aiiiia meinte am 2. Sep, 10:22:
aber glauben Sie denn, dass es in thailand einen höheren prozentsatz an willigen schülern gibt als in österreich?wenn nein, warum hört man über thailändische schüler (subjektiv wahrgenommen) mehr gutes und über österreichische mehr schlechtes?
und wenn ja, warum sind denn die schüler in österreich nicht williger?
meine antworten wären "jein", "weil wir als gesellschaft faul und suderant geworden sind" und "weil den schülern von eltern, lehrern und peers die lust am lernen systematisch aberzogen wird", aber mich interessiert Ihre sicht der dinge.
teacher antwortete am 2. Sep, 13:16:
Da ist mir sofort der Begriff "satt" eingefallen. Ich habe besonders bei SchülerInnen aus Asien oder O-Europa gespürt, dass sie richtig hungrig sind: Wissbegierig, Karriere machen, Geld verdienen, weiterkommen, Chancen nützen, sozial aufsteigen....
Viele meiner österreichischen Schüler haben bereits alles erreicht (eigentlich ihre Eltern) und sehen keine großen Ziele vor sich. Wofür anstrengen?
Gleichzeitig ist ihr Gehirn übersättigt, von stundemlangen Medienkonsum.
aiiiia antwortete am 2. Sep, 13:52:
aber "satt" ist doch auch ein beigebrachter begriff. früher / den einen machte ein alter fußball "satt", heute / den anderen nur eine playstation 3. (verkürztes beispiel, ich weiß)mich wundert, dass sich diese "gier" nur auf produkte zu applizieren scheint, nicht auf weniger greifbare dinge. ein streben nach karriere, sozialem aufstieg, neuen chancen etc. kann ich nicht wirklich erkennen, aber vielleicht bin ich da auch zu weit weg von der zielgruppe.
ich finde interessant, woher diese entwicklung kommt. wahrscheinlich ist die vermittlung dieser werte tatsächlich aufgabe der eltern, aber warum scheitern die eltern da? wer ist "schuld", dass die heutigen eltern diese dinge nicht weitergeben (können). deren eltern? wo hakte es da?
C. Araxe antwortete am 4. Sep, 19:43:
Ich glaube nicht, dass es grundlegend an der mangelnden Förderung liegt, sei es nun seitens der Lehrer oder Eltern, die jeweils beide sicher oft mehr als steigerungsfähig ist, oder an allgemeinen gesellschaftlichen Komponenten. Sicher kann da und dort mehr Spaß am Lernen vermittelt werden, was nicht unbedingt in gesellschaftlich taugliche Leistungsbereitschaft münden muss, die Karriere tauglich ist. Der Ursprung der wirklichen Lust auf Wissen, ist schwerer zu orten und kann auch nicht durch stupides Üben erreicht werden. Wenn man wirklich mehr wissen will, ist das kein simples Üben, sondern ein tiefgehendes Auseinandersetzen mit dem Wissen, das man gewillt ist, sich anzueignen. Eigentlich hat das jedes Kleinkind, diesen Forscherdrang. Diesen aufrecht zu erhalten kann man zwar teilweise davon abhängig machen, wie dieser gefördert wird, aber auch ohne dessen kann er durchaus existieren. Ganz so einfach ist das nicht, irgendjemand den schwarzen Peter zuzuschieben. Der Wille zu Lernen, und damit meine ich nicht unbedingt Schulwissen, das sicher eine gute Basis ist, ist etwas, das letztendlich einfach vorhanden sein muss. Und wie gesagt, unabhängig davon, wie die äußeren Gegebenheiten sind. Und das kann durchaus „nutzloses” Wissen sein, das keinerlei Anerkennung findet. Diese Begierde nach Wissen, die einfach nur den eigenen Interessen nachgeht, ohne Nachfrage auf Verwertbarkeit, ist das, was meist allgemein nicht geschätzt wird, dabei ist es gerade das, was wirklich zum Lernen motiviert.
teacher antwortete am 4. Sep, 20:27:
Es gibt wirklich Dinge, die meine SchülerInnen wissen wollen. Meist ist es nicht Mathe oder Latein, sondern die Spielernamen von Juventus, die Sager von Brad Bitt oder irgendwelche RTLII-Plumpheiten. Lernen für die zukünftige Lebens- und Berufswelt entspricht nicht dem natürlichen Forschungsdrang der Kinder!
C. Araxe antwortete am 4. Sep, 21:51:
Nein, so etwas meine ich nicht. Ich sehe das beispielsweise auch bei meinem Sohn. Sein Interesse gilt weder dem schulischen Wissen, noch dem, was so „gesellschaftlich” relevant ist.
teacher antwortete am 5. Sep, 13:10:
Wenn man ihn fragt: "Was interessiert dich so?", hört man "Weiß nicht?"
C. Araxe antwortete am 5. Sep, 13:31:
Nee, beim kleinen Monster nicht. Aber Sie würden sich wünschen, dass Sie nicht gefragt hätten, weil die Erörterungen ein paar Stunden dauern können. *g*
teacher antwortete am 5. Sep, 13:32:
Dann ist doch alles ok.