kraM meinte am 28. Dez, 20:52:
vorbild ist, wer gar nicht feiert. 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:52:
Neee, feiern ist gut und wichtig. 
kraM antwortete am 29. Dez, 22:59:
An sich schon, die Frage ist nur, was man feiert. Wenn keiner mehr an Gott glaubt, muss auch nicht jeder Weihnachten feiern, weil es ein sozialer Zwang ist. Ich fände es besser, wenn die Kinder überlegen, ob sie das für sinnvoll halten und dann eben entscheiden, aber nicht traditionell feiern, weil etwas bewahrenswert ist, oder saufen, weil alle saufen gehen. :) 
teacher antwortete am 30. Dez, 11:05:
Den Sinn des Feierns müssen wir weitergeben, ob religiös oder nicht. Alleine das gesellige Zusammensein, das gemeinsame Besinnen, das Abschalten vom Alltag, die Pause zwischen Arbeit und Konsum geben dem Leben Sinn! 
bonanzaMARGOT meinte am 29. Dez, 14:23:
klingt furchtbar - nicht weil es altmodisch ist. es klingt nach zwangsveranstaltung mit überkultiviertem getue. 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:18:
Wir gehen freiwillig hin, auch nicht alle. Es ist nicht geil oder chillig, sondern eine kulturlle Tradition, die es wert ist bewahrt zu werden. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Dez, 19:25:
wer sagt das? ich meine das mit dem "bewahrt werden will"? 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:50:
Der westlich-christliche Festtagskalender bietet (wie auch andere Kalender) Abwechslung, von Trauer (Allerseelen) bis Spaß (Fasching). Weihnachten und Ostern haben eigene Funktionen in der Familie (Geschenke, Besinnung, Religöses ...) und diese Abwechslung möchte ich bewahrt wissen, weil es nicht gut ist, aus jeder Feier eine lustige Saufgelegenheit zu machen. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Dez, 21:25:
Okay: also doch altmodisch. Leider im übelsten Sinne - was heißt: reaktionär. Schade.
Die westlich-christlichen Feiertage können mir den Buckel runterrutschen inklusive Heiligkeit und Saufgelagen. 
teacher antwortete am 30. Dez, 11:02:
Ich bin froh, dass es diese Feierlichkeiten gibt - stell dir vor, unsere "Wirtschaft" könnte sie abschaffen. Neee, lieber "reaktionär". 
bonanzaMARGOT antwortete am 30. Dez, 12:36:
ich hätte die feiertage lieber als zusätzlichen urlaub, teacher. in meinem beruf muß ich sowieso sonn- und feiertags arbeiten.
warum soll man an solchen blödsinnigen traditionen kleben bleiben?
dasselbe gilt für die ladenöffnungszeiten ...
wer feiern will, soll feiern - aber es sollte nicht als feiertag staatlich verordnet sein. 
leacher (Gast) meinte am 29. Dez, 15:31:
Weihnachten wurden immer im Kreis der Familie gefeiert. Der ganze Scheiß mit den Betriebsweihnachtsfeiern kam erst die letzten Jahrzehnte hoch. Damit stellt man weder ein Vorbild dar, noch ist man altmodisch.

Trotzdem kann man Weihnachten gerne so feiern. Nur sollte man seine Überheblichkeit und Arroganz bremsen und anderen nicht vorschreiben, dass man Weihnachten so feiern sollte, wie man es in der eigenen verklärten Erinnerung vorfindet. 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:22:
Es gab auch Vorschläge, sich zu einem Punschstand zu begeben ... und mit dem mainstream mitzusaufen. Natürlich für einen guten Zweck! 
Singlemann (Gast) meinte am 29. Dez, 15:43:
Ich glaube, dass ich bei so einer Weihnachtsveranstaltung vor lauter Selbstkontrolle eingeschlafen wäre. So stelle ich mir Weihnachten nicht vor. Warum soll ich nicht schlemmen, gröllen, und in Maßen bis zur Anheiterung saufen? ;-) 
teacher antwortete am 29. Dez, 19:44:
So denken natürlich auch unsere SchülerInnen - deswegen können wir nicht mit ihnen gemeinsam feiern. Weihnachten bedeutet einfach Stille und Besinnung - das ist wichtig, wenigstens ein Mal im Jahr. 
 

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