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cotopaxi

 
"Sie sitzen an den Maschinen und geben Gas."

Ich darf eine Werkstunde übernehmen.
In Werken sind die Klassen geteilt, die einen arbeiten "technisch", die anderen "textil". Früher gingen die Burschen "basteln" und die Mädchen "handarbeiten", heute sind beide Gruppen gemischt.

Der Lehrer des technischen Werkens ist kurzfristig erkrankt und ich stehe vor einer Kleingruppe von ca. 15 Kindern, die mit Laubsägen hantieren. Ich helfe beim Einspannen der Sägeblätter, befestige die Bohrer im Standgerät und zeige vor, was ich aus meiner Jugend an Schleifpapiererfahrungen herübergerettet habe.

Bei Problemen ("Wo finde ich den Lack?") wende ich mich an die Kollegin aus der Nachbarklasse, wo gerade Stoffe eingefärbt und maschinell zu lustigen Taschen vernäht werden.

Ich schaue mich neugierig um.Tatsächlich sitzen dort Burschen an den Nähmaschinen und geben Gas.
"Ja, die machen das sogar besser als die Mädchen."
"Komisch, bei mir sitzen die Mädchen und sägen fein säuberlich an den Bilderrahmen, während die Burschen wie die Wilden herumsäbeln."
"Das wundert mich nicht", erklärt die Werkerzieherin, "ich kann dir praktisch bei jedem Werkstück sagen, ob es von einem Mädchen oder einem Buben gefertigt wurde."

Das nenne ich die Ironie der Gleichbrechtigung. Früher wurden die Mädchen auf die feine, textile Handarbeit eingeschult, die Burschen auf die raue Holzarbeit. Heute machen beide Geschlechter beides, die Mädchen fein, die Burschen rau.
Anja-Pia meinte am 15. Mai, 11:53:
Warum nur habe ich das Gefühl, dass Lehrer durschnittlich öfter in Krankenstand gehen als andere Berufsgruppen? ;-) 
teacher antwortete am 15. Mai, 12:38:
An der Nähmaschine liegt es nicht :-) 
Woo (Gast) meinte am 15. Mai, 23:38:
hmmm.. ich hatte damals[tm] (vor ueber zwanzig Jahren) sowohl Werken als auch Handarbeit im Unterricht. Hat mir schon oft gute Dienste geleistet.
Zumindest ein bisschen was sollte jeder Junge gelernt haben.. wer wegen nem abgerissenen Knopf zum Schneider rennt, macht sich laecherlich. 
teacher antwortete am 16. Mai, 11:42:
Stimmt - ich habe es beim Bundesheer gelernt. 
Marie (Gast) meinte am 16. Mai, 20:26:
Alle immer voreingenommen. Und alle gucken mich schief an: Du willst zur POLIZEI?! Und zum Test bist du auch schon zugelassen?!
Ja, ich bin weiblich und ja, ich will zur Polizei. Frag mich manchmal, warum das immernoch komisch ist für manche. 
teacher antwortete am 17. Mai, 09:20:
Ehrlich - ich finde Frauen in der Polizei richtig gut: Nicht den Macho raushängen lassen, sondern die Mediatorin. Kommunikation statt Gewalt, das ist ein pädagogischer Ansatz. Hoffentlich gelingts.

(PS: Und irgendwie lieben wir ja Frauen in Uniform :-) 
Filo (Gast) antwortete am 17. Mai, 12:00:
Noch sturrsinniger als Männer. Ehrlich, meine Erfahrungen. 
teacher antwortete am 17. Mai, 12:11:
Neee, wir haben charmante Ordnungshüterinnen in Österreich. 
Marie (Gast) antwortete am 17. Mai, 16:55:
Da gibt es solche und solche. Ich habe nur um die 4 Polizistinnen, aber um die 50 Polizisten kennengelernt. Es gibt Polizisten die wesentlich charmanter sind als ihre Kolleginnen. ;-)

Folgendes ist von einem Polizisten geschrieben:
"(...) gegen beide Streithähne (Streithühner??) wurde eine Strafanzeige (...)"

Ich wäre natürlich eine perfekte Polizistin. Immer genauso humorvoll wie der Polizist mit seinem Bericht, aber auch immer der Situation angepasst ;-)) 
Bobo (Gast) meinte am 21. Mai, 16:52:
Was mich immer schon irritiert hat:

Es hieß immer, Frauen eignen sich für den Herd und Handarbeiten (lies: Nähen). Aber wer betreibt die Gewerbeform? Der Koch und der Schneider … 
teacher antwortete am 21. Mai, 20:23:
Beides war einmal: Meine SchülerInnen lernen weder kochen, noch schneidern ... 
 

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