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cotopaxi

 
charlotte sometimes (Gast) meinte am 30. Sep, 11:50:
Bei uns gibt es keine Unterteilung in Lehramt und Diplom (oder Bachelor) Studium wie es das in Deutschland gibt. Nach dem Studium (wärend dessen man schon einen Kurs belegen kann indem man an einer Schule als Assistentt tig wird um zu lernen wie man das Fach was man studiert unterrichtet) wird man, um Lehrer werden zu koennen noch einen separaten Kurs belegen müssen, indem Lehr techniken etc vermittelt werden. das geht Hand in Hand mit einem Praktikum an Schulen. Also in etwas sind das 3 Tage Uni, 2 Tage Schule. Wenn man dann merkt dass das nichts ist, hat man dann immerhin noch einen brauchbaren Abschluss. 
teacher antwortete am 30. Sep, 14:24:
Wie oft und wie lange sind Lehramts-Studierende wirklich in den Klassen? In % des Gesamtstudiums? 
Kathrin (Gast) antwortete am 30. Sep, 17:53:
Das rechne ich jetzt nicht aus...
...aber ich habe das Glück an einer sehr praxisorientierten Uni zu studieren. Wir machen ab dem ersten Semester regelmäßige Praktika (die ersten 2 Semester jeden Freitag in der Schule. Dann 2 Wochen durchgängig in Schule. 6 Wochen Praktikum im 3. Semester, im Masterstudium dann 2 Fachpraktika...). Unterrichten tun wir auch ab dem ersten Semester. Zwar unter Anleitung und zunächst auch eher sporadisch, aber das häuft sich dann immer mehr. So merkt man schnell, ob man für den Beruf auch wirklich geeignet ist. Nebenbei gibt es noch Seminare, die stark Praxisorientiert sind. Individuelle Lernförderung zum Beispiel, wo man sich ein Semester lang durchgängig mit einem Schüler befasst, der Lernschwierigkeiten hat. Letztendlich auch nichts anderes als Nachhilfe, nur dass man dokumentieren muss, warum man was macht, aber immerhin...

Studien haben gezeigt, dass Leute, die an meiner Uni studiert haben, im Referendariat am besten zurecht kommen, weil sie eben schon die ganze Praxiserfahrung haben. Die Praktikas zahlen sich also auch aus und generell bin ich mit dem Studium sehr zu Frieden. Die Pädagogiker gibt es aber leider auch bei uns. Die halten vorwiegend die großen Vorlesungen Mittwoch morgens um 8. Wo man dann für die Klausur einen 100 Seiten Reader auswendig lernen muss (um 2 Stunden später alles wieder vergessen zu haben).
Hier besteht dann also doch noch Verbesserungsbedarf. Aber an Praxis hat es mir in meiner Ausbildung nicht gemangelt. Ich war insgesamt an 5 verschiedenen Schulen. Sowohl Grund-, als auch Haupt- und Realschulen. Aber wir sind was das angeht in Deutschland wohl ziemlich einzigartig.g 
teacher antwortete am 30. Sep, 18:52:
Euer Modell finde ich gut - ich kenne nur die Ausbildung an der Uni Wien, da kommt man mit einigen wenigen Tagen an den Schulen bis zur Lehramtsprüfung. Selbst gehaltene Stunden bis dahin: vielleicht 5. 
BIA (Gast) antwortete am 30. Sep, 19:09:
Oh ja, die Pädagogikvorlesungen, lol. Man lernte einen völlig esoterischen Handapparat ("Reformpädagogik seit Maria Theresia"/"Die Schule als ein Ort der Gewalt") oder sowas und kreuzerlte dann seinen Kreuzerltest an. Man verstehe mich nicht falsch, die Themen sind wahnsinnig interessant, aber nur als rein oberflächliches Prüfungsgebiet zu wenig. 
teacher antwortete am 30. Sep, 19:15:
Mehr wahnsinnig als interessant :-) 
BIA (Gast) antwortete am 30. Sep, 20:02:
Schon interessant...ist die Schule per se ein System, das auf der Gewalt der einen über die anderen basiert? Wenn ja, muss das so sein? Wenn nein, funktioniert das System deshalb nicht? Gibt es ein richtiges System im falschen? etc. etc.
Wahnsinnig schräg ist nur, wenn der Professor regelmäßig in den Ferien in die Medien geht und über die stets steigende Gefahr der "Lehrergewalt" klagt. Lässt einem nicht mehr allzuviel Interpretationsspielraum beim Test... 
charlotte sometimes (Gast) antwortete am 1. Okt, 13:44:
im Grundstudium weiss ich das nicht genau weil ich diesen Kurs nicht belegt habe, aber soweit ich weiss sind die da einmal die woche. Im |Lehrerkurs der belegt werden muss um zu unterrichten sind die von anfang an in den Schulen. Eine Freundin studiert das gerade und die ist seit Studienbeginn im einsatz in einer Klasse. 
Gambetti antwortete am 5. Okt, 01:40:
Meine Schulzeit liegt noch gar nicht lange zurück und ich kann mich sehr gut in meine damalige "Situation" hineinversetzen: Die neueste Wissenschaft interessiert den Schüler am wenigsten, er ist normalerweise auch überhaupt gar nicht fröhlich gestimmt, wenn sie an ihm ausprobiert wird. Ich habe noch genau das Geächtze der Mitschüler im Ohr, wenn die junge, spritzige Lehramtsstudentin den Unterrichtsraum betritt und Lernpuzzles, Laufdiktate oder sonstigen Schnulli mit den Leidtragenden veranstaltet.
Besonders gestraft sind die Opfer dann, wenn der Lehrkörper nicht unterrichtet, sondern unterrichten "tut" (@Kathrin). Ich wünsche mir viel lieber einen Elfenbeinturmwissenschaftler als einen Unterricht Tuenden und halte auch im Allgemeinen das, was man als Frontalunterricht bezeichnet als die effektivste und beste Methode, den Lehrstoff zu übermitteln. Das Vorgetragene wird vom Schüler in "Wichtiges" und "Nebensächliches" eingeteilt, es werden mit zunehmendem Klassenniveau Methoden zum Schaubilder skizzieren geübt und eine optimale Vorbereitung auf das Studium wird erzielt. Gruppenarbeiten und Schülerreferate sind in den meisten fällen niederträchtige Wikipediaerzeugnisse, wobei das sogenannte Internetnachschlagewerk eine viel schlimmere Schande für die heutige Gesellschaft darstellt als Lehrende, die einen verkorksten sprachlichen Ausdruck haben!
Der Einwand, dass das Interesse der Schüler durch "neue" Unterrichtsmethoden geweckt werden soll muss dadurch entkräftet werden, dass es die Aufgabe der Eltern ist, dem Kind Interesse und vor allem Disziplin und Konsequenz anzuerziehen. Das alles scheint völlig der Vergangenheit anzugehören, ebenso wie das Auftreten des Lehrers als sogenannte Respektperson, die sich eben nicht durch alberne Lernspiele sowohl vor den Schülern als auch bei den Eltern lächerlich macht und auch gesellschaftlich einen angeseheneren Rang hat, als es heute traurige Lehrer-Realität ist. 
teacher antwortete am 5. Okt, 08:45:
Was Du hier niederschreibst ist natürlich die totale Niederlage für alle modernen Didaktiker/LehrerInnen.
Aber ich kenne viele SchülerInnen, die wie Du denken ... und es wäre Zeit, auch hier einmal eine klare Sprache zu finden. Mich würde wirklich interessieren, wie viele Schulabgänger so denken wie Du. Und ob die Didaktik bereit ist, sich auf diese Vorstellungen einzulassen.

Für mich habe ich eines gelernt: Abwechslung hält munter. 
Kathrin (Gast) antwortete am 5. Okt, 12:03:
Entschuldige bitte, dass dir meine Ausdrucksweise so auf den Magen schlägt. Ich tue weiter so unterrichten, wie ich es für richtig halte, und dafür gehört, wie teacher auch sagt, die Abwechslung.

Ich bin auch noch nicht lange aus der Schule raus, und spritzige, junge Lehramtsstudentinnen, die jede Stunde eine neue Ausgeburt des handlungsorientierten Unterrichts ausprobieren, hatte ich zu Hauf. Das hat mich auch oft genervt, deswegen bin ich aber noch lange nicht dagegen. In manchen Stunden machen solche Schnullis nämlich Sinn, sonst schlafen dir gerade die jüngeren Schüler nämlich schnell mal ein.

Auch hab ich nichts gegen Frontalunterricht. Gerade in Geschichte, meinem Zweitfach, halte ich ihn für ausgesprochen sinnvoll, aber wie gesagt, die Mischung machts.

Elfenbeinturmwissenschaftler, die Schülern hauptsächlich das Zeichnen von Schaubildern beibringen und Leute wegen ihrer sprachlichen Ausdrucksweise angreifen, haben meiner Meinung nach an einer Haupt- oder Realschule nichts verloren. Die haben dann nämlich schnell mal die gesamte Klasse gegen sich, was das Unterrichten auch nicht leichter macht.

Ich bin vielleicht nicht die ideale Respektsperson, mit meinem verkorksten Ausdruck, vielleicht mache ich mich auch mal vor der Klasse lächerlich, wenn ich bei der Vorstellung des Present Progressive die passenden Bewegungen vor der gesamten Klasse vorführe. Ich persönlich glaube aber, dass man mehr erreicht, wenn man mit den Schülern zusammenarbeitet und ihnen nicht ständig das Gefühl gibt, haushoch überlegen zu sein. Eben das ist das Problem vieler Elfenbeinturmwissenschaftler. "Respektiert meine Autorität, denn ich habe studiert". Na bravo. Auch hier sollte die Mischung von fachlichem Wissen und Emphatie den Schülern gegenüber stimmen. 
Kathrin (Gast) antwortete am 5. Okt, 12:06:
und ja. Empathie schreibt man anders. 
Gambetti antwortete am 5. Okt, 15:06:
Es war ja auch kein persönlicher Angriff gegen dich, Kathrin, dazu würde ich diese Seite wirklich nicht missbrauchen! Viel mehr geht es mir hier wirklich darum, dass viele konservative Lehrmethoden gut und wichtig sind und dass eben dieses "Jugendliche", Neuwissenschaftliche im Lehrerkollegium oftmals stört - da kam mir das Beispiel mit der Lehrersprache, die sich an die Schülersprache angleicht, sehr recht.
Es stimmt natürlich, dass an einer Hauptschule kein völlig abgehobener Professor unterrichten soll, aber dort, wo ich in die Schule gegangen bin, gibt es gar keine Hauptschulen... Was für das Bundesland spricht!
Was ich in meiner Schulzeit erst kennengelernt und dann bald völlig vermisst habe, waren die Lehrer, die einen gewissen, nicht übermäßigen Druck auf die Schüler ausgeübt haben und vor denen man einfach Respekt hatte. Ein solcher Lehrer hätte auch gute Chancen an Mittelschulen. Was man eigentlich auch nicht laut aussprechen darf, was aber eine Tatsache ist: Die wenigsten dieser durchgreifenden Lehrenden sind Frauen. Wenn es die Eltern nicht hinkriegen, die Kinder zu Respekt und Vernunft zu erziehen, hilft eben nur der strenge Lehrer, der nicht so aussieht, als ob er gleich in Tränen ausbricht (dann hat er nämlich schon verloren). Da kommt das "Muntersein" der Schüler schon ganz von selbst. Empathie ist natürlich wichtig, Emotionalität bewirkt aber, dass die Schüler den Lehrer nicht ernst nehmen. Was das für den Unterricht bedeutet, ist klar... 
teacher antwortete am 6. Okt, 10:14:
Du sprichst ein Riesenproblem an: Immer mehr Schüler nehmen immer mehr Lehrer nicht ernst. Das ist das absolute Ende von Unterricht, da spielen Methoden etc. keine Rolle mehr.

Bleibt die Frage: Warum? Und: Wen betrifft es?
Ein sieht man: Die strengen, autoritären Lehrer haben dieses Problem nicht. Deswegen werden auch andere so - weil es sich bewährt.
Aber es gibt auch alternative Wege, die sind meistens anspruchsvoller. 
BIA (Gast) antwortete am 6. Okt, 18:35:
"...nehmen nicht ernst..."
Ich hab gerade eine supernette Praktikantin, die zum ersten Mal überhaupt mit Schülern zu tun hat. Als ich sie beobachtet habe, fiel mir auf, dass die Schüler innerhalb kürzester Zeit anfingen zu reden, sich fremdzubeschäftigen etc. Meine Praktikantin wird sicherlich eine gute Lehrerin - sie hat ein gutes Auftreten, mag die Kinder offensichtlich - aber im Moment ist sie einfach noch unerfahren: "zu nett", fast entschuldigend, dass sie was von den Schülern will.
In dieser Unterrichtsstunde ist mir klar geworden, wie sehr ich in meiner Unterrichtszeit an Erfahrung gewonnen habe - ich war auch mal "zu nett", hab's mir aber abtrainiert, aus der Erfahrung heraus, dass die Schülergruppe gerne einen "Leitwolf" (oder eine "Leitwölfin") hätte, der sagt, wo's langgeht. Durchaus freundlich, aber bestimmt.
Jetzt ist die Situation die, dass viele neue Lehrer direkt von der Uni zwar viele gute Ideen mitbringen, die aber einfach nicht funktionieren, weil die Lehrer (noch) "zu nett" sind oder nicht das nötige Maß an Disziplin und Kontrolle bieten können. Routinierte Lehrer haben sich vielleicht bequem mit einer Handvoll MEthoden eingerichtet, bringen aber die nötige Disziplin und Kontrolle zustande. Damit funktioniert der Unterricht. Eigentlich zeigt das wieder mal - wie in vielen Studien auch angesprochen - dass die Unterrichtsform selbst nicht so wichtig ist, solange verschiedene Methoden und Formen abgewechselt werden. Es zeigt aber auch, was für ein Reichtum an sinnvollen Methoden verloren geht, weil sie nur von einer kleinen Gruppe von Berufsanfängern angewendet wird, die aber nicht die richtige "Lernumgebung" schaffen können und es dann oft entmutigt bleiben lassen. Ich finde das schade.
Ich habe gerade eine Fortbildung mit einer sehr beeindruckenden Liane Paradies hinter mir, die sehr viele freie Arbeitsformen einsetzt, aber auch sagt, dass sie eine hohe Kontrolle im Vorfeld und während der Arbeit aufrechterhält, um qualitätsvolles Arbeiten zu ermöglichen. Das ist für mich eigentlich der Idealfall: jemand, der mit Hingabe daran arbeitet, ein Unterrichtsumfeld zu schaffen, in der die Schüler effektiv und richtig gut lernen können, dabei die Leitwolf-Funktion wahrnimmt, die die Gruppe braucht - und die Schüler trotzdem respektiert und mag. Die Frau ist um die fünfzig, schätze ich - also gut Ding braucht Weile!

@Gambetti: nach x-Jahren Schule, in der man sich als Schüler in der bequemen Position eingerichtet hat, dass da vorn schon einer steht, der die Arbeit für einen erledigt und die Infos ankarrt, kommt es natürlich als herber Schlag, wenn man sich plötzlich selbst ins Zeug legen muss. Natürlich ist der Lehrervortrag superpraktisch zur geballten Informationsvermittlung (ich hab das heute 7 Stunden lang gemacht, hat super funktioniert und war bitter nötig), allerdings möchte der Gesetzgeber von uns, dass wir nicht nur Fachwissen unters Volk streuen. Das ist auch unser Job, und dem müssen wir irgendwie gerecht werden - s. P- u. W-Seminar u dgl.. Das heißt aber nicht unbedingt, dass das lustige Kreuzworträtsel, von Schülern auszufüllen, das Nonplusultra ist - mir scheint, dass Anfänger im Lehrberuf oft Arbeitsformen verwenden, die nicht anspruchsvoll und fordernd genug sind; auch das ist aber ein Erfahrungswert.
Ich stimme zu, was die Bedeutsamkeit eines Lehrers mit Autorität und klarer Linie betrifft - meiner Erfahrung nach sind das auch sehr oft die Lehrerinnen. Gerade die älteren Lehrerinnen haben oft ein Auftreten, dass selbst der coolste Gangstaklon die Ohren anlegt. 
teacher antwortete am 6. Okt, 20:38:
Danke BIA - du sprichst mir aus der Seele. 

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