Flash (Gast) meinte am 15. Mai, 10:32:
Bildung ist nie vorwiegend eine Frage des investierten Geldes. Wer dies so propagiert, verbreitet doch ein Wertesystem, was finanzielle Anreize über alles andere stellt.Chinesische Artikel mögen tw. billig sein, aber die teure Markenware existiert ja auch, wird hergestellt und verkauft. Und außerdem: auch die Bohrmaschine für 19,99 bohrt Löcher.
Was nun die Kosten des Bildungssystems betrifft: wenn man jetzt hergeht und daran sparen will, hat man ja zumindest im Vorfeld (auf lange Sicht betrachtet) auch gewaltig die Ausgaben gesteigert.
Das jetzige Schulsystem ist ja nicht mehr auf dem Stand von 1950 oder gar 1910, sondern wurde stetig kostenintensiver. Man läßt es sich also durchaus überproportional viel kosten, den Nachwuchs zu fördern. (In Deutschland sind Schulen und Kitas beinahe flächendeckend top-saniert und mit Unterrichts- und Lernmaterial vollgepropft).
"Weiche" Faktoren sind sowieso viel schwerwiegender als Geld. Kaputte Familien, bildungsuntaugliche Schüler, fehlender Nachtschlaf, absolut inhomogene Klassen, fehlende Sprachkenntnisse, null Respekt ggüber Lehrern u. Mitschülern, keine Ruhe im Unterricht - das wiegt alles viel schwerer als der Faktor Geld.
Nun könntest du sagen: deshalb muß mehr Geld ins System, um all das zu reparieren. Das tuts aber nicht. Geld kauft keine "weichen" Faktoren, entwickelt keine Tugenden. Und umgekehrt hindert Armut niemandem an der Tugendsamkeit (wie es sozialpädagogische Mainstream-Ansicht ist).
Und falls du fragst, was dann wirksamer wäre: nun, früher übernahm diese Rolle die Religion, der Glaube der Massen. Der ist leider heute weg - und nicht ersetzbar, auch nicht durch hohe finanzielle Mittel.
undiszipliniert (Gast) antwortete am 15. Mai, 23:11:
Ich kann nur zustimmen, dass Bildung nicht vorwiegend eine Frage des investierten Geldes ist, aber es wäre doch ganz nett, wenn man den Schulen zumindest soviel Geld zur Verfügung stellt, um Bücher von 1970 auszutauschen, damit Rechtschreibung und Länderhoheiten auf dem neuesten Stand sind.Das deutsche Schulen vor aktuellem Lernmaterial strotzen, halte ich für ein Gerücht ... wir lesen immer noch "Ben liebt Anna" in der Ausgabe von 1995 ... abgesehen von der differenten Rechtschreibung fallen die Bücher langsam, aber sicher auseinander ...Neuanschaffungen von Lektüren sind fast ausschließlich durch den Förderverein möglich, das Geld von der LMF (Lehrmittel-Freiheit = Land) und dem Schulträger fällt den normalen Anschaffungen, wie abgenutzten Lehrbüchern, Material fürs 1. Schuljahr, Kopierkosten usw. zum Opfer.
Da hilft auch keine Religion.
Ich behaupte nicht, dass wir mit aktuellem Lernmaterial mehr erreichen können, aber zumindest hätten wir dann aktuelles Lernmaterial .. danach könnten wir alle mal wieder zu Inhalten zurückkommen ... derzeit stecke ich mehr Zeit und Kraft in das "Basteln" von aktuellem Material, in das" Kämpfen" mit nicht unterrichtgerechten Medien und in Verwaltungsarbeit, aber nicht, weil ich es will, sondern weil es derzeit keinen anderen Weg für uns Lehrer(innen) gibt.
stichi antwortete am 15. Mai, 23:18:
"(In Deutschland sind Schulen und Kitas beinahe flächendeckend top-saniert und mit Unterrichts- und Lernmaterial vollgepropft)."Woher hast du denn diese Erkenntnis. Ich habe davon nichts bemerkt.
teacher antwortete am 16. Mai, 19:55:
Auch die Schulen in Österreich hätte eine ordentliche materielle Auffrischung nötig. Jedes Kinderzimmer ist besser ausgestattet.In meinem Posting geht es aber primär um die Personalkosten (Lehrerinnenlöhne): Dort setzt man beim Sparen an, weil die Globalisierungstricks (outsourcen etc.) nicht möglich sind.
Ich denke, dass wir intelligenter sparen könnten, z.B. bei Verwaltung, Organisation etc. Aber da stehen z.B. politisch geschützte Versorgungsposten zur Disposition!
Stefan (Gast) antwortete am 17. Mai, 10:40:
Wenn sich unsere...
...Schule von allen Mitbringseln der LehrerInnen und Spenden der Eltern/Unterstützer entledigen würde, bliebe nicht viel mehr als eine kahle Klasse mit Tischen, Stühlen, einer Tafel, einem Waschbecken und vielleicht wenigen Lernspielen + Frontalmaterial. Computer, ansprechendes Lernmaterial (gute Verarbeitung), Beamer, Ablagen, Regale, Stellwände, Klassenbücherei, etc. ist "privat" subventioniert. Klar, wir hätten mit reinen Staatsgeldern immer noch eine ordentliche Schule, aber längst nicht das, was Blicke in heutige Klassenzimmer vermuten.
Beispiel unserer kleine Grundschule: Würden wir nur mit den Gelder des Schulträgers auskommen müssen, könnten wir gerademal die Verwaltungs plus Leasing- und Papierkosten unseres Kopierers finanzieren - ungelogen!
teacher antwortete am 17. Mai, 12:52:
... was nicht nur Abhängigkeit und Anbiederung bedeutet, sondern auch in der Krise spürbar wird.