Flash (Gast) meinte am 22. Sep, 22:47:
Dieser Lösungsvorschlag hat logische Schwächen. Folgendes würde ich einwenden:1. Früher ("damals") war der Direktor der "pädagogische Leiter". Man konnte damals erwarten, daß er als letzte Instanz die Disziplin bzw. die erforderlichen Maßnahmen bei Schwierigkeiten durchsetzen würde.
Wenn es ab jetzt eigenständige "pädagogische Leiter" für derlei Aufgaben geben würde, wäre dann nicht zu erwarten, daß nach Verlauf einiger Jahre diese wiederum sich aus der ihnen zugedachten Rolle verabschieden würden - was dann einen Ruf nach dem neuen Job des Disziplinarverantwortlichen ...bla, bla... bewirken würde?
2. Ja, das wäre zu erwarten, weil es ja Gründe gibt, daß die Direktoren sich für solche heiklen Gebiete nicht mehr hergeben wollen. Sie haben einfach keine Akzeptanz für das, was sie tun müßten, und sie haben keine Sanktionierungsmöglichkeiten. Dem Direktor (wie auch dem Lehrer) stehen in heutigen Verhältnissen keine Mittel mehr zur Verfügung, sich durchzusetzen. Lehrer und Direktoren sitzen also am kürzteren Hebel - da liegt das Problem.
3. Das heißt gleichzeitig, daß auch die neu bestallten Superpädagogen nichts bringen können. Auch ihnen sind die Hände gebunden. Auch wenn es noch so sehr beschworen wird: es gibt keinen "sozialpädagogischen" oder methodischen Ersatz für eine fehlende Erziehung im Elternhaus. Das Werte-Fundament wird in der Familie gelegt, und wenn die Gesellschaft sich entschlossen hat, die konservativen Werte und Erziehungsideale zu beerdigen, dann kann die Schule nicht dagegen anstinken.
4. Die heute gewünschte Funktion der Schule/der Lehrer als Lückenbüßer für mangelnde Erziehung seitens der Eltern führt konsequent dazu, daß Lehrer desillusioniert und zynisch werden und ausgebrannt dahinwerkeln. Sie sollen das Unmögliche fertigbringen, aus einer 25:1-Situation pädagogischen Nutzen zu schlagen (während die Eltern in einer 2:1-Situation nichts zustandebringen!), und zwar bei aussichtslosen Vorbedingungen: Eltern, die nicht erziehen, Kinder, die keine Autorität anerkennen, Kinder, die aus ge-/zerstörten Familien kommen, Kinder, die jede Nacht viel zu spät ins Bett gehen.
5. Es gibt keine Ausbildung und keine Handlungsanweisungen, es gibt gar nichts, was in dieser Ausgangslage irgendeinem Pädagogen helfen könnte - sei es der Lehrer, der Direktor, der pädagogische Leiter oder der Schulsozialarbeiter.
Dies alles will aber keiner wahrhaben und keiner benennen. Lehrer, die mit diesen Widersprüchen und unerfüllbaren Forderungen nicht leben können, müssen die Schule verlassen.
Und wer kann damit schon leben??!
teacher antwortete am 23. Sep, 08:14:
Es ist daher wichtig, diesen pädagogischen Leitern auch echte Maßnahmen zuzugestehen.Ich sehe das auch so: Schule kann Elternhaus in vielen Belangen nicht ersetzen. Aber wo kein Elternhaus, da müssen wir Krücke spielen.
Sandra aus Recklinghausen (Gast) antwortete am 23. Sep, 17:37:
Ganztagsbetreuung muss gefördert werden
Hier in Recklinghausen gibt es eine Ganztagsbetreuung für Jugendliche bis 15Jahre. Das ist ideal wenn die Eltern viel Arbeiten oder mit dem Kind überfortdert sind. Wir haben soviele Kinder bis zur Mittlerenreife bringen können. Die Schule kann aber nicht als Elternersatz herhalten... Wer sich ein Kind anschafft muss es auch erziehen können... LG aus meiner neuen Wohnung in Recklinghausen.
teacher antwortete am 29. Sep, 15:17:
Es ist die Frage an die ganze Gesellschaft: Wie viel (Zeit u.a.) sind uns die Kinder wert? Momentan wird das Abschieben der Kinder in eine Nachmittagsbetreuung gefördert - da ich diese Anstalten kenne (Räume wie Klassen, Ausstattung wie Gefängnis, keine Freiräume, kein Rückzug, Lärm, Staub ...) rate ich niemanden dazu.