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cotopaxi

 
steppenhund meinte am 18. Mär, 17:28:
Positiver Ausgang
Zuerst war ich schockiert, dass mir nicht auf Anhieb gleich einige Bücher eingefallen sind. Ich habe relativ viele Vorschläge gleich wieder ausgeschieden, weil es sich um ein Mädchen handelt. Da bin ich nicht einmal so sicher, ob Hesse ein geeigneter Lesestoff ist, weil er schon sehr die männliche Problematik in den Vordergrund stellt.
Ich selber habe ja Graham Greene sehr gerne gelesen und habe den Ausgang von z.B. "Das Ende einer Affäre" durchaus positiv gesehen. Es ist aber die Frage, ob das ein 17-jähriges Mädchen auch so sieht. Der Ich-Erzähler verliert seine Geliebte, verflucht Gott, im letzten Satz bittet er Gott, ihn in Ruhe zu lassen. In Wirklichkeit ist die Aussage des religiös geprägten Existentialismus die: wenn man alles verloren hat, bleibt Gott als letzte Instanz übrig. Ist ein schwieriges Thema. Das Gegenstück dazu Sartre - das Gleiche ohne Gott - muss nicht von jedem positiv gesehen werden. "Das Spiel ist aus" dokumentiert eher die Auswegslosigkeit, in der wir uns befinden. Beide Bücher haben aber mir großen Auftrieb gegeben.
Aber inzwischen sind mir zwei Bücher eingefallen, die ich immer wieder gelesen habe, obwohl sie streckenweise fürchterliche Lebensabschnitte schildern. Der positive Ausgang ist der, wie ich sie bei Entwicklungsromanen jeder Art erwarten würde. Daher appeliere ich an die Leserinnen, welche Entwicklungsromane mit Frauenfiguren sie empfehlen würden.
Die zwei Bücher, die mir aber eingefallen sind, liste ich hier:
* "Der Menschen Hörigkeit" von Somerset Maugham.
* "Und die Sterne blicken herab" von A. J. Cronin.
Ich weiß nicht mehr, ob ich die Bücher 10 mal oder 50 mal gelesen habe. Aber vor allem bei "der Menschen Hörigkeit" hatte ich den Eindruck, dass man sich aus den unterschiedlichsten Situationen befreien kann. Dass er am Schluss die vollkommen natürliche Sally bekommt, die er lange gar nicht beachtet hatte, erscheint sogar gerechtfertigt.
Dann fällt mir im Nachschlag noch "Der Meister und Margarita" ein. Trotz stalinistischer Zustände, die im Buch karrikiert werden, ist dieses russische "Faust"-Thema von einer ausgesprochen positiven Grundhaltung getragen.
Das sind jetzt zwar keine Sachbücher, es sind eher Lebenssachbücher, aber vielleicht doch ein Lesestoff, der positive Stimmungen hervorrufen kann. 
teacher antwortete am 18. Mär, 20:14:
Ich habe mal überlegt: Schule hat lange Zeit kritische Literatur forciert und viele Lehrer vertreten diese Grundidee noch immer. Dass wir dieser "Fun-Generation" positive Literatur anbieten sollen, das habe ich noch nirgends gehört. ISTABERSO. 
walküre antwortete am 18. Mär, 20:38:
Desolate Biografien und Fun-Generation ist ein gravierender Widerspruch. 
emp1 (Gast) antwortete am 18. Mär, 21:28:
Junge Frauen lesen Hesse doch genauso gern wie junge Männer. Wenn Frauen sich auf Geschichten mit starken Frauen beschränken würden, bliebe vom üblichen Literaturkanon für den gebildeten Menschen wenig übrig. 
teacher antwortete am 18. Mär, 21:52:
@walküre: ... oder bloß 2 Seiten einer Medaille.
@emp1: Hesse ist für alle da. Aber junge Männer lesen nicht(s). 
BIA (Gast) antwortete am 18. Mär, 23:39:
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der Fokus auf Problemthemen net so viel bringt.
Beispiel gefällig?
Letztes Jahr las eine Klasse von 13-Jährigen ein Buch über Mobbing in Deutsch. Gut gemeintes Ziel: Jugendliche sollten, erschüttert über Mobbing, besseren sozialen Umgang miteinander haben.
Erfolg: Schüler verwendeten Buch als Ideenfundgrube und schikanierten den Klassenaußenseiter analog zum Buch (also, wenn der Junge im Buch ein anonymes Päckchen voller Grauslichkeiten erhielt, machten sie's nach.) Super.

Wenn der Mensch Nachahmungslerner ist, dann sollten wir ihm doch was Positives zum Nachahmen geben, nöch? 
ketzerkatze (Gast) antwortete am 19. Mär, 22:50:
Kann ich nur unterstützen - auch junge Frauen lesen Hesse
nur zu meiner Schülerinnenzeit "durfte" man das kaum zugeben - galt als "kerlisch", sowas. Dass meine Freundin und ich sowohl aus dem Demian, dem Siddharta und dem Glasperlenspiel seitenweise zitieren konnten, wusste gerade mal unsere Deutschlehrerin (die sich über uns zwei aber sowieso nicht mehr wunderte *gg*) 
teacher antwortete am 20. Mär, 13:01:
@ BIA: Modelllernen funktioniert am besten an negativen Beispielen.
Und: Betroffenheitspädagogik funktioniert gar nicht. 
emp (Gast) antwortete am 20. Mär, 21:44:
Hesse
Jetzt bin ich baff - dass Hesse eine Jungssache ist, habe ich noch nie gehört oder erlebt, dass jemand eine solche Meinung hatte. 
Frau Waldbrand (Gast) antwortete am 2. Apr, 22:30:
Also ich habe als junges Mädchen äußerst ungern Hesse gelesen, weil Frauen darin kaum ernsthaft vorkommen, es sei denn als sexuelle Gespielinnen oder Mütter. Ich hatte damals das starke Gefühl, der Mann braucht keine Frau für die Erleuchtung, nur zur Aufzucht oder Zerstreuung. Müsste man mal wieder nachlesen... 

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