El Loco meinte am 5. Jun, 08:38:
Wer bei wem sitzt, ist doch immer eine Frage der Sympathie. Und nicht der "Klasse". Ich hatte drei oder vier andere Lehrersprößlinge in der Klasse; mit dem einen verstand ich mich sehr gut und habe heute noch Kontakt, mit dem anderen nur sehr kurz (ich könnt mir vorstellen, der ist inzwischen in der Politik), und mit anderen hatte ich mehr oder weniger freiwillige Kontakte. Dafür waren es andere, mit denen ich mich gut verstand, und ethnische Unterschiede waren bestimmt kein Thema. Übrigens auch bei den anderen nicht. Jugoslawien (das gabs damals noch), Griechenland, Türkei, (ex)-DDR, all das war kein Thema. Eher, von welcher Grundschule man gekommen war. Oder ob man gut im Sport war. Vor allem das. Und welche Musik man hörte.
Mit Integration hat das alles nichts zu tun.
Und das sage ich bewußt als Emigrant. Ich lebe im Ausland, in einer fremden Sprache, in einem Land und einer Stadt, die unter deutschen Truppen schwer gelitten haben. Mit meiner Frau rede ich deutsch, sie ist Deutsche. Und ich habe sie erst geheiratet, als ich schon Jahre nicht mehr in Deutschland lebte. Meine Kinder sprechen mit mir deutsch, mit der Umwelt sprechen sie Landessprache.
Wir alle nehmen am Leben unserer Stadt teil, ich betrachte mich als voll integriert. Und doch: es tut gut, die eigene Muttersprache sprechen zu können, wenn man seiner Liebsten ins Ohr flüstert, und sie auch in dieser Sprache antworten zu hören. Es tut gut, jemanden zu haben, der zumindest weitgehend den gleichen kulturellen Hintergrund hat und keine Erklärungen benötigt für diese oder jene Anspielung.
Eine Sprache, eine Kultur - das formt ein Denken. Ich habe deren zwei, aber ich weigere mich, im Namen einer mißverstandenen Integration auf einen Teil meiner selbst, meines Wesens und Denkens zu verzichten und in eine Schablone pressen zu lassen.
A propos Schablone: wie sieht das eigentlich in eurer Schule aus mit Schülern, die andere Musik hören, andere Bücher lesen, andere Hobbys haben als der Mainstream? Werden die respektiert? Oder müssen die sich von ihren Lehrern anhören, wie ich meinerzeit, "paß dich an, dann wirst du auch nicht mehr gemobbt"?
derbaron antwortete am 7. Jun, 10:00:
Das kann ich aus eigener Erfahrung zu 100% unterschreiben.
teacher antwortete am 13. Jun, 18:05:
Ich vermisse interkulturelle Freundschaften in der Schule.Musik, Bücher, Hobbies? Dafür kenne ich meine SchülerInnen zu wenig (privat). Nur hervorstechende Betätigungen (Sportler, Nerds ...) führen zu eigenen Gruppierungen, dann fällt es auch in der Schule auf. "Anpassen" wird heute negativ bewertet - Individualismus ist das Ziel.