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cotopaxi

 
LehramtsstudentStudent (Gast) meinte am 20. Mai, 13:27:
Ich glaub, dass negative Kritik einfach tradiert ist.
Ich war ganz verwundert, als ein Lehrer in der Oberstufe von uns forderte Vorträge zu bewerten und wir auch sagen sollten, was gut war. Das war bis dahin in unserem Begriff von Kritik nicht drin. Für Viele, denke ich, ist Kritik per se negativ und mit diesem Begriff gehen sie in die Welt, erziehen Kinder ihre Kinder so usw.usf,

Andersrum ist Loben auch ungleich schwieriger.
Bsp: Ein Lehrer wird dafür bezahlt, den Schülern etwas beizubringen.
Soll ich ihn jetzt dafür loben, dass er seinen Job macht? (Meine Antwort darauf wäre "Ja, selbstverständlich." aber ich kann auch nachvollziehen, wenn einige das anders sehen)
Dann müsste ich auch dem Kassierer jeden Tag (oder zumindest regelmäßig) sagen, dass es mich freut, dass er richtiges Wechselgeld gibt (das könnte man auf jede Berufsgruppe übertragen, und würde zu einer freundlicheren aber irgendwie auch absurderen Gesellschaft führen, find ich.)

Irgendwie gehört Lob für mich nur zu dem, was besonders ist und eher nicht zu dem, was das Selbstverständliche ist.

Wir (damit meine ich mich als Lehramtsstudent und die aktiven Lehrer) haben da eine gewisse Pflicht allen folgenden Generationen einen neuen Kritik-Begriff näherzubringen, der das, was schon gut ist, lobt, und das, was noch (!) nicht gut ist, benennt und Verbesserungsvorschläge gibt. 
testsiegerin antwortete am 20. Mai, 13:45:
da stimme ich zu.
und ich glaube tatsächlich, dass unsere gesellschaft als ganzes mehr positive orientierung und lob braucht. ich für mich versuche das einerseits beruflich umzusetzen, indem ich klientInnen stärke, ehrenamtlichen mitarbeiterInnen verbal auf die schulter klopfe, heimhilfen lobe, mich bei bankbeamten bedanke, und sehr wohl oft erwähne, dass ich mit der zusammenarbeit zufrieden bin.
aber auch privat gebe ich mir mühe, den menschen wertschätzung entgegenzubringen. ich muss mich ja nicht für das korrekte wechselgeld bedanken, ich kann auch die schnelligkeit oder die freundilchkeit oder die professionalität loben. sicher, alles selbstverständlichkeiten, meint man, aber wenn diese selbstverständlichkeiten wegfallen, sieht man, dass sie gar nicht so selbstverständlich sind.

wir alle brauchen zuwendung und wertschätzung. und seien wir uns ehrlich, uns allen, wie professionell wir auch sind, tut ehrlich gemeintes lob gut.

man glaubt gar nicht, wie viel positive rückmeldungen bewirken. leuten das gefühl geben, dass sie einerseits gehört werden und dass man ihr bemühen sieht und auch anerkennt. das ist für sie oft mehr anreiz für gute leistung als geld (wobei ich das auch nicht schmälern will).

im trainingsbereich wird das wort kritik ja durch das wort "feedback" ersetzt, das find ich wesentilch neutraler. und wie gesagt, auch da muss ich die teilnehmerinnen oft auffordern, auch das positive zu erwähnen. 
Maik Riecken (Gast) antwortete am 20. Mai, 16:39:
Ich hoffe, dass du in meinem (Lehrer-)Blog nur wenig mit negativem Blick finden wirst - hier sehe ich weitaus mehr davon. Ausschließliche(!) negative Kritik deutet nach meiner Erfahrung immer auch ein desolates Selbstbild des Kritisierenden hin: Durch meine negative Kritik dem anderen gegenüber mache ich mich selbst ein wenig größer.

Ich kann Schule aber auch verstehen: Lange hat man Schule eingeredet, dass sie nichts leiste. Und jetzt beginnt Schule das allmählich zu glauben. Widerstand. Solidarität. Handeln. Jetzt. Im Kleinen wie im Großen.

Gruß,

Maik 
teacher antwortete am 20. Mai, 20:45:
@LehramstStudent: Genau im Studium müssen wir damit anfangen - dort höre ich noch wenig pos. Bestärkung. Und nie mehr aufhören ...

@testsiegerin: Ich freue mich ehrlich, dass wir doch ein gemeinsames Ziel haben :-)

@ Maik: Ich gebe zu, dass ich in meinem Blog ziemlich negativ (geworden) bin. Das macht mir auch Sorgen, aber in diesem System ist der Wurm drinnen! 

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