Ich suchte eine Weihnachtsgeschichte, dann flog sie mir zu.
"Stell Dir vor, was mir am Freitag passiert ist!"
"Was denn?"
"Ich lege die Schularbeitshefte hinten ins Auto rein, bei der nächsten Kreuzung geht die Heckklappe auf ... und schwupps, die Hefte fliegen auf die Straße."
"Super!"
"Ich hüpfe zwischen den Autos hin und her und fische die Hefte zurück."
"Alle gefunden?"
"Das ist ja der Clou! Der Wind hat geweht, drei Hefte blieben verschwunden."
"Blöde Geschichte. Das sind ja offizielle Dokumente."
"Ja, aber gestern kommt ein Mädchen aus der 2.Klasse und bringt mir die verlorenen Hefte. Alle drei!"
"Wie das?"
"Sie ist mit ihren Eltern an der Kreuzung vorbei gekommen. Sie haben die Hefte gefunden. Alle."
"Unglaublich."
"Genialer Zufall."
"Das wird meine Weihnachtsgeschichte."
"Stell Dir vor, was mir am Freitag passiert ist!"
"Was denn?"
"Ich lege die Schularbeitshefte hinten ins Auto rein, bei der nächsten Kreuzung geht die Heckklappe auf ... und schwupps, die Hefte fliegen auf die Straße."
"Super!"
"Ich hüpfe zwischen den Autos hin und her und fische die Hefte zurück."
"Alle gefunden?"
"Das ist ja der Clou! Der Wind hat geweht, drei Hefte blieben verschwunden."
"Blöde Geschichte. Das sind ja offizielle Dokumente."
"Ja, aber gestern kommt ein Mädchen aus der 2.Klasse und bringt mir die verlorenen Hefte. Alle drei!"
"Wie das?"
"Sie ist mit ihren Eltern an der Kreuzung vorbei gekommen. Sie haben die Hefte gefunden. Alle."
"Unglaublich."
"Genialer Zufall."
"Das wird meine Weihnachtsgeschichte."
teacher - am Montag, 18. Dezember 2006, 10:16
Mein schulisches Postfach quillt über vor Prospekten: Jetzt plant die Lehrerschaft die Sprachreisen des Jahres, jetzt können ganze Klassen nach Malta oder England oder Cannes oder Barcelona oder ... gebucht werden.
Eine Mutter erhebt Einspruch:
"Dieses Ausflugspaket gefällt mir gar nicht."
Sie arbeitet in einem Reisebüro, das offensichtlich am Kuchen mitnaschen will.
"Gratis nach Paris!" lese ich auf einem Fax, das mir auf den Tisch flattert.
"Wie bestechlich bin ich?"
Natürlich kann ich die Einladung zu Rotwein und Eiffelturm annehmen, um demnächst mit einer zahlenden Klasse wiederzukommen. Ich kann aber auch ein günstigeres Angebot bei der Konkurrenz buchen und auf mein Privatvergnügen verzichten.
"Schauen Sie! Ärzte werden auf Kongresse in Kalifornien eingeladen, Journalisten fahren Testautos auf Rundreisen durch sonnige Gefilde, sogar die Polizei bekommt Rabatte und Geschenke."
Weltfremd, wirtschaftsfeindlich und unflexibel wie ich bin, gebe ich nicht nach - ich buche den günstigsten Anbieter. Korruption beginnt ganz unten.
Eine Mutter erhebt Einspruch:
"Dieses Ausflugspaket gefällt mir gar nicht."
Sie arbeitet in einem Reisebüro, das offensichtlich am Kuchen mitnaschen will.
"Gratis nach Paris!" lese ich auf einem Fax, das mir auf den Tisch flattert.
"Wie bestechlich bin ich?"
Natürlich kann ich die Einladung zu Rotwein und Eiffelturm annehmen, um demnächst mit einer zahlenden Klasse wiederzukommen. Ich kann aber auch ein günstigeres Angebot bei der Konkurrenz buchen und auf mein Privatvergnügen verzichten.
"Schauen Sie! Ärzte werden auf Kongresse in Kalifornien eingeladen, Journalisten fahren Testautos auf Rundreisen durch sonnige Gefilde, sogar die Polizei bekommt Rabatte und Geschenke."
Weltfremd, wirtschaftsfeindlich und unflexibel wie ich bin, gebe ich nicht nach - ich buche den günstigsten Anbieter. Korruption beginnt ganz unten.
teacher - am Samstag, 16. Dezember 2006, 19:41
Studenten landen irgendwann bei mir. Im Lehrkörper hat sich das Gerücht verbreitet, dass mein Unterricht praktisch öffentlich stattfindet, irgendwer hört immer zu. Ich habe die Scheu davor im 20. Jahrhundert gelassen, als ich während meiner didaktischen Weiterbildung eine kritische Gruppe an Fachkollegen einladen "durfte". Sie haben mich nicht "zerlegt" - wie befürchtet, sie haben mir wertvolle Tipps mitgegeben. Ich profitiere von den Rückmeldungen der Hospitierenden, die meisten Kollegen sehen das völlig anders.
So fand auch die Studentin aus Ungarn zu mir, ich kenne nicht einmal ihren Namen. Wir treten in die erste Klasse ein und ein vorlautes Kerlchen schreit "Heute haben wir zwei!" in den Raum.
Zur Aufklärung stelle ich die Studentin vor und frage so beiläufig, ob sie jemand auf Ungarisch begrüßen kann. Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen, das ich irgendwo zwischen Thailand und Kuba eingeordnet hätte, intoniert ein paar fremde Laute nach hinten.
"Du kannst Ungarisch?", sind wir alle völlig überrascht.
"Wir sprechen das zuhause", antwortet sie in akzentfreiem Hochdeutsch.
Sie hatte schon vorher unsere Bewunderung, jetzt liegen wir flach am Boden.
Auch in der zweiten Stunde stelle ich die Frage, ob jemand Ungarisch spricht. Und wieder die große Überraschung:
"Ja, meine Eltern kommen zwar aus Rumänien, aber gehören zur ungarischen Minderheit."
Dem Anlass entsprechend betrachten wir die Migrationsströme im Europa des vergangenen Jahrhunderts: Kriege, Revolutionen, Verfolgungen. Meine magyarische Studentin stößt an die Grenzen ihrer Deutschkenntnisse, die rumänischstämmige Schülerin versucht sich in simultaner Übersetzung.
Spontane Völkerverständigung, wie ich sie liebe.
"Leute, wir leben im Herzen Europas, wir haben das Glück, viele fremde Kulturen zu beherbergen und ihr seht, wie gut das funktionieren kann."
So fand auch die Studentin aus Ungarn zu mir, ich kenne nicht einmal ihren Namen. Wir treten in die erste Klasse ein und ein vorlautes Kerlchen schreit "Heute haben wir zwei!" in den Raum.
Zur Aufklärung stelle ich die Studentin vor und frage so beiläufig, ob sie jemand auf Ungarisch begrüßen kann. Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen, das ich irgendwo zwischen Thailand und Kuba eingeordnet hätte, intoniert ein paar fremde Laute nach hinten.
"Du kannst Ungarisch?", sind wir alle völlig überrascht.
"Wir sprechen das zuhause", antwortet sie in akzentfreiem Hochdeutsch.
Sie hatte schon vorher unsere Bewunderung, jetzt liegen wir flach am Boden.
Auch in der zweiten Stunde stelle ich die Frage, ob jemand Ungarisch spricht. Und wieder die große Überraschung:
"Ja, meine Eltern kommen zwar aus Rumänien, aber gehören zur ungarischen Minderheit."
Dem Anlass entsprechend betrachten wir die Migrationsströme im Europa des vergangenen Jahrhunderts: Kriege, Revolutionen, Verfolgungen. Meine magyarische Studentin stößt an die Grenzen ihrer Deutschkenntnisse, die rumänischstämmige Schülerin versucht sich in simultaner Übersetzung.
Spontane Völkerverständigung, wie ich sie liebe.
"Leute, wir leben im Herzen Europas, wir haben das Glück, viele fremde Kulturen zu beherbergen und ihr seht, wie gut das funktionieren kann."
teacher - am Freitag, 15. Dezember 2006, 12:01
"Danke, Frau Minister!" höre ich gehäuft in letzter Zeit.
Die erste Stunde wäre (früher) ausgefallen, der Lehrer ist mit einer anderen Klasse im Englischen Theater. Ersatzweise steht (jetzt) ein Geographiekollege im Raum und zählt 13 Fehlende. 12 davon kommen erst in die zweite Stunde, einer dürfte richtig krank sein.
Der Lehrer kennt die Klasse nicht, die Klasse den Lehrer auch nicht, Englisch können sie beide nicht ... und die halbe Mannschaft schläft sich aus. Ein Anwesender spricht seine Fadesse aus: "Danke, Frau Minister."
Theorie: In Österreich darf keine Unterrichtsstunde ungenützt verloren gehen.
Praxis: Sie oben.
Mich erwischt es auch. Der Mathematiklehrer hat irgendwo eine dreistündige Schularbeit, ich darf statt ihm in die Klasse marschieren. Sie haben natürlich keine Schulsachen mit, sie wollen mit mir nicht erzwungenen, unzusammenhängenden Zufallsunterricht gestalten. Mein Ausweg: "Ich habe den 2. Computersaal reserviert, ihr arbeitet an euren Spezialgebieten weiter."
"O.K."
Die Maschinen fahren hoch, einloggen, lossurfen.
Nach zehn Minuten mache ich eine Kontrollrunde durch die flimmernden Monitorreihen. Drei von 18 arbeiten.
Was sehe ich auf den übrigen Bildschirmen?
1. Videos gucken: Youtube, Metacafé & Co.
2. Singelbörsen abchecken: "Schau, die Blonde da wohnt ganz in meiner Nähe!"
3. Onlinespiele: Rechts vorne tritt gegen linkshinten. Bumm, krach.
Soll ich bei Siebzehnjährigen einschreiten? Mahnen? Drohen? Zureden?
Unser Schulsystem gibt mir keinen Anlass dazu. Die Schüler wissen, dass nichts geprüft wird, was in den "Freistunden" unterrichtet wird. Die Lehrer bekommen nichts dafür bezahlt. So viel ist es auch wert: Nichts für nichts, so funktioniert Marktwirtschaft, Frau Minister.
Die erste Stunde wäre (früher) ausgefallen, der Lehrer ist mit einer anderen Klasse im Englischen Theater. Ersatzweise steht (jetzt) ein Geographiekollege im Raum und zählt 13 Fehlende. 12 davon kommen erst in die zweite Stunde, einer dürfte richtig krank sein.
Der Lehrer kennt die Klasse nicht, die Klasse den Lehrer auch nicht, Englisch können sie beide nicht ... und die halbe Mannschaft schläft sich aus. Ein Anwesender spricht seine Fadesse aus: "Danke, Frau Minister."
Theorie: In Österreich darf keine Unterrichtsstunde ungenützt verloren gehen.
Praxis: Sie oben.
Mich erwischt es auch. Der Mathematiklehrer hat irgendwo eine dreistündige Schularbeit, ich darf statt ihm in die Klasse marschieren. Sie haben natürlich keine Schulsachen mit, sie wollen mit mir nicht erzwungenen, unzusammenhängenden Zufallsunterricht gestalten. Mein Ausweg: "Ich habe den 2. Computersaal reserviert, ihr arbeitet an euren Spezialgebieten weiter."
"O.K."
Die Maschinen fahren hoch, einloggen, lossurfen.
Nach zehn Minuten mache ich eine Kontrollrunde durch die flimmernden Monitorreihen. Drei von 18 arbeiten.
Was sehe ich auf den übrigen Bildschirmen?
1. Videos gucken: Youtube, Metacafé & Co.
2. Singelbörsen abchecken: "Schau, die Blonde da wohnt ganz in meiner Nähe!"
3. Onlinespiele: Rechts vorne tritt gegen linkshinten. Bumm, krach.
Soll ich bei Siebzehnjährigen einschreiten? Mahnen? Drohen? Zureden?
Unser Schulsystem gibt mir keinen Anlass dazu. Die Schüler wissen, dass nichts geprüft wird, was in den "Freistunden" unterrichtet wird. Die Lehrer bekommen nichts dafür bezahlt. So viel ist es auch wert: Nichts für nichts, so funktioniert Marktwirtschaft, Frau Minister.
teacher - am Donnerstag, 14. Dezember 2006, 16:19
Die Französischassistentin hatte ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt, ich muss ihn ausbaden! (ein sauberes Sprachbild)
Kein Militärdienst für niemanden! En France.
"Du kannst ja Zivildienst machen, wenn Du nicht zum Heer willst", biete ich eine Alternative an.
"Bin ich eine Frau?" höre ich leichtes Unverständnis in der sonoren Antwort.
Da explodiert die Stimmung.
Jeder Versuch, konventionellen Unterricht zu gestalten, scheitert in der aufgeladenen Geschlechterdiskussion.
"Bei uns gibt es keine Gleichheit zwischen Mann und Frau ... wir sind echt benachteiligt", setzt der Jungmann nach.
Die Mädchen lachen und genießen.
Ich lenke auf den Nachbarn des Empörten, einem asiatischen Zuwanderer.
"Und du, wirst du zum Heer gehen?"
"Natürlich!"
"Bei uns, in Österreich?"
"Ja, sicher, ich bin Österreicher."
"Und keine Frau!"
Die Diskussion geht weiter.
Kein Militärdienst für niemanden! En France.
"Du kannst ja Zivildienst machen, wenn Du nicht zum Heer willst", biete ich eine Alternative an.
"Bin ich eine Frau?" höre ich leichtes Unverständnis in der sonoren Antwort.
Da explodiert die Stimmung.
Jeder Versuch, konventionellen Unterricht zu gestalten, scheitert in der aufgeladenen Geschlechterdiskussion.
"Bei uns gibt es keine Gleichheit zwischen Mann und Frau ... wir sind echt benachteiligt", setzt der Jungmann nach.
Die Mädchen lachen und genießen.
Ich lenke auf den Nachbarn des Empörten, einem asiatischen Zuwanderer.
"Und du, wirst du zum Heer gehen?"
"Natürlich!"
"Bei uns, in Österreich?"
"Ja, sicher, ich bin Österreicher."
"Und keine Frau!"
Die Diskussion geht weiter.
teacher - am Mittwoch, 13. Dezember 2006, 19:58
"Suchen Sie sich eine konservative Schule!"
Der junge Kollege (so nennen wir auch die Lehramtsstudenten) hat mich nach den Hospitationen zur Seite genommen und ein ernsthaftes Gesicht ausgewählt: Es gefiele ihm gut, wie ich mit den Schülern zurecht käme, er hätte da schlimme Dinge gehört und in anderen Schulen auch gesehen und er könne sich gut vorstellen, wie ich zu arbeiten. Wenn es ginge....
Ich höre seine Zweifel, seine Ängste, seinen Kummer hinter seinen Worten. Er möchte schon probieren, was die akademischen Didaktiker fordern, er interessiere sich schon für moderne Sozialformen und alternative Unterrichtsmethoden. Wenn es ginge ...
"Ja! Wenn Sie modern unterrichten wollen, schülerzentriert und kommunikativ, dann suchen Sie sich eine konservative Schule. Eine mit Zucht und Ordnung, mit Hausschuhpflicht, mit Hefteinbänden und Kindern, die zum Grüßen aufstehen und still halten!"
" ... schon sehr altmodisch."
"Genau. Aber dort, wo sie nicht alle Kraft für Disziplin aufwenden müssen - weil sie selbstverständlich da ist, dort, wo sich die Kinder nett und problemlos benehmen - weil sie es (gut erzogen) gewohnt sind, da können sie sorglos experimentieren, da können Sie den Kleinen viel Freiraum lassen, da können Sie auch von den Eltern mehr Unterstützung erwarten, da geht alles leichter und besser."
"Seltsam ... eine konservative Schule für progressive Methoden?"
Nur ein Tipp.
Der junge Kollege (so nennen wir auch die Lehramtsstudenten) hat mich nach den Hospitationen zur Seite genommen und ein ernsthaftes Gesicht ausgewählt: Es gefiele ihm gut, wie ich mit den Schülern zurecht käme, er hätte da schlimme Dinge gehört und in anderen Schulen auch gesehen und er könne sich gut vorstellen, wie ich zu arbeiten. Wenn es ginge....
Ich höre seine Zweifel, seine Ängste, seinen Kummer hinter seinen Worten. Er möchte schon probieren, was die akademischen Didaktiker fordern, er interessiere sich schon für moderne Sozialformen und alternative Unterrichtsmethoden. Wenn es ginge ...
"Ja! Wenn Sie modern unterrichten wollen, schülerzentriert und kommunikativ, dann suchen Sie sich eine konservative Schule. Eine mit Zucht und Ordnung, mit Hausschuhpflicht, mit Hefteinbänden und Kindern, die zum Grüßen aufstehen und still halten!"
" ... schon sehr altmodisch."
"Genau. Aber dort, wo sie nicht alle Kraft für Disziplin aufwenden müssen - weil sie selbstverständlich da ist, dort, wo sich die Kinder nett und problemlos benehmen - weil sie es (gut erzogen) gewohnt sind, da können sie sorglos experimentieren, da können Sie den Kleinen viel Freiraum lassen, da können Sie auch von den Eltern mehr Unterstützung erwarten, da geht alles leichter und besser."
"Seltsam ... eine konservative Schule für progressive Methoden?"
Nur ein Tipp.
teacher - am Dienstag, 12. Dezember 2006, 14:52
Wir bräuchten dieses berühmte Schild:
"Wenn Sie nichts zu tun haben, tun sie es wo anders."
Sie tun es, vor der Schule, hinter der Schule, um die Schule.
Plötzlich sind sie aufgetaucht.
Sie lungern herum, sie rauchen, sie trinken, sie schnorren, sie chillen.
Wenn man sie anspricht, sagen sie offen: "Wir tun ja nichts!"
Stimmt.
Du erkennst sie an ihrem Äußeren, sie tragen eine Art Herumlungerer-Uniform: Zerissene Jeans, besser schwarz als blau, schwere Stiefel, eher bedrohlicher Art, hart bedruckte T-Shirts. Die Bier-Dose in der Hand gehört zum Outfit wie die genieteten Armbänder und Gürtel.
Sie warten auf unsere Schüler-Innen. Mit 14 - 15 - 16 fahrendiese manche auf das kollektive Nichtstun mit Alkoholbegleitung ab. Das richtige Leben, heeey! Keine Streber, keine Schwuchteln, keine Warmduscher.
Wir bitten die Polizei prophylaktisch vorbeizukommen, die Fußgängerzone zu kontrollieren. Damit sich nicht ein schwunghafter Handel mit Waren aller Art entwickelt. Damit die bedrohlichen Kampfsportübungen nicht zu echten Kämpfen ausarten. Damit wir unsere Kinder nicht den Schattenseiten der Großstadt blind ausliefern.
Sie hat es gelangweilt versprochen, aber offensichtlich hat sie andere Probleme: "Is wos passiert?"
"Nein. Warten wir darauf?"
"Wenn Sie nichts zu tun haben, tun sie es wo anders."
Sie tun es, vor der Schule, hinter der Schule, um die Schule.
Plötzlich sind sie aufgetaucht.
Sie lungern herum, sie rauchen, sie trinken, sie schnorren, sie chillen.
Wenn man sie anspricht, sagen sie offen: "Wir tun ja nichts!"
Stimmt.
Du erkennst sie an ihrem Äußeren, sie tragen eine Art Herumlungerer-Uniform: Zerissene Jeans, besser schwarz als blau, schwere Stiefel, eher bedrohlicher Art, hart bedruckte T-Shirts. Die Bier-Dose in der Hand gehört zum Outfit wie die genieteten Armbänder und Gürtel.
Sie warten auf unsere Schüler-Innen. Mit 14 - 15 - 16 fahren
Wir bitten die Polizei prophylaktisch vorbeizukommen, die Fußgängerzone zu kontrollieren. Damit sich nicht ein schwunghafter Handel mit Waren aller Art entwickelt. Damit die bedrohlichen Kampfsportübungen nicht zu echten Kämpfen ausarten. Damit wir unsere Kinder nicht den Schattenseiten der Großstadt blind ausliefern.
Sie hat es gelangweilt versprochen, aber offensichtlich hat sie andere Probleme: "Is wos passiert?"
"Nein. Warten wir darauf?"
teacher - am Samstag, 9. Dezember 2006, 20:34
Pierre Cardin macht mir Sorgen.
Jedes Mal, wenn ich - durch die Schülerreihen gehend - an Ulla vorbeikomme, bricht diese in Lachen aus. Das wirkt ansteckend und bald kichern alle Mädels rundherum. Vorne läuft ein Video, das um Aufmerksamkeit buhlt, ich mühe mich ab, aber Pierre Cardin wirkt übermächtig.
Ich erfahre aber lange nichts.
Zunächst ignoriere ich.
Dann frage ich: "Was ist los?"
Die Frage wird aber gewohnheitsmäßig als Aufforderung zur Ruhe gewertet. Dann beherrscht sich Ulla für drei Minuten - bis ich wieder in ihrer Augenhöhe auftauche.
Lachen.
Ich werde unsicher, blicke auf meine Kleidung:
Hängt etwas heraus, ist etwas aufgegangen, passt etwas nicht?
Wiederholte Frage: "Hat dein Lachen etwas mit mir zu tun?"
"Jahahahha."
"Sollte ich das besser wissen?"
Die ganze Klasse wird neugierig, alle wollen es nun wissen. Deswegen hatte ich ursprünglich auf Ignoranz gesetzt. Ulla wispert es ins Ohr von Caro, Caro ins Ohr von Moni ... ich bleibe übrig.
"Es ist zu peinlich."
Pierre Cardin schneidert Hosen mit einer winzigen roten Lasche, damit die Gürtelschnalle nicht verrutschen kann.
Erst in der Pause konnte ich dieses Geheimnis einem mutigen Mädchen entlocken. "Die wackelt bei jedem Schritt ... hihihi."
Ich will den Sinn dieser Lasche erklären - aber das interessiert nun wirklich niemanden.
Adjustierungskorrektur in der nächsten Pause!
Jedes Mal, wenn ich - durch die Schülerreihen gehend - an Ulla vorbeikomme, bricht diese in Lachen aus. Das wirkt ansteckend und bald kichern alle Mädels rundherum. Vorne läuft ein Video, das um Aufmerksamkeit buhlt, ich mühe mich ab, aber Pierre Cardin wirkt übermächtig.
Ich erfahre aber lange nichts.
Zunächst ignoriere ich.
Dann frage ich: "Was ist los?"
Die Frage wird aber gewohnheitsmäßig als Aufforderung zur Ruhe gewertet. Dann beherrscht sich Ulla für drei Minuten - bis ich wieder in ihrer Augenhöhe auftauche.
Lachen.
Ich werde unsicher, blicke auf meine Kleidung:
Hängt etwas heraus, ist etwas aufgegangen, passt etwas nicht?
Wiederholte Frage: "Hat dein Lachen etwas mit mir zu tun?"
"Jahahahha."
"Sollte ich das besser wissen?"
Die ganze Klasse wird neugierig, alle wollen es nun wissen. Deswegen hatte ich ursprünglich auf Ignoranz gesetzt. Ulla wispert es ins Ohr von Caro, Caro ins Ohr von Moni ... ich bleibe übrig.
"Es ist zu peinlich."
Pierre Cardin schneidert Hosen mit einer winzigen roten Lasche, damit die Gürtelschnalle nicht verrutschen kann.
Erst in der Pause konnte ich dieses Geheimnis einem mutigen Mädchen entlocken. "Die wackelt bei jedem Schritt ... hihihi."
Ich will den Sinn dieser Lasche erklären - aber das interessiert nun wirklich niemanden.
Adjustierungskorrektur in der nächsten Pause!
teacher - am Freitag, 8. Dezember 2006, 20:47
Leo kommt aus dem Prüfungssaal.
Im gleichen Augenblick blöckt sein Handy.
"Ah geh ... das war wie ein Kindergeburtstag!"
Den Anrufer versteht man nicht. Vermutlich: "Wirklich so einfach war die Prüfung?"
" ... beschissen haben wir ihn."
In Wirklichkeit hat Leo 45 Minuten im Wörterbuch gelesen. Seite eins und zwei, die Ein- und Anleitung: Interessante Neuigkeiten für Leo. Er hat kein richtiges Wort auf seinen Zettel geschrieben, nur herumgekritzelt, er hat gewartet.
Dann ist über verschlungene Schmuggelrouten die Latein-Übersetzung zu ihm gekommen. Es hat lange gedauert, aber es ist sich ausgegangen: In fünf Minuten war alles abgeschrieben.
Sophie hat gut gearbeitet, hat für ihre Lösung mindestens vier interessierte Abnehmer gefunden, hat den "Kindergeburtstag" finanziert. Ehrensache.
Der Lehrer hat nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Wie die drei Affen.
Hat Leo den Lehrer beschissen? Zum Kindergeburtstag? Und wer sind die Affen in diesem Theater?
Im gleichen Augenblick blöckt sein Handy.
"Ah geh ... das war wie ein Kindergeburtstag!"
Den Anrufer versteht man nicht. Vermutlich: "Wirklich so einfach war die Prüfung?"
" ... beschissen haben wir ihn."
In Wirklichkeit hat Leo 45 Minuten im Wörterbuch gelesen. Seite eins und zwei, die Ein- und Anleitung: Interessante Neuigkeiten für Leo. Er hat kein richtiges Wort auf seinen Zettel geschrieben, nur herumgekritzelt, er hat gewartet.
Dann ist über verschlungene Schmuggelrouten die Latein-Übersetzung zu ihm gekommen. Es hat lange gedauert, aber es ist sich ausgegangen: In fünf Minuten war alles abgeschrieben.
Sophie hat gut gearbeitet, hat für ihre Lösung mindestens vier interessierte Abnehmer gefunden, hat den "Kindergeburtstag" finanziert. Ehrensache.
Der Lehrer hat nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Wie die drei Affen.
Hat Leo den Lehrer beschissen? Zum Kindergeburtstag? Und wer sind die Affen in diesem Theater?
teacher - am Donnerstag, 7. Dezember 2006, 08:18
"Sie haben einen richtigen Fan gewonnen", gesteht mir eine Mutter.
Bei zehnjährigen Burschen ohne Vater habe ich (manchmal) leichtes Spiel. Ich krame in meinem JPEG-Vorrat, finde Bilder vom Urwald und mache mich zum Helden des Fernsehgerätes.
Da glänzen die Augen:
"Wie viele Fotos haben Sie auf diesem Ding?"
"Ein Gigabyte!"
"Tausend?"
"Mehr! Auf so eine SD-Karte passen gut 3000 Bilder, komprimiert."
Die Augen strahlen.
"Sind das Sie?"
"Ja."
"Gibt es da Schlangen?"
"Wenige! .... Aber einen Kaiman kann ich euch zeigen."
"Das ist ein Krokodil! ... Haben Sie das fotografiert?"
"Ja. In der Nacht findet man sie leicht. Man muss nur mit einer Taschenlampe in Augenhöhe ins Wasser leuchten. Dann strahlen die Krokodilaugen zurück wie ein Fahrrad in der Nacht."
"Pfau!!!"
Die Augen strahlen. Alle. Auch meine.
Bei zehnjährigen Burschen ohne Vater habe ich (manchmal) leichtes Spiel. Ich krame in meinem JPEG-Vorrat, finde Bilder vom Urwald und mache mich zum Helden des Fernsehgerätes.
Da glänzen die Augen:
"Wie viele Fotos haben Sie auf diesem Ding?"
"Ein Gigabyte!"
"Tausend?"
"Mehr! Auf so eine SD-Karte passen gut 3000 Bilder, komprimiert."
Die Augen strahlen.
"Sind das Sie?"
"Ja."
"Gibt es da Schlangen?"
"Wenige! .... Aber einen Kaiman kann ich euch zeigen."
"Das ist ein Krokodil! ... Haben Sie das fotografiert?"
"Ja. In der Nacht findet man sie leicht. Man muss nur mit einer Taschenlampe in Augenhöhe ins Wasser leuchten. Dann strahlen die Krokodilaugen zurück wie ein Fahrrad in der Nacht."
"Pfau!!!"
Die Augen strahlen. Alle. Auch meine.
teacher - am Mittwoch, 6. Dezember 2006, 08:35