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cotopaxi

 
Ich sitze im morgendlichen Halbdunkel des Computersaals und eine (ganz) junge Kollegin schneit zum Mail-Holen herein. Bleibt gleich am ersten Gerät bei der Türe hängen.
Hat sie Angst vor mir? Vor einem Gespräch? Vor dem Kennenlernen? Oder bloß keine Zeit, kein Interesse.
Es liegt an mir, das Eis zu brechen, schließlich bin ich der Ältere und sie die Frau.

"Wie geht's dem Theaterprojekt?"
Immerhin, sie geht auf meine Frage ein, lässt ihre mails in der Eingangsbox.
"Das dauert noch, da muss ich mit der Kollegin noch vieles klären ... und dann die Bühne organisieren."
"Schreibst Du auch andere Texte?"
Sie schaut, als ob ich in ihr Privatleben vorstieße. Dann greift sie zum USB-Stick und druckt ohne Worte zwei Seiten aus:
" ... das sind so Mädchentexte."

Ich lese von einer großstädtischen Entliebungsszene, einer Frau, die fühlt, dass den Geliebten das Vibrieren der Begehrlichkeit verlässt. Auch auf dem zweiten Blatt liegen weibliche Gefühle blank, es fehlt die raue Schale erfolgreicher Hollywoodstreifen.
"Ich bin ein Mädchen ... also was die Texte betrifft", behaupte ich nach der Lektüre schmeichelnd.
Ein Anflug eines Lächelns zieht über ihre Lippen.
"Schreibst Du einen Blog? ... Also, um Rückmeldungen zu bekommen", setze ich fort.
"Mich interessiert mehr die Bühne, das optische Umsetzen literarischer Gedanken. Blogs? Das ist doch für die Mädchen."

Hmm, Mädchentexte. Da sitze ich jetzt.

... geht man nicht pinkeln.

Wenn es endlich zur Pause läutet, stürmen die Kinder zum Buffet, in die Gänge, zu den Automaten, zu Freunden oder aufs WC.
Der Lehrer muss seine sieben Zwetschken zusammenpacken, den Medienschrank absperren, den Lehrertisch in Ordnung zurücklassen. Dann kämpft er sich durch die überfüllten Hallen, die Stufen hinab, zurück zum belagerten Lehrerzimmer:

"Kann ich Kreide?"
"Haben! ... und: Bitte!"
"Haben bitte."

"Können Sie die Bestätigung ins Postfach von der Frau Professor Grschld legen?"
"Wer?"
"Garschold!"
"OK."

"Kann ich den Herrn Professor Y.?"
"Was?"
"Haben!"
"Vielleicht sprechen?"

Wenn ich nach diversen Hilfs- und Erziehungsmaßnahmen doch noch meinen Arbeitsplatz erreiche, um Bücher, Hefte und DVDs abzulegen, ist gut die Hälfte der Pause vergangen. Ohne mich setzen zu können greife ich - zum Missfallen meiner diätsüchtigen Kolleginnen - zum großen Jausenpackerl: Spanischer Schinken im Kornspitz mit Cherrytomaten steht heute auf dem privaten Menu. Ich lange noch zur großen Flasche - Japonica Pfirsich - und spüre den leichten Drang, der mir schon ewig die Vermutung eines direkt-proportionalen Zusammenhangs zwischen Durst und Blasendruck nahe legt. Ein Blick auf die Uhr und ich hetze mit vollem Mund Richtung Toilette.

Das tut man nicht! Das feine Aroma, den der getrocknete Serrano am Gaumen verbreiten soll, zerplatzt im Dunstkreis pinkelnder Kollegen zur kulinarischen Katastrophe. Dabei läutet es zur nächsten Stunde.

"Oh Gott. Wo habe ich die Kopien für die 5 B liegen gelassen?"

Das nennt sich Pause und ist immer noch besser als meine nächste Arbeits-Unterbrechung: Pause mit Gangaufsicht!
Deretwegen sprechen sich Lehrer gegen längere, sprich richtige Erholungsphasen aus - weil das praktisch einer Arbeitsverlängerung gleich käme. Irgendwie stehen wir uns selbst im Weg, oder?

Unsere liebe Frau Minister möchte gerne Politik als neues Unterrichtsfach unter die 10-14-jährigen bringen. D'accord, schließlich sollen sie ja mit 16 wählen gehen.

Meine 13-jährigen konfrontiere ich im Rahmen der Berufsorientierung mit einem höchst politischem Thema: "Gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung".

Meine Frage: "Um wie viel soll der oberste Chef einer Firma mehr verdienen als der allerunterste Arbeiter?"

Die Nachdenkpause will nicht enden.
Gut, denke ich, die Frage war wohl zu hoch gegriffen.

"Was, schätzt ihr, verdient so eine Putzfrau beim BILLA?"
Wir einigen uns auf schnöde 700 Euro. Netto.
"Und der oberste Chef von BILLA, wie viel soll der verdienen?"
Sie denken nach, zeigen auf, melden sich: 3 x, 4 x, 5 x so viel.

"Hallo! Für 2000 oder 3500 Euro steht der nicht einmal am Morgen auf."
Sie packen es nicht.
"Also ich fordere eine Grenze von 1: 10. Der oberste Chef soll nicht mehr als 10 Mal so viel verdienen wie der einfachste Mitarbeiter."
Das finden sie total unfair.
"Kein Mensch kann zehn Mal so viel arbeiten wie die anderen!"

1:10 halten sie für unfair. Der Unterschied scheint ihnen viel zu groß.
Die Realität ist viel härter, 1:50 keine Seltenheit.
Und die Ungerechtigkeit nimmt zu.

Unverdorbene Kinder - verdorbene Welt, ich arbeite in der richtigen!

"Wieviel verdient der?"
"Wie wird man das?"

Soweit die zwei wichtigsten Fragen, wenn es um Berufe geht.

Ich wage es nicht mehr, den Kindern die Berufe ihrer Eltern vorstellen zu lassen. Da spricht zu vieles dagegen.

1. Immer häufiger bleibt bei der Schulanmeldung der Beruf des Erziehungsberechtigten ungenannt. Wieso wohl?
2. Immer mehr Kinder kennen die Berufe ihrer Eltern nicht, weder die Bezeichnung noch den Inhalt
3. Immer häufiger lautet die Antwort: arbeitslos.

Also präsentiere ich fiktive Personen, vom einfachen Bauarbeiter aus der Türkei mit fünf Jahren Pflichtschule bis zum akademisch ausgebildeten Chemiker in Führungsposition.

"Wie wird man Disponent?"
"Disponent? Weiß ich nicht. Es gibt zu viele Berufe, ich kann sie gar nicht alle kennen."
Einstieg in die Fragestunde misslungen!

"Was verdient die Feinmechanikerin da am Fließband?"
"Vielleicht 1200 oder 1300 Euro."
"Und wenn der Chef das Fließband schneller laufen lässt?"

"Wie wird man Doktor?"
"Doktoren gibt es verschiedene. Meinst Du Arzt?"
"Ja."
"Da machst Du zunächst die Matura bei uns, dann studierst Du Medizin an der Universität."
"Und ein Architekt?"
"Das ist ein technisches Studium, an einer Technischen Universität, da wird man dann Diplomingenieur."
Das schreibe ich vorsichtshalber an die Tafel, inklusive Abkürzung: DI. oder Dipl.Ing.
"Mein Vater ist Ingenieur!", kommt ein Jüngling plötzlich drauf.
"Von einer HTL oder der TU?"
Weiss er nicht. Hauptsache Inschenör.

"Wie wird man Professor?"
"Wie ich?"
"Ja!"
"Wir haben alle so 5 Jahre an einer Uni studiert. Dann wird man Mag. phil oder Mag.rer.nat."
"Was sind Sie?"
"Magister der Naturwissenschaften, Mag. rer. nat. steht auf meiner Visitenkarte."
"Pfauu", sind die Kleinen beeindruckt: "Naturwissenschafter!"
Ich wachse um fünf Zentimeter, mindestens.

Keiner fragt, was man eigentlich so arbeitet als Fernmeldemonteur oder Anlagebauer. Büglerin oder Bauarbeiter wollen sie nicht werden, das steht fest. Inschenör kommt gut, aber Doktor und Richter, das geht richtig ab.

"Mein Vater ist Koch, ist das schlecht?"
Böse Frage. Eigentlich wollte ich ihnen veranschaulichen, dass es sich mächtig auszahlt, brav zu lernen und lange zu studieren.
Da haben wir den Salat!

Der eine kommt in einer grünlichen 7/8-Hose, die dürren Haxerl enden in sportlichen Patschen. Das alles hat ein mäßig sortiertes Sportgeschäft in seiner Auslage hängen gehabt und dürfte der letzte Modeschrei sein, wenn man die Wanderwege zwischen Lunz/See und St.Pölten beherrscht.
Der nächste hat sich in eine amerikanische Short gedrängt und seine Nachbarin kaschiert mit lustigen Bändchen und bunten Kügelchen offen-sichtliche Schwächen.

Kurz gesagt, der Sommer ist angekommen und mit ihm der Ausverkauf. Billige Mode wird verramscht und nicht nur die SchülerInnen sondern auch deren infantil gebliebenen ErzieherInnen wühlen in den Sonderangeboten.

Mir ist leicht zum Kotzen.

Der sportliche Waidmann präsentiert stolz seine textile Strecke, wahrscheinlich erwartet er einen anerkennenden Kommentar zu seinem neuen Outfit - genug Gleichgesinnte wieseln ja herum. Ich höre kein verlogenes Kompliment, er auch nicht, dieses Privileg gehört den Damen, die sich ständig um ein aktuelles Kleidungsstück verbal beneiden. Wieviel Wahrheit steckt wohl hinter dieser Anerkennung?

Dann geht das grüne Männlein in die Klasse, öffnet seinen Schulranzen und unterrichtet BWL, Betriebswirtschaftslehre. Hoffentlich spricht er nicht von Marketing, hoffentlich beurteilt er keine Schüler-Präsentation, hoffentlich!

Ich verlange ja keine Krawatten, keine Anzüge und keine Business-Ausstattung. Ich verlange nur Stil und Distanz:
"Bitte, liebe KollegInnen, kleidet euch anständig. Anders als die Pubertierenden, anders als die Mallorca-Urlauber, anders als die Schnäppchenjäger. Ihr seid erwachsen, an eurem Arbeitsplatz und Vorbilder!"

Kleider machen Leute. Oder ruinieren Autorität und Image.

Unterrichtsende und Epilog:

Zwei Damen lehnen an den Kästen und überlegen halblaut, wo die die dritte Kollegin ihren neuen Rock wohl erstanden hat. Schließlich das überfällige Kompliment:
"Steht Dir gut, das dunkle Rot. Von XY?" (Marke habe ich vergessen)
"Nein von H&M." (Habe ich mir gemerkt)
"Und ich?", frage ich frech nach, "... mich bemerkt hier niemand?"
"Doch ... Du hast ein schönes, weißes Leinenhemd ... das dir eine Nummer zu groß ist. Flattert so ..."
"Ich werd' schon noch hineinwachsen!"
Auf zum Mittagessen: Pasta und Tiramisu.

Im Biologiesaal fehlt was. Strom nämlich. Das stört, wenn man Overheadfolien zeigen oder Experimente durchführen will, besonders aber, wenn sich der Himmel verdunkelt.

Die Elektriker haben genau dann Zeit, wenn ich in diesem Saal die dritte Klasse in Zaum halten soll. Die Handwerker turnen von Bank zu Bank und stellen mir eigenartige Fragen zur Elektroinstallation des Schulgebäudes. Die Kinder unterhalten sich blendend, während wir Schlüssel für den Sicherungskasten suchen oder die Deckenverkleidung öffnen.

Alles ist interessanter, als die vier Aufgaben zu erfüllen, die ich vorsorglich auf die Tafel geschrieben habe. Der Haarschnitt des Partieführers steht ebenso zur Diskussion wie die Grammatikmängel des Lehrlings. Ätzend.

Ich bemühe mich nach Leibeskräften beide "stakeholder", die Pubertierenden und die Reparierenden, bei Laune zu halten. Es gelingt mir nicht, die Handwerker geben auf:
"Wie lange seid ihr noch hier?"
"Zwei Stunden."
"Das geht nicht .... "

Ja, wir stören ... einander!

Also laufe ich in die Direktion, kehre nach 10 Meter wieder um, weil es hinter mir unerträglich laut geworden ist, reduziere die Klasse auf einen akzeptablen Lärmpegel, und laufe wieder in die Direktion:

"Wir haben da Elektriker im Saal ... das geht nicht."
"Warum?"
"Das ist zu laut ... äh zu gefährlich."

Um die Klasse umzusiedeln setze ich auf ein hieb- und stichfestes Argument: Strom ist gefährlich, besonders wenn undefinierte Kabel über den Köpfen der Schüler baumeln. Stark übertrieben, aber es leuchtet ein.

In fünf Minuten treiben wir einen leeren Saal auf. Allerdings gongt es zur nächsten Pause. Erst die folgende Lehrkraft profitiert von meiner Umplanung: "In den Raum 022 soll ich gehen? Nein! Ich brauche den Bio-Saal."
"Da sind die Elektriker!"
Das alleine wirkt.

Ganz offen: Wir beraten falsch.

Das lehrt uns die freie Marktwirtschaft, der wir uns annähern (müssen). Dort gelten Autos als sicher, sorgen Waschmittel für Umweltschutz und machen Kalorien schlank.

Wenn die Volksschulen ihre Abgänger beraten, werden zunächst ganz bestimmte Schulen beworben. Die "Berater" kümmern sich nicht um die Begabung der Kinder, sondern um die Beschäftigung ihrer Lehrer.

Wenn aufbauende Schulen Berufsberatung betreiben, dann gucken sie in ihre eigenen Klassenräume. Diese sind zu füllen. Natürlich mit den Kindern, die man dort am liebsten unterrichten möchte: "Kreativ, intelligent und gut erzogen. Und ausschließlich beste Noten!"
Wir betrachten nicht Talente und Begabungen von Schülern, sondern Bedürfnisse von Schulen.
"Wir schicken doch nicht unsere besten Leute weg."

Wenn wir an an einem einzigen Tag des Jahres die Türen für zukünftige Kunden öffnen, dann blendet ein bunter Zirkus die grauen Gänge: "Ihr Kinderlein kommet. Bringt Honig und Met, wir verwöhnen euch gern."
Immerhin, der Tag der Offenen Tür macht Lügen erlebbar.

Was ärgern wir uns, wenn die falschen Kinder in den falschen Bänken sitzen! Aber wir bemühen uns nicht, ihnen die geeignetesten zu vermitteln.

Meine Forderung: Bildungsberatung muss aus den Schulen ausgelagert , objektiviert werden.
Wir beraten falsch, zum Wohle der Schule statt zum Wohle der Kinder.

Das sollte uns richtig Sorgen machen.

Ein Kasten wandert nicht.

Die Oberschulwartin (Ja, diesen Titel gibt es in Österreich!) erscheint im Türrahmen und kommt gleich zur Sache:

"Ich bräuchte fünf starke Männer."
Schon ducken sich fünfzig Prozent der Anwesenden.
Sie wartet vergeblich.
Einer wagt sich aus der Anonymität der Masse heraus: "Wofür denn?"
"Wir müssen einen Kasten schleppen."
Es bleibt verdammt ruhig in der Klasse.
Dann verliert die gewählte Klassensprecherin die Nerven und murmelt was von "Na gehts ..."
Ich greife unterstützend ein:
"Na? Wer meldet sich für eine gute Tat? Ich werde in der Zwischenzeit nichts Neues durchnehmen."

Stille.
Niemand.

Die Schulwartin zieht enttäuscht ab und wir hören sie verärgert murmeln:
"Irgendwann werdet ihr auch was von mir wollen."

Hätte ich fünf Hünen abkommandieren sollen? Zur "Kinderarbeit", wie ich oft vorwurfsvoll höre? Um ein schweres Möbelstück unfallsträchtig durchs Haus zu schleppen?

Die Crux liegt ja darin, dass sich die Reinigungskräfte der Schule weigern, solche schweren Jobs zu erledigen. Dass der Direktor bedauert, dafür keine Tischler oder Möbeltransporter bezahlen zu können. Dass Vieles in der Schule nur passiert, wenn Freiwillige ("Deppen") anpacken.
Und dass unsere Jugend zu gemeinnützigen Tätigkeiten gezwungen werden muss.
Servus Gusenbauer.

Zwei Männer mit Krawatte, einer sehr jung und nervös, der andere très chic wie aus einem Paris-Reiseführer, sitzen nebeneinander und finden keine Zuhörer: Französischprüfung bei der mündlichen Matura!
Und die Kommission besteht aus reinrassigen Naturwissenschaftern: "No french" steht auf ihren Stirnen graviert.

Der Kandidat beginnt mit der Textarbeit.
"Il s'agit de ..."
Es geht im vorgelegten Artikel um einen Vietnamesen, der im Tempel Opfer bringt, damit er die Aufnahmeprüfung ("le concours")an die Uni schafft.
"Et toi?", fragt der Lehrer, "wie hast du dich auf die heutige Prüfung vorbereitet?"
"Moi, je ..." Er hat sich nach dem Aufstehen niedergekniet und hat gebetet.

Schade, dass hier niemand zuhört. Und niemand was versteht.

Also genau genommen, erklärt der Kandidat in flüssigem, aber nicht akzentfreiem Französisch, habe er mit seiner Ururgroßmutter ("la grand-mère de ma grand-mère") gesprochen. Er habe sie gebeten, ihm bei der mündlichen Matura beizustehen.
"Tu es bouddhiste?"
Da verzieht der Prüfling sein Gesicht und erklärt die vietnamesische Verehrung der Vorfahren, den Ahnenkult.

Er kam vor wenigen Jahren aus Saigon zu uns, lernte schnell Deutsch, schrieb eine Fachbereichsarbeit über mathematische Sonderfunktionen, spricht bei der Deutschmatura über österreichische Literaten und in Französisch über Sitten und Gebräuche seiner Heimat. Studieren will er Medizin, "um den Kranken zu helfen."
"Très bien, Monsieur."

Ausländer rein!

"Das weiß ich nicht", gilt nicht.

Wenn mir ein Schüler "Das weiß ich nicht" antwortet, dann zieht sich die Wiederholung in die Länge. Das wissen, fürchten sie.
Ich versuche die Fragen am Anfang der Stunde so zu formulieren, dass Verständnis vor Reproduktion geht. Wenn also jemand anwesend war, logisch denken kann und sich anstrengen will, dann wird er zumindestens so viel sagen können, dass ich mit "ausreichend" abschließen kann. Sagt er trotzdem nichts, dann lege ich Köder aus, ziehe ich Würmer aus der Nase, helfe auf die Sprünge. "Weiß nicht", gibts nicht!

Marco muss andere Vorlieben haben, jedenfalls kann er sich für meinen Unterricht (mein Fach? meine Person? meinen Stil?) nicht erwärmen. Drei Wiederholungen enden grottenschlecht, negativ: Nicht aufpassen, nicht mitdenken, nicht anstrengen - alle Kombinationen hat er ausgeschöpft.
"Die nächste Wiederholung darfst du nicht verhauen, sonst zwingst du mich zu handeln: Warnung, Eltern vorladen ... du kennst das ja."
Marco kapiert und reagiert: "Sie werden schon sehen!"
Offensichtlich will er mir beweisen, dass ich ihn grob unterschätze. Tu ich nicht, aber ich tu so. Ein taktisches Manöver.

Ich bereite die Wiederholungsfragen vor.
Was will ich erreichen?
Soll Marco ein Erfolgserlebnis spüren, wenn er endlich lernt?
Oder:
Soll Marco erkennen, dass monatelanges Tachinieren Konsequenzen hat?

Ich habe es in der Hand!

Ich will beides, Marco bekommt zwei Fragen:
1. Eine einfachere für eine positive Erfahrung und den positiven Jahresabschluss.
2. Ein schwierige für die Erkenntnis, dass selbst intelligente Schüler mitarbeiten und mitschreiben müssen.

Die Rechnung geht auf, es/er "funktioniert" wie geplant. Mit unsichtbaren Fäden greife ich in fremdes Leben.

Fix ist: Das Ergebnis einer Prüfung bestimmt der Lehrer. Mit seinen Fragen macht er die Note. Der Schüler spielt (nur)mit.
Oder auch nicht.

 

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