georg (Gast) meinte am 16. Mär, 09:17:
???
warum sollts keine bücher geben die gut ausgehen?
Kristof (Gast) antwortete am 16. Mär, 09:27:
Literatur handelt halt größenteils von Tragik. Das ist auch ihr Geschäft. Aber natürlich gibt es genügend Bücher, die Hoffnung vermitteln. Gerade tragisch beginnende Bücher entwickeln sich am Ende positiv. Die Frage ist nur, aus welchen man etwas lernt und aus welchen man Hoffnung ziehen kann!
Tux (Gast) antwortete am 16. Mär, 11:31:
vielleicht sollte sie es mit Terry Pratchett versuchen
teacher antwortete am 16. Mär, 12:57:
Gemeint waren Sachbücher.
Sun-ray antwortete am 17. Mär, 00:29:
Ich glaube nicht, dass es wirklich um Sachbücher dabei geht. Jedenfalls nicht um solche im üblichen Verständnis. Die haben einfach andere Intention, als solche des Mutmachens. Was nicht nur den Kindern und Jugendlichen am meisten fehlt, ist meines Erachtens genau das: Vorbilder, die zeigen, dass man mit Informationen so oder so umgehen kann. Natürlich kann man sich Strick draus drehen (lassen), der die Luft zum Atmen nimmt. Aber man kann auch sehr viel unbefangener damit umgehen - nämlich im Hinblick auf Handlungsbefähigung. Dazu muss man sich aber zunächst von der tradierten Sicht lösen, nur Tragik schule ernstzunehmend das Bewusstsein. Ein Schritt, der vielerorts verpönt ist, alldieweil die Konditionierung nun mal Destruktivität als Bewusstsein wahrzunehmen diktiert.
Frank Schätzing, Nachrichten aus einem anderen Universum - ein wundervolles Sachbuch voll fundierter Informationen, die in überaus vergnüglicher Weise ausgebreitet werden. Das Lesen macht richtig Spaß. Und ganz nebenbei gewinnt man wichtige Einsicht. Nämlich die, dass es zu keiner Zeit der Erde je eine sichere gab. Ganz im Gegenteil kann Leben sich nur dann entwickeln, wenn es langfristig keine sicheren Zeiten gibt. Transfer: Wenn dem so ist, ist es völlig müßig, sich Kopf über Zukunft und deren etwaige Absehbarkeit zu zerbrechen. Dann kann es wirklich nur darum gehen, die eigene Lebensqualität zu verbessern - nicht im üblichen Konsumsinn, sondern im Hinblick auf Mut zur Lebensfreude.
Nein, solcher Ansatz ignoriert nicht die vorhandenen Problem. Aber er bürdet ihnen nicht noch zusätzliche und vor allem untragbare Last auf.
Des weiteren ist Terry Pratchett sehr viel mehr, als bloße Unterhaltungsliteratur. Lernen soll Spaß machen und als freier Zugewinn betrachtet werden. So präzise, weil beiläufig zum Denken anregende Sozialstudie wie bei Terry Pratchett findet man sehr selten. Es wimmelt bei ihm nur so von Aussagen, die ganz heiter leicht daherkommen, fast unbemerkt ins Bewusstsein sinken und dann dort zu arbeiten beginnen.
Des weiteren würde ich auch ohne weiteres ausgewählte Lebenshilfebücher nahelegen. Solche, die nicht abgehoben esoterisch daherkommen, sondern Spannung mitbringen (Die Prophezeiungen von Celestine), auf feinfühlige und unterhaltsame Weise Verhältnisse und Geschichte transparent machen (Das lachende Sutra von Mark Salzmann) oder auch nur den Wert und die Faszination von Literatur vermitteln (Die Tintenherz-Trilogie). Wer sich für Selbstermächtigung und -stärkung interessiert, dem sei Chuck Spezzano ans Herz gelegt. Für kurze Lektürepausen empfiehlt sich Coelhos Krieger des Lichts. Auch sehr schön und rundum wohltuend: Der Eremit von Silvino Alves da Silva Neto. Für naturwissenschaftlich Interessierte: Die tanzenden Wu Li Meister von Gary Zukav. Und wen Sprachwissenschaft reizt, dem kann man getrost den Nachtzug nach Lissabon ans Herz legen. Und die Bibel nach Biff ist ebenfalls sehr empfehlenswert, so, wie nahezu alle Bücher von Christopher Moore.
Herzenslast erleichtern und Phantasie wie Lachen anregen, wirkt um Längen emanzipatorischer, als jedwede Aussicht auf Unlösbarkeit. Keiner von uns muss Traurigkeit, Mutlosigkeit und Angst erst lernen - diese Gefühle sitzen den meisten mittlerweile so tief in Fleisch und Blut, dass es wesentlich größere Herausforderung ist, die dadurch entstehende mentale Lähmung wieder zu lösen, statt die Depression noch zu vertiefen. Es ist ein Ammenmärchen früherer Jahrzehnte, zu glauben, man könne Leid dadurch aus der Welt schaffen, dass man es nur genügend thematisiert. Konstruktive Zukunftskraft entsteht dort, wo Menschen ermutigt werden, sich zu strecken und an sich zu glauben und nicht dort, wo man sie hilflosem Verzagen überlässt.
Meine Meinung zum Thema. ;)