Rumrum (Gast) meinte am 4. Sep, 21:53:
> "Do you have Converse?"> "No have ... you like Adidas?"
> "We are looking for Converse, american design
> "No problem. All made in Asia! Forget America, Asia is future!"
Ich weiß nicht, wie man ausgerechnet aus so einem Dialog schließen können soll, in Asien läge die Zukunft. Wonach wird denn gefragt, was wird denn angeboten? Converse - US-Marke. Adidas - deutsche Marke.
Die Zukunft soll also da liegen, wo die willenlosen Befehlsempfänger liegen? Und der Ort, an dem Mode gemacht wird, an dem entwickelt und gestalterisch gearbeitet wird, an dem die Befehle ausgegeben werden, soll ins Hintertreffen geraten sein?
Die Zukunft soll in Staaten mit totalitären Systemen liegen (Singapur, China), wo Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt sind (Malaysia)?
Wenn das so ist, bleibe ich gern in der Vergangenheit. Da, wo geistige und persönliche Freiheit geschätzt und gefördert wird. Da (um mal auf das Thema Schule zurückzukommen), wo Kinder nicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang in der Schulfabrik zu Gehorsam gedrillt und bis zur Erschöpfung mit Wissen zugestopft werden. Da, wo ein Mensch etwas wert ist. Da, wo nicht alles perfekt ist – eben weil viele Freiheiten viele Kontroversen heraufbeschwören.
teacher antwortete am 5. Sep, 15:01:
1. Dass Firmen, Investoren etc. von der großen Zukunft in Asien schwärmen, das wäre ja nichts Neues. Aber sogar ein einfacher Schuhverkäufer in KL, der kaum Englisch spricht und nicht zur gebildeten Elite zählt, vermittelt dem Toursiten das Bewusstsein, in einer Aufschwunggegend zu leben - das hat mich geflasht.2. Ich fühle mich in (W-)Europa in einer absolut privilegierten Position und weiß die Qualitäten zu schätzen (obwohl die Freiheiten so ihre Tücken haben, besonders wenn sie missbraucht werden, s. z.B. Wahlkampagnen und Lobbying), aber die wirtschaftliche Konkurrenz erwächst im fernen Osten, wie wollen wir da mithalten? Unsere Position und unsere Privilegien verteidigen?
Da kenne ich keinen anderen Weg als ... erraten ... Bildung!
Rumrum (Gast) antwortete am 5. Sep, 17:42:
> Aber sogar ein einfacher Schuhverkäufer in KL, der kaum Englisch > spricht und nicht zur gebildeten Elite zählt, vermittelt
> dem Toursiten das Bewusstsein, in einer Aufschwunggegend zu
> leben - das hat mich geflasht.
(„Geflasht“, was soll denn das bedeuten? Du hast wohl zu viel mit Kindern zu tun ;)
Ganz fies ausgedrückt: Das hat dir lediglich dein Minderwertigkeitsgefühl aufgezeigt. Mit Asien hat das nichts zu tun, die gleiche Nummer kannst du in vielen Gegenden der Welt erleben, allen voran in den USA oder in Frankreich.
Davon abgesehen darf bei der Bewertung des Aufschwungs Asiens nicht vergessen werden, von welchem Niveau der kommt. Stimmen die Rahmenbedingungen, ist es ein Leichtes, von ganz unten aus Riesensätze nach oben zu machen und zweistellige Wachstumsraten zu erwirtschaften. Dazu muss man auch nicht nach Asien fahren, in Osteuropa war das ebenfalls zu bewundern.
> Ich fühle mich in (W-)Europa in einer absolut privilegierten
> Position und weiß die Qualitäten zu schätzen
Ist dem so? Ich habe meine Zweifel, wenn dir ein einfacher Schuhverkäufer mit drolliger Protzerei so einen Schock versetzen kann. Noch dazu in einer Gegend, in der alles "super", "toll", "phänomenal" ist (und bekannt dafür, dass alle Eigenprodukte spätestens zwei Tage nach dem Kauf kaputtgehen – wenn sie denn überhaupt funktionieren wie angepriesen).
> aber die wirtschaftliche Konkurrenz erwächst im fernen Osten,
> wie wollen wir da mithalten?
So, wie wir es seit zweihundert Jahren machen. Im Weg steht uns da momentan nur eines: Die überbordenden Selbstzweifel. Wer davon ausgeht, zu verlieren, verliert auch, egal, ob er in Lethargie verfällt oder in hysterischen Aktionismus.
> Bildung!
Bildung ist wichtig, keine Frage. Wichtiger sind aber eigenständig denkende Menschen. Menschen, die selbst 1 und 1 zusammenzählen können, anstatt das Ergebnis auswendig gelernt zu haben. Und da haben Asiens Volkswirtschaften mit wenigen Ausnahmen extreme Schwierigkeiten.