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cotopaxi

 
Der Lehrerfreund (Gast) meinte am 30. Sep, 08:59:
Und: Die Empirie
Es hat sich ja so um den PISA-Schock herum gezeigt, dass es nicht funktioniert, wenn die Pädagogiker in ihrem Büro schlaue Aufsätze verfassen. Deshalb hat im pädagogischen Bereich empirische Bildungs- und Unterrichtsforschung in den letzten 10 Jahren einen erstaunlichen Aufschwung erlebt. Jetzt sitzen die Pädagogiker nicht mehr in den Büros und brüten, sondern schicken ihre Schergen hinaus, um Daten zu sammeln. In der hochschulischen Ausbildung von Pädagog/innen wird es zunehmend schick, die Lehramtstudierenden empirisch Arbeiten zu lassen - ein völlig sinnloses Unterfangen, da sie ja nicht Empiriker/innen werden wollen, sondern Lehrer/innen.

Was du forderst, ist genau richtig. Der Schulalltag, der Unterrichtsalltag müssen die Bezugspunkte sein. Aber das wollen natürlich die Wissenschaftler nicht - zu groß wäre der Realitätsschock, zu tief der Abstieg aus dem Elfenbeinturm in die Abgründe Kreide werfender und stinkender Prolet/innen. Das Konstrukt der Empirie ist die perfekte politische Lösung, um Praxisnähe und Praxiskenntnis vorzutäuschen. 
emu (Gast) antwortete am 30. Sep, 11:09:
Praxis ist ja eine gute Idee, aber diesen bizarren Antiszientismus in der LehrerInnenbildung habe ich nie verstanden. Wenige ÄrztInnen arbeiten in der Pathologie oder der Grundlagenforschung, aber dennoch sind Sezierkurse und naturwissenschaftliche Grundlagen ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Ohne ein gewisses Grundverständnis der Methodik können LehrerInnen eben keine neuere Forschung rezipieren, was in letzter Konsequenz nur zu more of the same führt – da braucht man dann gar nicht studieren, nach Bauchgefühl kann jeder mehr schlecht als recht unterrichten. 
teacher antwortete am 30. Sep, 11:20:
Nein, wir sind nicht gegen wissenschaftliche Grundbildung, im Gegenteil.
Die Mediziner am AKH unterrichten, forschen und heilen - warum können Pädagogen das nicht? 
El Loco antwortete am 1. Okt, 17:19:
Keine exakte Wissenschaft
Das ist doch das Problem: Pädagogik ist keine exakte Wissenschaft - streng genommen sogar überhaupt keine Wissenschaft. Es ist eine Lehre darüber, wie man Kinder (paides) zu etwas bringen kann (agogia, sehr vorsichtig übersetzt). Pädagogische Vorschläge sind die Konsequenz aus soziologischen, psychologischen und einigen anderen Erkenntnissen, die mit Lernzielen konfrontiert wurden.
Aber: während man beim Sezieren immerhin lernen kann, wie eine Leber aussieht und wo sie sich im Körper befindet, wird man nie von einem Kind auf ein anderes schließen können. Lehren ist Erfahrungssache und hat viel mit trial and error zu tun, wobei man natürlich gut beraten ist, sich von den Erkenntnissen anderer Probierer erleuchten zu lassen.
Tragisch ist leider, daß die Autoren der wichtigen pädagogischen Bücher seit x Jahren und oft seit ihrem Abitur keine Schulklasse mehr von innen gesehen haben und auf völlig weltfremden Annahmen aufbauen. Tragisch wirkt sich auch aus, wenn zu einfache Tun-Ergebnis-Zusammenhänge vorausgesetzt werden...
Aber das Unterrichten lernt man garantiert nicht im Pädagogik-Seminar. Das lernt man nur, indem man es tut.

Die wissenschaftliche Grundbildung brauchen Lehrer dann auch eher für die Fächer, die sie unterrichten - und da würde ich mir im Sinne eines sinnvollen Unterrichts dann doch wünschen, dafür hätten sie mehr Zeit und weniger in der Pädagogik. Einen guten Mentor für die ersten Jahre bräuchten sie.
Aber nun ratet mal, was Frankreich dieses Jahr abgeschafft hat für die angehenden Lehrer (die übrigens keinerlei pädagogische Ausbildung vorweisen müssen)? Genau: die Begleitung der ersten Unterrichtsjahre durch eine Art Lehrerseminar. Kostet ja Geld. 
teacher antwortete am 1. Okt, 18:18:
Vieles kann man nicht lernen, aber einiges doch (Kommunikation, Psychologie ...).
Die beste Art zu lernen ist das eigene Tun - und das kommt an den Unis viel zu kurz. Deswegen mein Vorschlag zur Praxisschule, wo Studierende unter Anleitung und Kontrolle unterrichten (lernen). Statt Vorlesungen und Seminararbeiten. 
BIA (Gast) antwortete am 1. Okt, 22:59:
Die spinnen, die (Römer) ach nein doch nicht, die Franzosen.

Unsere Praktikant/innen fragen uns Löcher in den Bauch, weil sie eben praxisnahe Information wollen und auf der Uni relativ weit weg vom "unterrichtlichen Alltag" sind. Ein Mentor über längere Zeit wäre das Beste, was ihnen passieren könnte - neben reichlich Unterrichtspraxis, natürlich. Und die Franzosen wollen diese segensreiche Einrichtung abschaffen??? 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 2. Okt, 01:05:
NRW ist weiter *gg*
Das Angesprochene gibts ähnlich schon seit Jahren in NRW: die Laborschule Bielefeld. Ne Schule an der Uni, wo angehende LehrerInnen das Lehren lernen und "Schüler gucken" gehen - regelmäßig und unter wissenschaftlicher Anleitung und Kontrolle.

Komm rum, dann können wir uns das angucken ;-) 
teacher antwortete am 3. Okt, 13:11:
Die Laborschule ist auch in Österreich (bei Pädagogen) bekannt - vom Modell her nachahmenswert. Würde gerne "rumkommen" :-)) 

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