Ketzerkatze (Gast) meinte am 5. Apr, 13:29:
Selbstlobbying
Ich glaube, das ist der Punkt: Schwule und Lesben haben sich ihre Akzeptanz _erkämpft_. Wieviele von ihnen sind auf dem Weg in die Klappse, den Knast gegangen, wievielen hat man die Kinder weggenommen, sie sozial geächtet, gekündigt? Und: sie machten weiter, zumindest als Kollektiv. Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen - sowohl finanziell, als sozial, als ethnisch, als religiös - vereinten sich am Punkt "Befreiung von Unrecht". Sie nutzten alle Formen des Lobbyings: Fernsehen, Diskussionen, Printmedien, Demonstrationen. Sie machten ihre eigene Parallelwirtschaft: schwule und lesbische Buchläden, Kneipen, Clubs, Bäckereien, ÄrztInnen etc. etc.
Sie gingen aktiv in Parteien bzw. outeten sich.
Sie machten kein Geheimnis um sich - und zwangen andere, zu sehen, dass es kein Geheimnis gab.
LehrerInnen haben keine Lobby - oft gehört. Ist imho auch wahr. NUR: das hatten Schwule und Lesben auch nicht.
Sie haben sich aber trotzdem aufgemacht und der Welt ihre Existenz gezeigt. Haben sie gezwungen, sie wahrzunehmen. Wurden nicht müde, zu zeigen, zu erklären, zu erörtern.
Vielleicht ist DAS der Unterschied. Wenn es dies wäre: mehr Kampfgeist täte vielen LehrerInnen gut.
Cui bono? Keine Ahnung. Werd bei Gelegenheit mal drüber nachgrübeln.
teacher antwortete am 6. Apr, 13:25:
Du glaubst, wir kämpfen zu wenig?Kann sein, LehrerInnen sind vom Typ her nicht kampfbetont. Das sollte doch eine Stärke sein.
Cui bono. Deine Meinung würde mich schon interessieren.
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 8. Apr, 10:40:
Ja, tatsächlich - ich glaube, vielen LehrerInnen fehlt nach außen ein wenig "Biss". Keine Ahnung, ob ich den hätte, als formale Lehrerin - auch in meiner Jugendarbeit etc. weiß ich, wie ausgelaugt eineN ein Rudel Kiddies hinterlassen können. Aber gerade Gewerkschaften, Interessenvertretungen etc. SOLLTEN den nötigen Kampfgeist aufbringen. Wenn sie es nicht tun - VertreterInnen auswechseln. Selbst engagieren, eintreten, wählen lassen. Ich fürchte tatsächlich, dass es nur so geht, verbunden mit einer eklatant verbesserten Öffentlichkeitsarbeit. Cui bono? Bei näherem Hinsehen neige ich zu meinen: niemandem, eigentlich. Angesichts der "formierten Gesellschaft" (mein Lehrer Hülsmann) jedoch scheint der "Pokal" des Prügelknabens erratisch zu schwanken - und derzeit eher in Richtung LehrerInnenschaft.
Vielleicht könnte Foucault diesbezüglich weiter weisen - Dispositive der Macht. Werds am Wochenende mal abklopfen. Foucault hilft meistes beim Erkenntnisgewinn *gg*
Und zu deiner Bemerkung, nicht-kampfbetont-sein solle eine Stärke sein: es kömmt drauf an. Der gleiche Idiot wie ein Kraftmeier ist ein Schwächling. Kämpfen jedoch ist konzentriertes Angehen eigener Interessen. Und dies fehlt doch vielen LehrerInnen - entweder sie kraftmeiern in der Gegend herum, oder sie sich ausgelaugt, ausgelutscht und schwächeln.
Soviel diesmal, muss gleich unterrichten gehen ;-) Hier in nrw sind Ferien, hab aber ein Grüppchen, das seine 5er-Leistungen dringlich verbessern will und drum jeden Tag freiwillig 4 Stunden lernt - und damit meinen gesamten Zeitplan in die Wicken hängt *gg*
teacher antwortete am 11. Apr, 10:55:
Ich suche auch die Profiteure des Schule/Lehrer-Bashings. Die Kinder sind es nicht. Stecken wirtschaftliche Interessen dahinter? Machtpolitk?