testsiegerin meinte am 14. Okt, 21:14:
Ha! Da haben wir sie wieder, die Schuldige. Die Mama. Super!
Freud hätte eine Freud mit Ihnen gehabt. Liegt sicher alles am Penisneid. Oder so.
BIA (Gast) antwortete am 14. Okt, 21:57:
Ich denke, wir können davon ausgehen, dass der Papa mitgemeint war.
testsiegerin antwortete am 14. Okt, 22:02:
diese schuldzuweisungen helfen uns in wahrheit überhaupt nicht weiter. ich vermisse eine spur von selbstkritik. natürlich müssen schülerInnen selbst etwas tun. aber es ist auch aufgabe der lehrerInnen, sie zu motivieren, neugierig zu machen, zu vermitteln, dass das etwas spannendes ist, was sie unterrichten. mehr leidenschaft im unterricht statt schuldzuweisungen und allzu billige erklärungen.
teacher antwortete am 15. Okt, 16:57:
Den Papa kennen wir nicht.Und: Mir geht es gar nicht um Schuldzuweisungen. Das können die besser, die alle Fehler bei den Lehrern finden.
Mir geht es darum zu betonen, dass Lernen ein aktiver Prozess ist.
Und: Wir gehen gerne von interessierten SchülerInnen aus - in Wirklichkeit wollen viele "einfach nur durch". Das höre ich doch ständig und sehe ich viel öfter als die Achsointeressierten an Mathematik und Französisch.
Essig!
steppenhund antwortete am 15. Okt, 17:07:
Aber genau das ist die Aufgabe der Lehrer
Sie müssen die Schüler das Lernen lehren.Man kann jemanden auch ein Fach beibringen, von dem er sagt, dass er es hasst. Man muss ihm einfach die Gelegenheit geben, etwas zu verstehen.
Die funktionale Lust des Lernens kann viel größer sein, als allgemein angenommen wird.
Es ist schon so wie im chinesischem Sprichwort: statt dem Hungrigen einen Fisch zu geben, zeigt man ihm, wie man sich einen Fisch angelt. (Den ersten Fisch angelt man gemeinsam, damit es kein Verhungern gibt.)
teacher antwortete am 15. Okt, 17:22:
Das stimmt, aber greift zu kurz.Die SchülerInnen müssen bei der Reifeprüfung fließend Englisch sprechen und schreiben - da reicht es nicht, nur zu wissen, wie man ein Wörterbuch nützt, da müssen sie 5000 Vokabel gebüffelt und in korrekter Form immer wieder angewandt haben.
Sie verstehen sehr schnell, aber erst die Übung macht sie zu Meistern. Wie vor 200 Jahren.
BIA (Gast) antwortete am 15. Okt, 17:41:
Im Idealfall - ja. Ich habe mich aber jedenfalls von der Vorstellung verabschiedet, dass ich mit meinen Mitteln 33 Leuten jeweils die richtige Dosis von Motivation verpassen kann, damit die nicht nur im Unterricht mitdenken, sondern zu Hause auch so lange üben, bis der (mitunter noch immer verhasste) Stoff sitzt.
romeomikezulu antwortete am 16. Okt, 11:47:
@BIA:
Können Sie.
steppenhund antwortete am 16. Okt, 13:31:
@teacher
Ich gebe Ihnen recht. Dieses Büffeln muss sein - und es kann auch mit Lust erlebt werden. Wenn, und nur wenn die das darauffolgende Erreichen eines Ziels lustbetont ist. Das muss der Lehrer schaffen.Warum quälen sich den Hunderttausende monatelang mit Lauftraining für einen Marathon? Oder im Fitness-Studio?
Es ist eine Zeit, in der nur das Körperliche als erstrebenswert zählt. Wenn das Hirn so verhasst ist, wie in der heutigen Zeit, muss man das Denken auch wieder erst einmal verkaufen. Als ich ein Kind war, konnten das einige Professoren. Schließlich nannte man die in der Mittelschule auch Professoren und nicht Lehrer.
BIA (Gast) antwortete am 16. Okt, 14:05:
@Steppenhund
Aber das Ziel ist nicht immer für alle gleich lustbetont - Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichfalls. Meine Schüler, die stundenlang begeistert irgendwelche Mini-Fußballtricks üben, weil sie gerne Fußballspielen, sind nicht bereit, die selbe Übungsarbeit für Jazzdance zu leisten - weil sie's nicht interessiert. Ein begnadeter Jazztanzlehrer könnte mit einigem Aufwand sicherlich einigen von ihnen den Jazztanz nahebringen, okay. Aber immer noch nicht allen. In der Schule ist das doch nicht anders. Selbst innerhalb eines Faches variiert die Bereitschaft von Schülern, Zeit zu investieren - Mumienherstellung lernt einer freiwillig und detailliert, die römische Republik sind ihm wiederum egal. Ich finde, man muss den Menschen nicht allzusehr als Maschine sehen, so nach dem Motto "Motivation rein = Engagement = dolle Ergebnisse". So easy ist das nicht.
BIA (Gast) antwortete am 16. Okt, 14:06:
Nope. Nicht immer, nicht alle, nicht mit den 50 bis 60 Stunden, die ich in der Woche reinhänge.
steppenhund antwortete am 16. Okt, 15:27:
Ja, alle sind nicht gleich
Und es bedarf schon einer gewissen Differenzierung der Zuhörerschaft, um alle mitzureißen. Vielleicht ist sogar jeder anders.Und auch nicht jeder ist für Jazzdance zu begeistern.
"Motivation rein = Engagement = dolle Ergebnisse"? Ich weiß nicht, ob das nicht doch das Erfolgsrezept ist. Allerdings muss das Ziel der Motivation vielleicht etwas besser definiert sein. Man lernt nicht Geschichte, (was ich nie mochte) um Jahreszahlen zu lernen. Man lernt Geschichte, um Zusammenhänge zu sehen, um festzustellen, wie wenig sich an menschlichen Reaktionen verändert. Man lernt es vielleicht, um bestimmte atavistische und archetypische Verhaltensweisen in uns besser verstehen zu können. Man lernt nicht Mathematik, um Formeln auswendig zu lernen. Man lernt sie, um sich nicht tagtäglich von Politikern und den Medien verarschen lassen zu müssen. Und so geht es weiter.
Wir können über den Lehrplan diskutieren. Aber letztlich glauben wir doch, dass der Lehrplan sinnvoll ist.
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Nachsatz:
Und genau, weil nicht alle gleich sind, bin ich gegen das Verteufeln von Studiengebühren mit dem Hinweis: gleiche Bildungschance für alle. Die Uni ist etwas für Menschen, denen das Lernen und das Erforschen Spass macht. Nicht für die, die sich noch nicht entscheiden können, was sie wirklich wollen. Ist gerade in Österreich ein echtes Thema.
BIA (Gast) antwortete am 16. Okt, 17:58:
Ich glaube, Schule ist längst nicht mehr an dem Punkt, in dem Jahreszahlen gelernt werden müssen, damit Jahreszahlen gekonnt werden - sondern man hat nur mehr wenige Jahreszahlen, viel mehr Zusammenhänge, Längsschnitte, Querschnitte, Sozialgeschichte, aktuelle Bezüge, lokale Bezüge usw. usw. Das ändert aber gar nichts daran, dass das manchen Menschen einfach trotzdem nicht viel gibt (genauso, wie ich persönlich Mathematik meide, egal, wie wichtig sie ist) - und das ist, in einem gewissen Rahmen, auch zu respektieren, sonst landet man bei diesem leicht faschistischen Ansatz, dass sich der andere (mit genügend Motivation) für genau das selbe interessieren muss wie ich selbst. Weil ich hab ihn ja motiviert. Und dann will der einfach nicht, der Böse. (Das heißt nicht, dass ich mich als Lehrer dann zurücklehnen kann und sagen kann, mei der Franzi fällt halt durch, weil Mathe interessiert ihn nicht. Ich MUSS ihm Mathe so gut wie möglich näherbringen, idealerweise gestehe ich ihm zu, dass es ihn nicht interessiert, bringe ihm aber Strategien bei, die ihm ermöglicht, es trotzdem zu schaffen, mache ihm soviel Druck, dass er trotzdem lernt - weil lustbetont ist das für ihn ja nicht - und trage ihm das Ganze nicht weiter nach.)
steppenhund (Gast) antwortete am 16. Okt, 19:40:
Ich muss in Sachen Mathematik nichts mehr beweisen. Wenn jemand sagt, dass er Mathematik hasst und dann trotzdem auf die Nachprüfung mündlich ein Sehr gut bekommt, habe ich meine Argumentation bereits unter Beweis gestellt. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich diesen Beweis jederzeit wiederholen kann.Natürlich brauche ich Mathematik nicht, natürlich kann ich alles glauben, was man mir erzählt. Auch wenn die Messwerte, die der ORF anläßlich Tschernobyl verlautbart hat, eindeutig falsch waren.
Ich kann mich auch von der Größe einer Verkaufspackung einlullen lassen, ich kann so vieles, wobei ich Mathematik nicht brauche.
Aber manchmal kommt es mir so vor, als hätten Xenophobie und Mathephobie sehr verwandte Elemente. Ich verstehe nicht, ich will nicht verstehen, daher brauche ich es nicht, ... und schließlich hasse ich es.
Die Lust beim Lernen (speziell bei Mathematik) kommt dann erst zu stande, wenn ich mich freuen kann, dass ich etwas verstehe und es selbstständig nachvollziehen kann.
Aber speziell in diesem Blog höre ich jetzt mit dem Predigen auf. Es bringt nichts. Es bringt nicht einmal dann etwas, wenn der Beweis klar zutage liegt.
BIA (Gast) antwortete am 16. Okt, 23:38:
@steppenhund
Sehe ich auch so - die Freude an Mathe (und Geschichte und Englisch) kommt mit dem Verstehen und selbständigen Nachvollziehen - und das steht am Ende eines Weges, auf dem ich wiederholt ausprobiert und geübt habe. Die extrinsische Motivation durch den Lehrer kann - kann! - dazu führen, dass ich die ersten Schritte auf diesem Weg gehe, aber ich muss mir die Sache selbst aneignen, dann kommt die Freude. Ich glaube, es war Malik, der darauf hinwies, dass der Manager nicht motivieren kann, sondern dass die Motivation des Angestellten durch die Freude an der gelungenen, erfolgreichen Arbeit kommt.Das klingt für mich nachvollziehbar.