testsiegerin meinte am 3. Jul, 15:02:
Ehrlich gesagt, ich finde das Sitzenbleiben sowieso blöd und - wie man an anderen Ländern wie z.b Finnland sieht - unnötig. Meine Tochter hat auch zwei Wiederholungsprüfungen, und ich hoffe, sie schafft sie auch. Ich kann und will es nicht verstehen, warum man Kinder/Jugendliche aus einem Klassenverband herausreißt, sie dazu zwingt, zehn Fächer, in denen sie zum Teil gut waren, zu wiederholen, nur weil sie in einem oder zwei Fächern Probleme haben.
Ich kann mir Nachhilfestunden nicht leisten, und ich weiß, dass es nicht an mangelnder Intelligenz liegt, sondern zum Teil auch daran, dass sie Tourette hat und manchmal ihre ganze Energie braucht, um ihre Tics so gut wie möglich zu unterdrücken. Diese Energie fehlt ihr dann für die Konzentration in der Schule und bei Schularbeiten.
Das sehen die LehrerInenn aber nur teilweise.
Warum wird sie nicht einfach in diesen Fächern von der Schule gefördert? Warum unterrichten viele LehrerInnen nicht so, dass sie das Wissen den Kindern vermitteln können?
Es gibt leider ganz wenige von deiner Sorte, die sich selbst hinterfragen und selbstkritisch sind. Meistens sind in ihren Augen die Kinder zu blöd oder die Eltern schuld.
ich bin ziemlich froh, wenn wir das Schulsystem endlich hinter uns haben.
ich (Gast) antwortete am 3. Jul, 15:15:
Ist Deine Tochter an einer Regel- oder an einer Förderschule? In der Regelschule sollte Sie auch die Regelleistungen bringen. Klar, aufgrund ihrer Krankheit kann sie das nicht immer -- aber dann ist zu überlegen, ob die Schulform die richtige ist (und zumindest die Entscheidungen des Lehrers, dass eine bestimmte Leistung nicht gebracht wurde, zu akzeptieren). Das hat mit Intelligenz nichts, aber auch gar nichts zu tun. Du kannst unser Schulsystem (leider!) nicht dem dem von Finnland vergleichen. Dort ist die Aufgabe des Lehrers das unterrichten. Punkt. Alle weiteren Förderungen werden dort von Fachkäften (Sozialarbeitern usw) übernommen, die das auch gelernt haben. Damit ist eine individuelle Förderung und Konfliktlösung möglich, bei uns leider nicht.
Aber: Die Lehrer in Finnland werden extrem schlecht bezahlt, und haben auch nicht so viel Urlaub wie unsere Lehrer.
Zurück zum Punkt mit Deiner Tochter: Auf welche Art sollen denn die Lehrer Dein Kind fördern? In welcher Zeit? Was machen in der Zeit die anderen?
testsiegerin antwortete am 3. Jul, 15:30:
ich halte nichts von regel- oder förderschulen. ich will EINE schule, in der jedes kind so gefördert und gefordert wird, wie es für ihn/sie passt. meine tochter braucht auch keine sozialarbeiterin (so eine hat sie nämlich zur mutter ;-)- oder eine seperate psychosoziale betreuung - sie bräuchte einfach lehrerInnen, denen das unterrichten spaß macht, die die kinder gern haben, die sich passende methoden überlegen und rücksichten auf die stärken und schwächen der kinder nehmen.
wie sie das leisten soll, die schule? wüsste ich das, wäre ich unterrichtsministerin geworden, nicht sachwalterin.
aber um meine tochter gehts eh nicht. sondern um das system des "sitzenbleibens", das meiner meinung nach ins vorige jahrtausend gehört.
mario (Gast) antwortete am 3. Jul, 18:58:
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen daß auch Sitzenbleiben sinnvoll sein kann. (Bei mir wars seinerzeit Latein im 3. Gymnasium - und dieses eine Jahr hat mir aus heutiger Sicht unendlich viel gebracht.)Ja, ich bin auch für gute Lehrer, ich bin auch für individuelle Förderung - aber ich bin dagegen alle in einen Topf zu werfen und junge Menschen trotz mangelnder Leistung (aus welchen Gründen auch immer) in die nächste Schulstufe zu stecken, in der sie dann erst recht wieder überfordert sind.
Lieben Grüße,
mario
teacher antwortete am 3. Jul, 22:02:
Wiederholen ist in vielen Fällen kontraproduktiv, in einigen sinnvoll, manchmal ohne Wirkung - ich kenne auch keine ideale Alternative. Momentan muss ich mich an die geltenden Gesetze halten und bin dabei mit der "Berufung" gegen Noten sehr unzufrieden. Da muss viel früher Mediation passieren, bevor die Juristen eingreifen.
emu (Gast) antwortete am 4. Jul, 02:24:
Bei aller Liebe, aber Noten müssen gemäß der Leistungsbeurteilungsverordnung vergeben werden, die in Österreich die wenigsten Lehrerinnen und Lehrer wirklich gelesen haben. Einsprüche sind keine Gängeleien der Eltern, sondern ein legitimes Rechtsmittel, auch wenn zugegeben die meisten Beschwerden ohnehin aussichtslose Fälle betreffen. Ich bin auch gegen Sitzenbleiben und für Information und überhaupt soll es allen besser gehen, aber Eltern generell als Querulanten darzustellen, halte ich für fahrlässig. (Ich habe keine Kinder und bin im Dunstkreis der LehrerInnenbildung tätig.)
teacher antwortete am 5. Jul, 11:44:
Klar. Mich wundert nur, dass in vielen Rechtsfällen (Eherecht, Privatrecht ...) Mediation viele Rechtsstreitigkeiten ersetzt, es in der Schule (wo Juristen möglichst nichts zu suchen haben) nicht Platz greift.
ich (Gast) antwortete am 6. Jul, 09:27:
Oh, Du willst keine Sozialarbeiterin, die sich um Deine Tochter kümmert, führst das finnische Schulsystem aber als Beispiel an? Ich empfehle Dir, Dich zu informieren.